|
PROFESSOR ZAMORRA – Deutschlands dienstälteste Gruselserie
Deutschlands dienstälteste Gruselserie
Ein Überblick über die ersten 500 Hefte von "PROFESSOR ZAMORRA Der Meister des Übersinnlichen"
Ach ja, was habe ich unserem Clubchef da in einem Anfall von Ichweißnichtwas versprochen! Genau das, was jetzt hier zu entstehen beginnt: eine ZamorraRezi. O je, ich sehe einige meiner werten Clubfreunde schon den Kopf schütteln und höre sie murmeln: Das wußten wir ja immer schon, daß es mit dem mal so weit kommen würde ... was der jetzt schon wieder liest ... erst STAR TREK, und dann auch noch das ...!
Tja, ich gestehe: Ich lese "Professor Zamorra", ich sammle die Serie und habe sie gar abonniert. Zur Zeit fehlen mir von den bisher erschienenen 503 Heften noch 81. Gelesen habe ich etwa 300, ich fühle mich also kompetent, die Serie zu beurteilen. Dabei bin ich mir natürlich bewußt, daß es hier überhaupt nicht um literarische Glanzlichter geht. "Professor Zamorra" ist billige Massenware. Warum lese ich das dann trotzdem? Das will ich im folgenden zu erklären versuchen.
Eigentlich gefielen mir die gängigen Heftromane, die uns gleich nach der Wende überfluteten, nicht so sehr. Ich habe mal einen Band "Perry Rhodan" gelesen nö; einen Band "Dämonenjäger" auch nichts; einen Band "John Sinclair" na ja, ach nee ... Und eigentlich wollte ich damit dieses Gebiet wieder verlassen, da empfahl mir ein anderes Clubmitglied die Abenteuer des Mannes mit dem handtellergroßen, silbernen Amulett, drückte mir trotz meiner skeptischen Miene einen Dreifachband in die Hand und ermunterte mich: Probier wenigstens mal, ist gar nicht so schlecht.
Ja, und irgendwie hatte das tatsächlich was. Irgend etwas unterschied "Professor Zamorra" doch von den anderen Romanserien. Später las ich auch noch "Tony Ballard", "Damona King" und "GespensterKrimi", "Atlan" und "Mythor", doch sie alle hatten es eben nicht. Nur die ZamorraHeftchen, die nun seit neunzehn Jahren im ZweiWochenTakt an die Kioske gelangen, 64 Seiten stark, zweispaltig eng beschrieben (ein wenig Basteieigene Werbung eingerechnet).
Und anscheinend sehe nicht nur ich das Besondere an dieser Serie, denn auch sie hat das große "Sterben" auf dem SF&F&HorrorGebiet überlebt; einen Erfolg, den nicht allzuviele Heftreihen aufzuweisen haben. Warum ausgerechnet "Professor Zamorra"? Ich kann im folgenden natürlich nur die Gründe benennen, die ich mir selbst zusammengereimt habe.
Also gehen wir's an.
Da wäre erstens die inhaltliche Seite. Hier hat "PZ" mit einigen Besonderheiten aufzuwarten.
Zum ersten wäre da die relativ große "Crew" der "Guten", das ZamorraTeam.
Unterschiedlichste Hauptfiguren mit ganz und gar verschiedenen Fähigkeiten, Stärken, Schwächen und Ansichten traten bisher auf; die wichtigsten seien hier kurz genannt:
1. natürlich Professor Zamorra selbst, der Parapsychologe und professionelle Geisterjäger
2. Zamorras Lebensgefährtin und Sekretärin Nicole Duval
3. der Zauberer Merlin, Zamorras Mentor
4. die SilbermondDruiden Gryf ap Llandrysgryf und Teri Rheken
5. der Halbdruide Kerr, Inspektor bei Scotland Yard, in Heft 290 umgekommen
6. der New Yorker Reporter Bill Fleming, Zamorras ältester Kampfgefährte, in Heft 350 getötet
7. der schottische Lord Bryont Saris, auf bestimmte Art selbst eine magische Person
8. der Reporter Ted Ewigk, Erbe der Macht des Zeus
9. der Abenteurer Robert Tendyke, eine ziemlich geheimnisvolle Figur, befähigt, Gespenster zu sehen und im Falle des bevorstehenden eigenen Todes nach Avalon zu gehen, um so zu überleben
10. die telepathisch begabten Zwillinge Monika und Uschi Peters, Tendykes Lebensgefährtinnen
11. Carsten Möbius, Konzernerbe aus Deutschland, dessen Freund Michael Ullich und dessen Vater Stephan Möbius
12. Pater Aurelian, früher ein legendärer Römerkönig, jetzt Priester und Bibliothekar im Vatikan und Großmeister des Ordens der "Väter der Reinen Gewalt", einer WeißmagierVereinigung
13. Tina Berner (in 324 umgekommen) und Sandra Jamis, Sekretärinnen bzw. Freundinnen von Ullich und C. Möbius
14. der telepathisch begabte Wolf Fenrir (sic!)
15. Colonel Balder Odinsson, Angestellter des Pentagon und trotz des niedrigen Dienstgrades mächtiger als selbst der USAPräsident, dabei jedoch nur um das Wohl der Menschheit besorgt (so ein unglaubliches Wesen mußte einfach in 300 sterben)
16. sowie schließlich Sid Amos, Merlins dunkler Bruder, der einmal als Asmodis Fürst der Finsternis war.
Ebenso kommen zeitweilige Verbündete hinzu wie etwas Glarelion, der letzte Hochkönig der Elben, oder die fröhlichen Helleber mit ihren diagonalen Zeitsprüngen. Und natürlich tauchen noch viele weitere Figuren auf, die Zamorra über einzelne Strecken hinweg unterstützen, bzw. solche, die ab und an die Seiten wechseln, mal Freund sind und mal Feind, wie z. B. Sara Moon, Merlins Tochter, oder auch die Zeitlose Morgana le Fay. Man sieht, es geht in der Serie recht munter zu; eine Menge Anspielungen auf Sagen oder FantasyWerke sind enthalten.
