Ein Salzkammergut-Krimi
Bei Bürkls Krimidebut ”Schwarztee” war ich in meiner Bewertung noch eher unentschlossen. Allerdings hat mich das Buch doch sehr neugierig auf die Fortsetzung gemacht. Bei „Ausgetanzt“ bin ich mir sicher: gefällt mir gar nicht.
Wieder ermittelt Berenike Roithner. War ihre Motivation dazu im ersten Band noch ganz plausibel, finde ich sie jetzt an den Haaren herbeigezogen. Nur weil sie sich abstrakt gegen Gewalt wehren will begibt sie sich in Gefahr?
Wenigstens die Esoterik spielt diesmal eine kleinere Rolle. Natürlich, Berenike hat keine Wandlung durchgemacht. Sie zieht immer noch online Tarot-Karten und ähnliches, aber es ist nicht mehr so prominent. Zum Aushalten. Problematisch ist ihre Wahrnehmung der Realität, eine Mischung aus massiver Selbstüberschätzung (die Polizei tut nichts, nur Berenike kann den Fall lösen), Paranoia, Zwiegespaltenheit (die Polizei soll gefälligst die Frauen schützen, aber wehe, Jonas versucht das tatsächlich bei Berenike) Gedankensprüngen und Unkonzentriertheit. Das mutet beinahe psychotisch an. Wie weit kann ich als Leserin Berenikes Wahrnehmungen überhaupt trauen? Gar nicht, finde ich. Und das ist für die Geschichte schlecht, denn erzählt wird immer noch aus Berenikes Sicht.
Der Aufbau des Krimis ähnelt sehr dem ersten Teil. Das ist manchmal sehr nett, zB bei der Fortsetzung von Berenikes Teebrevier oder den „Teezitaten“ am Kapitelanfang, manchmal zu viel des Guten. Denn wieder reist Berenike kurz nach Wien, dort wird wieder eine Leiche gefunden, die im Zusammenhang mit den Salzkammergut-Morden steht, und sie entdeckt wieder wesentliche Fakten. Dieses Muster kenn ich, und so ähnlich müssen zwei Krimis wieder nicht sein.
Geblieben ist auch, dass immer wieder englische Phrasen einfließen. Diesmal wird am Anfang kurz erklärt, dass Berenike anglophil ist. Fein. Aber von diesem Satz abgesehen, kann ich nichts von dieser Liebe erkennen, außer dass Berenike auch englische Tees trinkt und einmal Shortbread isst. In der gesprochenen Sprache verwendet sie zB überhaupt keine englischen Vokabeln. „Show, don’t tell“ habe ich in diesem Zusammenhang schmerzlich vermisst.
Die vielen Sätze ohne Subjekt gefallen mir nach wie vor nicht. Zugegeben, das ist Geschmackssache…
Spannung kam aus meiner Sicht erst im letzten Drittel auf. Bis dahin hat Berenike mit ihrer unmöglichen Art einfach genervt.
Und noch eine Kleinigkeit, die den Lesegenuss verdorben hat: mein Exemplar war schlecht gebunden. Ich bin ja keine, die die Bücher beim Lesen kaum öffnet, aber so schlecht behandle ich die Bücher auch wieder nicht, dass die hinteren Seiten sich schon während des Lesens des erstens Kapitels lösen dürften. Bisher habe ich allerdings mit den Gmeiner-Büchern keine solch schlechten Erfahrungen gemacht.
Fazit: Nach dem zweiten Berenike-Krimi ist für mich Schluss mit dieser Serie. Teil drei tu ich mir sicher nicht mehr an.
Leseprobe
ZiehZeit (Interview)
Libromanie (Interview)
LovelyBooks (Rezension)
29.7.2010:
Weitere Reaktionen auf diesen Artikel samt Diskussion:
Das Wortreich
Bookstack
Silkes SUB
Nachtrag 23.8.2010: Zwei Rezensenten bei Thalia beziehen sich direkt auf Bürkls Reaktion.
Also ich fand ja das erste Buch von Frau Bürkl schon ziemlich grottig, und das zweite brauch ich mir nach deiner Rezi ganz sicher nicht antun! Mich hat vor allem die „Heldin“ und ihre englischen Phrasen total genervt.
