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"Wir rufen auf! Penner, Fleischwölfe, arbeitsscheues Gesindel"

Anthologie mit den Texten des 2. Literaturpreises.

"Rote Lilo trifft Wolfsmann"

Anthologie mit den Texten des 1. Literaturpreises.

Stimmen der Schreibenden

Die „Duftenden Doppelpunkte“ wollten wissen: Wie erging es den Schreibenden – als „Schützling“, als TutorIn – im Rahmen des Literaturpreises? Wie verlief ihre Kooperation? Wie erlebten sie ihr Arbeiten am Text? Welche Erfahrungen machten sie in der Auseinandersetzung mit dem Thema „Sprache und Arbeitswelt“?

Lassen wir einige der Beteiligten selbst zu Wort kommen.

Die „Schützlinge“:
Alfred Cipera
Bärbel Dorn
Wilhelm Hengl
Sven Köther
Siri Kusch
Evelyn Leip
Oliver Meiser
Annette Scholonek

Die TutorInnen:
Barbara Finke-Heinrich
Susanne Gregor
Andreas Montalvo
Armin Schmidt
Esther Sheelagh Schmidt
Johanna Vorholz

***
Alfred Cipera
Text 1. Stufe: Metamorphose
Text 2. Stufe: Zwischentöne
Tutorin: Barbara Finke-Heinrich

„Also die erste Stufe – die war schnell erledigt. Das Werk war eigentlich ein Schubladenwerk aus meiner Zeit der Studienvorbereitung. Es war das erste Mal, dass ich mir Erfahrungen so von der Seele geschrieben hatte. Und ich hatte unheimlichen Spass dabei. Speziell, da mir die Vulgärsprache so ganz und gar nicht in die Wiege gelegt war.
Abgesehen davon fand (und finde) ich die Parodien von Friedrich Torberg (mein Lieblingsschriftsteller) über das Literturschaffen der DDR immer ein bisserle unfair. Bsp: ‚Wie kann mit den Mitteln der Literatur die Kohleförderungsquote erfüllt werden? Durch verbrennen der Werke!‘ Es stimmt zwar wahrscheinlich, dass die Werke der DDR Literaturförderung NICHT leicht in den Kanon der Weltliteratur eingehen werden, aber auch der klassische Arbeitnehmer hat etwas zu sagen, hat eine Meinung. Darüberhinaus ist vieles von dem, was in der Arbeitswelt vor sich geht, durchaus berichtenswert. Und, wenn die Stimmung in einer Firma passt, auch durchaus witzig.
Die zweite Stufe war schwieriger. Da war mal die Überraschung, im ersten Durchgang plaziert zu sein. Das hat mich echt vom Stuhl geschmissen. Hätte ich nie gedacht. Ab dann wurde es Arbeit. Fallen mir zu meiner sonstigen Werke die Themen blitzartig bei der Beobachtung meines Umfeldes ein, war ich diesmal ziemlich gehemmt. So stellte sich erstmals auch die Frage, ob ich dem Schreibstil treu bleibe. Dann war da noch der Anspruch, einem Publikum gefallen zu müssen. Bis lang war ich der einzige Rezpient meiner Werke. Irgendwann fiel mir dann wieder ein Thema vor die Füße – ein Outing in der Firma – und es kamen die Worte wie von allein. Erst nach Vollendung kam ich zur Erkenntnis, dass ich dieses Werk für den Wettbewerb verwenden könnte. Ab dann ging es leichter

Speziell lustig war die Kombination einer deutschen Tutorin mit ‚gelecktem‘ Deutsch und einem Wiener und seinen Werken in Vulgärsprache. Das war ein ‚clash of the cultures‘ in Reinkultur! Aber ein genußvoller!!!!
Besonders beeindruckend war das persönliche Treffen im Sommer (so man diese Monate als ‚Sommer‘ bezeichnen mag). Wir sind mehrere Kilometer durch Wien gehatscht und ich habe mit meiner Stadt angegeben :-D! Sie hat es still und geduldig ertragen! Toll war, dass sie mir ihre Meinung, ihre Ansichten nie aufgedrängt hat (das hätte ich mir als klassisches ‚Alphatierchen‘ eh nicht gefallen lassen :-D), sondern dass ich ihr richtig die ‚Würmer aus der Nase ziehen musste‘. Sie hat mich wohl schon nach den ersten ausgetauschten E-mails durschaut. Das half mir in dabei, mich ratsuchend an sie zu wenden. Mehr kann man, glaube ich, von einer Tutorin, einem Tutor nicht verlangen.“

