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Ich schreibe wann immer es in meinem Kopf zu eng wird und gewisse Charaktere, Welten und Handlungen so klar und greifbar werden, dass ich gar nicht anders kann, als ihnen ihren eigenen Rahmen zu gebenInterview mit Lydia Gschosmann, geführt von Alisha Bionda am 04. Okt. 2012.Dieses Interview ist Teil der Kolumne:
A.B.: Liebe Lydia, zuerst möchte ich Dir einige persönliche Fragen stellen, damit Dich die Leser besser kennenlernen: Was gibt es über Dich als Mensch zu sagen? L.G.: Ich bin Österreicherin (das ist ja an und für sich schon mal mehr Diagnose als Staatsbürgerschaft), studiere in Wien Translationswissenschaft und derzeit deutet alles darauf hin, dass ich Karriere als verrückte Katzenfrau machen werde, vor der die Nachbarskinder Angst haben (worauf ich mich übrigens freue). Bei mir spielt sich sehr viel im Kopf ab, von dem aber sehr selten etwas nach außen dringt und wenn, dann oft in geschriebener Form. Ich möchte jemand sein, die denkt bevor sie handelt, was natürlich nicht immer gelingt bzw. manchmal dazu führt, dass ich zu viel nachdenke und darüber fast das Handeln vergesse. Wenn es mir in meinem Kopf zu eng wird schnappe ich mir meinen Hund, meinen mp3-player und gehe ein paar Stunden durch die Gegend, wobei ich möglichst die Wege einschlage, die ich bisher noch nicht kannte und dann einfach mal schaue wo ich rauskomme. So ähnlich versuche ich auch mein Leben zu gestalten – ruhig, aber nicht langweilig. Ein Bürojob von Montag bis Freitag wäre nichts für mich. Ich habe vor, 2014 nach Schottland zu gehen, nachdem ich schon immer ein Faible für nördliche Länder, die englische Sprache (insbesondere den schottischen Akzent) und interessante, weitreichende Mythologien hatte. Danach vielleicht Kanada oder Neuseeland, wer weiß – Hauptsache kein Stillstand, auch wenn ich keine Eile habe. Ich bin mir zwar nicht sicher was für ein Mensch ich bin, aber ich glaube das ist auch ganz gut so, dann muss ich mich wenigstens nicht festlegen. A.B.: Was zeichnet Dich in Deinen Augen aus? Ganz pragmatisch gesagt: Meine Größe und meine Haare – damit bin ich nämlich laut Freunden in einer Menschenmenge sehr leicht wiederzufinden, was sich vor allem bei Konzerten und Veranstaltungen als sehr hilfreich erwiesen hat. Was das Charakterliche betrifft, glaube ich, dass man das selbst schwer beurteilen kann. Wahrscheinlich gibt es schon ein paar Dinge, aber das kommt dann drauf an wen man danach fragt. A.B.: Was magst Du, und was eher nicht? L.G.: Spontan würde ich da sagen, dass ich in den letzten Jahren festgestellt habe, dass ich ohne Laptop nicht lange überleben kann, den Winter jederzeit dem Sommer vorziehen würde, ich süchtig danach bin Ohrringe zu kaufen und Whisky und Kilts gut finde. Ich mag das Geräusch von Regen am Fenster und finde, dass man nie genug Disneyfilme besitzen kann. Gar nichts anfangen kann ich mit romantischen Filmen und Büchern (á la Nicholas Sparks), HC Strache und Lakritze – nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Außerdem weiß ich nach einigen Jahren in Wien mittlerweile, dass ich einfach nicht für die Großstadt geboren bin, auch wenn Wien durchaus ein paar charmante Seiten hat. A.B.: Was ist Dir im Umgang mit Menschen wichtig? L.G.: Ich denke, dass ganz generell der Respekt vor der