Das ist wahrscheinlich ein Beispiel für die Konstruierung eines Romanes nach dem Reißbrett oder „Wie kommt es gut an -Methode“, nicht umsonst hält die Autorin ja Roman- und Krimiworkshops, um wieder einmal über ein Buch zu sprechen das ich nicht gelesen habe, was ich mir anmaße, da von den hunderttausend die pro Jahr erscheinen, auch für mich nur maximal hundert zu schaffen sind und das sind meist ältere.
Ich denke schon, daß die Verlage denken, Krimis sind spannend und leicht zu lesen, das wollen die Leser und dann wird halt auf den sogenannten Publikumsgeschmack hingeschrieben, ich lese Krimis obwohl ich gegen Gewalt bin, selbst ganz gern, frage mich aber, warum den Helden und den Heldinnen soviele Morde passieren, das ist doch unrealistisch, daß eine im Wald spazieren geht und schon stolpert sie über die Leiche, aber offenbar wollen wir es so.
Vielen Dank auch für die positive Erwähnung des Literaturgeflüsters
@ Evi: Da ich deine Rezension zum ersten Buch kenne, glaub ich kaum, dass du beim zweiten viel anderer Meinung als ich sein würdest.
@Frau Jancak: ich tue mir eben schwer mit jemanden, der ein Buch nicht gelesen hat, darüber zu diskutieren. „Ausgetanzt“ ist nicht so kunstlos geschrieben, dass man den Creative-Writing-Bauplan auf den ersten Blick merkt. Es sind eher die verschiedenen Elemente, die einfach nicht funktionieren. Berenike ist eine brüchige Heldin, was ja an und für sich kein Kritikpunkt sein kann. Wenn die Geschichte aber von jemanden, der eine fragwürdige Realitätssicht hat, erzählt wird und das kein Thema ist, wird’s schwierig. An einer Stelle denkt sie zB, dass sie ihre Krise aus eigener Kraft überwunden hat. Ich als Leserin denk mir nur: „Mädel, nichts hast du überwunden. Du steckst mittendrin, und du solltest über professionelle Hilfe nachdenken“ – aber ich bleib mit diesen Gedanken allein…
[…] gewisse Frau Leselustfrust hält sich für eine Rezensentin. Ja genau das, was früher, lang lang ists her, ein erlernter Beruf […]
Ich glaub, ich veröffentliche meine Reaktion auf Frau Bürkls emotionalen Blogbeitrag lieber auch hier:
Ihr Ärger ist verständlich und dass Ihnen eine negative Meinung keine Freude macht.
Nur: ich habe nie behauptet, Rezensentin zu sein. Und schon gar nicht behaupte ich, objektiv zu schreiben. Das steht sogar im Untertitel von meinem Blog: „Strikt subjektive Meinungen zu privater Lektüre“. Auf der Unterseite „about“ hätten Sie lesen können:
„Meine Artikel sind strikt subjektiv. Ich habe keine Ausbildung im literarischen Bereich, ich bin einfach Leserin. Natürlich erhebe ich keinerlei Anspruch darauf, „Recht“ zu haben. Meine Meinung kann ich begründen (und diskutiere sie bei Bedarf), wenn möglich, verlinke ich aber auch zu gegenteiligen Ansichten.“
Ihre Vorwürfe gehen eindeutig ins Leere. Ich und unprofessionel? SICHER! Ich habe nie etwas anderes behauptet. Und wie schaut es mit Ihrer Reaktion aus, Frau Bürkl?
*lol* großartig pariert!
Frau Bürkl traut sich aber wenigstens, sich öffentlich über deine Rezi zu mokieren und vor allem, dir das auch zu sagen. 😉
Ich habe mal ein (grottenschlechtes) Buch einer deutschen Autorin negativ besprochen, diese hat nach Monaten(!) meine Rezi gefunden und mich daraufhin in allen nur erdenklichen Foren angeschwärzt. Jedoch wohl ohne großen Erfolg für sie. Hat mir ein paar Leser verschafft, von denen sich jedoch keiner zu meiner Rezi geäußert hat. Vielleicht aus dem Grund, weil ich ihre „besten“ Stellen aus dem Buch zitiert habe? *gg*
Die Dame hatte jedoch nicht den Mumm, mir selbst zu schreiben. Ahja, und natürlich hat sie in den Forenbeiträgen auch behauptet, ich könne nicht rezensieren – na und? Wen kümmert´s? Auf meinem eigenen Blog meine eigene Meinung sagen kann ich aber schon…
In diesem Sinne: keep on rocking!