Bärbel Dorn
Text 1. Stufe: Versuch, meinem Chef mein Sozialschmarotzertum zu erklären
Text 2. Stufe: Zwei unvollendete Erfolgsgeschichten
Tutor: Tom Mokkahoff

„Manchmal schneiden sich wider meine Erwartungen als Mathematikerin parallele, scheinbar in verschiedenen Welten angesiedelte Verläufe doch und so kamen zusammen: Der tägliche Frust über die Vernichtung von Lebenszeit in einem Broterwerbsjob, der der Bezeichnung ‚Arbeit‘ nicht würdig ist, die wachsende Trostlosigkeit, die auch beim Lesen der Essays von Robert Menasse oder Dietmar Dath nicht verging, der stärker werdende Wunsch, die eigene Erfahrung publik zu machen und – ein Newsletter von Sandra Uschtrin mit dem Verweis auf die Ausschreibung eines Literaturpreis, der die Sprache in der Arbeitswelt zum Gegenstand hat.

Tu es also, tu etwas Sinnvolles, tu dir Gutes, sagte die innere Stimme und mit den ersten Sätzen stellte sich endlich auch wieder der Spaß an Sprache und Text, an Zusammenhängen und Vielfältigkeit ein. Es schrieb sich …

Es hat sich geschrieben, es wurde überarbeitet, geformt, nicht am Thema vorbei, denke ich, hoffe ich und höre auch nach der Abgabe des zweiten Textes nicht auf, über die Sprache nachzudenken, die mir jeden Tag weismachen will, dass jeder seines Glückes eigener Schmied sei, dass Leben bedeutet, Amboss (Chief Executive Officer, Goldgräber) oder Hammer (Sozialschmarotzer) zu sein, statt des einfachen Mensch-Seins.

Austausch mit einem Tutor – ich habe wichtige Hinweise für Sprache und Stil in meinem zweiten Text erhalten, für die ich meinem Tutor sehr dankbar bin, hätte mir wohl manchmal etwas mehr Ausschweifung in das Thema ‚Sprache in der Arbeitswelt‘ gewünscht, der Funke ist nicht übergesprungen, warum auch immer.“

Wilhelm Hengl
Text 1. Stufe: Die Zwillingin
Text 2. Stufe: Kurz vor Feierabend

„Wie ich das Schreiben in den beiden Stufen erlebt habe?
In der ersten Stufe hatte ich nicht viel Zeit, etwas zu erleben, außer meinem blauen Wunder. Ich hatte ja nur fünf Wochen bis zum Einsendeschluss, und nur die Umstände, ‚dass die ja eh nur drei Seiten wollen, und ich ja eh so viel G’schichterln punkto Arbeitswelt im Talon hab‘, haben mich überhaupt zum Mitmachen bewogen. Aber dummerweise waren meine Ansätze entweder zu ausufernd oder zu sehr am Thema vorbei. Wobei nicht die ‚Arbeitswelt‘ das Problem war, sondern die ‚verschleiernden und manipulativen Aspekte‘. Teuflisch, teuflisch! Drei angefangene Texte waren schon verworfen, und es war Mitte November. Da bin ich von meinem ersten einschlägigen Alptraum heimgesucht worden, und weil eine Plage allein nicht reicht, hatte ich kurz drauf einen Autounfall. Daraufhin war ich sowas von scheißdrauf, dass ich plötzlich problemlos und in persönlicher Rekordzeit einen brauchbaren Text in die Tasten gehämmert und achtmal überarbeitet habe. Und Version 9 sogar noch drei Tage vor dem Letzten einsenden konnte.

