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Schreiblust: Qualität geht vor QuantitätInterview mit Andreas Schröter, geführt von Florian Hilleberg am 09. Okt. 2007.Hallo Andreas, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst meinen Fragen Rede und Antwort zu stehen. Kein Problem. So was mache ich gerne. Man kommt sich so wichtig vor. Wie bist Du zum Verlagswesen gekommen und welche Intervention hast Du gehabt selbst Bücher herauszugeben? Ich fürchte, darauf gibt es keine sonderlich originelle Antwort. Sie lautet: Ich mache es, weil es mir Spaß macht. Ich hatte 2001/2002 den Eindruck (und habe ihn immer noch), dass es so viele ganz hervorragende bisher unbekannte Autoren gibt, dass man aus deren Texten völlig problemlos ganz hervorragende Bücher machen kann, die den Vergleich mit den Büchern größerer Verlage nicht scheuen müssen. Vor kurzem ist im Schreiblust-Verlag die neueste Anthologie Burgturm im Nebel erschienen. Wie auch schon in den vergangenen Story-Sammlungen scheinst Du auch dieses Mal keine Probleme gehabt zu haben passende Kurzgeschichten zu finden. Wonach richten sich die Themen der Anthologien, welche Du veröffentlichst? Burgturm im Nebel ist ein Sonderfall. Da ist uns ein bereits fertiges Buch von einem der Herausgeber, Philipp Bobrowski, angeboten worden. Sonst machen wir Ausschreibungen, zu denen wir immer mehrere hundert Einsendungen bekommen. Mir hat das Thema Burgen gefallen alte Gemäuer und so. Das birgt doch viel Potenzial für faszinierende Stories. Die Themen für die Bücher entscheiden wir ein bisschen frei nach Schnauze wozu wir gerade Lust haben. Ich fürchte, dahinter steckt kein Prinzip, auch wenn sich das jetzt hier besser machen würde. Wird es in absehbarer Zeit auch Romane im Schreiblust-Verlag geben, oder hast Du vor, weiterhin themenbezogene Anthologien herauszubringen? In erster Linie wird es weiterhin Anthologien geben die lassen sich wegen der Vielzahl der Autoren leichter promoten. Romane sind derzeit nicht geplant. Deutschlands Leser sind ja eher dafür bekannt nicht so gerne Kurzgeschichten zu lesen. Wieso hast Du dennoch diese Art der Literatur als Schwerpunkt gewählt? Ich mag Kurzgeschichten. Das hat bei mir vielleicht sogar nostalgische Aspekte. Während meines Studiums an der Uni Bochum in den 80er-Jahren war ich in einem aus heutiger Sicht schon fast kultigen Seminar namens Praktische Stilübungen in Kurzprosa bei dem mittlerweile verstorbenen Dr. Gerhard Mensching. Das hat mir über Jahre hinweg soviel Herzenswärme nennen wirs ruhig mal so pathetisch gegeben, dass ich die anonyme Tretmühle Uni überhaupt bis zum Ende durchstehen konnte. Wie schwer ist es in einer Zeit, in der Kleinverlage wie Pilze aus dem Boden schießen und ebenso schnell verschwinden, seinen Platz auf dem deutschen Buchmarkt zu behaupten? Ja, es ist schwer, keine Frage. Gottseidank gibt es mittlerweile Druckereien, die es einem ermöglichen, kleine Auflagen zu drucken, ohne damit finanziell total baden zu gehen (natürlich ist das andererseits auch der Grund für die viele Verlags-Konkurrenz). Außerdem haben wir uns mittlerweile einen kleinen Ruf erarbeitet. Die Leser wissen (hoffentlich), dass sie bei uns Qualität bekommen, nicht zuletzt, weil wir alle Texte durch unser hausinternes und wie ich finde hervorragendes Lektorat laufen lassen. Wie wirbst Du für