Ein literarisches Netzwerk im 18. Jahrhundert

Zum 300. Geburtstag von Johann Wilhelm Ludwig Gleim – und nachträglich von Magnus Gottfried Lichtwer

Von Manfred OrlickRSS-Newsfeed neuer Artikel von Manfred Orlick

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde das Städtchen Halberstadt am Nordrand des Harzes zu einem Zentrum der deutschen Aufklärung. Der Dichter, Literaturmäzen und Domsekretär Johann Wilhelm Ludwig Gleim scharte hier eine Gruppe von jungen Literaten um sich, die er selbstlos förderte. Dieser „Halberstädter Dichterkreis“ wurde zu einem weitgespannten Beziehungsnetz und zum Vorbild für spätere literarische Gruppierungen wie den Göttinger Hainbund oder den Oberrheinischen Dichterkreis.

Johann Wilhelm Ludwig Gleim wurde am 2. April 1719 in Ermsleben bei Aschersleben geboren; er war das achte von zwölf Kindern des Steuereinnehmers Johann Laurentius Gleim und seiner Frau Anna Gertrud. Zunächst erhielt er Unterricht durch einen protestantischen Geistlichen, ab 1730 besuchte er die Stadtschule (später Lyzeum) in Wernigerode. 1735 starben beide Eltern, doch Freunde der Familie und wohlhabende Gönner ermöglichten dem jungen Gleim das Studium der Philosophie und Rechtswissenschaften an der Universität Halle, wo er sich mit Stipendien und Freitischen durchschlug. Die Studienjahre wurden für ihn prägend, denn das brandenburg-preußische Halle war mit Christian Thomasius und Christian Wolff, mit zahlreichen progressiven Pietisten (z.B. August Hermann Francke) und Philanthropen, eines der Zentren der deutschen Aufklärungsphilosophie und des Schulwesens. Neben den Vorlesungen vertiefte Gleim seine Kenntnisse in der Literatur.

Hier kam es auch zu dem erwähnten Freundschaftsbund mit seinen Studienkollegen Johann Peter Uz und Johann Nikolaus Götz, der später als „Zweiter Hallescher Dichterkreis“ bezeichnet wurde. Anregungen zu eigenen dichterischen Ambitionen fanden sie durch Jakob Immanuel Pyra und Samuel Gotthold Lange, die Gründer des „Ersten Halleschen Dichterkreises“, der aus der „Gesellschaft zur Förderung der deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit“ hervorgegangen war. Pyra und Lange mit ihrer gemütsbewegten Dichtung der Innerlichkeit und Empfindsamkeit waren entschiedene Gegner des „trockenen Rationalisten“ Johann Christoph Gottsched. Hinter dieser Kontroverse steckte der Literaturstreit zwischen den beiden großen deutschsprachigen Aufklärungsrichtungen in Leipzig (Gottsched) und Zürich (Bodmer und Breitinger). Gottsched beharrte auf der Kontrolle der Dichtung durch die Vernunft, während es seinen Gegnern um die emotionale Wirkung der Dichtung ging.

Während seiner Studienzeit hatte Gleim die reimlosen Versformen der antiken Dichter, vor allem die Oden Anakreons (6. Jh. v. Chr.), für sich entdeckt, die im Gegensatz zur Regelpoetik Gottscheds standen. So begann sein 1744/45 anonym erschienener Versuch in Scherzhaften Liedern mit dem Eröffnungsgedicht

Anakreon, mein Lehrer,
Singt nur von Wein und Liebe;

Soll denn sein treuer Schüler
Von Hass und Wasser singen?

Durch die Beseitigung des Reims wollte Gleim der deutschen Lyrik neue Impulse verleihen und die Gefühlsstimmung in der Natur- und Liebeslyrik etablieren. Gleich mit seiner ersten Buchveröffentlichung wurde er berühmt und zum Begründer der deutschen anakreontischen Dichtung. Selbst Lessing, Wieland, Goethe oder Schiller konnten sich später in ihren literarischen Anfängen nicht dem Einfluss dieser weltbejahenden Dichtung entziehen.

