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Das ist das eigentliche Problem beim Schreiben. Ich brauche absolute Ruhe, am besten sogar Einsamkeit, und viel, viel Zeit.

Interview mit Dirk Röse, geführt von Alisha Bionda am 04. Dez. 2012.


Dieses Interview ist Teil der Kolumne:

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A. Bionda
5 Beiträge / 61 Interviews / 20 Kurzgeschichten / 16 Galerie-Bilder vorhanden
Dirk Röse Dirk Röse
Alisha Bionda führte ein umfangreiches Interview via Mail mit Dirk Röse

A.B.: Lieber Dirk, zuerst möchte ich Dir einige persönliche Fragen stellen, damit Dich die Leser besser kennenlernen: Was gibt es über Dich als Mensch zu sagen?
D.R.: Liebe Alisha, vielen Dank für die Gelegenheit zu diesem Interview. Jan-Eike Hornauer hat für die Anthologie „Grotesk!“ eine lückenlose Biografie erstellt, die hier einfach wiedergegeben werden kann:
„Dirk Röse, 1966 in Witten (Ruhr) geboren, an verschiedenen Orten aufgewachsen, Studium der Religionspädagogik in Freiburg, lebt heute in Haren (Ems). Leitet die Unternehmenskommunikation eines mittelständischen Unternehmens. Veröffentlichungen im Bereich Popmusik und Kirche, außerdem Kurzgeschichten in verschiedenen Genres. Erster Roman ‚Metathesis‘ erschien im Herbst 2011.“

A.B.: Was zeichnet Dich in Deinen Augen aus?
D.R.: Es heißt, ich sei ruhig, besonnen, verantwortungsbewusst, verständnisvoll, einfühlsam, tiefgründig und wirke auf viele aber auch sehr zurückhaltend oder distanziert.

A.B.: Was magst Du, und was eher nicht?
D.R.: Wenn du mich glücklich machen willst, gib mir Samstagmittag die Gelegenheit zu einem Schläfchen und am Abend ein Glas Wein. Wenn du mich unglücklich machen willst, verweigere mir die Zigarette zum Kaffee und behellige mich mit lästigen Pflichten. Alles Weitere behalte ich lieber für mich …

A.B.: Was ist Dir im Umgang mit Menschen wichtig?
D.R.: Jeder hat ein Recht auf eine unvoreingenommene Begegnung – außer vielleicht mein Zahnarzt. Jeder darf authentisch sein – soweit der Schmerz bei allen Beteiligten erträglich bleibt. Was mir jemand anvertraut, bleibt vertraulich – und wird nur bei peinlichster Befragung weitergegeben.

A.B.: Welche Hobbies hast Du?
D.R.: Abgesehen vom Schreiben habe ich früher gerne Musik gemacht, Lieder geschrieben und auch gezeichnet. In den letzten Jahren blieb aber höchstens Zeit zum Schreiben und oft noch nicht einmal dafür.

A.B.: Wolltest Du immer schon Schriftsteller werden oder war es eher eine Folge Deiner persönlichen Entwicklung?
D.R.: Es fällt schwer, mich als Schriftsteller zu sehen, weil der Begriff irgendwie „Lebensunterhalt verdienen“ einschließt. Bis auf weiteres bleibt das Schreiben ein Hobby. Eigentlich wäre ich gerne Musiker geworden, doch irgendwann war es zu frustrierend, immer der schlechteste Gitarrist der Stadt zu sein oder die hohen Töne zu versemmeln. Aber selbstverständlich ist Schreiben auch toll – da fällt es nicht so auf, wenn niemand applaudiert.

A.B.: Wann hast Du zu schreiben begonnen? Und womit?
D.R.: Die Vorbilder meiner ersten Geschichten waren Old Shatterhand und Biene Maja. Das war Ende der 70er Jahre. Die erste Novelle schrieb ich als Zivildienstleistender Ende der 80er. Die Geschichte war ziemlich experimentell und wurde aus gutem Grund nie veröffentlicht. Das erste publizierte Buch war ein Nachschlagewerk über biblische Namen – wiederum eine Dekade später. Und vor einigen Jahren wollte ich wenigstens einmal im Leben einen ganzen Roman durchziehen. „Metathesis“ fand mit Christoph Bizer-Neff einen waghalsigen Verleger, viele Käufer und vielleicht sogar einige Leser. In dieser Zeit entstanden auch die ersten Kurzgeschichten, die nach und nach veröffentlicht werden.