In der zweiten Stufe hatte ich viel mehr Schwung, viel mehr Unterstützung und viel mehr Zeit, an den ‚verschleiernden und manipulativen Aspekten‘ zu verzweifeln. Glücklicherweise hatte ich aber schon nach nur vier Monaten eine brauchbare Idee, die mir zumindest die Panik genommen hat, ausgerechnet im Finale am Thema zu scheitern. Der Text selber hatte dann auch wesentlich länger Zeit zum Reifen. Die erste Niederschrift vom späten Frühling habe ich mir nämlich von meiner Tutorin Marcela und meiner Frau Renate absegnen lassen – und den Text anschließend den ganzen Sommer lang nicht angeschaut. Das habe ich erst wieder sechs Wochen vor Einsendeschluss. Unter Berücksichtigung von Marcelas stilistischen und Renates inhaltlichen Verbesserungsvorschlägen habe ich dann die endgültige Fassung erarbeitet. Wieder über etliche Zwischenfassungen. Aber ohne Zeitdruck, ohne Alptraum und ohne Unfall. Was freilich nicht heißen soll, dass dieser zweite Beitrag unbedingt besser ist als der erste.

Welche Erfahrungen ich bei der Kooperation mit meiner Tutorin gesammelt habe?
‚Kooperation‘ klingt so furchtbar streng. Das schreit geradezu nach kriminalistischen Ermittlungen oder militärischen Assistenzeinsätzen. Nennen wir es lieber ‚Literarischer Austausch‘. Das beschreibt den zwanglosen Mailverkehr, den Marcela und ich pflegen, wesentlich besser. Das soll nicht heißen, dass wir die letzten Monate nur rumgeblödelt haben. Wir waren immer bei der Sache, aber unsere Sache war und ist in erster Linie der Spaß an der Freude. Und es bereitet Freude, einander bei der literarischen Weiterentwicklung behilflich sein zu können. Ich denke, Marcela sieht das ähnlich.“

Sven Köther
Text 1. Stufe: Die Liste
Text 2. Stufe: Die Frechheit
Tutor: Andreas Montalvo

„Die Zusammenarbeit mit meinem Tutor war sehr hilfreich und anregend. Zusammenfassend kann man sagen, dass sie drei Phasen durchlaufen hat: Zunächst ein Kennenlernen und eine Auseinandersetzung mit meinem ersten Wettbewerbstext. Danach habe ich einige von meinen Texten geschickt, damit er sich ein Bild davon machen konnte, wie ich schreibe.

In der dritten Phase ging es um den zweiten Text. Erst der grobe Entwurf, dann erste Versionen, die ich dann mit Hilfe seiner Hinweise bis zur endgültigen Fassung bearbeitet habe.

Alles in allem war es eine sehr schöne und fruchtbare Zusammenarbeit.

Wer schreibt, macht sich immer Gedanken um die Sprache. In der ersten Linie um die eigene, und wie man ihr die Dinge einfangen kann, die einen so umtreiben. Und natürlich die Sprache derjenigen Literatur, die man sich als Lesestoff auswählt. Da man aber nicht isoliert lebt und im Berufsleben steht, wird man tagtäglich mit einer Sprache konfrontiert, die nach einem anderen Bezugssystem ausgerichtet ist. Sie ist größtenteils unreflektierter, was mit sich bringt, dass sie direkt auf den Sprechenden zurückfällt. Sie dient zwar einerseits zur Informationsweitergabe, ist aber gleichermaßen Ausdrucksmittel für die Positionierung (die tatsächliche oder die gewollte) innerhalb des Arbeitsumfeldes. Dieser Aspekt ist für mich als Autor wesentlich interessanter, als z.B. die ‚Degeneration‘ der Sprache in der Arbeitswelt, sei es durch Fremdwörter oder den sattsam bekannten Worthülsen.