Nach dem Studium ging Gleim zunächst als Hauslehrer nach Potsdam, erhielt jedoch noch im selben Jahr eine Anstellung als Stabssekretär des Prinzen Friedrich Wilhelm von Brandenburg-Schwedt, den er in den zweiten Schlesischen Krieg begleitete. Nach dem Tod seines Dienstherrn war Gleim kurzzeitig Sekretär des Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau, doch die Umgangsformen des „Alten Dessauer“ stießen den Feingeist Gleim ab, sodass er bald den Dienst quittierte.

Nach einem kurzen Zwischenaufenthalt kam Gleim schließlich nach Halberstadt, wo er im November 1747 mit 28 Jahren das Amt als Domsekretär antrat, das er bis 1797 bekleiden sollte. In Halberstadt lebte er – abgesehen von Reisen – bis zu seinem Lebensende, immerhin über ein halbes Jahrhundert. Später wurde er noch Kanonikus des Stifts in Walbeck bei Hettstedt. Gleim war damit finanziell abgesichert. Zu seinen dienstlichen Aufgaben gehörte die Verwaltung der Finanzen und Ländereien des Domstiftes; trotzdem konnte er nebenbei seinen schriftstellerischen Neigungen nachgehen.

Der kontaktfreudige Gleim widmete seinen Alltag vor allem der Freundschaft und Geselligkeit. Sein Fachwerkhaus am Halberstädter Domplatz wurde zu einem Treffpunkt von Literaten und Schöngeistern. Lessing, Jean Paul, La Roche und Wieland gaben sich die Türklinke in die Hand. Manche – wie Wilhelm Heinse und Johann Georg Jacobi – lebten sogar längere Zeit in Halberstadt. Und wer nicht persönlich zu Besuch war, den holte sich der Hausherr als Bild in seinen „Freundschaftstempel“. Seine Gemäldesammlung mit nahezu 150 Porträts bedeutender Zeitgenossen – immerhin von bekannten Malern wie Tischbein, Graff oder Füssli – war einmalig in Deutschland. Schon Goethe bewunderte 1805, als er bei seiner Harzreise in Halberstadt Station machte, die Porträtsammlung des zwei Jahre zuvor verstorbenen Dichters. Einen Großteil davon kann man noch heute im Gleimhaus besichtigen. Darüber hinaus häufte Gleim eine Büchersammlung mit rund 10.000 Bänden an, die einen repräsentativen Querschnitt über die Literatur und das Wissen der damaligen Zeit bot. Die Bibliothek ist wohl eine der umfangreichsten Privatbibliotheken in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, die bis heute erhalten geblieben ist.

In Gleims gastfreundlichem Haus diskutierte man in lockerer Runde, tauschte neueste Nachrichten aus und las sich gegenseitig Gedichte und Briefe vor. Briefeschreiben war Gleims Lieblingsbeschäftigung. Rund 400 Korrespondenzen von ihm mit weit über 10.000 Originalbriefen sind überliefert. Am 2. Juni 1783 schrieb er an seinen langjährigen Freund Johann Peter Uz: „Briefe sind Spiegel der Seelen. Man sieht darin die Abdrücke des Geistes und des Herzens so völlig wie das leibliche Gesicht eines Menschen im Spiegel von Glas; in Briefen aber nur die nicht zum Druck, und nicht einmal mit dem Gedanken, dass sie einmal gedruckt werden könnten, geschrieben sind!“ Heute würde man sagen, Gleim verfügte über ein „Netzwerk“ der literarischen Kommunikation. Neben dem emsigen Briefwechsel (u.a. mit Anna Louisa Karsch)  knüpfte Gleim zahlreiche freundschaftliche Bande auf seinen Reisen.

Gleim wirkte auch unermüdlich – vor allem im Alter – als väterlicher Förderer und tatkräftiger Ratgeber junger, hoffnungsvoller Dichter wie Gottfried August Bürger, Johann Gottfried Seume, Johann Heinrich Voß oder Franz Alexander von Kleist. Sie erhielten zum Teil großartige Unterstützung durch „Vater Gleim“ (Jean Paul). Goethe nannte ihn in Dichtung und Wahrheit eine „Glucke für neue Talente“.