Vielfalt und Individualität menschlicher Charaktere eine wichtige Sache ist. Man tendiert oft dazu, von sich auf andere zu schließen, aber gerade für Autoren ist es eigentlich die Hauptaufgabe, sich in andere Menschen hineinzuversetzen, ihre Gedankenwelt kennen und verstehen zu lernen und sie dann in Worte zu kleiden. Dieser Gedankenwelt gerecht zu werden, die Individualität beizubehalten und für Leser verständlich zu machen ist nicht immer leicht, aber dafür umso interessanter und aufregender. A.B.: Welche Hobbies hast Du? L.G.: Mein liebstes Hobby derzeit ist das Bogenschießen. Da bin ich seit mittlerweile drei Jahren eifrig dabei, habe meinen Bogen und meine Pfeile auch selbst gemacht und freu mich über den plötzlichen Aufschwung in diesem Bereich durch Bücher wie „The Hunger Games – Die Tribute von Panem“ und Filme wie „Brave – Merida“. Lesen und Schreiben versteht sich natürlich von selbst, außerdem trifft man mich eher selten ohne Kamera an, wobei ich da hauptsächlich die Portraitphotographie für mich entdeckt habe. A.B.: Wolltest Du immer schon Schriftstellerin werden oder war es eher eine Folge Deiner persönlichen Entwicklung? L.G.: Gelesen habe ich schon als Kind gern und viel, wenn dann mal die Oma fragt was man denn später mal werden möchte, war da durchaus auch mal die Antwort „Schriftstellerin!“ – aber eine Woche später war’s „Tierärztin!“, dicht gefolgt von „Lehrerin!“ oder „Sängerin!“. Das Schreiben hat mich aber immer begleitet und ist vor allem in der Teenagerzeit unabkömmlicher Teil meines Lebens geworden, aber es hat sich eher im Hintergrund gehalten und sich nicht aufgedrängt. Es ist weniger Ambition, sondern eher Notwendigkeit. A.B.: Wann hast Du zu schreiben begonnen? Und womit? L.G.: Erste Ermunterungen kamen natürlich oft von Deutschlehrern, aber wenn ich zurückdenke fällt der wirkliche Startschuss mit der allseits gefürchteten Pubertät. Im Gegensatz zu vielen Klassenkolleginnen hielt ich weniger von Ausgehen, Feiern etc. und hab mich in dieser Zeit eher zurückgezogen. Das Schreiben war dabei Ventil für alle Wünsche, Probleme und Veränderungen, die die Pubertät so mit sich bringt – in der geschriebenen Welt ist man als 12-Jährige oft glücklicher als in der wirklichen, ich glaube das können viele Leute nachvollziehen. A.B.: Hast Du eine fest strukturierte Methode, wie Du ein Projekt umsetzt? L.G.: Ich schreibe wann immer es in meinem Kopf zu eng wird und gewisse Charaktere, Welten und Handlungen so klar und greifbar werden, dass ich gar nicht anders kann, als ihnen ihren eigenen Rahmen zu geben. Dabei kann es sein, dass ich oft wochenlang nur Kleinigkeiten in einen Block kritzle, scheinbar zusammenhanglose Phrasen und Details in ein word-Dokument schreibe oder Bilder, denen ich online über den Weg laufe und die mich inspirieren, abspeichere – manchmal entsteht daraus etwas Größeres, manchmal bleibt es dabei. A.B.: Schreibst Du gerne zu einer bestimmten Zeit? Lieber tagsüber, lieber abends/nachts? Wie sieht Dein Tagesablauf aus? L.G.: Ich bin generell ein Nachtmensch und gerade beim Schreiben kann ich mich in der Dunkelheit sehr viel besser konzentrieren. Es funktioniert natürlich auch tagsüber, aber am liebsten setz ich mich mit dem Laptop ins Bett und schreibe bis mir die Augen zufallen. A.B.: Bevorzugst Du eine bestimmte Atmosphäre oder