In meinem ersten Text habe ich versucht zu zeigen, wie sich Selbst- und Fremdwahrnehmung über Begriffe artikuliert, wobei ersteres das zweite beeinflusst und nicht umgekehrt. Eine von Oben aufoktroyierte Bedeutungszuweisung bestimmter Bezeichnungen, hat keinerlei Einfluss auf die Wahrnehmung der Sprechenden. Ihr Sprachbild ändert sich dadurch nicht. Im Fall von ‚Die Liste‘, wird der neue positive Begriff automatisch heruntergestuft auf das negative Niveau des vorher gebrauchten.

Bei meinem zweiten Text wollte ich nun einen Schritt weiter gehen. Meine Idee war es, die oben erwähnte Diskrepanz zwischen der reflektierten Sprache der Literatur und der direkten Sprache des Arbeitsalltags aufzuheben. Sprache in der Arbeitswelt sollte nicht nur thematisiert und präsentiert werden, sondern die erzählende und gestalterische Instanz völlig damit verschmelzen. Hierfür bot sich nun doch der Aspekt der ‚Degeneration‘ am ehesten an. Dieser ist die am leichtest zu denunzierende Auffälligkeit an der Sprache in der Arbeitswelt, wobei die Denunziation dadurch entsteht, dass in der Erzählhaltung eine klare Distanzierung erkennbar ist. Genau das, dachte ich mir, müsste man vermeiden. Die Überlegungen, wie das nun zu erreichen sei, waren sehr spannend und anregend, und am Ende meine ich, einen Weg gefunden zu haben. Ob der Leser es dann genauso sieht, wird man abwarten müssen.“

Siri Kusch
Text 1. Stufe: aufruf
Text 2. Stufe: der erinnerungsposten
Tutor: Armin Schmidt

„Acht Stunden verbringt der Durchschnittsmensch mit Schlafen, acht Stunden mit Arbeiten und acht Stunden mit Anderem, mehr oder weniger Vergnüglichem. Auf dieses letzte Drittel des Lebens konzentriert sich die Literatur. Daran gemessen vernachlässigt sie den Großteil des Lebens. Gut, dass es den ‚Duft des Doppelpunkts‘ gibt. Schön, dass ich bei www.uschtrin.de auf ihn aufmerksam wurde.

Noch in den kleinsten und banalsten Momenten des Alltags, auch des Arbeitsalltags, verbergen sich die großen Themen des Lebens. Die Zutaten sind die gleichen, verschieden ist höchstens das Mischungsverhältnis bei den Gedichten und Geschichten, die sich der Arbeitswelt verschrieben haben.

Mein Tutor und ich kommen aus grundverschiedenen Wirkungskreisen; ein Lehrer und eine Bankmanagerin, vereint durch die Lust am literarischen Schaffen. Mit unserem zweischneidig geschärftem Blick haben wir unsere Werke seziert und analysiert, die eine Formulierung kritisch beäugt, die andere bejubelt. Uns eint die Freude am Wort und auch eine gewisse Akribie bei der Suche nach dem einen, allein richtigen Ausdruck. Die Zusammenarbeit mit Armin Schmidt hat richtig Spaß gemacht und ich bin ihm dankbar für seine wertvollen Hinweise und Anregungen.“

Evelyn Leip
Text 1. Stufe: Märchenhafte Arbeitszeiten
Text 2. Stufe: Die Problemstelle
Tutorin: Susanne Gregor

„Aufmerksam geworden auf den Wettbewerb bin ich im Internet. Ich habe einige Jahre ehrenamtlich in einer Bibliothek gearbeitet und durch die vielen Bücher auch wieder Lust bekommen, selbst zu schreiben. Auf der Seite eines Literaturforums bin ich dann auf einen Hinweis zu diversen Wettbewerben gestossen. Dabei hat mich der Kurzgeschichtenwettbewerb ‚Duftender Doppelpunkt‘ besonders interessiert, weil ich mich als Soziologin auch schon beruflich mit Arbeitswelt und Sprache auseinandergesetzt habe. Ich habe eine ganze Weile über ein Thema für meine Kurzgeschichte nachgedacht. Das Schreiben selbst ging dann sehr schnell. Bei der zweiten Geschichte wollte ich mir mehr Zeit für die tatsächliche Arbeit am Text nehmen.