Doch kommen wir zurück zu Gleims literarischen Arbeiten. Über ein Jahrzehnt nach seinen anakreontischen Gedichten stieß er mit Preußische Kriegslieder in den Feldzügen 1756 und 1757 von einem Grenadier wieder auf großes Interesse. Unter dem Eindruck des Siebenjährigen Krieges verfasste er die patriotischen Gesänge, mitunter in einem „biedermännisch-treuherzigen Ton“ (Fritz Martini):

Auf einer Trommel saß der Held,
Und dachte seine Schlacht,
Den Himmel über sich zum Zelt,
Und um sich her die Nacht.

An anderer Stelle äußerte sich der glühende Verehrer von Friedrich II. dann geradezu martialisch und chauvinistisch mit „Berlin sei Sparta!“:

Gott donnerte, da floh der Feind!
Singt, Brüder, singet Gott!
Denn Friederich, der Menschenfreund,
Hat obgesiegt mit Gott.

Aus heutiger Sicht ist es sicher befremdend, dass Gleim nach seinen Scherzhaften Liedern hier Schlachtgesänge und Siegeslieder anstimmte, vom „deutschen Anakreon“ zum „deutschen Tyrtäus“ wurde. Doch das damalige Lesepublikum nahm die „Kriegslieder“ begeistert auf, was auch zahlreiche Nachahmungen belegen. Obwohl Gleim am Kriegsgeschehen selbst nicht teilnahm, hatte er sich über Details der Kampfhandlungen gut informiert. Die Lieder legte er einem fiktiven preußischen Grenadier, einem einfachen Soldaten, in den Mund. Die elf Grenadierlieder erschienen zunächst als Einzeldrucke, ehe sie Lessing (mit einer Vorrede empfohlen) in einer Sammlung 1758 herausgab. Sie fanden nicht nur große Verbreitung in der Öffentlichkeit sondern auch Anerkennung in den Augen von Goethe, Herder oder Lessing.

Neben diesen Liedern und der Korrespondenz versuchte sich Gleim in vielen anderen damals bekannten Literaturformaten, den Gattungen der Fabel, des Lehrgedichtes und des Epigramms:  Fabeln. Erster und zweiter Teil erschien 1756/1757, Lob des Landlebens 1764, Petrarchische Gedichte 1764 oder Sinngedichte. Als Manuscript für Freunde 1769. Mit seinen Gedichten nach Walter von der Vogelweide (1779) lenkte Gleim außerdem die Aufmerksamkeit auf den Minnesang, in dem er eine Abwandlung der anakreontischen Dichtung zu sehen glaubte.

Obwohl Gleim für die aufkommende Sturm- und Drang-Generation ein Vorbild war, nahm er an dieser neuen Geistesströmung wie auch der Klassik und der beginnenden Romantik kaum noch Anteil oder lehnte sie sogar schroff ab. Er beharrte weiterhin auf seinen frühaufklärerischen Idealen. Die Französische Revolution war für den friderizianischen Patrioten ebenfalls ein „gotteslästerliches Gräuel“:

Weg mit Freiheitskapp‘ und Bändern;
Weg mit Freiheitsbaum:
Dafür ist in Deutschlands Ländern
Keine Spanne Raum!

Sein langjähriger Freund Friedrich Gottlieb Klopstock dagegen wurde Ehrenbürger der Französischen Republik. Gleim, der in den letzten Jahren unter zunehmender Erblindung litt, starb am 18. Februar 1803 in Halberstadt. Kaum einen Monat später, am 14. März, sollte ihm Klopstock folgen.