Auch die Gegner kommen in farbenfrohem Kaleidoskop daher. Begann die Serie noch ganz echt im Horrorstil mit Werwölfen, Vampiren und ein paar niederen Dämonen, so weitete sich der Kreis der Feinde rasch aus. Gut hundert Hefte brauchte man, um Anlauf zu nehmen; in dieser Zeit gab es kaum Unterschiede beispielsweise zu John Sinclair. In der Einstiegsphase wechselten auch die AutorenPseudonyme; Band 1 wurde von "Robert Lamont" verfaßt, doch verbarg sich dahinter eigentlich Susanne Wiemer alias Rebecca LaRoche. SciencefictionAutoren wie Kurt Brand ("Ren Dhark", "Perry Rhodan") oder FantasySchriftsteller wie Wolfgang Hohlbein schrieben an der Serie; auch Jason Dark ("John Sinclair") steuerte das seine bei. Die meines Erachtens nach unvergleichliche ZamorraArt wurde allerdings erst eingeleitet, als mit Band 111 Werner Kurt Giesa in die Serie eingriff; mittlerweile hatte sich ab Band 14 das Sammelpseudonym "Robert Lamont" etabliert, das nur noch in 213 und 226 durch "A. F. Mortimer" ("Tony Ballard") unterbrochen wurde. Giesa, geboren 1954, Student der Künste und der Germanistik (wollte Lehrer werden, wovor Zamorra ihn bewahrte was für ein Horror blieb ihm erspart!), hatte bereits als Gymnasiast SF, Fantasy und Horror geschrieben und zwischenzeitlich auch mit Freunden den FanVerlag Terrapress gegründet. Er schrieb Romane und konnte über Agenturen schließlich auch einen verkaufen. Ein Jahr nach Beginn seiner ProfiKarriere, so der Autor in "PZ 500" selbst, erschien als "GespensterKrimi 270" das Heft "Die Burg des Unheils", in dem Ted Ewigk, Lord Saris und der Druide Gryf zum ersten Mal auftauchten; auch späterhin schrieb der Autor unter dem Pseudonym "Mike Shadow" über diese Figuren, welche er dann in die ZamorraSerie hinüberbringen konnte. Seit Band 331 ist Giesa alleiniger Autor, mit Ausnahme von Bd. 361.
SF, Fantasy, Horror genau das, was Giesa als Gymnasiast schrieb, verwirklicht(e) er auch im "Zamorra". Die Gegner und die Schauplätze wurden farbenfreudiger, wechselten öfter. Mit dem "DämonenRaumschiff" im Band 113 kamen Angreifer aus dem All auf die Erde, die Meeghs, welche bis zum Band 252 die ZamorraCrew intensiv beschäftigten; doch waren sie nur Diener der MÄCHTIGEN, noch gefährlicherer Wesen. Gekämpft wird in Parallelwelten und anderen Dimensionen, in der Vergangenheit von Alternativerden und auf reinblütigen SFSchauplätzen genauso wie in alten englischen Geisterschlössern. Raum und Zeitsprünge von Freund und Feind gehören ebenso zur Couleur der Serie wie die Götter der Griechen und Germanen; Zeus und Odin ebenso wie ihre Gefolgschaften halten sich meistens heraus, sind ab und an aber auch Verbündete, seltener Feinde, meist nicht genau einzuordnen.
Zur Abrundung hier eine Auflistung der wichtigsten Gegner:
1. Natürlich sind das die Höllenmächte mit dem Dreieinigen Kaiser LUZIFER an der Spitze, der jedoch kaum selbst ins Geschehen eingreift; einzige mir bisher bekannte Ausnahme ist Band 208, wo LUZIFER einen ziemlich miesen Vampir kurzzeitig gegen Zamorra schützt, um einen Pakt zu erfüllen; fernerhin gehören zu dieser reizenden Gesellschaft die Dämonen Lucifuge Rofocale, Satans Ministerpräsident, Asmodis, Fürst der Finsternis bis zu seiner Umwandlung zwischen 310 und 320; weiterhin die Erzdämonen Astardis und Astaroth sowie zahlreiche kleinere Lichter, unter diesen die derzeitige Höllenchefin Stygia (man sieht, die Emanzipation macht auch vor "PZ" nicht halt).
2. Gesondert erwähnen sollte man Leonardo de Montagne, Zamorras Vorfahren aus dem Mittelalter, einen üblen Burschen und Schwarzmagier; in Band 250 erlöst Asmodis ihn aus der innersten Hölle und gibt ihm wieder einen Körper, um ihn als ultimate Waffe gegen Zamorra einzusetzen, was freilich letztendlich mißlingt. Doch Leonardo ist so bösartig, daß er selbst zum Dämon wird und seinem einstigen Gönner ganz schön einheizt.
3. Magnus Friedensreich Eysenbeiß darf hier ebenfalls nicht fehlen. Er arbeitete einst als Hexenjäger im Mittelalter einer AlternativErde und war witzigerweise gleichzeitig selbst ein Hexer, nämlich der oberste Chef (der "Große") der Sekte der Jenseitsmörder. Leonardo holt ihn in unsere Welt herüber und macht ihn sich dienstbar, doch geht auch Eysenbeiß später eigene Wege; es gelingt ihm sogar, kurzzeitig selbst Herr der Hölle zu werden, also Lucifuge Rofocale vom zweithöchsten Höllenposten zu vertreiben. Der Bursche ist zäh; selbst nach seiner Hinrichtung wegen Konspiration mit dem Feind lebt er als Geist weiter und kann das Intrigieren und Töten nicht lassen.
