Dieser Krieg ist „unerhört groß und wunderbar“
Max Webers Briefe während des Ersten Weltkriegs sind nun in der Gesamtausgabe erschienen
Von Dirk Kaesler
Dass Gesamtausgaben als klassisch definierte Texte, die dem hohen Anspruch genügen wollen, „historisch-kritisch“ zu sein, selbst wiederum Objekt historisch-kritischer Prüfung werden müssen, zeigte sich im Herbst des Jahres 2008 in eindrücklicher Art und Weise. Die fundierten Diskussionen über die wissenschaftliche Solidität des ersten Bandes der Briefe von Leopold von Ranke im Rahmen der Gesamtausgabe, die von der Historischen Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften verantwortet wird, führten relativ schnell und beeindruckend mutig dazu, dass dieser Band eingestampft wird und eine völlige Neubearbeitung angekündigt wurde. Das ehrwürdige Ranke’sche Motto – zu zeigen „wie es eigentlich gewesen“ ist – fordert absolute Genauigkeit und eine jahrelange Erfahrung im Umgang mit dem jeweiligen Material, die höchsten wissenschaftlichen Ansprüchen standhalten muss. Wer das als übertriebenen Positivismus denunziert, weiß nicht, worum es geht und wie viel bei einem Versagen auf dem Spiel steht.
Solche Maßstäbe zugrunde legend kann nun auch über Fortschritte der „Max Weber-Gesamtausgabe“ (MWG) berichtet werden, in der soeben ein weiterer Band erschienen ist. Seit Publikation der ersten Bände vor mehr als zwanzig Jahren gliedert sich die MWG in drei Abteilungen: Schriften und Reden (Abteilung I), Briefe (Abteilung II) und Vorlesungen und Vorlesungsnachschriften (Abteilung III). Mit dem vorliegenden Band erscheint der fünfte von insgesamt elf angekündigten Bänden der Briefe. Damit ist die Zeitspanne 1906 bis 1917 abgedeckt, soweit die zahlreichen von Weber verfassten Briefe Aufnahme in die bisherigen Bände gefunden haben; es fehlen noch die ganz frühen Briefe und die der Wiener und Münchner Jahre 1918 bis 1920. Unstrittig ist, dass gerade die Briefbände derjenige Bestandteil der MWG sind, auf den am meisten gewartet wird, gehen sie doch über das bislang Gedruckte des eigentlichen wissenschaftlichen Werkes hinaus. Umso größer sind die Erwartungen, die sich gerade auf diese Bände richten. Auch der neue Band erfüllt diese Erwartungen weitgehend, gerade auch dann, wenn man berechtigterweise höchste Ansprüche an die Zuverlässigkeit des Veröffentlichten in historisch-kritischer Manier stellt.
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Aus der Sonderausgabe von Dirk Kaesler: Über Max Weber. Beiträge in literaturkritik.de 2006 – 2020 (Verlag LiteraturWissenschaft.de)