Gleim war eine Instanz im literarischen Leben des 18. Jahrhunderts. Heute wird er jedoch kaum noch verlegt, selbst in zeitgenössischen Lyrik-Anthologien sucht man ihn meist vergebens. Eine Ausnahme bildete die kommentierte Auswahl seines Werkes, die 2003 zu seinem 200. Todestag im Wallstein Verlag erschien. Der Herausgeber und Germanist Walter Hettche beleuchtet darin auch die möglichen Gründe, warum Gleim nach seinem Tod „außerhalb der Literaturgeschichtsschreibung nahezu vergessen worden ist“. „Ist Gleim – wie Jacob Michael Reinhold Lenz – ein weiteres, wenngleich weniger prominentes Opfer eines Goetheschen Fehlurteils?“ Dieses konnte „weder von den Dichtern und Denkern des Vormärz noch von den Schriftstellern und Publizisten der Weimarer Republik zurückgenommen oder zumindest relativiert“ werden. Der Band bringt auf 600 Seiten eine Auswahl aus den Sammlungen anakreontischer Gedichte, die Preußischen Kriegs- und Siegeslieder, kleine Gedichte, Sinngedichte, Gedichte an und über Personen, Zeitgedichte, Schäferdichtungen, Romanzen, Fabeln und Verserzählungen, Spruchdichtungen, Nachdichtungen sowie den Briefwechsel zwischen Gleim und Gottfried August Bürger von 1771 bis zum Revolutionsjahr 1789. Eine Neuauflage dieser Ausgewählten Werke wird am 2. April 2019, also pünktlich zum 300. Geburtstag des Dichters, im Halberstädter Gleimhaus präsentiert. Auftakt der Gleimwoche ist ein Festakt, gefolgt von einer Vielzahl von Veranstaltungen und Ausstellungen, die an das Schaffen und Wirken des berühmten Sohnes der Stadt erinnern.

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Die Erinnerung an den 300. Geburtstag von Johann Wilhelm Ludwig Gleim soll hier ein Anlass sein, nachträglich auch noch mit einer kurzen Würdigung an den 300. Geburtstag eines anderen Dichters zu erinnern, des „deutschen Lafontaine“, den Goethe unter die „besten Köpfe“ der deutschen Poesie im 18. Jahrhundert zählte und der über drei Jahrzehnte ebenfalls in Halberstadt lebte. Ihm zu Ehren gab es jedoch keine Festwoche und wohl auch keine Zeitungsnotiz. Eine grobe Missachtung!

Der bedeutenden Fabeldichter Magnus Gottfried Lichtwer wurde am 30. Januar 1719 als Sohn eines Juristen in Wurzen geboren. Früh verlor der Junge die Eltern, den Vater (als er zweijährig war) und die Mutter 1737. Nach den Schuljahren in der Heimatstadt ermöglichte ihm sein Vormund ein Rechtsstudium an der Universität Leipzig (1737 bis 1741). Danach setzte er seine Studien in Wittenberg fort, wo er auch die Doktorwürde erlangte. An der Wittenberger Universität hielt er als Privatdozent rechtsphilosophische Vorlesungen. Außerdem beschäftigte er sich mit der Philosophie des halleschen Aufklärers Christian Wolff. Ergebnis dieser Auseinandersetzung war später das Lehrgedicht Das Recht der Vernunft (1758) in fünf Büchern – gewissermaßen Wolffs Philosophie in Reimen. Von Christian Fürchtegott Gellert beeinflusst, gab Lichtwer 1748 anonym seine Fabeldichtungen in Vier Bücher aesopischer Fabeln in gebundener Schreib-Art heraus. Die Fabel entsprach damals den moralischen und sozialkritischen Absichten der Aufklärung.

Zunächst blieben die Fabeln unbeachtet, doch nach einer Empfehlung und Anregung von Johann Christoph Gottsched in der Zeitschrift Das Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit (1751) wurden sie mehrfach aufgelegt und erschienen 1763 sogar in französischer Sprache unter dem Titel Fables nouvelles. Die Fabeln zeichneten sich durch Natürlichkeit und Wirklichkeitsnähe aus. Sie griffen auf satirische Weise Erscheinungen und Missstände der Zeit auf; oft endeten sie mit einem sarkastischen Spruch, der den Juristen Lichtwer durchblicken ließ.

Der Esel und die Dohle

Ein Esel mochte lüstern sein
und wollt auf öffentlichen Gassen
sein lieblich Stimmchen hören lassen,
er hob abscheulich an zu schrein,
die, so daselbst vorübergingen,
verwünschten, schimpften ihn dafür.
Pfui, sagte man, das garstge Tier,
es brüllt, daß uns die Ohren klingen.

Nur eine Dohle saß dabei,
die das ertötende Geschrei,
das alle Welt mit Recht verfluchte,
allein bewunderte und nachzumachen suchte.