4. Die Meeghs und die MÄCHTIGEN wurden schon genannt; die Herren treten allerdings weit seltener auf als ihre Diener.
5. Nicht vergessen werden darf AmunRe, der Zauberkönig des versunkenen Atlantis, Herrscher des Krakenthrons und Blutsbruder des Alptraumdämonen Muurgh. Er erwachte in Band 184 durch das törichte Verhalten einiger deutscher Jugendlicher und geisterte dann vorerst bis Band 306 durch die Serie, alles versuchend, um die Große Brücke zu schlagen und die ganz alten Dämonen wieder zum Leben zu erwecken. Da er dazu das Blut aller derzeit etablierten höllischen Mächte benötigt, wird er zum potentiellen Gegner auch LUZIFERS, was die Hölle nicht hindert, sich einige Male mit ihm zu verbünden. Rolf Michael, zweiter Langstreckenautor von "PZ", schuf diese Figur. Seit er sich aber aus der Serie zurückzog, liegen seine
Figuren derzeit auf Eis (bei AmunRe fast wörtlich zu nehmen, der ist unter dem Eis der Antarktis begraben). Auch Pater Aurelian, Sandra Jamis, Michael Ullich und Carsten Möbius tauchen nicht mehr bzw. nur noch besuchsweise auf; Giesa möchte diese Gestalten, die nicht "seine" sind, nun auch nicht verändern.
6. Schließlich mischt seit Band 300 die DYNASTIE DER EWIGEN mit, eine recht machtgierigeTruppe von zum Glück nicht allzu zahlreichen Raumfahrern, welche die Erde gern zurückerobern möchten. Diese Aliens bedienen sich der DhyarraKristalle, magischer Waffen von ungeheurer Macht; ihr ERHABENER muß den stärksten Kristall besitzen, einen Machtkristall dreizehnter Ordnung. Ted Ewigk, der Erbe des Zeus, bekam einen solchen Dhyarra und kann, dank unverfälschter Gene, auch damit bestens umgehen es ist übrigens der Dhyarra, um den die griechischen "Götter" im Trojanischen Krieg kämpften(um Helena ging's überhaupt nicht).
Auch Sara Moon, Merlins Tochter, war kurzzeitig Chefin der DYNASTIE und Ewigks erbittertste Feindin, denn dieser hatte als ihr Vorgänger die kriegerischen EWIGEN auf den Friedenspfad lenken wollen, was Sara zum Glück für die Spannung verhindern konnte. Zur Zeit beherrscht Eysenbeiß die DYNASTIE, allerdings nur mittels eine Tricks.
7. Ein Gegner neuerer Art ist PARASCIENCE, eine ziemlich obskure Sekte, die vorgibt, ihre Mitglieder zum Seelenheil zu führen, sie in Wirklichkeit aber schamlos ausbeutet, um sich zu bereichern. Parascientisten haben bereits wichtige Bereiche der Wirtschaft unterwandert, sitzen in den Chefetagen von Konzernen und Banken etc. Die Mitglieder der Vereinigung, welche eine hohes parapsychisches Potential haben, vereinigen unter Leitung eines Supervisors in PsychoSitzungen ihre Energie, um aus der Ferne zu töten oder andere Späßchen zu betreiben. Gründer der Sekte war übrigens ein gewisser Elron Havard na, dämmert's? Einmal mußte Bastei am Ende der entsprechenden Romane beteuern, daß Ähnlichkeiten selbstverständlich rein zufällig seien (Bd. 480). Drei Bände später dann scheint der Verlag einen eventuellen Prozeß gewonnen zu haben, es steht nämlich nicht mehr drunter. Überhaupt muß man gewisse aufklärerische Momente konstatieren, genauso wie einen seit neuestem sehr regen Zeitbezug; gegen PARASCIENCE und Umweltzerstörung wird ebenso geredet wie über Tagespolitik; allerdings weiß man nie so recht, inwieweit auch solche Einlagen zur Verkaufsstrategie gehören.
8. Und natürlich fehlt all jenes nicht, was den "reinen" Horror ausmacht: Voodoo, Hexen, Zombies, niedere Dämonen, Werwölfe, Vampire ...
"Professor Zamorra" bietet also ein buntes Kaleidoskop vielfarbiger Ideen. Es wird selten einmal langweilig. Natürlich kehren gewisse Motive, Dialoge, Bekämpfungsarten immer wieder. Doch das tun sie in den anderen Serien auch. In dieser hier wird der Leser wenigstens in alle nur denkbaren Welten der SF und Fantasy versetzt bis hin zu Traum und Parallelwelten. Das steigert den Lesereiz.
Auch die Figuren Merlins und seines "dunklen Bruders" Asmodis / Sid Amos tragen zur bunten Mischung bei. Merlin, Zamorras Mentor und "König der Druiden", bleibt stets rätselhaft, oft selbst den eigenen Verbündeten nicht durchschaubar. Mal ist er Retter aus höchster Not, mal macht er kapitale Fehler (vgl. PZ 475 477), die andere ausbügeln müssen. Im Vergleich zur ArtusLegende wird Merlins Bedeutung nichtsdestotrotz erhöht, denn er erscheint als Vertreter des "Wächters der Schicksalswaage", der obersten kosmischen Gewalt, die darauf achtet, daß Gut und Böse, Entropie und Ordnung im Gleichgewicht bleiben. Mitunter wird der Eindruck erweckt, daß Merlin selbst dieser Wächter ist.
Asmodis, der sich z. B. in Band 170 noch als gnadenloser Jäger Zamorras und recht brutaler, herrschsüchtiger Dämon präsentiert, macht im folgenden eine Wandlung durch, welche der Serie gut bekommt. Da es gemeinsame Gefahren für Irdische und Höllische gibt (Meeghs, MÄCHTIGE, Ewige, AmunRe), ist er gezwungen, öfter mit Zamorra zu paktieren, um von dessen Kraft zu profitieren. Während dieser Zusammenarbeit und durch sie wandelt er sich allmählich und gerät in der Hölle ins Zwielicht; mitunter versucht er nun sogar, Zamorra zu schützen. Erst als es erklärter Wille LUZIFERS ist, den Dämonenjäger zu töten, zieht er so recht vom Leder (vgl. Bd. 265 "Todesschwadron"). Doch als er aus sich heraus sieben dämonische Wesen erschafft, um den Gegner endlich zu töten, wird er selbst so vermenschlicht, daß er zeitweise sogar lieben kann. Nach dem Tod aller "Ableger" kehrt deren Energie zu ihm zurück, und er wird wieder ganz Teufel, doch nicht für lange: Der Wechsel in den Gestirnen, welcher Leonardo endgültig zum Dämon macht, läßt Asmodis zum Menschen werden. Damit er nicht langweilig wird, hat er allerdings seine Macht behalten. Auch wenn er Zamorra künftighin hilft, tut er dies mit Haken und Ösen und nur aus wohlverstandenem Eigeninteresse. Und immer bleibt die Spannung: wird er etwa wieder die Seiten wechseln? Als Werner Kurt Giesa im Band 500 einiges über den künftigen Fortgang der Serie verriet, schloß er so: "... und Sid Amos wird ... Nein, das sollte wirklich noch nicht verraten werden." Daß der ZamorraHauptautor diese Figur aus seinen Enthüllungen ausklammerte, unterstreicht auf seine Art die Bedeutung des Sid Amos für die Serie.