A.B.: Hast Du eine fest strukturierte Methode, wie Du ein Projekt umsetzt?
D.R.: Das Wichtigste ist eine tragfähige Idee mit einer bestimmten Grundatmosphäre – am Liebsten etwas tendenziell Tragisches. Leider ist Inspiration nicht erzwingbar. Trotzdem ist Musik eine ziemlich verlässliche Quelle für mich. Irgendwann lief „Boat On The River“ von Styx im Radio und eine ganze Geschichte stieg in mir auf. Ich musste sie nur noch aufschreiben. Wenn es an die Umsetzung einer längeren Geschichte geht, dann ist eine Kapitelplanung absolut hilfreich. Sie gibt dem Schreiben ein Ziel. Und die Kreativität findet zweimal statt – einmal beim Planen und einmal beim Verfassen. Davon abgesehen schreibe ich stets eine Passage, korrigiere und überdenke sie, und schreibe dann das nächste Stück – also ganz unaufgeregt zwei Schritte vorwärts, einen zurück …


A.B.: Schreibst Du gerne zu einer bestimmten Zeit? Lieber tagsüber, lieber abends/nachts? Wie sieht Dein Tagesablauf aus?
D.R.: Da ich erwerbstätig bin, bleiben zum Schreiben das Wochenende oder der Urlaub. Am liebsten beginne ich früh morgens mit Korrekturen, dann bin ich im Laufe des Vormittags wieder so sehr im Thema, dass neue Abschnitte oder Kapitel auf Anhieb gelingen. Und dann darf die Arbeit am Text gerne bis weit in den Abend reichen, also nach Möglichkeit zwölf bis vierzehn Stunden am Tag. Das geht aber maximal eine oder zwei Wochen gut, dann brennt die Sicherung durch.

A.B.: Bevorzugst Du eine bestimmte Atmosphäre oder benötigst Du besondere Ruhe, wenn Du schreibst?
D.R.: Das ist das eigentliche Problem beim Schreiben. Ich brauche absolute Ruhe, am besten sogar Einsamkeit, und viel, viel Zeit.

A.B.: Schreibst Du an mehreren Projekten gleichzeitig oder trennst Du das strikt?
D.R.: Nach Möglichkeit sollte es immer nur ein Projekt auf einmal sein. Andernfalls dauern die Anlaufphasen zu lange, wenn ich mich in eine der jeweiligen Geschichte vertiefe.

A.B.: Welchen Genres ordnest Du Dich zu? Und welches reizt Dich am meisten?
D.R.: Die Bandbreite reicht derzeit von Science Fiction über Horror, Phantastik und Abenteuer bis hin zu eher literarischen Geschichten. Ich habe einfach alles ausprobiert. Am meisten Spaß machen spannende Plots. Hier werde ich am Ball bleiben. Auf ein Genre habe ich mich bislang nicht festgelegt. Vielleicht ist das jedoch notwendig, um wahrgenommen zu werden?


A.B.: Jüngst ist die SF-Novelle “Mondpräsidentin” (Teezeitgeschichten, Band 3) im TextLustVerlag erschienen. Schilder uns doch bitte kurz, was den Leser darin erwartet.
D.R.: Im Hintergrund der „Mondpräsidentin“ geht es um eine internationale Siedlung auf dem Mond, die als eigenständiger Staat anerkannt werden soll. Da gilt es einige Hürden zu überwinden, denn irdische Investoren verfolgen mit Nachdruck eigene wirtschaftliche Interessen. Im Kern ist „Mondpräsidentin“ aber die Geschichte von Isi Damm, die erste Präsidentin der neuen Nation werden soll. Isi ist eine außergewöhnliche Frau, die im Zuge der Handlung Großartiges auf den Weg bringt und sich gleichzeitig den Spaß am eigenen Leben bewahrt. Doch wenn man genau hinsieht, entdeckt man, dass sie innerlich auch auf der Flucht ist. Und dann machen die Ereignisse einen dicken Strich durch die Rechnung, und die zwei Männer an ihrer Seite fragen sich, wie es nun weitergehen soll …