benötigst Du besondere Ruhe wenn Du schreibst? L.G.: Solange ich meinen Laptop und Kopfhörer habe kann ich schreiben, zur Not auch im Zug oder in der Mittagspause. Musik höre ich dabei eher selten (außer es gibt etwas, das perfekt zur Szene passt), stattdessen habe ich festgestellt, dass die Geräuschkulisse von Regen mich in genau die richtige Schreibstimmung versetzt – zum Glück gibt’s den mittlerweile in Endlosschleife. A.B.: Schreibst Du an mehreren Projekten gleichzeitig oder trennst Du das strikt? L.G.: Ich versuche zu trennen, bzw. wenn nötig in Phasen einzuteilen – dann setze ich mir selbst ein Ziel in der Handlung und wenn ich das erreicht habe, kann ich ohne schlechtes Gewissen bei der anderen Geschichte weiterschreiben. A.B.: Welchen Genres ordnest Du Dich zu? Und welches reizt Dich am meisten? L.G.: Meine Wurzeln habe ich ganz klar in der phantastischen Literatur und dort fühle ich mich nach wie vor zuhause. Hin und wieder gibt es Ausflüge in andere Genres, vor allem wenn es um die „Ehre“ geht und ich beispielsweise eine Geschichte eines anderen Autoren lese, die mir entweder sehr gut oder gar nicht gefällt – dann sagt eine innere Stimme entweder „Das kannst du auch!“ oder „Das kannst du besser!“. Ob die Stimme recht behält ist natürlich eine andere Sache… A.B.: Jüngst ist in dem Kurzgeschichtenband “NUR EIN FLÜSTERN VOM WIND” (Kaffeepausengeschichten, Band 3) im TextLustVerlag Deine Story “Das Bildnis des Fürsten” erschienen. Schilder uns doch bitte kurz, was den Leser darin erwartet. L.G.: In „Das Bildnis des Fürsten“ geht es um einen mittelalterlichen Maler, der in einer neuen Stadt sein Glück versucht und dabei auf eine junge Magd trifft, die ihn verzaubert und inspiriert. Leider ist es genau diese Inspiration bzw. seine Kunst, die ungeahnte und leider sehr traurige Konsequenzen nach sich zieht. A.B.: Wie gefällt Dir das Layout der Reihe? L.G.: Ich war wirklich beeindruckt, als ich das neue Layout gesehen habe – und ehrlich gesagt auch ziemlich froh. Leider haben oft Kleinverlage den Ruf eher amateurhaft mit Layout und Covergestaltung umzugehen, in diesem Fall war mir klar, dass ich mir keinerlei Sorgen machen muss. A.B.: Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit dem TextLustVerlag? L.G.: Ich bin immer auf der Suche nach interessanten Ausschreibungen und Anthologie-Wettbewerbe, darunter auch die Ausschreibung des TextLustVerlags, bei der ich – zum Glück erfolgreich – mitgemacht habe. A.B.: Wird es künftig weitere Beiträge von Dir im TextLustVerlag geben? L.G.: Das kommt natürlich darauf an, ob meine zukünftigen Texte ins Verlagsprogramm passen. Bei der nächsten Ausschreibung bin ich auf jeden Fall wieder mit dabei – ob mein Beitrag auch ins Buch kommt, müssen andere entscheiden. A.B.: Hast Du ein Vorbild – literarisch und/oder allgemein? L.G.: Einen besonderen Platz wird immer Hermann Hesse haben, auch wenn ich literarisch wohl nicht in seine Fußstapfen treten werde. Am ehesten identifizieren kann ich mich persönlich und literarisch mit Neil Gaiman, während ich in meinen kühnsten Träumen manchmal zu hoffen wage, das Genie von Terry Pratchett zu erreichen. A.B.: Schreibst Du lieber alleine oder würdest Du auch mit einem Co-Autor arbeiten? Wenn ja, wer würde Dich da reizen? L.G.: Ich denke, wenn die Chemie stimmt und man sich selbst etwas