Doch damit nicht genug: nach langer Ankündigung taucht in Band 417 ein neues magisches Wesen auf: Julian, Sohn von Rob Tendyke und Uschi Peters, von den Dämonen der Hölle gefürchtet. Sie versuchen, die ganze Familie mittels einer magischen Bombe auszulöschen; die Tendykes entkommen, halten sich aber daraufhin verborgen. Julian wächst innerhalb eines Jahres zum Achtzehnjährigen heran, allerdings sicherheitshalber in seiner Bewegungsfreiheit ziemlich eingeschränkt. Die Computer, von denen er lernt, ersetzen jedoch nicht die Welt ... Äußerst gebildet, äußerst magisch begabt, aber sozial völlig ahnungslos, rebelliert er gegen die Fürsorge der Erwachsenen und geht seine eigenen Wege, die ihn nicht nur zum Herren diverser Traumwelten machen, sondern auch kurzzeitig zum Fürsten der Finsternis. Er beherrscht selbst Erzdämonen locker und lässig bis er genug hat von dem Spiel, denn plötzlich wird Angelique Cascal für ihn wichtig, ein Mädchen aus Baton Rouge.
Natürlich nicht zufällig sie. Angelique ist die Schwester von Yves Cascal, dem "Schatten" einem Mann, der sich und seine Geschwister mit nicht ganz legalen (wenngleich auch nicht kriminellen) Unternehmungen gerade über Wasser hält und um Gottes willen nicht beachtet sein möchte. Schon gar nicht von Dämonen, Magiern und all diesen Gestalten ... Dummerweise jedoch besitzt er das sechste Amulett und wird es einfach nicht los. Ruhe ist ihm nicht vergönnt im Gegenteil.
Das sechste Amulett?
Damit wären wir in der Rubrik "Waffen" gelandet. Mit dem Amulett begann nämlich alles. In Band 1 ("Das Schloß der Dämonen") erbt Zamorra von seinem Onkel Louis de Montagne ein Chateau an der Loire. Bis dato lebte und arbeitete der renommierte Parapsychologe in New York. Nun jedoch tritt er sein Erbe an und findet in der Bibliothek des Schlosses, versteckt in einem Buch, eine handtellergroße Scheibe, verziert mit Hieroglyphen, Tierkreiszeichen und einem Drudenfuß. Er kann den magischen Talisman auch sofort recht gut gebrauchen, denn das Chateau wird nicht nur von Feuerdämonen unsicher gemacht, nein, auch ein Schwarzmagier namens Ramondo ist hinter dem Amulett her. Zamorra besiegt natürlich alle Gegner; doch es bleibt die Verpflichtung, die mit dem Erbe auf ihn übergegangen ist. Er wird seine Lehrtätigkeit aufgeben, nur noch gelegentlich Gastvorlesungen halten oder Bücher schreiben, und er wird statt dessen auf Dämonenjagd gehen.
Weder Zamorra noch seine Schöpfer ahnten wohl zu Anfang, welche Überraschungen diese Waffe noch in petto haben würde. Nutzt der Dämonenjäger sie in den ersten Heften in guter alter Manier hauender und schlagenderweise, wird bald mehr aus dem Amulett. In Band 100 entwickelt Zamorra die Fähigkeit, die Silberscheibe zu rufen, das heißt, er kann sie eigentlich nicht mehr verlieren ein Gedankenbefehl, und sie kommt zu ihm, auch durch Mauern oder Safewände. Das Amulett tötet auch nicht mehr nur bei Körperkontakt, sondern baut im Moment der Gefahr selbständig ein grünliches Schutzfeld um seinen Besitzer auf oder schlägt eigenverantwortlich mit Lichtblitzen zu. Im Prinzip also die ultimate AntiDämonenWaffe, wenn nicht ... Ja, wenn nicht. In Band 253 beispielsweise geht das Amulett ohne Zögern zu Leonardo über, dem es einst, zur Zeit der Kreuzzüge, gehörte. Auch späterhin kann Leonardo es abschalten. Oder Zamorra wird eine Fälschung untergejubelt. Oder die Dhyarras der EWIGEN blockieren das Amulett. Oder es bleibt auf der Erde zurück, während der Professor in einer Alternativ, Parallel oder sonstigen Welt umherirrt.
Und dann gibt es ja noch die anderen sechs. Merlin, der diese Waffe schuf, war mit ihren Prototypen nicht zufrieden. Nach und nach kamen so die verschiedenen Amulette zusammen, eins stärker als das andere. Die Legende geht, daß die ersten sechs zusammen das siebte zwingen könnten, doch da die verschiedenen ZamorraGegner jeder für sich bemüht sind, die eigene Sammlung zu vervollständigen, droht wohl von dieser Seite her keine Gefahr. Lucifuge hat eins, Asmodis ebenso, Eysenbeiß auch ... Selbst die EWIGEN sind hinter diesen Silberscheiben her, denn die Amulette bieten als magisch neutrale Waffen jedem etwas.
Das macht den Umgang mit ihnen natürlich ziemlich unsicher. Oft genug versagt das Amulett gerade dann den Dienst, wenn Zamorra es nötig braucht. Nicht gegen jeden Gegner kann es eingesetzt werden, z. B. nicht gegen AmunRe, da dessen Magie viel älter ist. Zudem entwickelt es immer mehr ein eigenes Bewußtsein, kann sich mit seinem "Meister" unterhalten und arbeitet nur noch dann, wenn es will.
