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Nachruf auf Ernst Vlcek

Dieser Artikel ist Teil der Kolumne:

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A. Bionda
98 Beiträge / 29 Interviews / 31 Kurzgeschichten / 5 Artikel / 66 Galerie-Bilder vorhanden
Von Uschi Zietsch

Vor nicht einmal einem Jahr hielt ich auf dem Perry Rhodan-Con in Garching bei München eine kleine Laudatio auf Ernst. Ihm wurde ein ausgebrannter Zellaktivator zu Ehren seines Lebenswerkes und seines prägenden Schaffens für die Serie PERRY RHODAN verliehen.

Nun muss ich nur wenige Monate später einen Nachruf schreiben, auf einen Mann, dessen künstlerisches Schaffen ich bewunderte und den ich als Menschen verehrte, und mit dem ich 27 Jahre lang befreundet war.

Über vierzig Jahre lang hat Ernst Vlcek die deutschsprachige Phantastik geprägt. Sein bevorzugtes Genre war der Horror, weil er es liebte, seine Helden durch gruslige Gegenden zu schicken, wo ihnen möglichst Schauderhaftes widerfuhr.
Sein unerschöpflicher und unglaublicher Ideenreichtum floss aber auch in die Science Fiction ein, in vielen Kurzgeschichten und Romanen, und natürlich prägend bei PERRY RHODAN, wo er 16 Jahre lang zudem als Exposéautor tätig war.
Ein besonderer Meilenstein der Fantasy war die heute noch legendäre Heftromanserie MYTHOR, die nicht nur mich, sondern auch andere Autoren wie beispielsweise Kai Meyer entscheidend geprägt – wenn nicht sogar angetrieben hatte. Ich glaube, ich kann für viele Kollegen sprechen: Wir haben sehr viel von ihm gelernt, und er war ein Vorbild.

Ernst war ein Erzähler. Ihm ging es nicht um großartige literarische Ergüsse mit geschwollenen Gedanken, die keiner versteht, sondern um Geschichten, die verzaubern. Er entführte seine Leser in fremde Welten und Universen, er zeigte strahlende und finstere Seiten und vor allem viel Menschlichkeit. Er schickte seine Heldinnen und Helden in ein farbenprächtiges Ambiente, wo sie sich bewähren mussten. Der Leser begleitete die Figuren, erfuhr ihre Beweggründe, nahm an ihrer Entwicklung teil. Meistens waren es skurrile Gestalten mit einer gehörigen Portion Augenzwinkern. Sie waren immer lebendig.

Wer Ernst kannte, wusste, wo er sich selbst in ironischem Schmunzeln mit einbrachte. Er war ein unglaublich humorvoller Mensch, voller Witz und Augenzwinkern. Ich habe ihn in all den Jahren niemals in schlechter Laune erlebt. Er war immer freundlich und aufrichtig, verstand es, auf Cons und Fantreffen zu unterhalten und die Leute zum Lachen zu bringen. Er hat selbst sehr gern und viel gelacht. Er bewahrte die Ruhe, wo ich mir schon vor Wut den Schädel einrannte, und brachte mich auf den Boden der Tatsachen zurück. Er hat immer zugehört und wusste immer Rat. Wir haben über alles geredet. Und geredet haben wir viel. Vor allem per eMail, mindestens jede Woche, manchmal jeden Tag und dann gleich mehrmals. Aber wir verbrachten auch viel Zeit miteinander, bei uns, in Hinterstoder und in Wien.

Ernst war ein bescheidener Mann. Er schätzte den Kontakt mit den Fans, nicht nur mittels der Leserbriefe, sondern auch persönlich. Er saß gern in der Runde und gab Anekdoten zum Besten. Wenn man als begeisterter, aber durchaus schüchterner Fan Briefe an ihn schrieb, beispielsweise wegen MYTHOR, wo er auch die Leserkontaktseite betreute, antwortete er niemals unpersönlich, sondern stets individuell, als wäre man befreundet. Ja, und manchmal entstand auch wirkliche Freundschaft daraus, so wie es bei uns geschah.

Ich vermisse ihn sehr. Und ich bin mit tiefer Dankbarkeit erfüllt, dass ich das Privileg hatte, ihn nicht nur zu kennen, sondern auch in enger Freundschaft verbunden gewesen zu sein


23. Apr. 2008 - Uschi Zietsch
Genre: Science Fiction
Kolumne: FABYLON VERLAG

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