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Zauberhafte EifelDieser Artikel ist Teil der Kolumne:
Lesungen und BetrachtungenAls ich meine Lesungen in der Eifel plante, war für mich klar, dass ich einen kleinen Abstecher in das Städtchen Ulmen mache. Denn dieser Ort birgt für mich etwas Besonderes, da eines meiner neuen Romanprojekte dort spielt.„Schwanenherz“ ist ein neu erzähltes Märchen für Erwachsene, das auf dem Original „Die sechs Schwäne“ von den Gebrüdern Grimm aufgebaut ist. Daria, eine junge Frau aus Ulmen, findet durch eine schicksalhafte Begebenheit ein Medaillon, das Fluch und Segen zugleich beinhaltet. Auf dem Weg nach Hause stößt sie auf einen Mann ihren Alters, der verstört und unbekleidet inmitten von weißen Federn am Jungfernweiher, einem Vulkansee, liegt. Sie ist zunächst verwirrt und weiß nicht, was sie tun soll, hilft dem Fremden aber dennoch und nimmt ihn mit zu ihren Eltern. Als ihr Bruder Bastian schwer erkrankt und eine seltsame Wandlung durchmacht, gerät Daria immer mehr in die Mystik des alten Märchens und versucht dem verzweifelt zu entkommen … Schon als ich die letzten siebzig Kilometer der Landstraße entlangfuhr, war ich tief beeindruckt. Durch meine Freundin Svenja bin ich bereits das vierte Mal in der Eifel, doch diese Strecke, die durch Wälder und über Hügel führte, die mich zu verträumten Ortschaften brachte, wirkte schon allein wie aus einer Sage. Als ich in die kleine Stadt Ulmen hineinfuhr, sah ich von einer Anhöhe bereits das Ulmener Maar und die Burgruine, die darüber thronte. Rasch entdeckte ich einen Parkplatz, nahm meinen Proviant und machte mich auf zu dem Vulkansee. Ich lief über den Marktplatz an einem nostalgischen Brunnen, Fachwerkhäusern und freundlichen Menschen vorbei. Mit einem Lächeln bog ich in einen bewaldeten Weg und lief den Hang zu dem Gewässer hinab. Ich hatte mir die Gegend anhand von Bildern und Recherche bereits vorgestellt und versucht, eine mystische Stimmung in die Geschichte einzuflechten. Dass ich jetzt genau das fand, ließ mich überrascht innehalten. Eine Wiese breitete sich vor mir aus, sie grenzte bis an den See. Weiden und andere Bäume umsäumten das Maar und luden zum Verweilen ein. Es war still und friedlich, nur die Vögel zwitscherten, obwohl ich sie nicht sah. Ein Zauber schien über dem Ort zu liegen – wie in meinem Roman. Langsam lief ich zum See und bog in den Weg ein, der mich einmal um das Gewässer führen würde. Eine weitere Überraschung tat sich auf. In meiner Geschichte lebt eine Frau namens Malia abseits des Dorfes in der Nähe des Ulmener Maar. Ich hatte dieses Gebäude im Kopf, wusste genau, wie es aussehen sollte. Dies muss dann dichterische Freiheit sein, denn sicher gibt es an diesem Ort kein Haus – dachte ich. Bis ich das Gebäude sah, das direkt am See mitten im Wald stand. Die Fenster waren vernagelt, es war verlassen, aber es war das, was ich brauchte! In diesem Augenblick wusste ich, dass ich meiner Geschichte hundertprozentig die richtigen Kulissen gegeben hatte. Ich rastete dann an einem metallenen Steg und sah auf das ruhige Wasser, dessen Oberfläche geheimnisvolle Spiegelungen preisgab. Auf dem Weg zur Burgruine kam ich an einer heilenden Quelle, einem alten Ritualplatz und an Baumwurzeln vorbei, dessen Höhlungen aussahen, als würden sie in eine andere Welt entführen. Ich wurde ein wenig zu meiner Protagonistin, als ich an der Anhöhe der Burgruine stand und die Stelle betrachtete, wo Daria in das Erdreich abstürzt und das Schwanenmedaillon findet … Bei mir hielt der Boden stand und vor mir verbargen sich jegliche Schmuckstücke, dennoch fühlte ich, dass ich die richtige Stimmung in meine Story gebracht hatte und dafür war ich zutiefst dankbar. Einen wichtigen Ort wollte ich unbedingt noch finden. Meine Geschichte beginnt an einem Wasserfall, den ich aufgrund von Fotos aus dem Netz gut hatte beschreiben können, aber ich wusste auch, dass er mitten im Wald auf einer langen Wanderstrecke lag – und mir lief die Zeit ein wenig davon. Ich fotografierte noch den Jungfernweiher, wo Daria den Fremden begegnete, und nutzte die moderne Navigation, verbunden mit der alt bewährten Wanderkarte, und fand mit dem Auto den Zugang, der mich direkt zum Endertbach bringen würde. Ich folgte zu Fuß dem Lauf des Wassers und stand kurz darauf wie Daria auf der hölzernen Brücke, umfasste das Geländer und starrte auf den rauschenden Strom, der vor mir in die Tiefe fiel. Ich konnte kaum glauben, dass „Die Rausch“ tatsächlich so aussah, wie ich es anhand der Bilder beschrieben hatte. Ich stieg bis an die Ufer des Baches hinab, um den Fall des Wassers auf meinen Fotos festzuhalten. Beeindruckt machte ich mich auf die Fahrt zu meiner Freundin Svenja, begrüßte ihre »Elfenpferde«, durfte ein frisch geborenes Kalb taufen und war nun endlich in der Eifel angekommen. Am nächsten Tag, nach der SherloCon, wartete bereits die nächste Lesung auf mich. An der plätschernden Salm in Eisenschmitt, mitten in einem Birkenhain las ich dann bis ein Uhr nachts meine Geschichten und entführte die Zuhörer in mystische Welten. Das Lagerfeuer prasselte, die Sterne glitzerten zwischen den Birkenzweigen und Lampions waren überall aufgehängt und versprühten den Charme meiner Fantasy-Buchreihe „Die Sídhe des Kristalls“. In der Nacht, als wir wie die Fahrenden direkt am Feuer saßen, weil es so kalt geworden war, lauschten meine Gäste noch immer meiner Stimme. Nur ein jüngeres Mädchen lag neben mir zusammengerollt und schlief wie ein Kätzchen auf einem Liegestuhl. Aus dem Wald riefen die Waldkäuze und ich beendete den Abend mit der Geschichte „Jack Frost“, die auf dem gleichnamigen Lied von Kate Rusby beruht. Ich sang die Liedpassagen und gestaltete dadurch einen würdigen Abschluss. ![]() 06. Sep. 2012 - Tanja Bern Genre: Bericht Kolumne: AGENTUR ASHERA [Zurück zur Übersicht] |
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