ich finde nicht, daß sie sich rechtfertigen sollten. ihr blog lässt keinen zweifel daran, daß sie subjektive und persönliche meinungen zu büchern posten, wozu jeder das recht hat. viel peinlicher finde ich die reaktion der autorin darauf, die sich damit selbst disqualifiziert. wer in der öffentlichkeit stehen will, muss kritik an seinem produkt oder tun abkönnen.
ich kenne zwar keines der bücher aber aufgrund dieser reaktion werde ich mir den namen gut merken und künftig bewußt darauf achten, keines von dieser autorin zu kaufen 😦
Ich will mich gar nicht rechtfertigen. In die Diskussion eingemischt habe ich mich, weil ich den Vorwurf verstehen wollte. Aber mir wird ja lediglich zur Last gelegt, dass ich nicht professionell bin. Eh nicht. Wo ist das Problem? Ich kapier’s nicht.
Konkrete Kritik an meinem Text hat bis jetzt keiner geübt. Wenn ich ein Buch verteidigen wollte, würde ich die negative Kritik Schritt für Schritt auseinandernehmen, aber das passiert nicht.
Statt dessen bekomme ich seltsame Vorschläge: ich solle meine Bildungslücken füllen weil ich wegen dieser Professionalitätsforderung nachgefragt habe. Unverständlich, nach wie vor. Muss ich Schuster sein um sagen zu dürfen, dass Flip-Flops hässlich sind? Darf ich nicht mehr öffentlich Sport betreiben weil ich das nie beruflich machen werde?
Oder ich solle Menasse verreissen. Hab ich doch längst getan, hätte man nachlesen können. Das ist doch nicht die erste negative Meinung hier!
Ich solle meine Texte nicht Rezensionen nennen, sondern „Meinung“. Ja, was mach ich denn seit drei Jahren? Wie heißt denn mein Blog?
Ich solle mir ein anderes Hobby suchen, wo ich mich doch Lesefrust nenne. Nun ja, mein Nick lautet anders, und es gibt schlechte Texte. Dafür kann doch ich nichts! Ich lese gerne, basta. Meine Neugierde führt halt auch zu schlechten Erfahrungen, na und? Dafür mache ich auch tolle Entdeckungen.
Ich müsse andere Meinungen akzeptieren. Oben ist doch eine positive Rezension verlinkt.
Nein, ich verstehe noch immer nicht, wo ich mit meiner Meinung falsch liege. Nur, dass Laienkritik generell angegriffen wird. Nichts Neues. Dass man Literatur studieren muss um zu einem Krimi seine Meinung äußern zu dürfen, halte ich allerdings für ausgemachten Unsinn. Dann dürfen ab jetzt nur mehr Juristen und Polizisten Krimis schreiben, jawohl! 😉
Ich schreibe weiterhin meine Meinung. Unter der gleichen Überschrift wie bisher: „Strikt subjektive Meinungen“.
