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Frauen sind die interessanteren Menschen

Interview mit Wolf S. Dietrich, geführt von Florian Hilleberg am 13. Nov. 2009.


Wolf S. Dietrich Wolf S. Dietrich
Lieber Wolf S. Dietrich,

seit wann arbeiten Sie als professioneller Schriftsteller, bzw. wann haben Sie die Lust am Schreiben entdeckt?


YMeine ersten Gehversuche als Krimi-Autor habe ich Mitte der neunziger Jahre unternommen. Zunächst als Hobby – und mit allerlei Unzulänglichkeiten behaftet. Eine gewisse Professionalisierung ergab sich erst durch die Zusammenarbeit mit dem Prolibris-Verlag. Der Verlag ist auf Regionalkrimis spezialisiert, verfügt über entsprechende Erfahrung und kann mir als Autor professionelle Betreuung bieten.


Mittlerweile haben Sie neun sehr erfolgreiche Krimis im Prolibris-Verlag veröffentlicht, davon vier Göttingen-Krimis. Wie kam die Zusammenarbeit mit dem Verlag zustande?

Der Verleger war im Internet auf meine ersten Krimis gestoßen und hat sich mit mir in Verbindung gesetzt. Sein Vorschlag, einen Göttingen-Krimi zu schreiben, stieß bei mir zunächst auf Bedenken, weil unter diesem Label bereits ein Roman erschienen war, den ich als grottenschlecht empfand. In diese Spur mochte ich nicht treten. Aber schließlich hat er mich doch überzeugt, und so ist schließlich „Grobecks Grab“ entstanden.


Ihre Bücher spielen in Göttingen, Kassel und Cuxhaven. Die Schauplätze werden sehr gewissenhaft und wahrheitsgetreu mit viel Lokalkolorit beschrieben. Was verbindet Sie persönlich mit diesen Städten?

YGöttingen ist seit dem Studium meiner Heimat. Ich habe hier die Studentenunruhen von 1968 miterlebt und bin aus Zuneigung zu dieser Stadt – gemeinsam mit meiner Frau – nach dem Examen hier geblieben. Wir haben 1970 geheiratet. Da die Verwandtschaft meiner Frau in Kassel und um Kassel herum lebt, kenne ich die Stadt seit dieser Zeit. Cuxhaven habe ich schon als Kind kennen gelernt, als meine Großmutter mich mit nach Duhnen genommen hat. Für meine Frau und mich war die Stadt viele Jahre Urlaubsziel. Inzwischen haben wir einen Zweitwohnsitz im Cuxland.


Welches war Ihr erster veröffentlichter Roman und worum ging es darin?

Angefangen habe ich mit einem Krimi ohne Leichen: Das Berlin-Komplott. Darin ging es um Wirtschaftskriminalität vor dem Hintergrund des Hauptstadt-Umzugs von Bonn nach Berlin.


Am 13. November erscheint Ihr erster Göttingen-Krimi „Grobecks Grab“ als Hörbuch, gelesen von Annette Gunkel und Martin Heckmann. Was ist das für ein Gefühl, den eigenen Roman zu hören?

YSeltsam. Aber auch faszinierend. Was weniger am Inhalt liegt, den ich ja hinreichend kenne, sondern an den Stimmen der Sprecher. Die Schauspieler verstehen es großartig, das Denken und Erleben der Figuren lebendig zu machen.


Nutzen Sie auch privat Hörbücher? Was fasziniert Sie, oder fasziniert Sie eben nicht, an diesem Medium?

Ich ziehe noch immer das Lesen vor. Das mag an der Prägung liegen. Schon als Kind und Jugendlicher habe ich Bücher „verschlungen“, wie meine Eltern zu sagen pflegten. Hörbücher gab es nicht, und Hörspiele waren von exotischer Seltenheit. Allerdings habe ich das Hörbuch in bestimmten Situationen schätzen gelernt. Zum Beispiel auf langen Strecken im Auto. Ganz besonders aber im Urlaub am Strand, wenn das Sonnenlicht zu hell ist und das Hantieren mit Büchern unbequem wird.


Welche Autoren bevorzugen Sie privat oder haben Sie in Ihrer schriftstellerischen Tätigkeit maßgeblich beeinflusst?

In den siebziger Jahren habe ich gern deutsche Krimis gelesen, zum Beispiel von –ky (Horst Bosetzky) und Hansjörg Martin. Heute bevorzuge ich skandinavische Autoren wie Liza Marklund, Håkan Nesser oder Åke Edwardson. Henning Mankells Romane dagegen sind mir zu düster. Mein Lieblingsautor ist Ken Follet. Möglicherweise hat er mich auch beeinflusst.


Wovon lassen Sie sich inspirieren, woraus schöpfen Sie Ihre Ideen?

YDie unglaublichsten und abenteuerlichsten Krimis schreibt das Leben. Deshalb entnehme ich viele Anregungen der Zeitung. Wenn ich von sexuell gestörten Serienmördern lese, die Frauen oder Kinder quälen, spricht mich das nicht an. Aber Geschichten, in denen weit verbreitete menschliche Eigenheiten wie Rache, Habgier oder Eifersucht zu einem Mord führen, können zu einer Idee für einen Krimi-Plot werden.