Meiner Tutorin, Susanne Gregor, habe ich zwei Texte in einer ersten Fassung zugeschickt und sie hat mir die Entscheidung leicht gemacht, weil sie den Text, der mir selbst besser gefallen hat, spontan sehr gut fand. Ich habe dann ein wenig daran gefeilt und die neue Fassung wieder an sie geschickt. Ihre Eindruck war, dass der Text durchs Überarbeiten eher schlechter wurde. Weil ich ihre Argumentation gut nachvollziehen konnte, habe ich einige Änderungen wieder rückgängig gemacht und der eingereichte Text ist jetzt wieder sehr nah an der ‚Rohfassung‘“.

Oliver Meiser
Text 1. Stufe: Praktisch
Texte 2. Stufe: Gehalt & Har(t)z IV
Tutorin: Johanna Vorholz

„Das Schreiben ist für mich immer ein besonderes Erlebnis – egal was und für wen, sei es für Wettbewerbe oder mich selbst. Ich muß sagen, daß ich eigentlich, obwohl ich mich an vielen beteilige, nie speziell für Wettbewerbe schreibe. Schreiben tut man als Autor doch ohnehin dauernd. Wenn dann aber ein Wettbewerb ansteht, schaue ich zuallererst, ob nicht schon in der berühmten Schublade Texte liegen, die ich dann ggf. noch einmal überarbeite. Leider sind ja die Wettbewerbsthemen oft unmöglich. Und häufig ist es ja, selbst wenn das Thema paßt, immer noch schwierig genug: entweder ist der Text zu lang, zu kurz, oder man ist zu alt, hat nicht das richtige Geschlecht oder wohnt nicht am passenden Ort. Und wenn mal alles stimmt, kostet die Teilnahme sogar noch Geld. Selten gibt es Wettbewerbe, bei denen ich denke: Das ist ein gutes Thema, da mache ich mir jetzt mal Gedanken, selbst wenn ich noch gar keine Manuskripte dazu habe. Der Doppelpunkt-Wettbewerb war so einer und hat mich angeregt, mich mit einer Thematik zu beschäftigen, die ich wichtig finde, bisher aber etwas vernachlässigt habe.

Die Zusammenarbeit mit meiner Tutorin Johanna Vorholz hat Spaß gemacht, wenngleich wir beide leider wenig Zeit hatten und ich die Texte sicher auch so hinbekommen hätte. Trotzdem war es gut, die Sachen von einer erfahrenen Kollegin lesen und bewerten lassen zu können. Es hat mich sehr ermutigt und mir geholfen zu sagen: Ja, vielleicht bin ich ja doch auf dem richtigen Weg …“

Annette Scholonek
Text 1. Stufe: Bewerbung im Bereich Marketing
Text 2. Stufe: Wir nennen es Arbeit
Tutorin: Silke Rath

„In meinen Beiträgen habe ich soziologisches Wissen und persönliche Erkenntnisse mit meinem Hang zu entlarvenden Humor vermischt. Als studierende Soziologin, die vor dem Einstieg ins Berufsleben steht, ist die kritische Auseinandersetzung mit der Arbeitswelt für mich ein vertrautes Thema, für das dieser Literaturwettbewerb mich zu weiteren Erkenntnissen angeregt hat.
Meine Tutorin hat kleine, aber gewinnbringende Verbesserungsvorschläge gemacht, von denen ich einige auch bei meiner zukünftigen schriftstellerischen Tätigkeit beherzigen werde. Unsere Zusammenarbeit war knapp, aber effizient.“

