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Normalerweise arbeite ich an mehreren Projekten gleichzeitig, ich habe keine Probleme mit der Trennung.Interview mit Klaus Kormann, geführt von Alisha Bionda am 19. Feb. 2013.Dieses Interview ist Teil der Kolumne:
A.B.: Lieber Klaus, damit Dich die Leser besser kennen lernen, möchte ich Dir zuerst einige persönliche Fragen stellen: Was gibt es über Dich als Mensch zu sagen? K.K.: Organisch: 54 Jahre alt, 190 cm groß, 100 kg schwer, Blutgruppe … Nein, das führt zu weit. Als Familienmensch bin ich seit fast 32 Jahren mit derselben Frau verheiratet, wir haben drei erwachsene Kinder und zwei minder erwachsene Enkelkinder. A.B.: Was zeichnet Dich in Deinen Augen aus? K.K.: Eine schwierige Frage, da mir ja Eigenlob völlig fremd ist. Aber da es hier nun mal gefordert ist: Ich kann mich der Tatsache nicht verschließen, dass ich ein äußerst angenehmer Mensch bin. Groß gewachsen, gut aussehend, mit einer brillanten Intelligenz gesegnet, immer zuverlässig und hilfsbereit. Mit skurrilem Humor. Von manchmal schmerzender Ehrlichkeit. Ich habe zum Beispiel noch niemals einen Sarkasmus vorgetäuscht. J A.B.: Was magst Du, und was eher nicht? K.K.: Ich mag und schätze offene und ehrliche Menschen. Solche, die eine Meinung haben. Im Umkehrschluss heißt das, dass mir die Stromlinienförmigen, die Karrieristen und die allermeisten Politiker nicht so liegen. Außerdem mag ich Wetter, Jahreszeiten und Gegend. Und verstehe das Genörgel über vorheriges nicht. A.B.: Welche Hobbies hast Du? K.K.: Heimwerken, Biogemüse anbauen, schreiben und Gitarre lernen. Alles mit wechselndem Erfolg. A.B.: Wolltest Du immer schon Schriftsteller werden oder war es eher eine Folge Deiner persönlichen Entwicklung? K.K.: Schreiben wollte ich eigentlich schon immer, nur die Zeit dazu habe ich mir nicht genommen, weil es immer Wichtigeres gab. Arbeit zum Beispiel. Bis mir irgendwann mein Körper sagte, dass das nicht alles sein sollte. A.B.: Wann hast Du zu schreiben begonnen? Und womit? K.K.: Ich musste erst fast 50 Jahre alt werden, ehe ich krankheitsbedingt meine bisherige Lebensweise infrage gestellt habe. Danach habe ich mir die Zeit einfach genommen, die vorher angeblich nicht da war, und mich um die Dinge gekümmert, die für mich richtig und die mir wichtig waren. Das Schreiben gehörte dazu. Begonnen habe ich dann direkt mit meinem ersten Roman „Ebene 17 : Der Untergrund“, einer Science-Fiction-Politik-Gesellschaftssatire. A.B.: Hast Du eine fest strukturierte Methode, wie Du ein Projekt „angehst“? K.K.: Na ja, zuerst ist da natürlich eine Idee; ein Kern, um den die neue Geschichte herum gewoben wird. Dann brauche ich einen Protagonisten und natürlich den Gegenspieler, den Antagonisten. Ort der Handlung und Zeitraum. Bis hierhin passiert alles ausschließlich im Kopf. Jetzt setze ich mich an den Rechner und schreibe einen Plot, vielleicht zwei Seiten. Und der verschwindet häufig für Monate auf der Festplatte, bis er reanimiert wird. Wenn ich mich dann entscheide, die Geschichte zu schreiben, läuft das Meiste von alleine. Die eigentliche Handlung entwickelt sich, neue Figuren tauchen aus dem Nichts auf und möchten auch mitmachen. Vieles ist auch Recherche. Ortsangaben und –beschreibungen müssen schlüssig sein. Namen der handelnden Personen müssen realistisch, möglichst aber auch nicht so exotisch gewählt werden, dass wir sie uns nicht merken