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Startseite > Bücher > Paranormale Romance > Oldigor Verlag > Inka-Gabriela Schmidt > VALENTINE > Leseproben > Leseprobe 2

Leseprobe 2

VALENTINE

Inka-Gabriela Schmidt
Roman / Paranormale Romance

Oldigor Verlag

Taschenbuch, 300 Seiten
ISBN: 978-3-9814764-3

Apr. 2012, 12.90 EUR
Bestellen: Jetzt bestellen / auch als eBook erhältlich

Rund um Valentine war es stockfinster. Sie stand vollkommen steif da. Ihr Puls beruhigte sich ein wenig, als ihr klar wurde, dass sie es trotz der für sie stressigen und ungewohnten Situation geschafft hatte, sich an einen anderen Ort zu materialisieren. Sie sog verhalten die muffige Luft ein. Puh, allzu lange sollte sie sich hier nicht aufhalten. Warum hatte sie nicht rechtzeitig gehört, dass sich ihr ein Mensch näherte, offensichtlich auf demselben Weg, den sie selbst genommen hatte? Sie hätte sich nicht so erschrecken lassen dürfen.
»Ich bin wohl ziemlich aus der Übung«, murmelte sie.
Verdammt, es war so dunkel, dass sie nicht einmal ihre eigene Hand sehen konnte. Das hatte sie noch nie erlebt. Überall gab es einen Hauch von Restlicht, der von ihren lichtstarken Vampiraugen aufgenommen wurde, selbst unter der Erde. Doch hier war es schlichtweg unheimlich.
Valentine fluchte leise. Die Taschenlampe war auf der Steinplatte mitten im Pentagramm liegen geblieben. Nun egal, ihre Instinkte würden sie hinausgeleiten. Zuerst galt es herauszufinden, in welchem Raum sie sich hier befand, dann würde sie sich in den nächsten Gang materialisieren und zu Fuß hinaufgehen. Entschlossen trat sie einen Schritt nach vorne und stieß mit dem Fuß an.
Uff. Verdutzt hielt sie den Atem an und tastete sich mit ausgestreckter Hand vor. Eine Wand. Ihre Lage schien noch weitaus prekärer zu sein, als sie gedacht hatte. Ein mulmiges Gefühl überfiel sie. Wo verflixt noch mal war sie? Vielleicht hatte sie sich doch weiter entfernt, als sie geglaubt hatte. Eigentlich hatte sie sich dem Fremden nur um wenige Meter entziehen wollen, einfach nur in einen anderen Gang flüchten, damit er ihr nicht ohne Weiteres folgen konnte. Und nun? Nicht das Geringste war zu sehen oder zu hören. Außerdem wurde die schlechte Luft immer unerträglicher und verursachte ihr Übelkeit.
Mit der Hand auf dem Mauerwerk, ging Valentine vorsichtig voran. Ihr Puls pochte hart in ihren Schläfen. Ein kleiner Schritt, dann knickte die Wand im rechten Winkel ab. Wunderbar, hier ging es also weiter. Doch es war weniger als ein ganzer Schritt, und schon war auch diese Wand zu Ende.
Klaustrophobische Panik würgte an Valentines Hals, schnürte ihr die Atmung ab und ließ sie schwindlig werden. Ich darf jetzt nicht durchdrehen! Niemand weiß, wo ich bin! Nur ich allein kann mich hier wieder herausbringen.
Mit zittriger Hand stellte sie fest, dass der Raum, in dem sie sich befand, kaum ein mal zwei Meter in der Grundfläche maß. Sie streckte die Hand nach oben. Die Decke war fast direkt über ihrem Kopf. Kein Wunder, dass die Luft so schlecht war. Dies war kein Gang. Sie befand sich in einem rundum gemauerten Raum, der zu ihrem Grab werden würde, sobald ihre Kräfte schwanden.
Hektisch tastete sie noch einmal die Wände ab. Es gab nichts daran zu rütteln, sie war eingesperrt. Ich muss mich dematerialisieren! Ich muss hier raus! Verzweifelt versuchte sie, sich zu konzentrieren, jedoch ohne Erfolg.
Dann erschütterte Valentine ein Schrei. Er gellte von den Wänden zurück, drang wie Spieße in ihre Ohren und brannte sich in ihr Gehirn ein. Der anschließende Schmerz zwang sie, sich zu krümmen, und presste ihr Tränen aus den Augen.
