Main Logo
LITERRA - Die Welt der Literatur
Home Autoren und ihre Werke Übersicht
Neu hinzugefügt
Serien / Reihen
Genres
Leseproben
Bücher suchen
Signierte Bücher Künstler und ihre Werke Hörbücher / Hörspiele Neuerscheinungen Vorschau Musik Filme Kurzgeschichten Magazine Verlage Specials Rezensionen Interviews Kolumnen Artikel Partner Das Team
PDF
Startseite > Bücher > Dark Romance-Erotikroman > Fabylon > Linda Koeberl > BLUTFESSELN > Leseproben > Blutfesseln
emperor-miniature

Blutfesseln

BLUTFESSELN
BLUTFESSELN

Linda Koeberl
Roman / Dark Romance-Erotikroman

Fabylon

ARS AMORIS: Band 4
Broschiert, 180 Seiten
ISBN: 978-392707138-4

Apr. 2010, 14.90 EUR
Status: Nicht mehr erhältlich.

Russland, Moskau, 1650

Schneeflocken schwebten vor meinem Fenster zu Boden und hüllten die Straßen in einen versöhnlichen Umhang. Doch die Idylle konnte nicht darüber hinwegtäuschen, wie trostlos und einsam mein Leben war. Allerdings erschien mir der heutige Tag ein wenig heller als die vorangegangenen, denn ich hatte einen Brief erhalten, in dem Sergej mir seine Ankunft für den Abend ankündigte. Es war bestimmt nicht üblich, einer Hure derart viel Aufmerksamkeit zu schenken, doch andererseits war unsere Beziehung nicht alltäglich. Langsam löste ich mich von meinen Gedanken. Es war an der Zeit, sich für Sergej hübsch zu machen. Ich trat nackt vor den Spiegel, dessen Oberfläche – milchig und mit rostigen Sprenkeln übersät – lediglich ein schemenhaftes Bild zurückwarf. Doch es genügte, um mir meinen Gesundheitszustand schonungslos vor Augen zu führen. Prüfend ließ ich die Fingerspitzen über mein Gesicht gleiten, berührte die fahle Haut, zeichnete die dunklen Augenringe nach. Es erstaunte mich, dass niemand die Veränderung bemerkt hatte. Oder sie ließen es sich nicht anmerken. Und mein Körper. Ebenso fahl wie mein Gesicht, hatte er die wohlgeformten Rundungen verloren und glich eher der Gestalt eines Knaben. Am liebsten hätte ich die Augen vor der grausamen Wahrheit verschlossen. Ich tat es, indem ich schnell in ein grob gewebtes Mieder schlüpfte, das ich locker vor meiner Brust schnürte. Niemand sollte sehen, was mit mir geschah. Der Rock, den ich wählte, bauschte sich um meine schlanken Schenkel, die in kniehohen Strümpfen steckten. Während ich in meine Lederschuhe, die schon bessere Tage gesehen hatten, schlüpfte, strich ich mit der Bürste durch mein dunkles Haar. Ich war immer so stolz auf meine Lockenpracht gewesen. Nun wirkte sie spröde und stumpf. Um meiner Erscheinung ein gesünderes Aussehen abzuverlangen, kniff ich mir einige Male in die Wangen, bis sie rosig schimmerten. Letztendlich war ich mit meinem Aussehen halbwegs zufrieden. Nun blieb lediglich abzuwarten, ob ich Sergej täuschen konnte. Vermutlich nur, wenn ich nicht wieder einen meiner Hustenanfälle bekam, die mich in letzter Zeit häufig quälten. Ich versuchte, nicht daran zu denken, dass ich vielleicht genauso zugrunde ging wie mein Juri.