A.B.: Wie gefällt Dir das Layout der Reihe?
D.R.: Die beiden ersten Publikationen der Teezeitgeschichten gehörten in den Bereich „Romance“. Da passt alles zusammen. Das Basislayout ist sicher insbesondere für einen weiblichen Leserkreis ansprechend. Der Transfer zum Genre „Science Fiction“ ist aber gut gelungen. Ich war angenehm überrascht, als ich das erste gedruckte Exemplar in den Händen hielt.

A.B.: Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit dem TextLustVerlag?
D.R.: Autoren sprechen untereinander natürlich immer wieder über die verschiedenen Verlagsmöglichkeiten. Jemand machte mich auf das interessante Konzept des TextLustVerlags aufmerksam. Die Konzentration auf kurze Bände, die in Pausen oder an einzelnen Abenden gelesen werden können, ist originell. Ich habe ein Manuskript eingereicht und hatte Glück, auf Interesse zu stoßen.

A.B.: Wird es künftig weitere Beiträge von Dir im TextLustVerlag geben?
D.R.: Das entscheidet der Verlag. Es hängt sicher davon ab, wie gut oder schlecht die „Mondpräsidentin“ läuft. Unabhängig davon bekunde ich hiermit schon einmal Interesse. Die Zusammenarbeit mit dem Lektor Ben B. Black war herausfordernd und konstruktiv. Da ist noch Luft.

A.B.: Hast Du ein Vorbild – literarisch und/oder allgemein?
D.R.: Nein, ich habe kein Vorbild in dem Sinne, dass ich jemandem nacheifere. Aber es gibt einige Künstler, die ich toll finde und die mich inspirieren. Elvis Presley in seiner Tragik, David Bowie als düsterer Visionär, Genesis mit ihrem frühen Surrealismus. Die Bücher von Lion Feuchtwanger, C.S. Lewis, Henning Mankell und J.R.R. Tolkien sind einfach gut gemacht.

A.B.: Schreibst Du lieber alleine oder würdest Du auch mit einem Co-Autor arbeiten? Wenn ja, wer würde Dich da reizen?
D.R.: Ich schreibe gerne alleine, klar. Bislang entstand eine einzige Geschichte in Kooperation, und das war eine überraschend gute Erfahrung. Gemeinsam schreiben geht also auch und macht Freude. Spannend fände ich beispielsweise eine Zusammenarbeit mit Karla Schmidt, Helga Bürster oder Pepe Metropolis.

A.B.: Liest Du regelmässig? Wenn ja, was bevorzugt?
D.R.: Ja, ich lese seit Kindheitstagen regelmäßig und gerne und die unterschiedlichsten Titel. Genau genommen bin ich beim Lesen ebenso wie beim Essen einer dieser runden, rosigen Paarhufer: Es ist ganz egal, was es ist, solange es gut ist. Beeindruckt hat mich zuletzt die deutschsprachige Anthologie von Ted Chiang: „Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes“. Die Geschichten sind intelligent und gut geschrieben – und sie trauen sich, traditionelle religiöse Themen ernst zu nehmen.

A.B.: Wie wichtig ist Dir der Kontakt zu Deinen Lesern bzw besteht dieser schon?
D.R.: Bislang kenne ich nur wenige Leser. Das liegt sicher auch daran, dass ich Facebook meide und keine Website habe. Aber es wäre schön, in den Dialog mit Lesern zu treten.

A.B.: Hältst Du auch Lesungen ab? Oder kann man Dich künftig auf Cons antreffen? Wenn ja, auf welchen?
D.R.: Ja, hin und wieder lese ich, und es macht riesigen Spaß. Am liebsten lese ich im Rahmen größerer Veranstaltungen, wenn auch andere Autoren ihre Geschichten vortragen. Die wenigen abendfüllenden Lesungen, die ich alleine bestritten habe, waren schon eine echte Herausforderung.
Ich erinnere mich an die allererste Lesung im Herbst 2010 auf der BuCon in Dreieich, als die Anthologie „Hinterland“ Premiere feierte. Unmittelbar vorher kippte ich mir Kaffee auf den Pullover, während der Lesung schwitzte ich den getrunkenen Kaffee vollständig aus und anschließend war ich gar … Aber es war eine gute Erfahrung und ich würde sofort wieder an einer Con mitwirken – die „Mondpräsidentin“ könnte dafür wieder ein guter Anlass sein.
Schön sind die Lesungen, die Alfred Büngen vom Geest-Verlag veranstaltet. Wenn es irgendwie geht, mogle ich mich da hinein und trage etwas eher Literarisches bei.