Da scheint es gut, noch andere magische Waffen in Reserve zu haben. Als da wären:
1. ein Dhyarra dritter Ordnung, gerade noch lenkbar durch Zamorra (wer sich an einen Kristall wagt, dessen Potential er nicht gewachsen ist, wird verrückt);
2. der JuJuStab, den Zamorra in Band 239 vom sterbenden Voodoo-Zauberer OllamOnga erbt und der die ultimate Waffe gegen Dämonen darstellt tötet jeden echten "Schwarzblütigen" sofort, hilft aber nun wieder nicht gegen Werwölfe, Ablegervampire usw.;
3. das Schwert Gwaiyur, von Elbenschmieden begonnen, von Schwarzzauberern zu Ende geschmiedet, also pendelnd zwischen gut und böse (es sucht sich die jeweilige Seite selbst aus und tötete Zamorras Freund Kerr, doch der Professor kann es trotzdem nicht wegwerfen, denn er braucht es gegen AmunRe);
4. das FLAMMENSCHWERT, eine Entität, welche Nicole zusammen mit dem Amulett bildet und die bisher noch jeden Gegner besiegte (Nachteil: läßt sich nicht bewußt steuern, entsteht nur zufällig freilich, dem Gesetz der Serie geschuldet, auch immer passend);
5. Merlins Machtspruch, den der "ExcaliburGeschulte" bestens kennt: Analh natrac'h ut vas bethat doc'h nyell yen'vve!
6. diverse magische Kreiden, Kreuze, Gemmen, wie sich das für eine AuchHorrorSerie gehört;
7. Strahlenwaffen aus verschiedenen Dimensionen, die Zamorra mittels des Amulettes aufladen kann;
8. Zamorras Kenntnisse der Magie, die ihm auch schon mal weiterhelfen, wenn gar nichts anderes zu haben ist;
9. die Waffen seiner Freunde wie etwa Teds Machtkristall, der ihm meist zugute kommt
10. und als kleiner Gag in Band 298 ("Im Haus der schlimmen Träume") ein Supermachtspruch,den Merlin ihm ins Gehirn pflanzte, als gar nichts mehr ging: Renrew truk aseig flor leah'cim derf nam d'nalneiw! Da ich die Angewohnheit habe, dergleichen Sprüche, Namen etc. grundsätzlich rückwärts zu lesen, kam ich bald auf "Wienland Manfred / Michael Rolf / Giesa Kurt Werner" jetzt, nach Band 500, weiß ich, daß es die Namen der Autoren sind, welche die Serie lange prägten bzw. dies immer noch tun.
Damit wäre ich schon bei einem weiteren Punkt, den ich an "PZ" schätze. Ganz ernst nehmen sich die Macher der Gruselstories nämlich selbst nicht. Es gibt eindeutig parodistische Abschnitte in den meisten Heften, und es gibt einige Bände, die von vornherein auf Klamauk angelegt sind, wie z. B. Nr. 243 ("Asyl der Gespenster") oder 299 ("Das LagunenMonstrum"). Hinter den martialischen Titeln verbergen sich Texte, welche das ganze Genre und den Herrn Professor selbst auf die Schippe nehmen. Wenn beispielsweise in 299 Asmodis zur Strafe für sein Versagen wieder einmal den höllischen Nachwuchs ausbilden muß (wer nichts wird, wird Lehrer) und dabei ausgerechnet an einen Österreicher gerät, aber gerade den Wiener Dialekt nicht leiden kann, oder wenn er am Ende des Bandes Zamorra und Aurelian, statt sie zu massakrieren, einfach ins Wasser der Venezianer Lagunen plumpsen läßt kann man auch schon mal lachen. Und in 243 verrät Asmodis seinem Herren Lucifuge Rofocale das endgültige Mittel gegen John Sinclair: "Wir werden dafür sorgen, daß seine Dienstreiseanträge nicht mehr genehmigt werden." Was den Geisterjäger, wenn es denn gelungen wäre, längst schachmatt gesetzt hätte. Tja, da sieht man mal wieder, wem die Bürokratie so nützt ...
Also, für Überraschungen satt ist eigentlich gesorgt, das sollte der Überblick welcher hier natürlich keinesfalls vollständig sein kann einmal anschaulich demonstrieren.
Wie ist nun die aktuelle Lage?
Die Toten auf seiten der Crew sind oben nachzulesen. Daß Ullich und Möbius sowie Tina und Sandra im "Ruhestand" sind, erwähnte ich schon. Leonardo de Montagne scheint nach einer wechselvollen Karriere endlich begraben zu sein. Magnus Friedensreich Eysenbeiß ist vorerst ERHABENER der DYNASTIE, allerdings trickst er nur er besitzt Sara Moons Machtkristall, kann ihn jedoch nicht nutzen. Dafür hat er wieder eins der Amulette an sich gebracht, gemeinerweise eins von denen, die Sid Amos besaß. Lucifuge Rofocale herrscht immer noch als Ministerpräsident Satans. Fürstin der Finsternis ist Stygia, eine eher schwache Dämonin sie hat den Posten auch nur durch Betrug gekriegt. Sara Moon hingegen, seit einigen Heften wieder Verbündete der Crew, gerät erneut unter dämonischen Einfluß; diesmal sind die Schlangen des Kobradämons Ssacah schuld. Rob Tendyke und Ted Ewigk können sich nicht so recht leiden, denn Ted hat von Stygia beeinflußt versucht, Julian zu töten. Julian selbst bemüht sich um Angelique und muß zum ersten Mal erleben, wie schwer es ohne Magie ist, wenn man ein Ziel erreichen will. Der Junge ist aber nach wie vor sehr wichtig. Als Merlin in 475 versuchte, den Silbermond, die Heimat der Druiden, vor der Zerstörung in der Vergangenheit zu retten, rief er ein gewaltiges Zeitparadoxon hervor: "Die Hölle auf Erden", in welcher Meeghs, MÄCHTIGE und DYNASTIE fröhlich um die Herrschaft kämpften und die Menschen nur noch zweitrangig waren (die entsprechenden Szenen in 476 lesen sich wie die Anfangssequenzen von "Terminator II"). Julian nun brachte den Silbermond in eine seiner Traumwelten und beendete das Paradoxon; würde Julian allerdings sterben, wäre das Problem wieder da. Zamorra und Nicole waren in den letzten Bänden sehr damit beschäftigt, Lord Bryont Saris zu retten. Es ist nämlich so, daß dieser im Rahmen einer magischen Erbfolge immer wiedergeboren wird; genau ein Jahr länger als die vorige Inkarnation lebt jeder der Llewellyns, zeugt neun Monate vor dem ihm bekannten Zeitpunkt seines Todes einen Sohn und geht dann in dessen Körper über. Diese Erbfolge versuchen die Dämonen zu unterbrechen, da Saris' 265 Jahre gerade zu Ende gehen; ein Vorhaben, das zu verhindern Zamorra eine Menge kostet. Und für die Zukunft sind weitere Probleme zu erwarten, denn die Serie scheint sich doch immer noch gut zu verkaufen.