Als ich eine Kutsche vorfahren hörte, wischte ich den Gedanken beiseite. Das musste Sergej sein. Ich vergaß meine Sorgen, eilte aus dem Zimmer und die Treppe hinunter. Als ich die letzte Stufe hinter mir ließ, öffnete sich bereits die Tür und mit einer Wolke aus frisch gefallenem Schnee betrat ein Mann den Schankraum, dessen dunkle Aura sämtliche Gespräche verstummen ließ. Er trug einen breitkrempigen Hut und einen langen schwarzen Mantel mit hochgestelltem Kragen. Beide Kleidungsstücke verhinderten geschickt, dass ich sein Gesicht erkennen konnte. Doch das war auch nicht nötig. Sergej war eine Erscheinung, die man niemals wieder vergaß. Dimitri eilte an die Seite des neuen Gastes und begrüßte ihn überschwänglich, um nicht zu sagen devot. Es war amüsant mitzuerleben, wie der Wirt buckelte, um Sergej ein wenig Geld aus der Tasche zu leiern. Dieser schien unbeeindruckt, reichte seinem Gegenüber jedoch Hut und Mantel. Zum Vorschein kamen das Gesicht, das ich so sehr mochte und ein Körper, den ich geradezu anbetungswürdig fand.
Sergej! Er war sehr schlank, das konnte selbst das weite Leinenhemd nicht verbergen. Ebenso wenig die enge schwarze Hose, die sich verführerisch an seine Schenkel schmiegte und in kniehohen Stiefeln mündete, um die sich bereits eine Pfütze gebildet hatte. Doch letztendlich war es sein Gesicht, das mich faszinierte. Es war schmal, mit einem verklärten Blick, der eine gewisse Traurigkeit in sich barg. Sein schulterlanges braunes Haar, verlieh ihm ein verwegenes Aussehen. Dimitris forscher Blick sagte mir, dass es an der Zeit war, mich von meinem Dasein als Salzsäule zu verabschieden und mich stattdessen um unseren Gast zu bemühen. Mit wiegenden Hüften und klopfendem Herzen ging ich zu den beiden hinüber.
„Alexandra, unser Gast bekommt alles, was sein Herz begehrt. Kümmere dich um seine Belange. Um alle.“
Alexandra, so nannte ich mich noch in diesen Tagen, bis ich zu meinem Schutz den Namen Sascha annahm.
Sergej war Dimitris Kommentar das Heben einer Augenbraue wert, mir verlangte es lediglich ein Lächeln ab. Wenn jemand wusste, dass er zuerst die körperliche Befriedigung suchte, bevor er dem Knurren seines Magens nachgab, dann war ich es. Gemeinsam eilten wir die Treppe hinauf und den Gang hinunter, bis wir meine Schlafkammer erreichten. Sergej stieß die Tür so vehement auf, dass sie mit voller Wucht gegen die Wand krachte. Sobald wir im Zimmer standen, warf er sie zu und nahm mich fordernd in seine Arme. Er roch nach Tabak und Leder, also genauso, wie ein Mann meiner Meinung nach riechen sollte. Beinahe andächtig sog ich seinen Duft ein. Es tat so gut, ihn endlich wieder zu spüren und ich musste mir zum wiederholten Male eingestehen, dass er mir etwas bedeutete. Auch, wenn ich es nicht einzuordnen wusste. Der Blick, den er mir unter halb gesenkten Augenlidern schenkte, ließ mich erschaudern. Ein Kribbeln durchlief meinen Körper, bündelte sich in meiner Mitte, wo es ein unbefriedigendes Gefühl zurückließ. Ich wünschte mir, er würde endlich meine Sehnsucht stillen. Die Spannung erhöhte sich mit jedem Augenblick, den er mich in seinen Armen hielt. Doch ich spürte noch etwas anderes, als ich mich voller Verlangen an ihn schmiegte. Es war sein Geschlecht, das sich deutlich an meiner Hüfte rieb und mir so sein Begehren offenbarte. Sergej hielt mir die Arme hinter meinem Rücken fest, während er meinen Hals küsste. Sein Mund war genauso, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Weich und einladend. Seufzend legte ich meinen Kopf in den Nacken, damit er mich besser küssen konnte. Im nächsten Moment fegte er mit einer einzigen Handbewegung den Tisch leer und setzte mich darauf, als wäre ich leicht wie eine Feder. Während sich sein Mund dem Ansatz meiner Brüste widmete, ging seine rechte Hand auf Wanderschaft. Ungeduldig glitt sie über den Stoff meines Rockes, verschwand alsbald unter dessen Saum und wanderte an meinen