Als sie begriff, dass sie diejenige war, die da geschrien hatte, presste sie die Lippen fest aufeinander und zwang sich, langsam und gleichmäßig zu atmen, um ihre Panik zu unterdrücken. Nach einem Spalt suchend, kratzten ihre Fingernägel über die Wände. Nichts. Sie würde elendig in diesem Loch verrecken. Niemand würde jemals ihr Grab finden. Sie wäre einfach auf ewig verschwunden.
Plötzlich ließ sie ein Laut, der nicht von ihr selbst stammte, aufhorchen.
»Wo sind Sie? Antworten Sie!«
Die Stimme kam von jenseits der Mauer. Folglich war diese nicht allzu dick. Das war gut zu wissen. Wieder waren Rufe zu hören. Es gab nur einen, der das sein konnte: Der Mensch, vor dem sie so unüberlegt geflüchtet war.
Früher wäre mir das nicht passiert, schoss es Valentine durch den Kopf. Ich bin vor einem Menschen geflohen! Einem einfachen wehrlosen Menschen. Wie peinlich. Ich bin zehnmal stärker und schneller als er.
»Hallo, wo sind Sie?«
Aber er könnte mir vielleicht helfen.
Lächerlich. Valentines Gedanken überschlugen sich. Und was, wenn sie den Fremden zu Frédéric schicken würde … aber das bedeutete einige Stunden Autofahrt. Bis dahin wäre sie entweder erstickt oder vor Angst gestorben. Wobei – die einzige Gefahr, von der sie hier direkt bedroht war, war der Erstickungstod.
»Ici, je suis ici!«, rief sie, riss ihre Pistole aus dem Brustholster und schlug ohne weiter nachzudenken mit dem Knauf gegen die Wand.
Zunächst war nichts zu hören, dann folgten Klopfzeichen. Wieder und wieder schlug sie gegen den Stein. Die Klopfzeichen kamen näher. Metall auf Stein, vielleicht hatte er die Taschenlampe mitgenommen und benutzte sie zum Klopfen. »Ici!« Sie besann sich darauf, dass er vermutlich gar kein Französisch verstand. »Ja, ja, genau hier bin ich!«
Für einen Moment verstummte erneut jegliches Geräusch.
»Nun kommen Sie schon heraus. Ich habe keine Lust, mich zu verlaufen.«
Ihr Mund war ganz trocken, als sie antwortete. »Ich kann nicht.«
»Warum nicht?«
Sie zögerte. Er hatte keine Ahnung, wer sie war. »Ich – ich bin eingeschlossen.«
»Ich hab Sie nicht verstanden.« Ein verhaltenes Lachen war zu hören. »Sie müssen keine Angst vor mir haben.«
Valentine seufzte und lehnte die Stirn gegen die Mauer. »Bitte helfen Sie mir.« Ihre Stimme klang entsetzlich kläglich.
»Sie haben sich verlaufen? Warten Sie, ich komme zu Ihnen.« Nun schwang auch in seiner Stimme Verunsicherung mit. Eigentlich musste ihm klar sein, überlegte Valentine, dass es nicht mit rechten Dingen zugegangen sein konnte, so schnell, wie sie vor seinen Augen verschwunden war. Wenn er sich auf die Suche machte, würde er sich in diesem unterirdischen Labyrinth aus Gängen und Abzweigungen hoffnungslos verlieren. Eigenartigerweise war ihr das nicht egal.
»Nein, bleiben Sie! Sie können mir nicht folgen. Ich bin direkt hinter dieser Wand.«
»Na gut, dann werde ich Werkzeug holen und die Mauer einreißen.« Überzeugend klang das nicht, doch aller Logik zum Trotz wirkte seine Stimme auf sie beruhigend.
»Nein, nicht weggehen!«, schrie sie, so laut sie konnte. Für einen Augenblick herrschte tiefes Schweigen. Vermutlich hielt er sie für hysterisch und damit läge er gar nicht einmal so falsch.
»Ich kann die Wand nicht mit bloßen Händen einreißen«, erwiderte er vergleichsweise ruhig.
Nein, das konnte er nicht. Ein Schluchzen stieg aus Valentines Kehle herauf.
»Wie heißen Sie?« Sein Mund musste der Wand ganz nah sein. Wie er wohl geformt war, ob seine Lippen schmal oder voll waren, ob ihn ein Oberlippenbart zierte?
»Valentine … ich heiße Valentine.« Sie hatte keine Ahnung, wie er aussah, ob er groß und attraktiv oder klein und hässlich war. Jung war er, das hörte sie an seiner Stimme. Ende zwanzig, höchstens Anfang dreißig, schätzte sie.