Bliebe die Aufgabe, etwas zu ihren Schwächen zu sagen. Dabei will ich nicht die literarische Seite berühren. Daß Heftromane von Bastei (und anderen Verlagen) keine große Literatur sind, nicht einmal mittelmäßige, sondern Dutzendware, gemacht für die schnelle Unterhaltung, den lockeren Gebrauch, das ist wohl den meisten Menschen klar. Man findet haarsträubende stilistische Fehler, von denen Wortwiederholungen noch der Übel kleinstes sind. Gut sechzig engbeschriebene Seiten aller zwei Wochen da bleibt eben nicht viel Raum fürs Korrigieren und Feilen, aber der Leser solcher Ware erwartet eh nicht, geschliffenste Syntax und einen an Cicero gemahnenden Stil unter dem grellbunten Deckblatt verborgen zu finden (ach, diese schaurigschönen Bildchen, auch dazu ließe sich einiges schreiben!). Nein, um Stilanalysen und dergleichen soll oder kann es hier nicht gehen.
Dennoch bleibt einiges, das auf jeden Fall kritisch anzumerken wäre.
1. Die Story vom großen bunten Traum Leben, das Surrogat. Denn natürlich sind die Hauptfiguren der Serie schön und fit und nie knapp bei Kasse. Zamorra schreibt und verkauft nicht nur äußerst erfolgreich seine Bücher über Parapsychologie, er besitzt ja auch das Schloß, große Ländereien, erhält Pacht von Bauern, hat reiche Freunde wie etwa den Konzernherren Möbius oder den Abenteurer Tendyke, welcher den ebenso riesigen Trust "Tendykes Industries" besitzt und immer mal wieder findet sich auch reichlich Kohle, oder der Auftraggeber übernimmt zumindest die Spesen. So kann Nicole, die natürlich als Traumgirl geschildert wird, völlig unbeschwert einkaufen, bis die Kleiderschränke brechen wer wünschte sich so etwas nicht? Dazu gehört natürlich auch, daß Zamorra und Nicole nicht altern, sie sind relativ unsterblich, können zwar getötet werden oder an einer Krankheit zugrunde gehen, doch das Alter bleibt ihnen erspart. So es der Markt will, werde ich vielleicht als Siebzigjähriger noch den xtausendtsen Band der Serie lesen, und Zamorra wird immer noch so jung sein wie heute, da ich diese Zeilen schreibe. Ganz zu schweigen von den Druiden oder den höllischen Gegnern zehntausend Jahre sind da nichts. Jung, schön und reich das altbewährte Mittel, das so geschickt auf die Ängste der Menschen antwortet, wird durch die genrespezifischen Mittel eher noch verstärkt. Im "FürstenRoman" bleibt wenigstens die Unsterblichkeit außen vor. Nun ja, Bastei reagiert einfach auf Bedürfnisse: Marktwirtschaft. Bücher sind in gewissem Sinne ja auch Rauschmittel. Man versetzt sich mit ihnen in eine andere Welt, ist dann genauso schön, stark, mutig, intelligent, wohlhabend ... Da Lesen jedoch eine recht komplexe Hirntätigkeit ist, sehr viel an Aktivität abfordert, hat der Rausch meiner Meinung nach meist jedoch bessere Ergebnisse als die Droge Fernsehen. Immerhin etwas. "Professor Zamorra" bewegt sich auf Illustriertenniveau schön bunt und schön unglaubwürdig; ein billiges Märchen von heute. Aber was soll's. Der "ernsthafte" SFFan, der darüber aufschreit, erinnert mich immer ein wenig an den "ernsthaften" MainstreamLeser, welcher die SF als solche ignoriert und ablehnt.
