Das Grundbuch „Wand“ habe ich vor einigen Jahren ein paar Monate in meinem Regal liegen gehabt. Judith GruberRizy die mit dem Lesetheater Marlen Haushofer aufgeführt hat, hat es mir geborgt. Ich habe es ihr ungelesen wieder zurückgegeben, denn aus irgendeinen Grund hat mich das Buch damals nicht so interessiert. Marlen Haushofer aber schon, von ihr habe ich in den Siebzigerjahren das erste Mal etwas gehört, mir dann die „Tapetentür“ aus einer Bücherkiste gezogen und gelesen.
Daniela Strigl hat vor einigen Jahren eine Biografie über sie geschrieben, darüber habe ich in Ex Libris gehört, aber nicht recht zugehört, denn bei der ersten literarischen Soiree im Radio Kultur Cafe wurde das Buch vorgestellt, man konnte es gewinnen, wenn man ein paar Fragen, wie beispielsweise wo Marlen Haushofer geboren wurde, beantwortete und ich hatte sehr viel falsch.
Mit der Hilfe eines Herrn hatte ich aber die gleiche Punktzahl wie er und er hat mir das Buch auch überlassen. Dann kam die Grundbuchveranstaltung in der Alten Schmiede.
Die „Wand“ wurde verfilmt, im Bücherschrank habe ich das Buch auch gefunden und jetzt hat es gepasst, bzw. bin ich jetzt disziplinierter im Lesen und es interessiert mich auch.
Ein tolles Buch, der 1920 in Frauenstein OÖ, geborenen Marlen Haushofer, das von den Feministen vereinnahmt wurde und von Paulus Hochgatterer, als die Metapher für eine Depression bezeichnet wurde. Da weiß ich nicht recht. Eine unsichtbare Wand, die einem von der Welt abtrennt ist zwar die perfekte Depressionsmetapher, aber die namenslose Ich-Erzählerin, von der in dem Buch die Rede ist, scheint mir andere Motive zu verfolgen und sich auch nicht besonders depressiv zu verhalten, kämpft sie doch um ihr Leben.
Ich würde es eher als Methapher für die atomare Bedrohung bezeichnen und als Reaktion der traumatisierten Marlen Haushofer bezüglich ihrer Kriegserfahrungen.
1963 ist das Buch erschienen, es hat wirklich eine sehr dichte Sprache und erzählt die Geschichte einer vierzigjährigen Frau, die keinen Namen hat, bzw. will sie den ihren möglichen Verfolgern oder Feinden nicht preisgeben und auch keine rechte Biographie, daß sie verwitwt ist und zwei halbwüchsige Töchter hat, erfährt man, viel mehr nicht.
Ja, noch, daß sie am Land aufgewachsen ist und daher Melken und Heuen kann, was ich für eine Konstruktion Marlens Haushofers halte, um das Überleben in der Einsamkeit zu ermöglichen.
Die Frau setzt sich zu ihrem letzten Papier und ihren letzten Bleistiften und schreibt auf, was ihr in den letzten zweieinhalb Jahren widerfahren ist.
Im April vor zwei Jahren ist sie mit Hugo, dem Mann ihrer Cousine Louise und mit ihr in sein Jagdhäuschen gefahren. Hat Reisfleisch gekocht, während sich Hugo und Louise ins Dorf aufmachten. Der Hund Lux ist zurückgekommen. Hugo und Louise tun das nicht mehr und als sie sie am nächsten Tag suchen will, stößt sie auf eine unsichtbare Wand und die Leute die sich dahinter befinden scheinen zu Stein erstarrt.
Was ist das? Die atomare Bedrohung, man weiß es nicht recht. Die Frau geht mit Lux zurück, erkundet ihre Umgebung, findet später die Kuh Bella, eine Katze kommt auch noch zu ihr, beginnt zu heuen, die Kuh zu melken, Kartoffeln anzupflanzen, Verantwortung über ihre Geschöpfe zu übernehmen und lebt zweieinhalb Jahre ein Leben in der Einsamkeit, fernab von aller Zivilisation.
Der Mercedes in der Garage beginnt zu verrosten, bzw. dient er als Brutplatz für allerhand Getier. Die Frau fängt Forellen, schießt sich Wild, zieht im Sommer auf die Alm, schlägt Butter, ernten Himbeeren und Preiselbeeren und gewöhnt sich an ein Leben ohne Zucker.
Medikamente und Schnaps gibt es noch etwas. Sie geht auch nie ohne Gewehr aus dem Haus. Die Katze bekommt Junge, irgendeinen Kater scheint es im Wald doch zu geben, Bella bekommt einen Stier und am Schluß ist plötzlich ein Mann auf der Alm, der Lux und Stier tötet, bevor er von ihr getötet wird.
Das ist wahrscheinlich wieder Metaphernreich und die Geschichte ist wirklich sehr dicht und eindrucksvoll erzählt und wird, wahrscheinlich dank des Filmes, auch heute noch gelesen.
Einen Marlen Haushofer Geschichtenband habe ich auch noch gefunden und „Wir töten Stella“. Jetzt müßte ich nur noch die „Mansarde“ bekommen, dann wäre ich eine halbe Haushofer-Expertin und kann das Lesen des Buches wirklich nur empfehlen. Den Film habe ich nicht gesehen.
2013-07-05
Die Wand
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