Ja, das ist ein bißchen eine seltsame Diskussion, aber es zeigt wahrscheinlich, wie heikel das Thema ist und wie schnell man sich angegriffen fühlt, denn die Seele ist ein weites Land und sehr empfindlich, wie ich immer schreibe
[…] Professionalität, Objektivität und Sachlichkeit fürs Rezensieren“, sagt aber auf „Leselustfrusts“ Frage nicht, was darunter zu verstehen ist, was das Ganze schwierig macht, denn wenn man nicht […]
[…] zu klären ist, wie professionell ich bin, denn da gab es gestern, mit Anni Bürkls neuen Roman „Ausgetanzt“ Troubles. „Leselustfrust“ hat ihn schon besprochen, ich habe einen Kommentar […]
Ich bin grade auf diese Diskussion gestoßen, weil ich natürlich verfolge, wie es bei meinen Wiener StammtischkollegInnen so läuft. Ohne jetzt auf „Ausgetanzt“ einzugehen (es ist gerade erst auf dem Weg zu mir) oder inhaltlich auf die Kritik (ich enthalte mich da wenn es um Kollegen geht, die ich persönlich kenne!), möchte ich nur allgemein um Nachsicht mit uns Autoren bitten. Klar sollten wir es bleiben lassen, unsere Leser für ihre Meinungen zu kritisieren, denn, richtig, es sind subjektive Meinungen. Aber manchmal ist das einfach zu schwer. Ist mir vor einigen Monaten auch passiert, im Büchereulenforum, da war ich total sauer, weil der betreffende Verriss voraussehbar war und ich mich gefragt habe: Warum liest jemand ein Buch, das grundsätzlich nicht sein Beuteschema ist? Wir neigen dazu, negative Kritik wegzuerklären, und das Argument mit dem Anspruch professioneller Rezensionen, das kenne ich auch gut. Manchmal ist es auch absolut berechtigt (sowohl bei positiven wie negativen Rezensionen), nämlich dann, wenn eine Äußerung keine fundierte Begründung liefert, „ganz toll“ oder „sauschlecht“, da kann man sich aufregen, wenn das alles ist. Hier konkret muss ich sagen dass ich die Rezensionen von LeseLustFrust für sehr fundiert halte und immer gerne lese. Dennoch, wie gesagt, habt Verständnis, ein Autor wird schon mal schnell persönlich, weil Romane eben wie Kinder sind, deren Verletzung einen bis ins Herz trifft, da erwacht dann die Löwenmutter und man haut erst einmal unkontrolliert hin. Deswegen sind wir keine schlechten Menschen. Aber eben nur Menschen.
lg Claudia
Ich habe die Diskussion auch verfolgt und kann vieles an der Argumentation nicht nachvollziehen. Aber um es nicht tot zu reden, sage ich dazu mal nichts.
@Claudia:
Ich habe ebenfalls viel Verständnis für Autoren (ob veröffentlicht oder nicht). Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man leidet, wenn eine schlechte Kritik eingeht. Aber es gibt einfach Reaktionen, die ich von einem „erfahrenen“ Autoren nicht so erwarten würde. Kritik gehört eben dazu, so ist das Leben.
Solche Reaktionen rechne ich eher den jungen und unerfahrenen Autoren zu, die sich seit Jahren in meinem Forum tummeln und bei denen ich es nachvollziehen kann (z.B. aus Altersgründen).
Da das leider kein Einzelfall ist, habe ich für mich ein Fazit gezogen und verzichte erst einmal auf deutsche Autoren (außer für die Fantasy-Challenge). Auch zukünftig, ich habe einige von meiner Wunschliste gestrichen. Denn ich weiß nicht, ob ich das in der Form haben muss/ müsste. Natürlich möchte ich keinem unterstellen, dass er so reagiert, aber da es nun einmal in letzter Zeit gehäuft vorkommt, ist es nun eben so.
Aber eigentlich kann das ja auch wieder nicht Sinn der Sache sein. Mein Rat: Tief Luft holen, eine Nacht darüber schlafen.
Das Schlimme für Autoren sind nicht die schlechten Kritiken, sondern GAR KEINE Kritiken!
Denn nur das Buch, das auch kritisiert wird, wurde definitiv gekauft und gelesen! Und so manche schlechte Kritik verleitet auch mal zu einem Kauf. Denn Menschen neigen dazu, die Bewertung anderer ohnehin nicht zu glauben;).
Ich bin froh daß es solche Bücherblogs gibt und die noch unbestechlich oder -beeinflussbar sind. Auf die Ama…Rezensionen kann man nicht vertrauen, so gefakt die heute sind. Grade zu obigem Buch gab es, soweit ich mich erinnere, mindestens zwei oder drei ein-Sternchen-Kritiken, die man heute vergeblich sucht und die durchaus hilfreich waren. Ich finde es unterste Schublade wenn Autoren und Verlage durch diese Zensierung von Rezis die Meinungsfreiheit von Lesern beschneiden und damit ihre Produkte künstlich hochpushen.
Hallo Nina!
Das ist richtig. Dennoch, abgesehen von den Bücherbloggern selbst, wird Ama*** vom normalen Leser sehr wohl als Informationsquelle genutzt. Leider. Die meisten Rezis, die man auf Bücherblogs findet, sind weitaus informativer. Aber man muss sie eben zu finden wissen.
