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„Liest du noch oder lebst du schon?“

Interview mit Reinhold Ziegler, geführt von Florian Hilleberg am 30. Jul. 2010.


Reinhold Ziegler Reinhold Ziegler
Lieber Reinhold Ziegler,

seit wann arbeiten Sie als professioneller Schriftsteller, bzw. wann haben Sie die Lust am Schreiben entdeckt?


Mein erstes Buch (Die Erzählung „Von einem Traum zum anderen“) erschien vor 29 Jahren, also 1981. Ich hatte vorher noch nie etwas veröffentlicht oder ernsthaft etwas anderes geschrieben außer Schulzeug und lange belästigende Briefe an Ex-Freundinnen. Aber ich habe bis ich etwa 15 war, ungeheuer viel gelesen, danach lange Jahre überhaupt nichts mehr. Da habe ich gelebt.
„Liest du noch oder lebst du schon?“



Welches war Ihr erster veröffentlichter Roman und worum ging es darin?

Das erste war die oben genannte Erzählung, der erste richtige Roman war „Es gibt hier nur zwei Richtungen, Mister“ (1985), der ein großer Erfolg wurde und heute noch im Buchhandel erhältlich ist. Es geht um die Nordamerika-Reise eines jungen Mannes, der am Anfang seiner Berufskarriere merkt, dass ihn dieses ganze etablierte Leben überfordert, und der sich eine „Auszeit“ nimmt (auch wenn es dieses Wort in diesem Sinne damals noch gar nicht wirklich gab). Er erfüllt sich den Traum, alleine im Straßenkreuzer die USA und Kanada zu erkunden. Auf dieser Reise lernt er die Menschen, die Welt, die USA und vor allem auch sich selbst kennen und lieben.


Ihr aktueller Roman „GRID alive“ ist ein packender Cyber-Thriller, beschäftigt sich aber auch mit den alltäglichen Problemen von Teenagern. Woher stammt die Idee und wie sind Sie bei der Recherche vorgegangen?

Woher Ideen stammen ist immer schwierig zu erkunden, mehr dazu in der nächsten Frage. Die Verbindung mit dem Teenager-Alltag und auch mit sozialen und psychologischen Themen, wie in dem Buch geschehen, ist für mich eine Frage der Qualität und Vielschichtigkeit eines Buches. Zur Recherche: Ich habe einiges über künstliche Intelligenz gewusst, habe mich über zwei, drei Fachbücher schlau gemacht und mit Informatikern und Psychologen darüber geredet. Und für den Teenager-Alltag habe ich mein Leben, mein eigenes und das Aufwachsen meiner Kinder, die gerade in diesem Alter sind. Was menschliche Intelligenz und Hochbegabung betrifft, versuche ich ebenfalls im eigenen Kopf zu recherchieren.


Was fasziniert Sie persönlich an der künstlichen Intelligenz?

Ich bin von Haus aus Techniker, mein erster Beruf war Ingenieur. Die Geschichte der Technik, ist die Geschichte des Ersatzes und der Ergänzung menschlicher Fähigkeiten durch technische Einrichtungen. Da sind wir auf physischer Ebene schon recht weit (z. B. eine Cheopspyramide zu bauen wäre heute keine große Sache mehr!). Die geistigen und noch mehr die geistig-moralischen Fähigkeiten des Menschen nachzuahmen, zu erreichen oder gar zu übertreffen ist eine Entwicklung, die ernsthaft eigentlich erst in meinem Lebensabschnitt eingesetzt hat. Ich habe die ganze Computerentwicklung miterlebt und als fantasiebegabter kreativer Mensch kann ich sie auch in die Zukunft verlängern. Dabei zu sein, wenn etwas völlig Neues entsteht – das ist doch faszinierend, oder etwa nicht? Und das birgt natürlich auch die Idee, darüber etwas zu schreiben.


Greifen Sie bei der Charakterisierung der Protagonisten auf reale Menschen zurück?