»Ich heiße Maurice. Hören Sie, ich habe keine Ahnung, wie Sie es gemacht haben, so schnell zu rennen, Valentine …« Es klang zögerlich und verwundert, als dächte er noch über dieses Phänomen nach und ob das möglich sein konnte. »… aber jetzt müssen Sie doch einfach nur denselben Weg wieder zurückgehen.«
Er glaubte ihr nicht, dass sie eingeschlossen war. Warum sollte er auch? Seine Aufforderung war logisch.
»Ich kann nicht.« Bereits in dem Augenblick, in dem diese Worte über ihre Lippen kamen, hasste Valentine sich dafür. Es klang kläglich und unwürdig. Als wäre sie durch und durch ein verängstigtes unselbstständiges Weibchen und nicht eine starke selbstbewusste Vampirin.
»Was?«
»Je ne peux pas!«, rief Valentine verzweifelt.
»Pourquoi pas? Warum nicht?«
Eine aus seiner Sicht berechtigte Frage. Wenn sie sich ernsthaft Hilfe von ihm erhoffte, obwohl es fern ihrer Vorstellungskraft war, wie diese aussehen sollte, dann war sie ihm eine plausible Antwort schuldig.
»Ich … habe Angst.«
»Vor mir?« Er klang überrascht. »Das müssen Sie nicht.«
»Ähm, nein. Es ist der Raum. Er ist so eng.«
Stille.
»Maurice? Sind Sie noch da?«
»Als Kind hatte ich Angst, im Dunkeln zu schlafen. Ich bildete mir ein, die Wände des Zimmers kämen näher und näher, bis sie an mein Bett stießen.«
Valentine wagte kaum zu atmen. Sie fühlte die Wände, wie sie ihren Körper bedrängten. »Und dann?«, stieß sie mühsam hervor.
»Dann schloss ich die Augen und stellte mir vor, ich läge auf einer Wiese. Einer großen Wiese. Und ich schaute in den Himmel …«
Sprich weiter, dachte Valentine. Bitte sprich weiter. Seine Stimme klang angenehm warm, verbreitete Ruhe, war ausgesprochen männlich – und sinnlich. Ein erregendes Kribbeln erfasste ihren ganzen Körper, bis hinab in ihren Schoß. Sie stöhnte unwillkürlich auf. Dieses Gefühl hatte sie beinahe vergessen, und wenn sie dann doch daran gedacht hatte, war es stets mit unangenehmen Erinnerungen und Angst verbunden. Jetzt nicht. Verdutzt registrierte sie ein zartes Pulsieren in ihrem Schoß.
»… er ist dunkelblau, mit pulsierenden Sternen, très petites …«
Verwundert stellte sie fest, dass er nun auf Französisch fortfuhr, und zwar akzentfreier, als sie Deutsch sprach, fast so, als wäre es seine Muttersprache. Sie hörte nicht mehr auf die einzelnen Worte, nur noch auf das Vibrieren in seiner Stimme, das ihre Ängste wie in einen Kokon einhüllte und wegsperrte.
»Kommen Sie jetzt, Valentine. Ich gehe nicht weg, ehe Sie mir gegenüberstehen.«
»Pourquoi – warum?«
Maurice lachte leise. »Ich möchte die Frau kennen lernen, die sich nachts allein in eine dunkle Krypta wagt.«
Kennen lernen? Der hatte keine Ahnung, wer sie war. Andererseits, sie selbst hatte auch noch nie einen Menschen wirklich kennen gelernt. In früherer Zeit, bevor die Vampirgemeinschaft Blutbanken eingerichtet hatte, da hatte sie Menschen aufgelauert, sie gebissen und von ihrem Blut getrunken. Immer nur so viel, dass es dem Wirt nicht schadete. Es war einfach, den Geist dieser Menschen vergessen zu lassen und die Wunde zu verschließen, so dass wenige Minuten später der Biss schon nicht mehr zu sehen war. Kennen gelernt und gesprochen hatte sie nie einen Menschen. Der Fremde hatte ihr Interesse geweckt. Denn auch in ihr brannte nun die Frage, was ein Mensch nächtens hier unten verloren hatte. Sie wollte ihn sehen, ihm gegenüberstehen … Mit einem Mal geschah es fast von selbst, und sie zuckten beide erschrocken zurück, als sie einander im Schein seiner Taschenlampe in die Augen blickten. So nah, dass sie die feinen hellen Linien in seinen rehbraunen Augen sah und die unverhohlene Neugier, die darin lag.
Dann lachten sie beide nervös auf.

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