bestrumpften Beinen wieder nach oben. Als seine Finger die nackten Innenseiten meiner Schenkel erreichten, öffnete ich sie ihm sehnsuchtsvoll. Sofort kam er meiner unausgesprochenen Bitte nach und schob einen Finger in meine feuchte Spalte. Mein Rücken spannte sich wie die Saite eines Bogens, als ich meine Beine noch etwas weiter spreizte. Ich spürte meine Brüste schmerzhaft gegen das Mieder drücken. Als hätte er mein Problem erkannt, befreite Sergej sie aus ihrem Gefängnis. Zärtlich umspielte seine Zunge eine meiner Brustwarzen, bevor er sie in die warme Höhle seines Mundes sog. Als ob dies nicht reichte, um mich in den Wahnsinn zu treiben, tauchte ein weiterer seiner Finger in mich ein.
„Bitte … ich will dich spüren.“ Obwohl ich es von ihm verlangte, entschlüpfte mir ein resignierter Laut, als seine Finger von mir abließen. Sofort wanderten meine Hände zu seinem Hosenbund. Flink öffnete ich die Bänder, schob die Hose über seine Hüften. Sergejs Bauch war fest und flach, seine Männlichkeit reckte sich mir stolz entgegen. Andächtig ließ ich meine Finger über seinen makellosen fast androgynen Körper gleiten. Sergej gewährte mir jedoch keine Zeit, ihn zu erkunden. Das Verlangen loderte mir aus seinen Augen entgegen, während er seine Hand in meinen Locken vergrub. Den Kopf in den Nacken gelegt, wartete ich darauf, dass er mich endlich nahm. Und er tat es mit einer Leidenschaft, die mir beinahe den Atem raubte. Ich schlang meine Beine um seine Lenden, um ihn noch tiefer in mich aufzunehmen. Mit kraftvollen Stößen begann er mich zu lieben. Ich grub meine Nägel in seinen Rücken, hinterließ vermutlich blutige Striemen, doch ich war nicht in der Lage, mich zu zügeln. Sergej erweckte eine Seite in mir, die mir Angst machte. Doch ich konnte nicht damit aufhören. Ich empfing seine Stöße, als würde es mich das Leben kosten, wenn ich es nicht tat. Schweiß rann über meine Haut und verschwand in einem feinen Rinnsal zwischen meinen Brüsten. Je näher ich meinem Höhepunkt kam, desto mehr sehnte ich mich danach, ihm das zu schenken, was so wichtig für ihn war. Als hätte Sergej meine Gedanken gelesen, veränderte sich sein Aussehen. Die blauen Augen färbten sich hell, sodass man das Gefühl hatte, durch sie hindurch sehen zu können, während sich die Spitzen seiner Eckzähne zwischen die Lippen schoben. Dieser Augenblick, kurz bevor er zubiss, war für mich am Schlimmsten, denn ich erkannte das Raubtier in ihm. Doch gleichzeitig sehnte ich mich nach der existenziellen Empfindung, die sein Biss in mir auslöste. Ein Fauchen stieg seine Kehle empor. In Erwartung seines Bisses, schloss ich die Augen, wollte den Moment auskosten, wenn sich mein Verlangen ins Unermessliche steigerte und alles andere in Vergessenheit geriet. Die Tatsache, dass Sergej an meiner Halsschlagader trank, hatte für mich nichts Abschreckendes an sich, zumindest jetzt nicht mehr. Ich genoss es, wie mein Blut durch seine Kehle sickerte, wie er sich an meinem Lebenssaft labte. Sprach man dennoch von einer Schuld, beglich er sie, indem er mir einen Höhepunkt schenkte, der mich in den Himmel hob und gleichzeitig in die Hölle brachte. Vielleicht starb ich sogar ein klein wenig, bevor ich mich, in meinem Bett liegend, in seinen Armen wiederfand.
„Hast du niemals Angst, dass ich die Kontrolle verlieren und dich töten könnte?“ Sergej sah mich fragend an.