2. Ein weitaus wichtigerer Angriffspunkt sind die Widersprüche, in die ein Autor manchmal so arg tappt, daß die Story in ihrem Sumpf zu versinken droht und auch der wohlwollendste ZamorraFreak den Professor plötzlich beim besten Willen nicht mehr versteht. Da stolpert unser Kämpfer für das Gute in Band 239 ("Das Erbe des Zauberers") durch die DschungelFinsternis des Orinoco und hätte sein Amulett bitter nötig, daß er beim Kampf mit einer Anakonda verloren hat dabei kann er es seit 140 Folgen problemlos rufen, nur kommt er einfach nicht drauf und muß das gute Stück von einem Mitkämpfer finden lassen. Da schäumt in 316 ("Krakenfluch") ein Dämon bei der bloßen Nennung des Namens "Zamorra" vor Wut, erkennt neun Seiten später dessen (viel weniger in der Serie auftretenden) Mitstreiter Michael Ullich auf Anhieb und hat 21 Seiten später anscheinend alles vergessen. Zamorra naht mit erhobenem Amulett, und der Dämon merkt nichts von der Gefahr, denn plötzlich weiß er zu wenig über den Professor. Überhaupt krankt die Serie (das hat sie mit ihren Gefährten aus allen Verlagen gemeinsam) an dem Syndrom, das der Volksmund beim Western etwa so bezeichnet: "Die Guten schießen, ohne zu laden, und die Bösen treffen zum Glück immer daneben." Mitunter haben die Helden unglaubliche Massel, und ihre Gegner sind einfach zu blöde. Leonardo de Montagne etwa, der selbst einen Asmodis übertölpeln und zum Dämon werden konnte, ein ungeheuer listiger und skrupelloser Bursche, vermag das Amulett lange Zeit zu kontrollieren, aber immer verschont er Zamorra grade noch so, um ihn für eine "große Endabrechnung" aufzusparen, und die wird dann natürlich vermasselt, weil der Professor sich inzwischen erholt hat. Lasse deinem Gegner nie Zeit, wenn du ihn grade da hast, wo er hinsollte! Selbst Conan der Barbar weiß das, nur seine Gegner nicht und das scheint eben eine Eigenschaft aller Serien und BFilmBösen zu sein. Mitunter geraten die Siege der ZamorraCrew etwas mehr als unglaubwürdig. Leonardo nimmt in 253 seinem Gegner alles ab, Schloß und Amulett. Zamorra, schon gefangen und zur Hinrichtung geführt, springt im letzten Moment von der Schippe, flieht nach England und sammelt dann erst einmal neue Kräfte, um zurückzuschlagen. Natürlich gewinnt er, nur wundert man sich eben doch darüber, daß ein am Anfang so überlegener Superbösewicht am Ende so dämlich sein kann. Oder ein anderes Beispiel: Eben dieser Leonardo knobelt in 315 ("Medusas Schreckensnacht") eine geradezu teuflische Falle für Zamorra aus, mit sehr viel Aufwand. Alles scheint zu klappen. Das Amulett kann er zwar nicht mehr beherrschen, doch wenigstens abschalten, so daß es nicht mehr wert ist als jede beliebige andere Silberscheibe. Aber Leonardos Vasallin, die den Professor anruft, um ihn für das gottverlassene Kaff Bisbee in Arizona/USA zu interessieren, tut das mit dem Hinweis auf einen Schlangendämon; als ob ein Werwolf, eine Hexe, ein paar Zombies oder so es nicht auch getan hätten. Natürlich packt Zamorra nun den JuJuStab ein, was er bei weitem nicht immer tut, denn der wirkt nun mal nur auf waschechte Dämonen, nicht aber auf dämonische Geschöpfe. Und ebenso natürlich besiegt er Leonardo dann mit Hilfe des Stabes. Ihm den Tip zu geben das ist eben eine jener Saublödheiten seitens der Gegner, ohne die unser Professor längst nicht mehr unter den Lebenden weilen würde. Derart Vorkommnisse gibt es viele. Zuerst wird betont, wie wehrlos doch die Guten sind, und dann ereignet sich irgendein gegnerischer Lapsus bums, die Kiste läuft wieder richtig. Oder wenn einmal alle Stricke reißen und keiner mehr einen Ausweg kennt, wenn auch die Finsterlinge mal ihre Hausaufgaben gemacht haben, dann greift Merlin ein, oder Zamorra benutzt den Machtspruch, oder irgend etwas in der Art. Am schlimmsten jedoch kommt, so humorvoll er ist, der oben erwähnte "Supermachtspruch" daher. Immer mal wieder erinnert Zamorra sich daran, obwohl Merlin die Erinnerung doch gelöscht hatte. Ja, ja, seit Artus' Tagen ist der alte Bursche eben ein bißchen tatterig geworden. Der Deus ex machina trampelt manchmal ganz schön auf den Nerven des Lesers herum. Es ist eben ein Problem: Wie mache ich es ausgewogen? So spannend, daß die Langeweile ("Die Guten gewinnen ja doch immer!") weitgehend vertrieben wird? Schön, aber dann kann es sein, daß plötzlich alles so verfahren ist, daß nur ein haarsträubender Widerspruch aus der Sache heraushilft. Eingefleischten Logik und Stimmigkeitsfans ist "Professor Zamorra" also reinweg nicht zu empfehlen.
3. Auch die Verballhornungen der Geschichte und Mythologie, die bei der Serie zeitweise schon zum Prinzip gehörten, kann man mitunter nur schwer ertragen. Rolf Michael, der Schöpfer von Ullich und Möbius, Tina Berner und Sandra Jamis und vor allem AmunRe, scheint sich in dieser Hinsicht besonders hervorgetan zu haben; seit er ausgeschieden ist, geht es in Historie und Mythos weitaus weniger turbulent zu. Einmal oder in einigen Heften finde ich diese Ideen ja auch ganz neckisch; aber wenn schlichtweg die ganze Geschichte von den EWIGEN dominiert wird, dann wird es mir doch irgendwann zuviel. Besonders, wenn in 320/21 und 324 Urmenschen und Saurier zusammen in die ausgehende Kreidezeit befördert und von den Atlantiern AmunRes sowie von den EWIGEN manipuliert werden. Mitunter läßt Erich von Däniken mehr als nur grüßen; Michael scheint ein bedingungsloser Fan dieses zwielichtigen Gelehrten zu sein. Oft genug findet man Passagen, in denen Erich in Schutz genommen und Spott und Hohn über die akademische Welt ausgegossen wird. Nun gut, ich muß akzeptieren, daß andere Leute eben andere Ansichten haben sonst finde ich mich unversehens in einer Ecke mit denen wieder, welche SF&F&Horror generell