Deine Bücher, bzw. wie hoffst Du, dass die Leser bei diesem Überangebot auf die Bände aufmerksam werden? Wir machen alles, was möglich ist und nicht zuviel kostet: Wir präsentieren die Bücher groß auf unserer Hompage, wir machen für jeden einzelnen Autoren eine Pressemitteilung für seine lokalen Medien, wir sind großzügig beim Verschicken von Rezensionsexemplaren, wir versuchen das Buch in allen möglichen Internetforen bekannt zu machen, wir machen Lesungen, neulich haben wir sogar einen kleinen Werbefilm für Burgturm im Nebel gemacht usw usw. Mittlerweile hast Du bereits drei verschiedene Taschenbuchformate ausprobiert. Die letzten drei Anthologien sind im klassischen Format erschienen. Bleibt es dabei, oder wird es auch wieder eine größere Ausgabe geben, wie beispielsweise Wellensang oder Honigfalter? Wir werden bei dem kleineren Format bleiben. Ist Formatgröße der Bücher in erster Linie eine Kostenfrage oder richtest Du Dich nach dem Feedback der Leser? Nein, wir mussten in der Anfangsphase des Verlags teilweise aus Unkenntnis auch einfach gewisse Dinge ausprobieren, bevor wir zu der Form gefunden haben, die uns nun am besten gefällt. In der Fantasy-Anthologie gab es eine Menge Innenillustrationen zu bewundern. Wird es ähnliche Projekte auch in Zukunft geben? Das ist derzeit zwar nicht geplant, ich möchte es andererseits aber auch nicht ausschließen. Ich habe zu diesem Thema regelmäßige Diskussionen mit der von mir sehr geschätzten Autorin und Herausgeberin Alisha Bionda, zu der ich fast schon ein freundschaftliches Verhältnis habe. Im Gegensatz zu ihr halte ich Innenillustrationen in Büchern für nicht ganz so wichtig. Die Texte sollen ja Bilder im Kopf des Lesers hervorrufen. Dennoch möchte ich betonen, dass die Zusammenarbeit mit Pat Hachfeld für die von Alisha bei uns herausgegebene Fantasy-Antho Wellensang ausgesprochen angenehm war. Sehr gut lesen sich auch die Schreiblust-Print-Ausgaben, in denen Kurzgeschichten zu den verschiedensten Themen unterhaltsam und anspruchsvoll erscheinen. Wird es eventuell mal ein Taschenbuch mit den gesammelten Storys der Zeitschrift geben? Danke für das Lob, das mich sehr freut, weil eben auch so viel Arbeit in der Schreib-Lust Print steckt. Nein, ein solches Buch ist derzeit nicht geplant. Wir haben schon Schwierigkeiten, unsere vielen jetzigen Projekte zu schaffen. Wie schaffst Du es persönlich Familie, Hauptberuf und Deine Tätigkeit als Verleger unter einen Hut zu bringen? Du musst ja ein wahres Organisationsgenie sein. Ha! Heikles Thema. Frag mal meine Frau sie ist schon manchmal ziemlich sauer auf den Schreiblust-Verlag. Ich sage immer: Andere lassen Drachen steigen oder spielen mit ihrer Modelleisenbahn, ich mache eben Bücher. Irgendein Hobby muss man doch haben, um nicht ganz durchzudrehen. Wie viel Zeit musst Du täglich oder wöchentlich in den Schreib-Lust-Verlag investieren? Es ist dank guter Mitarbeiter weniger geworden. Ich würde mal tippen, dass es so 15 Stunden pro Woche sind mal mehr, mal weniger. Hast Du in nächster Zeit vor selber mehr zu schreiben und eigene Werke zu veröffentlichen? Nein, ich habe festgestellt, dass mir zum Schreiben nach meinem Hauptjob abends die Kraft fehlt. Vielen Dank für das Interview. Gern geschehen. Jederzeit wieder. [Zurück zur Übersicht] |
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