Ganz klar: Jein! Anders gesagt, wenn man die Menschen nicht kennt, kann man auch nicht über die Menschen schreiben. Aber die Figuren in meinen Romanen leihen sich ihre Gestalt aus einem Puzzle vieler realer Menschen, nicht eines einzelnen.


Jede Generation an Jugendlichen hat ihre eigene Sprache, ihren eigenen Slang. Wie bleiben Sie da auf dem neuesten Stand?

Ich bin über 50. Ich versuche überhaupt nicht irgendeinen Slang zu erkunden oder nachzumachen. Das wäre oberpeinlich. Da muss man den Ball ein bisschen flach halten und nicht versuchen sich an irgendwelche angesagten Trends ranzuschmeißen. Fantasie kann da vieles ausgleichen, das heißt man lässt die Personen nicht so sein, wie man glaubt, wie sie als Jugendliche sein müssten, sondern gibt ihnen ein ganz eigenes Profil. Aber natürlich muss man auch, vor allem in Dialogen, den Weg der deutschen Hochsprache gelegentlich verlassen. Is klar, oder?


Weshalb schreiben Sie hauptsächlich Kinder- und Jugendbücher?

Weil ich es kann ;-) Es gibt auch einen fertigen Erwachsenenroman von mir, aber den konnte ich bisher bei keinem Verlag unterbringen, weil ich eben seit vielen Jahren als Jugendbuch-Autor gelte. Da ist der Markt ziemlich schubladenorientiert.


Welche Autoren bevorzugen Sie privat oder haben Sie in Ihrer schriftstellerischen Tätigkeit maßgeblich beeinflusst?

Ich lese seit meiner Zeit in Amerika sehr viel erzählende amerikanische Literatur, Paul Auster, T.C. Boyle, Nick Hornby (ich weiß, dass der Brite ist!), Philip Roth, Updike, Irving. Die halten dort die Balance zwischen Anspruch und Unterhaltung einfach besser, als die deutschen Kollegen. Die ich auch lese, die mich aber immer wieder enttäuschen, weil es entweder elitäres oder triviales Zeug ist, und der Bereich dazwischen einfach fehlt.


Wovon lassen Sie sich inspirieren, woraus schöpfen Sie Ihre Ideen?

Aus meinem Leben, aus meinen Träumen, aus meinen Sehnsüchten, aus meinen Gefühlen und manchmal aus einer Beobachtung, dass Amseln im Sommer gerne baden und sich danach schütteln.


Haben Sie eine bestimmte Tageszeit an der sie besonders kreativ sind?

Morgens – früh morgens – sehr früh morgens.


Wie sieht ein Arbeitstag im Leben von Reinhold Ziegler aus?

Ich stehe auf, mache Übungen für Bandscheibengeschädigte, putze meine maroden Zähne, dusche mich, und beginne dann zu arbeiten. Vormittags schreiben, nachmittags recherchieren, Spülmaschine aus- und einräumen, kochen, einkaufen, Kinder zu den Hausaufgaben prügeln – das ist alles viel normaler, als man sich das so vorstellt bei einem heiligen Schriftsteller.


Welches ist in Ihren Augen Ihr bestes und/oder bedeutendstes Werk? Welchen Ihrer Romane würden Sie am ehesten empfehlen?

Geht man nach dem Publikum, ist es „Version 5Punkt12“. Ich liebe „Überall zu Hause, nirgendwo daheim“ und die meisten tief überzeugten Fans hat „Es gibt hier nur zwei Richtungen, Mister“.


Was ist dem Menschen Reinhold Ziegler wichtig?

Ich nehme an, Sie wollen jetzt so etwas hören wie „Weltfrieden“ oder „Gesundheit“?
Also:
Weltfrieden und Gesundheit ;-)



Lieber Herr Ziegler, vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für die Zukunft.
http://www.reinhold-ziegler.de/
© http://www.reinhold-ziegler.de/


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