als "Zeitungskioskliteratur" (Ausspruch einer arg gebüldeten Erfurter Kommilitonin von mir) abqualifizieren. Also, meinetwegen auch ganze von der "Dänikitis" befallene Hefte; meistens wird aber deren Handlung auch noch so blöd, daß man vermuten muß, dem Autor seien beim Fabulieren mehr als nur ein paar Pferde durchgegangen. Paradebeispiel: Nummer 324 ("Duell der Teuflischen"). Nicht nur, daß AmunRe und der EWIGE Chronos, welche sich verbündet haben, um gemeinsam die Macht zu erringen, plötzlich verrückt spielen und völlig unmotiviert gegeneinander kämpfen, um sich gleich darauf ebenso unmotiviert wieder zu einigen. Nein. Wenn aber unter ganz Atlantis eine Hydraulik angebracht wurde, um den Kontinent im Falle eines Angriffes untergehen lassen zu können, dann fehlen mir doch neunzig Pfennige zur Mark. Man stelle sich einmal dieses Unternehmen vor! Hat man den ganzen Kontinent von seinem Sockel losgeschnitten? Anders wäre es kaum zu machen. Oder liegen die Apparaturen gleich im Magma? Noch spaßiger: Ist die Gefahr vorüber, kann man Atlantis wieder emporheben, und das Leben geht frischfröhlich weiter . Auch die Erklärung der Titanen, jener alten Götter der griechischen Mythologie, liest sich sehr interessant: mutierte Urmenschen, deren Haut "mit Atomen aus Metall durchsetzt wurde, die nicht nur einen Deflektorschild für die Hitze ... bildet, sondern die auch jede Metallwaffe zerschellen läßt. Auch Angriffe mit DhyarraKristallen die niederen Ordnungen werden von ihnen zurückgelenkt" (vgl. PZ 324, "Duell der Teuflischen", S. 19). Chronos hat sich dieses ausgedacht, um Kampfeinheiten gegen seinen Vater Uranos zur Hand zu haben, und es kommt schließlich zum Showdown, bei dem alle Titanen und die EWIGEN des Uranos vernichtet werden derweil bringt Zeus die DYNASTIEAngehörigen, die nicht beteiligt sind, fort von der Erde, da nach dem großen Kampf nun das Duell der Machtkristalle von Uranos und Chronos folgen wird, bei dem die Erde nur die Chance hat, wieder zum Glutball zu werden und von vorn zu beginnen ... Daß es am Ende nicht soweit kommt, ist Tina Berner zu verdanken. Der "Wächter der Schicksalswaage", jenes über Gut und Böse stehende kosmische Wesen, ruft sie und ernennt sie ... zum JediRitter, was Tinchen sich immer gewünscht hat; ein Lichtschwert der EWIGEN ist natürlich auch im Spiel, und die dunkle Seite der Macht, verkörpert in Uranos und Chronos, kriegt mächtig eins aufs Maul, wenngleich die neuernannte Jedi (Wo warst du, Luke???) dabei ebenfalls in die Ewigkeit eingeht; endlich müssen Anakin Skywalker, Obiwan Kenobi und Yoda nicht mehr nur Skat spielen, denn der vierte Mann (auch wenn's hier eine Frau ist) zum Doppelkopf hat sich ihnen zugesellt. Selbst wenn ich gutmütig zugestehe, daß die ganze Verstümmelung der UranosChronosTitanenZeusGeschichte durch die dichterische Freiheit sanktioniert ist, so bleibt doch noch genug haarsträubender Unsinn übrig; von dem EWIGEN, den Zamorra hypnotisiert, der aber gleichzeitig noch einen eigenen Willen hat, brauche ich da gar nicht mehr zu reden.
4. Die sprachliche (stilistische und grammatikalisch-orthographische) Seite klammere ich bewußt aus, denn dann könnten wir ein eigenes SOLARX nur zur ZamorraThematik bringen, was nun auch wieder nicht nötig ist.
5. Problematisch, wenngleich nicht zu vermeiden ist auch das ewige Wiederholen bekannter Tatsachen. Die Notwendigkeit, auch dem Neueinsteiger sofort einige Orientierungstips an die Hand zu geben, damit dieser nicht sofort wieder frustriert aussteigt, erspart dem altgedienten ZamorraLeser mitunter etliche Seiten Lektüre, weil einem zum xten Male erklärt wird, daß Merlin das Amulett aus der Kraft einer entarteten Sonne (was immer das auch sein mag) geschaffen hat, daß Nicole die Sekretärin, aber auch die Geliebte Zamorras ist, daß Raffael Bois den uralten, aber nichtsdestotrotz unentbehrlichen Diener des Professors abgibt usw. usw. Auch die Zusammenfassung des bisherigen Geschehens, falls man es mit einer über mehrere Hefte hingezogenen Handlung zu tun bekommt, erklärt sich aus dem Seriencharakter. Manchmal nervt es aber doch, vor allem, weil die Autoren immer wieder die gleichen Wendungen benutzen. Etwas mehr sprachliche Vielfalt würde dem abhelfen; nun ja, das Gesetz der Serie heißt hier wohl vor allem: schnell schreiben. Da kann man nicht bis ins letzte Detail alles ausfeilen.
Sicherlich fände ein anderer Rezensent noch andere Einwände; ich will es bei diesen belassen. Trotz allem aber, selbst trotz allen schlimmen Blödsinns, habe ich bisher immer noch weitergesammelt und immer wieder ein paar Hefte gelesen. Ich räume allerdings ein, daß ich noch nie mehr als zehn hintereinander verkraftet habe; danach muß ich einfach mal wieder zu etwas anderem zurück. Interessantes persönliches Phänomen: Nach zehn Zamorras steigt der Appetit auch Sprachkunst ganz gewaltig an, und dann muß es mindestens Tolkien sein, wo nicht gar ein expressionistischer Lyriker ... Jedoch irgendwann lockt ein Titel wieder so sehr, daß der "Meister des Übersinnlichen" und seine Mannen erneut für eine gewisse Zeit aktuell werden. Zudem sind die Heftchen in den Spitzenzeiten beruflicher Belastung sehr schön zu lesen: Ich kann sie mir im Bus vornehmen, und ich muß dabei nicht soviel denken. Zwei gute Gründe mehr, ab und an den Professor aus dem Regal zu befreien, die meist doch spannende Handlung zu genießen und mich gleichzeitig über zu amüsieren. Aber die Anziehung überwog bei mir bisher immer noch das Entsetzen. Spaß macht "Professor Zamorra" irgendwie schon. Und damit bin ich wieder beim Ausgangspunkt: Ja, ich lese das. Unter vielem anderen auch das.
Warum denn nicht?
11. Jan. 2007 - Peter Schünemann
Genre: Mystery
[Zurück zur Übersicht]
|
|