Was die Einsternrezis zu Schwarztee betrifft: Ich hab es zwar nur am Rand verfolgt, aber einmal in Twitter mitbekommen: Da, wo ich die Löschung mitgekriegt habe, hat es sich um eine Rezension gehandelt, die einen persönlichen Angriff/Untergriff enthalten hat. Das ist gegen die Ama*** Richtlinien. Da verstehe ich es schon, wenn man bittet, zu löschen. Ich habe bisher einmal darum gebeten, bei einer ganz fetten Spoilerrezi, die denjenigen, die es zufällig gelesen hätten, jede Überraschung verdorben hätte. Prinzipiell ist es ein Irrtum, dass Autoren und Verlage hier Zensur üben können. Rezensionen, die den Richtlinien entsprechen, werden von Ama*** nicht auf Aufforderung gelöscht, das wäre ja auch absolut übel! Aber ich habe schon öfters wirklich böse Rezensionen gelesen, die den Autor persönlich angegriffen haben. Das wiederum gehört zu unserem Schutz unterbunden. Gegen korrekte Verrisse sage ich nichts.
lg Claudia
Hallo Claudia,
das habe ich anders empfunden. In zumindest einer der 1*-Rezensionen ging es darum, daß einer meinem Empfinden nach sachlichen Begründung zum Inhalt noch darauf verwiesen wurde, daß die Autorin selbst Schreibworkshops u.ä. abhält, um andere das Schreiben zu lehren, was wiederum eine Farce sei, solange sie selbst das Handwerk nicht beherrsche. Dieser Meinung kann ich mich anschließen.
Es sollte gestattet sein, so etwas zu erwähnen, denn immerhin werden hier auch Kollegen angeworben, die einiges an Geld dafür hinlegen sollen, um von dieser Stelle etwas zu lernen. Die Autorin wirbt schließlich ziemlich aufdringlich mit Slogans wie „A..B.. schreibt für Sie“ und auch für ihre Worshops.
Ich empfinde das nicht als persönlichen Angriff, höchstens als einen Angriff auf die selbst kreierten Kompetenzen, denen nicht entsprochen wird.
Zugegeben, eine der Rezensionen war wirklich derb. Soweit ich mich erinnere, standen darin lediglich zwei Sätze, in denen Scheiße das meist verwendete Wort war. Gegen so was muss man sich wehren dürfen, sehr nachvollziehbar.
Wie schon gesagt, ich habe es nicht im Detail verfolgt. Allerdings ist trotzdem die Frage, was der Hinweis auf den Schreibunterricht in einer Rezension zu suchen hat. Das sind völlig verschiedene Tätigkeiten. Wie man selbst schreibt hat nichts damit zu tun, was man anderen vermitteln kann (in der Oper zB waren viele der besten Gesangslehrer nie Spitzensänger!). Kritik an einem bestimmten Werk bedeutet nicht automatisch, dass der betreffende Autor sein Handwerk nicht versteht oder nicht anderen etwas vermitteln kann. Das geht auch über die besprochene „Meinungsäußerung“ hinaus, denn etwas nicht zu mögen und es zu sagen, ist eines. Aber die Kompetenz des Autors auf allen Ebenen in Frage zu stellen, das überschreitet wiederum die Kompetenz des Rezensenten.
Noch mal gesagt: Ich will hier nicht die glühende Verteidigerin sein, ich habe auch schon Mist gebaut, weil mich Rezensionen verletzt haben, ich würde nur gerne allgemein die Neutralität gewahrt sehen, speziell im Bereich einer Verkaufsplattform wie Ama***. Kritik ist gut und wichtig, aber es gibt dort nicht umsonst Richtlinien. Das mag in Blogs etwas anderes sein, da steht es jedem frei, über die Schreibkursfähigkeiten von Autoren, deren Sypathiefaktor oder Kritikfähigkeit zu diskutieren. Aber in der Rezension selbst hat das mM nach nichts zu suchen.
lg Claudia
Bei allem Verständnis für die Verletzlichkeit der Autoren, deren „Baby“ man angreift: Ich sehe nicht ein, wieso man mit schlechter Kritik hinterm Berg halten soll, während man Lobeshymnen gern überall verbreiten darf. Ich meine, der Leser hat (normalerweise) Geld für das Buch ausgegeben und seine kostbare Zeit investiert – warum sollte er nicht auch als nicht-professioneller Kritiker seine Meinung sagen dürfen?