können. Beispiel: wie heißt mein 20jähriger Protagonist aus Mali? Den könnte ich zwar George Bush nennen, aber das würde nicht passen. J Wenn 30 – 50 Seiten geschrieben sind, lesen meist meine Töchter und meine Frau gegen. Hier interessiert mich ausschließlich, ob die Geschichte „funktioniert“. Irgendwann ist die erste Fassung fertig, die wird dann noch etliche Male überarbeitet und geschliffen. A.B.: Schreibst Du gerne zu einer bestimmten Zeit? Lieber tagsüber, lieber abends/nachts? Wie sieht Dein Tagesablauf aus? K.K.: Ich schreibe nicht zu bestimmten Zeiten, habe da überhaupt kein festes Raster. Allerdings entsteht viel im Auto, z. B. auf dem Weg zur Arbeit. Abends werden diese Ideen dann aufgeschrieben, im besten Fall ergibt das sofort ein neues Kapitel. A.B.: Bevorzugst Du eine bestimmte Atmosphäre oder benötigst Du besondere Ruhe wenn Du schreibst? K.K.: Ruhe ist natürlich wichtig. Ich schreibe relativ viel im Urlaub, oft auf der Liege am Strand. Oder abends im Wintergarten, neben dem Rechner ein Glas Rotwein. Das ist dann auch die klassische Vorstellung eines Schriftstellers, glaube ich. J A.B.: Schreibst Du an mehreren Projekten gleichzeitig oder trennst Du das strikt? K.K.: Normalerweise arbeite ich an mehreren Projekten gleichzeitig, ich habe keine Probleme mit der Trennung. In der heißen Phase vor einer Veröffentlichung konzentriere ich mich dann allerdings auf das aktuelle Projekt. A.B.: Welchen Genres ordnest Du Dich zu? Und welches reizt Dich am meisten? K.K.: Ich mag Fantasy mit einem Bezug zur Realität. Nur Elfen und Orks sind mir zu wenig, ohne dass ich diese Fantasy deklassieren möchte. Sie hat auch ihre Leser und ihren Markt. Ich möchte allerdings nicht nur unterhalten, sondern auch die Gedanken anregen. Bislang scheint dieser Spagat einigermaßen zu gelingen. A.B.: Im Oldigor Verlag ist Dein Krimi “EISES KÄLTE” erschienen. Schilder uns doch bitte, was den Leser darin erwartet. K.K.: Im historischem Eiskeller in Altenberge wird eine Leiche entdeckt, die bereits seit 140 Jahren tot ist. Allerdings ist sie unverwest. Die ermittelnde Kommissarin zieht es immer wieder in den Keller, wo sie Episoden aus der Vergangenheit erlebt. Auf diese Weise lernt sie die Hintergründe des Verbrechens kennen und erfährt auch viel über sich selbst. A.B.: Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit dem Oldigor Verlag? K.K.: Ich bin im Internet auf den Verlag gestoßen und habe ihm ein Manuskript angeboten. Das hat die Verlegerin, Andrea Wölk, dann auch relativ schnell abgelehnt. J Daraufhin habe ich ihr „Eises Kälte“ geschickt, damit ihr nicht langweilig wird. Dieses Manuskript passte dann in das Verlagskonzept. A.B.: Hast Du ein Vorbild – literarisch und/oder allgemein? K.K.: Schwierig zu beantworten. Da ich Geschichten mag, die einen Hintergrund haben, die zum denken anregen, muss ich natürlich Orwell, Douglas Adams und Pratchett nennen. Ohne dass ich mich mit diesen literarisch vergleichen möchte. Auch Andreas Eschbach lese ich ganz gerne, vieles von Hohlbein finde ich gut. Als Jugendlicher habe ich Jules Verne verschlungen, den ich immer noch bewundere. A.B.: Schreibst Du lieber alleine oder würdest Du auch mit einem Co-Autor arbeiten? Wenn ja, wer würde Dich da reizen? K.K.: Ich habe bislang alleine geschrieben. Ein Projekt mit einem Co-Autor könnte ich mir vorstellen, wenn wir ein Thema finden, dass uns beide reizt. A.B.: Liest Du regelmässig? Wenn