„Nicht, seitdem du mir erklärt hast, was du bist und nach welchen Regeln du lebst.“ Ich blickte in seine Augen, die mir nun wieder stahlblau entgegen leuchteten.
„Alexandra, ich habe da etwas in deinem Blut geschmeckt …“ Der besorgte Klang seiner Stimme verursachte mir einen Kloß im Magen. „Du hast Gewicht verloren und deine Haut hat eine ungesunde Farbe. Was ist mit dir?“
Ich rückte etwas von ihm ab. Es war mir mit einem Mal unangenehm, so nah bei ihm zu liegen, während wir über meine Krankheit sprachen. Oder nicht sprachen, denn ich war nicht bereit, ihm zu erzählen, wie es um mich stand. „Es geht mir gut. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.“ Ich wandte ihm den Rücken zu, denn er sollte die Lüge in meinen Augen nicht sehen. „Nur eine kleine Erkältung, nichts weiter. Du weißt doch bestimmt noch, wie das ist.“
„Ich kann mich zumindest daran erinnern, denn seit ich ein Daywalker bin, sind mir diese Dinge fremd. Wir sind gegen jegliche Art von Krankheiten gefeit und Wunden heilen schnell, auch die, die wir anderen beim Bluttrinken beibringen.“ Sanft strich er über meinen Hals, wo vor wenigen Minuten noch die Wundmale zu sehen gewesen waren, die er mir zugefügt hatte. Nun waren sie verheilt, wie durch Zauberhand verschwunden.
„Dann hast du ja großes Glück.“
„Du weißt nicht, was du da sagst. Es mag ein Segen sein, den Krankheiten zu trotzen. Doch dieses Leben birgt auch seine Schattenseiten. Oder hast du nur die geringste Vorstellung davon, wie einsam die Jahrhunderte sein können, wenn man niemanden an seiner Seite hat, mit dem man sie teilen kann? Es nagt an dir, es zermürbt dich. So lange, bis du dich am liebsten töten würdest, weil du das Alleinsein nicht mehr erträgst. Du hingegen hast die Chance, dich zu verlieben, eine Familie zu gründen und gemeinsam mit deinem Liebsten alt zu werden.“ Seine Worte waren voller Bitterkeit und ließen seinen Schmerz erahnen.
Mein Leid war nicht minder qualvoll. Das Leben war ungerecht. Er wollte scheinbar sterben und konnte es nicht. Ich klammerte mich an mein Dasein und mir wurde es möglicherweise genommen. Als hätten meine Gedanken es herausgefordert, spürte ich, wie sich meine Lungenflügel zusammenkrampften. Verzweifelt kämpfte ich gegen den aufkeimenden Anfall, doch ich hatte keine Chance. Während sich mein Körper, vom Husten geschüttelt, zusammenkrümmte, hielt ich mir das Leintuch vors Gesicht. Doch es gelang mir nicht zu verbergen, was bereits seit Monaten mein Leben begleitete und manchmal sogar bestimmte. Blutflecke besprenkelten das weiße Betttuch und legten Zeugnis über meinen Gesundheitszustand ab. Es war sinnlos, noch etwas zu leugnen. Ich war todkrank und würde sterben.

Crossvalley Smith
Crossvalley Smith
© http://www.crossvalley-design.de

Weitere Leseproben

Blutfesseln
Blutfesseln

[Zurück zum Buch]

Manuskripte

BITTE KEINE MANUS­KRIP­TE EIN­SENDEN!
Auf unverlangt ein­ge­sandte Texte erfolgt keine Antwort.

Über LITERRA

News-Archiv

Special Info

Batmans ewiger Kampf gegen den Joker erreicht eine neue Dimension. Gezeichnet im düsteren Noir-Stil erzählt Enrico Marini in cineastischen Bildern eine Geschichte voller Action und Dramatik. BATMAN: DER DUNKLE PRINZ ist ein Muss für alle Fans des Dunklen Ritters.

Heutige Updates

LITERRA - Die Welt der Literatur Facebook-Profil
Signierte Bücher
Die neueste Rattus Libri-Ausgabe
Home | Impressum | News-Archiv | RSS-Feeds Alle RSS-Feeds | Facebook-Seite Facebook LITERRA Literaturportal
Copyright © 2007 - 2018 literra.info