Ein Narr trifft allemal noch einen großem an,
der ihn nicht gnug bewundern kann.

Seine Privatdozentur in Wittenberg hatte Lichtwer 1748 krankheitshalber aufgegeben; er heiratete Henriette Sophie Albinus, die verwaiste Tochter eines Wittenberger Gelehrten. Das junge Paar zog 1749 nach Halberstadt, wo er in den folgenden Jahren in verschiedenen juristischen Ämtern tätig war. Gleim war bereits zwei Jahre zuvor nach Halberstadt gekommen. Bis heute wird über das Verhältnis der beiden Dichter gerätselt. Man sollte annehmen, dass zwei so angesehene und prominente Männer in einer Stadt, die damals gerade einmal 12.000 Einwohner hatte, in enger Verbindung standen. Doch weit gefehlt. Obwohl in Gleims „Musentempel“ auch ein Porträt von Lichtwer hing, gab es zwischen beiden keinen engeren Kontakt, zumindest keinen, der über das konventionell Notwendige hinausging.

Unterschiedliche Gründe für diese Distanziertheit (vielleicht auch Abneigung) werden bis heute immer wieder angeführt. Der Außenseiter Lichtwer lebte sehr zurückgezogen, seine Kontakte beschränkten sich auf einige Verwandte und wenige Freunde. Außerdem missfiel ihm der Hurrapatriotismus Gleims. Bereits im fünften Buch seines Lehrgedichts Das Recht der Vernunft hatte er an die menschliche Vernunft appelliert:

O Kinder eines Bluts und eines Ursprungs Seelen!
Gott schuf euch, Menschen, nicht, einander hier zu quälen;
Fried ist der Völker Heil; sein Segen füllt das Haus,
beseliget das Land und schmückt die Felder aus.
Wo edler Friede herrscht, da mehren sich die Herden,
da sieht man Künste blühn und Herzen fröhlich werden.

Natürlich konnte sich Lichtwer als preußischer Beamter der obligatorischen Beifallspflicht nicht entziehen, doch seine Ode nach der Schlacht von Prag (6. Mai 1756) strotzte nicht vor Kriegsbegeisterung. Lichtwer hatte nicht in Gleim, sondern in Gottsched seinen Gönner und Befürworter gefunden, der ihn aus der Anonymität holte und auf dessen Veranlassung er ordentliches Mitglied der „Deutschen Gesellschaft zu Königsberg“ sowie Ehrenmitglied der „Gesellschaft der freien Künste zu Leipzig“ wurde. Gottsched und Lichtwer vereinte außerdem die glühende Verehrung für den Aufklärer Christian Wolff.

1775 erfolgte bereits die vierte Ausgabe seiner Fabeln. Lichtwer hatte sich aber längst von der schriftstellerischen Tätigkeit zurückgezogen – abgesehen von einigen Gelegenheitsgedichten, Parabeln und didaktischen Erzählungen. Er starb im Alter von 64 Jahren am 7. Juli 1783 in Halberstadt. Sein Enkel Ernst Ludwig Magnus von Pott gab zusammen mit Friedrich Cramer 1828 seine Werke heraus – versehen mit einer Biographie.

1969 hatte man in Halberstadt das Doppeljubiläum „250. Geburtstag J.W.L. Gleim und M.G. Lichtwer“ begangen, u.a. mit Beiträgen in einer umfangreichen Festschrift zur deutschen Literatur des 18. Jahrhunderts. Zeitgleich erschien im Leipziger Reclam-Verlag mit Blinder Eifer schadet nur! ein Lichtwer-Band mit seinen Fabeln und dem Lehrgedicht Das Recht der Vernunft (Hg. Hans Petzsch). Zwei Jahre später folgte im Sauerländer Verlag eine illustrierte Ausgabe seiner Fabeln, 2003 schließlich im Aisthesis Verlag der lobenswerte Band Magnus Gottfried Lichtwer / Johann Christoph Gottsched, Briefwechsel, Fabeln, Rezensionen (Hg. Walter Hettche).

Fünfzig Jahre später ist aus dem Doppeljubiläum lediglich ein Gleim-Jubiläum geworden. Schade.