A.B.: Gibt es Menschen, die Dich bei Deinem schriftstellerischen Werdegang unterstützt haben? Freunde, Familie, Kollegen? In Deinen Anfängen und jetzt?
D.R.: Ein ganz klares Ja und ein ganz dickes Dankeschön gehen hier an Karla Schmidt und Dorothea Kenneweg, bei denen ich während der ersten Gehversuche sehr viel gelernt habe. Professionelle Unterstützung ist am Anfang wirklich hilfreich. Davon profitiere ich bis heute. Meine Eltern und einige Testleser wie Pepe Metropolis zählen ebenfalls zu denjenigen, ohne die es nicht gegangen wäre. Heutzutage sind es Verleger und deren Lektoren, die bei einem Buchprojekt ganz nebenbei und kostenfrei für weitere Lernfortschritte sorgen.

A.B.: Worin siehst Du die Vor- und Nachteile in der Klein- und Großverlagsszene?
D.R.: Es wird viel geflucht über die großen Publikumsverlage und ihre strikten Genregrenzen. Eine ähnliche Tendenz weist aber auch die Kleinverlagsszene auf, in der bestimmte Nischen besetzt und eng umrissene Leserkreise bedient werden. Grenzüberschreitende Literatur findet auch hier nur schwer einen Platz.
Dennoch sind die kleinen Verlage eine unverzichtbare Bereicherung des Buchmarktes und sie sorgen für mehr Vielfalt in der Literatur. Die kleinen Verlage nehmen Literatur abseits der großen Verkaufszahlen ernst und gewährleisten, dass es nicht nur eine breite Leserschaft sondern auch eine große und vielseitige Autorenschaft gibt. In Deutschland gibt es so viele Menschen, die gut schreiben können – und die kleinen Verlage bieten hier eine kleine Chance im kleinen Rahmen. Perfekt!
Was aber insgesamt zu kurz kommt, ist Literatur als Wagnis, als Experiment. Und was insgesamt ebenso wenig funktioniert, ist ein Autor, der sich in sehr unterschiedlichen Genres bewegt. Wenn beispielsweise jemand mit einer Science-Fiction-Story einen Erfolg landet und dann einen Krimi schreibt, so muss er damit rechnen, dass die Leserschaft nicht mitgeht.
Die Literaturszene ist filigran und kompliziert. Eine Aufspaltung in die Fronten von Kleinverlag und Großverlag bildet das Problem nur teilweise ab.

A.B.: Woran arbeitest Du derzeit? Auf was dürfen sich die Leser künftig freuen?
D.R.: Gegenwärtig versuche ich mich als Mitherausgeber eines umfangreichen Anthologieprojektes zu mittelalterlichen Krimis im Burgenweltverlag. Jeden Abend lese ich Manuskripte und bin wirklich überrascht, wie viele tolle Geschichten eingereicht wurden – viel mehr, als in einem einzelnen Buch Platz finden. Da bleibt noch viel zu tun und zu entscheiden. Im selben Zusammenhang entsteht gerade ein mittelalterlicher Krimi, der immerhin den Umfang einer Novelle erreichen wird. Die Handlung spielt Anfang des 8. Jahrhunderts und greift die Kriege zwischen Friesen und Franken auf, thematisiert die christliche Mission durch Bonifatius – und beinhaltet auch einen Mord sowie das Schicksal einer schönen Frau …

A.B.: Zum Abschluss noch die Frage: Wirst Du von einer Agentur vertreten?
D.R.: Nein, ich schreibe nach wie vor auf Gutglück und Gutdünken.

A.B.: Vielen Dank für das ausführliche Beantworten meiner Fragen.


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