zurück nehmen kann, auf den Stil und die Ideen des anderen eingehen kann, ist ein gemeinsames Projekt eine wunderbare Sache. Man kann sich nicht nur literarisch, sondern auch persönlich weiterentwickeln – aber es ist schon eine Herausforderung, das hab ich bei Projekten mit Freunden durchaus lernen müssen. A.B.: Liest Du regelmässig? Wenn ja, was bevorzugt? L.G.: Ich lese derzeit hauptsächlich wenn ich unterwegs bin und in Zug oder U-Bahn sitze. Phantastische Literatur liebe ich zwar heiß, wird von mir aber auch sehr kritisch beäugt, vor allem weil es sich oft um epische Reihen handelt und ich es einfach nicht übers Herz bringe ein Buch oder eine Reihe nicht ganz auszulesen – wenn mir da natürlich nach zwei Büchern die Geschichte nicht gefällt, muss ich mich über den Rest auch noch ärgern. In dieser Hinsicht vertraue ich gerne auf Empfehlungen von Freunden und auch auf online-Rezensionen. Derzeit sitze ich wie so viele am „Lied von Eis und Feuer“ von George R.R. Martin und „Die Entdeckung des Himmels“ von Harry Mulisch als etwas leichter verdauliche Lektüre. A.B.: Wie wichtig ist Dir der Kontakt zu Deinen Lesern bzw besteht dieser schon? L.G.: Bisher stammen meine Leser ja eher aus dem Bekanntenkreis sowie Literaturforen. Vor allem in Letzteren habe ich viele nette Menschen kennen gelernt, die mir in meiner Entwicklung auch sehr geholfen haben, sei es durch motivierende Kommentare oder fundierte Kritik und Verbesserungsvorschläge. Da freue ich mich sehr über die Möglichkeiten des Internets heutzutage. A.B.: Hältst Du auch Lesungen ab? Oder kann man Dich künftig auf Cons antreffen? Wenn ja, auf welchen? L.G.: Ich hatte das Glück schon ein paar mal zu Lesungen eingeladen worden zu sein, teilweise in Wien, teilweise in Niederösterreich. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich bisher noch nie auf einer Con gewesen bin, auch wenn es mich sehr reizen würde. A.B.: Gibt es Menschen, die Dich bei Deinem schriftstellerischen Werdegang unterstützt haben? Freunde, Familie, Kollegen? In Deinen Anfängen und jetzt? L.G.: Ich habe zum Glück einige Freunde und Freundinnen, die ebenfalls schreiben und da ist die gegenseitige Unterstützung natürlich selbstverständlich. Ob als Betaleser, Inspirationsspender oder Motivationstrainer – ich glaube jeder Autor braucht Menschen, denen er vertraut und die einem aus einem Inspirationsloch heraushelfen. Auch über Internetforen habe ich sehr viele KollegInnen kennen gelernt, mit denen ich teilweise noch heute in Kontakt stehe. A.B.: Woran arbeitest Du derzeit? Auf was dürfen sich die Leser künftig freuen? L.G.: Ich habe früher oft große, epische Geschichten (mit Fantasy-Thematik) angefangen aber selten eine zu Ende gebracht. Daher schreibe ich mittlerweile hauptsächlich Kurzgeschichten – ein größeres Projekt ist zwar im Entstehen, aber ich werde diesmal ein wirkliches Grundgerüst zimmern, bevor ich wild drauf los schreibe. Es wohl ins High Fantasy Genre mit einem leichten Naturvölker-Einschlag fallen. A.B.: Zum Abschluss noch die Frage: Wirst Du von einer Agentur vertreten? L.G.: Nein, ich hoffe aber mir durch Teilnahme bei Wettbewerben und Anthologien einen Namen machen zu können. A.B.: Vielen Dank für das ausführliche Beantworten meiner Fragen. [Zurück zur Übersicht] |
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