Das Phantom: Mannheims Kulturbürgermeister in der Schusslinie
9. März 2009 | Von WT | Kategorie: AllgemeinMichael Grötsch, Mannheims erster CDU-Kulturdezernent nach 55 Jahren SPD-Herrschaft in diesem Bereich, steht gewaltig in der Schusslinie. Seine Partei hatte ihn zur Leitung des neu geschaffenen Dezernats für Arbeit, Soziales, Wirtschaft und Kultur aus Dresden importiert. Dort war er gerade vom Amt des Vorsitzenden der CDU-Gemeinderatsfraktion zurückgetreten, um seiner Abwahl zuvor zu kommen.
Für den Mannheimer CDU-Fraktionschef Carsten Südmersen ist die Berufung von Grötsch ein Erfolg. »Vor allem die Rettung des Stadtfestes ist sein Verdienst«, so Südmersen in der Lokalpresse. Sein Stellvertreter Hofmann sieht das etwas anders und übt in einem Schreiben an die CDU-Ratsmitglieder heftige Kritik an der Amtsführung Grötschs. Laut Mannheimer Morgen soll er geäußert haben: »Er ist in Mannheim nicht präsent«. »Wenn er irgendwo ist, dann macht er einen sehr desinteressierten Eindruck und diese Empfindung habe nicht nur ich«. Auch seine Anwesenheit in Gemeinderatssitzungen sei häufig getragen von offenkundigem Desinteresse an dem was vorgeht.
In Wirtschaftskreisen werde das Gemurre lauter, dass die lang angekündigte Neuausrichtung der Wirtschaftsförderung noch nicht auf dem Tisch liege. In der Kulturszene werde Grötsch – resignierend oder höhnisch – schon »das Phantom« genannt. Andere wiederum halten ihn schlicht für ahnungslos und ohne jegliche Vision für das Kulturleben dieser Stadt. Auch in den anderen Gemeinderats-Parteien wächst der Unmut. »Was macht der eigentlich?«, fragt ganz offen Grünen-Fraktionschef Wolfgang Raufelder. Nur die SPD sieht noch hoffnungsvoll den Impulsen entgegen, die Grötsch setzen wird.
Michael Grötsch hat es geschafft, in knapp zwölf Monaten in der Mannheimer CDU »Dresdner Verhältnisse« zu etablieren. Doch anders als in Dresden bleibt in Mannheim das Chaos nicht auf die CDU-Ratsfraktion beschränkt, Grötsch werkelt hier an zentraler Stelle in der städtischen Administration. Dadurch gerät auch die vom neuen SPD-OB eingeleitete Verwaltungsreform in die Kritik. OB Dr. Peter Kurz ließ heute Morgen mitteilen: »Ich erlebe den Kollegen Grötsch als offen, engagiert und umsetzungsorientiert. Ich kann nur auffordern, dass diejenigen, die andere Vorstellungen über verschiedene Fragen haben, das direkte Gespräch suchen.« [Anmerkung: von Kompetenz ist in der Erklärung des OB allerdings nicht die Rede sic!]
Es gilt das Sprichwort: »Wenn man aus dem Rathaus kommt, ist man klüger.« siehe auch: "Ein Bettvorleger für die Kultur?"
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