***

Barbara Finke-Heinrich
Kooperation mit Alfred Cipera

„Zuerst einmal war die Tatsache, dass ich als Tutorin fungieren durfte, ein zusätzlicher Ansporn in puncto Schreiben für mich. Die Zusammenarbeit mit meinem ‚Schützling‘ war eine große Bereicherung, wir hatten – neben dem E-Mail-Kontakt –auch die Gelegenheit, uns zwischendurch bei einem Kurzbesuch in Wien persönlich kennenzulernen und auszutauschen, so dass wir uns ein klareres Bild voneinander machen konnten. Über Texte zu sprechen, sich ggfs. intensiver auseinanderzusetzen, sich einzulassen, setzt ja auch ein gewisses Vertrauen in den Partner bzw. die Partnerin voraus. Es ist gleichzeitig die Chance, neue oder zumindest andere Gedankenwelten kennenzulernen, es weitet und schärft den Blick zugleich.
Gerade unsere Unterschiedlichkeit, die unseres Ausdrucks, unseres Blickwinkels, unserer Texte, die mich anfänglich etwas geschreckt hatte, habe ich während der Zusammenarbeit schätzen gelernt und als sehr positiv empfunden. Ich hoffe einfach, dass der Kontakt – auch über dieses Projekt hinaus – weiter bestehen bleibt.“

Susanne Gregor
Kooperation mit Evelyn Leip

„Anfangs hatte ich ein bisschen Angst, in den Text einer anderen ‚einzugreifen‘, Ratschläge zu geben. Kann ich das? Und inwieweit darf man das überhaupt? Doch bei der Zusammenarbeit mit der Autorin legten sich meine Zweifel schnell, denn wir verstanden uns auf Anhieb. Für mich war es schön, die Entwicklung des Textes, aber vor allem den Schreibprozess einer anderen Autorin so nah mitzuerleben. Ganz abgesehen vom persönlichen Austausch über das Schreiben und den Alltag. Durch die neue Perspektive sah ich auch mein eigenes Schreiben mit neuen Augen. Ich empfand es als eine sehr bereichernde Zusammenarbeit, in jeder Hinsicht!“

Andreas Montalvo
Kooperation mit Sven Köther

„Kreatives Schaffen und schöpferische Tätigkeiten können – so weiß jeder, der schreibt – nicht ökonomisch gemessen werden. Auch ist es sehr schwierig, sie auf Kommando auszuführen oder in ein Zeitdiagramm zu pressen. Meistens erlischt der kreative Funken, wenn man dies versucht.
Dennoch ist es bei Projekten wie ‚Der Duft des Doppelpunktes: Literatur der Arbeitswelt‘ unabdingbar, sich mit Abgabeterminen und inhaltlichen Vorgaben anzufreunden.
Mit diesem Hintergrund empfand ich die Auseinandersetzung mit meinem Text und mit meinem ‚Schützling‘ sowohl als nützlich als auch hilfreich: Ich habe von ihm Impulse erhalten, die mich bei meiner Schreibtätigkeit angespornt haben, und hoffe, das gleiche in ihm bewirkt zu haben. Wir konnten somit ein Schaffensrad in Gang setzen, das durch die Bewegung kreative Funken sprühen ließ.

Die Arbeit als Tutor im Bereich des Schreibens sehe ich vielmehr als Teamarbeit denn als eine Art der Lehrer-Schüler-Beziehung, zumal ja kreative Arbeit nicht mit dem Ziel des Ruhmes oder der Perfektion von klar vorgegebenen Standards zu erledigen ist. Es geht – so finde ich – um ein gemeinsames Fließen der schöpferischen Energie, um eine Tätigkeit, die sowohl Freude bringen soll als auch eine Art der Erleichterung, etwas aus sich herausgepresst zu haben, unerheblich ob ein goldenes Ei oder ein leeres Exkrement.

Diese Art der Horizonterweiterung jenseits meines eigenen Schreibtisches, ohne mich von ihm wegbewegt zu haben, war eine bereichernde Erfahrung, und ich hoffe, dass es nicht nur bei der einen bleibt!“

Armin Schmidt
Kooperation mit Siri Kusch

„Der Wettbewerb ‚Duft des Doppelpunkts‘ unterscheidet sich von allen anderen, die ich kenne, weil er die Möglichkeit eröffnet, mit anderen Schreibenden in enger Partnerschaft zusammenzuarbeiten. Das ergab sich für mich in besonderer Weise schon, als ich selbst teilnahm. Meine Zusammenarbeit mit meinem damaligen Mentor Marinus Münster hat sich bis zum heutigen Tag fortgesetzt, da wir meine Kurzgeschichte zu einer längeren Erzählung ausgebaut haben. Darüber hinaus entwickelte sich eine intensive Freundschaft.