Ungewöhnlich finde ich, dass in sämtlichen ihrer Romane, Frauen die Heldinnen sind. Wie kommt das?

Zum einen haben wir ein Überangebot an männlichen Ermittlern. Von Derrick über Schimanski bis zum von Christian Berkel großartig verkörperten Bruno Schumann in „Der Kriminalist“ gibt es allein im Fernsehen gut zwei Dutzend prominente männliche Ermittler, denen nur eine Handvoll Frauen gegenüberstehen. Ähnlich ist das Verhältnis bei Kriminalromanen. Zum anderen sind für mich Frauen die interessanteren Menschen.


Der Erfolg ihrer Bücher bestätigt, dass sie mit der Charakterisierung der Protagonistinnen nicht falsch liegen. Wie gelingt Ihnen das?

Das ist ein komplexer Prozess, den ich selbst kaum erklären kann. Ich versuche, mich in die Figur hineinzudenken, in ihrer Haut zu schlüpfen, um dann wie sie denken und handeln zu können. Dabei kommt mir die Lebenserfahrung zu Hilfe. Mit Frauen konnte ich meistens besser zusammenarbeiten als mit Männern. Verbesserungen der Darstellung bekomme ich von Frauen, die meine Manuskripte lesen, zu allererst von meiner Frau. Ob das, was schließlich dabei herauskommt, wirklich gelungen ist, müssen andere beurteilen. Ich mag meine Figuren, und ich freue mich, wenn Leserinnen und Leser sie auch mögen.


Sie sind Mitglied im Syndikat, der Autorengruppe deutschsprachiger Kriminalliteratur. Wie hat man sich eine solche Mitgliedschaft vorzustellen? Welche Rechte und Verpflichtungen hat man dabei?

Das Syndikat hat sich der Förderung der deutschsprachigen Kriminalliteratur verschrieben. Es organisiert den Austausch zwischen den Autoren, sorgt für Informationen, die Krimiautoren interessieren, zum Beispiel über Fachliteratur und Neuerscheinungen auf dem Krimi-Markt und führt Veranstaltungen durch. Es vergibt auch einen bekannten Krimi-Preis, den „Glauser“. Die Mitglieder treffen sich jährlich zur Criminale und kommunizieren ansonsten über das Internet-Portal „http://das-syndikat.com“, das auch für andere Interessenten zugänglich ist.


Dieses Jahr ist bereits der vierte Göttingen-Krimi „Rote Straße“ erschienen, der ebenfalls sehr erfolgreich angenommen wurde. Worum geht es da und wie sind Sie auf die Idee zu der Geschichte gekommen?

YEs geht um einen Göttinger Hochschullehrer, der auf dem Höhepunkt seiner Karriere von der Vergangenheit eingeholt wird. Er wird plötzlich Opfer von beängstigenden Intrigen. Ein Unbekannter hat sich seiner sehr persönlichen Daten bemächtigt, mit denen er den Professor aus der Bahn wirft. Hintergrund ist eine Geschichte aus der Zeit der Studentenbewegung von 1968. Diese ist in einer Wohngemeinschaft in der Roten Straße angesiedelt. Angeregt wurde ich durch das Beispiel eines Göttingers, der ähnliche Erfahrungen wie Professor Aschenbrandt im Krimi machen musste. Die Universität als Ort der Handlung und eine Vergangenheit, die in die achtundsechziger Zeit reicht, lagen für eine Stadt wie Göttingen auf der Hand.


Das griechische Restaurant „Thalassa“ in Nikolausberg (Göttingen), wo auch die Protagonistin der Göttingen-Krimis wohnt, wird in den Romanen häufig erwähnt und diente bereits mehrfach als Kulisse für ein Krimi-Dinner, bei dem Sie aus Ihren Büchern lasen. Wie entstand diese fruchtbare und schöne Zusammenarbeit?

Nachdem ich meine Protagonistin Anna Lehnhoff in Nikolausberg angesiedelt hatte, war es unvermeidlich, dass sie auch ihr Lieblingslokal in ihrem Ortsteil fand. Sie ist also – wie ich selbst – Stammgast im Thalassa. Da die kreative Mannschaft des Restaurants regelmäßig Veranstaltungen für seine Gäste anbietet, lag der Gedanke nahe, gutes Essen mit spannenden Krimi-Szenen zu verbinden. Das haben wir versucht. Positives Echo und große Nachfrage haben uns bewogen, regelmäßig solche Krimi-Dinner anzubieten.


Auf welchen Roman dürfen sich Ihre Leser als nächstes freuen?

Nachdem zuletzt ein Kassel-Krimi und ein Göttingen-Krimi erschienen sind, ist nun wieder das Cuxland an der Reihe. Kommissarin Marie Janssen wartet schon auf Arbeit, und so hoffe ich, für sie und ihren Kollegen Konrad Röverkamp einen Fall entwickeln zu können, der die beiden Kriminalisten im Sommer 2010 beschäftigen wird.


Was ist dem Menschen Wolf S. Dietrich wichtig?

Erstens: Meine große Liebe, mit der ich seit fast vierzig Jahren verheiratet bin. Zweitens: Gesundheit. Drittens: Die Menschen, die mir nahe stehen.

Herr Dietrich, vielen Dank für das interessante Interview und viel Erfolg für die Zukunft.


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