ja, was bevorzugt? K.K.: Ich lese eher unregelmäßig. Ich greife da schon eher zur symbolischen Feder. J A.B.: Wie wichtig ist Dir der Kontakt zu Deinen Lesern? K.K.: Sehr wichtig. Ich bin immer offen für Kritik, wenn sie denn konstruktiv ist. Nach meinen Lesungen stehe ich grundsätzlich für Fragen und Antworten zur Verfügung, daraus ergeben sich für mich oft neue Erkenntnisse. A.B.: Wie gestaltet sich dieser? K.K.: Wie gesagt, im direkten Kontakt auf Lesungen. Ansonsten versuche ich, die wichtigsten Informationen auf meiner Homepage zu veröffentlichen. Zu einigen Lesern unterhalte ich auch Mailkontakt. A.B.: Hältst Du auch Lesungen ab? Oder kann man Dich auf Cons antreffen? Wenn ja, auf welchen? K.K.: Ja, Lesungen machen mir ziemlich viel Spaß. Auf Cons war ich bislang nicht, würde das aber gerne machen. Es ist leider aber auch oft ein Zeitproblem. A.B.: Gibt es Menschen, die Dich bei Deinem schriftstellerischen Werdegang unterstützt haben? Freunde, Familie, Kollegen? In Deinen Anfängen und jetzt? K.K.: Meine Familie hat mich von Anfang an unterstützt. Aber auch die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Verlagen gibt immer Zuversicht und erweitert den Horizont. A.B.: Welchen Rat würdest Du Newcomer-Autoren für die Verlagssuche geben? K.K.: Geduld bewahren. Sorgfältig die Programme der Verlage studieren, ob das eigene Werk dort auch tatsächlich richtig platziert ist. Dann vorher telefonisch oder per Mail anfragen, ob überhaupt Interesse besteht. Erst wenn positive Signale kommen, sende ich Exposé und die ersten 30 Seiten ein. A.B.: Worin siehst Du die Vor- und Nachteile in der Klein- und Großverlagsszene? K.K.: Ich habe (leider) keine Erfahrungen mit großen Verlagen. Natürlich wäre es toll, wenn einmal ein großer Publikumsverlag mich entdeckt und mein Werk mit einer gewaltigen Marketingmaschine puscht. Bei einem Kleinverlag wiederum bin ich als Autor auf Augenhöhe mit meinem Verleger, werde ich als Partner gesehen. Ich kann ganz anders an der endgültigen Gestaltung meines Buches mitwirken, als das vermutlich bei einem Großverlag denkbar wäre. Darüber hinaus denke ich, dass die kleineren Verlage innovativer sind. Vermutlich findet man heute die qualitativ besseren Inhalte eher bei den kleinen Verlagen, da diese nicht so sehr auf Mainstream achten müssen. A.B.: Woran arbeitest Du derzeit? Auf was dürfen sich die Leser künftig freuen? K.K.: Derzeit gibt es gleich drei Projekte: Zum Ersten eine Kurzgeschichte für eine Ausschreibung des Oldigor-Verlags. Zum Zweiten: Da wir mit „Eises Kälte“ recht erfolgreich sind, wurde ich vom Verlag gebeten, eine zweite Folge mit den gleichen Protagonisten zu schreiben. Hier hatte ich bereits einen ersten Plot, den ich allerdings verworfen habe. Jetzt arbeite ich an einem neuen, ich werde in den nächsten Tagen erstmals den Ort der Haupthandlung besichtigen. Zum Dritten: Unter dem Arbeitstitel „H2O“ entsteht im Moment eine SF-Geschichte. Das meiste Wasser auf der Erde ist mittlerweile verseucht und ungenießbar. Internationale Konzerne haben sich die Rechte an den verbliebenen Quellen weltweit gesichert und beuten diese rücksichtslos aus. Das führt natürlich zu Konflikten … A.B.: Zum Abschluss noch die Frage: Wirst Du von einer Agentur vertreten? K.K.: Nein, bisher nicht. A.B.: Vielen Dank für das geduldige Beantworten meiner Fragen. [Zurück zur Übersicht] |
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