Die Thematik der Arbeitswelt ist in der heutigen Literatur unterrepräsentiert. Vor allem die Sprache, mit der die negativen Auswirkungen vieler Vorgänge verschleiert werden, verdient eine eingehende Analyse. Dies wird vom laufenden Wettbewerb aufgegriffen, sodass ich spontan bereit war, als Tutor zu fungieren.
Siri Kusch lernte ich schon zu Beginn unserer literarischen Zusammenarbeit persönlich kennen. In langen anregenden Gesprächen erschloss sich mir die Persönlichkeit hinter den Texten. Besonders interessant war es, dass Frau Kusch als Bankmanagerin wesentlich intensiver in die Arbeitswelt integriert ist, was man ihren fundierten Texten anmerkt, während ich als ehemaliger Lehrer eher einen Blick von außen riskiere.
Wir haben in einem regen Hin und Her sehr intensiv an den Texten gefeilt und – wie ich glaube – beide sehr viel voneinander gelernt.“

Esther Sheelagh Schmidt
Kooperation mit Anna-Katharina Pelkner

„Ohgottohgott – so kann ich ja gar nicht schreiben!

Das war meine erste Reaktion auf den Text meines Mentorées.

Meine Texte sind plotbetont, figurenbezogen, die Sprache nur Vehikel, das sich nicht in den Vordergrund drängen darf, „gefällige“ Kurzgeschichten, im besten Fall mit einer Pointe.

Und Anna-Katharina?

Eine abgehackte Sprache, aus der Wut über die Verhältnisse spricht. Verstümmelte Sätze, welche die Verletzungen des Einzelnen deutlich machen. Neudeutsche Worthülsen, die angeprangert werden und die Verlorenheit des Einzelnen in der Wüstenei der Bürokratie zeigen. Namenlose Figuren, aus der Masse gegriffen und wieder dorthin verschwindend. Kunst, wo ich mich bloß um Handwerk bemühe. Was kann ich da schon beitragen?

Aber SIE hat MICH ausgewählt. Also erst einmal tief durchatmen.

Das wichtigste ist Ehrlichkeit und das Bewusstsein, dass auch meine Meinung eben nur das ist – eine Meinung. Keine Wahrheit.

Ich sage ihr gleich beim ersten Kontakt, dass ich anders schreibe und dass sie daher alles, was ich sage, mit doppelter Vorsicht genießen muss. Die letzte Entscheidung über einen Text hat immer der Autor selbst. Aber in der Beschäftigung mit den „so ganz anderen“ Texten finde ich trotzdem zu einem Verständnis und zu einer Meinung. Wir bemühen uns gemeinsam herauszufinden, „was ihr Thema“ ist. Wie kann man es stärker herausarbeiten? Was ist überflüssig – und gehört eigentlich in einen anderen Text? Welches Bild hinkt und welches führte zu einem Wiedererkennen? Was empfinde ich als gut oder schlecht – und vor allem: warum?

Ob es hilfreich war, müssen Sie Anna-Katharina fragen. Der Kontakt ist jedenfalls nicht abgebrochen und wird sicher auch über den Wettbewerb hinaus weiter bestehen.“

Johanna Vorholz
Kooperation mit Oliver Meiser

„Ich schrieb bewusster, da ich gerade in Beziehung zum Schreiben eines anderen stand. Bei all den editorischen Ratschlägen, die man austeilt, muss man sich dann auch an der eigenen Nase packen. Das Thema Arbeitswelt ist breit genug gefasst um Autoren die Freiheit zu lassen Randgebiete zu erkunden, aber auch ganz aktuelle Problematiken zu erfassen. Als Tutorin war es interessant zu sehen, wie ein anderer Autor die Thematik aufgreift und welche Aspekte bei ihm im Vordergrund stehen.

Erfahrungen mit meinem Schützling?
Gute. Kritik ist immer eine Gradwanderung, aber bei uns hat es gut geklappt.“

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