Darüber hinaus macht mich die Reaktion von Frau Bürkl wirklich ein wenig fassungslos. Sie verteilt fröhlich Rezensionsexemplare unter den Bloggern und Twitterern und regt sich dann auf, dass die Rezensenten nicht professionell sind? Ohne Worte!
Claudia Toman schrieb:
„Wie man selbst schreibt hat nichts damit zu tun, was man anderen vermitteln kann (in der Oper zB waren viele der besten Gesangslehrer nie Spitzensänger!)“
Die hatten auch wahrscheinlich auch nicht vor, Spitzensänger zu werden und haben sich auf das beschränkt, worin sie wirklich gut waren.
Wenn Frau Bürkl eine begnadete Dozentin ist, sollte sie sich dessen vielleicht besinnen und das Schreiben selbst überdenken, denn ich bin nicht der Ansicht, daß sie eine handwerklich begabte Autorin ist.
Solange sie aber eigene Bücher schreibt, muß sie sich Kritik an ihren Werken und auch den direkten Bezug zu ihren angebotenen Dienstleistungen gefallen lassen.
Persönlich würde ich niemals einen ihrer Workshops besuchen oder gar dafür bezahlen, nachdem ich einen Blick in ihre Bücher (Leseproben) geworfen habe.
Junge Autoren, die das Schreiben lernen möchten, mögen auf den ersten Blick die Schwächen nicht erkennen. Ich arbeite jedoch seit über zwanzig Jahren im Lektorat eines großen Verlags und bitte um Vergebung, wenn ich mir ein solches Urteil erlaube. (Im Übrigen bin ich trotzem nie auf die Idee gekommen, selbst ein Buch schreiben zu wollen. Meine Stärken liegen in anderen Bereichen. So etwas muß man lernen zu akzeptieren.)
Hallo Nina!
Nicht böse gemeint, aber, mit Verlaub, das ist Unsinn. Jeder, der professionell Gesang studiert, will Spitzensänger werden und jeder, der Bücher in richtigen Verlagen veröffentlicht, will in die Bestsellerlisten (oder die Bachmannpreisliste). In dem, was man tut, strebt man immer nach dem Besten. Aber unabhängig davon widersprichst du dir, wenn du sagst „sie haben sich auf das beschränkt, worin sie wirklich gut waren.“ Also sind sie wirklich gute Lehrer obwohl sie keine Spitzensänger sind. Andererseits sprichst du einer Autorin, die du nicht gut findest, die Fähigkeit zum unterrichten ab.
Nina schrieb:
„Persönlich würde ich niemals einen ihrer Workshops besuchen oder gar dafür bezahlen, nachdem ich einen Blick in ihre Bücher (Leseproben) geworfen habe.“
Erstens: Musst du ja auch nicht. Würde ich auch nicht, was aber mehr damit zu tun hat, dass ich gar keine Workshops besuche.
Zweitens: Ja nun, im Lektorat ist es natürlich üblich und normal, ein Buch nach der Leseprobe zu beurteilen. Ich gestehe Lektoren auch zu, dass sie das entsprechende Handwerk dazu haben, keine Frage. Aber im Bereich von Rezensionen ist das ein no-go.
Abschließend noch einmal: Die Meinung zu einem Autor und seinen Fähigkeiten steht jedem frei. So ist das nun einmal in unserer Zeit des web 2.0. Meinungsäußerung hat den privaten Bereich verlassen. Aber gewisse grundsätzliche Regeln und ein respektvoller Umgang sollte auf beiden Seiten (da nehme ich uns Autoren keineswegs aus!) gegeben sein. Man kann die Fähigkeiten von jemand anderem erst beurteilen, wenn man sich mit ihnen auseinandergesetzt hat. Sprich: Eine Rezension verfassen nach Lektüre des (ganzen) Buches und eine Meinung zum Schreibunterricht nach Absolvierung eines Workshops. Dann freilich steht einem jede kritische Haltung zu. Vorher, meiner Ansicht nach, nicht.
lg Claudia