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![]() Wenn ich schreibe, ziehe ich mich ganz in meine eigene Welt zurück.Interview mit Florian Gerlach, geführt von Alisha Bionda am 02. Okt. 2013.Dieses Interview ist Teil der Kolumne:
A.B.: Zuerst einige persönliche Fragen: Was gibt es über Dich als Mensch zu sagen? F.G.:. Ich bin eher der ruhigere Typ, der die Dinge um sich herum lieber beobachtet, als im Rampenlicht zu stehen. Wenn ich schreibe, ziehe ich mich ganz in meine eigene Welt zurück. Ich bin allerdings kein Eremit, der sich in einer Hütte im Wald verkriecht. Eigentlich bin ich ein recht umgänglichen Zeitgenosse, der mit seiner Famlie ein ganz normales Leben führt, gelegentlich mit seinen Freunden um die Häuser zieht und Rockkonzerte besucht. A.B.: Was zeichnet Dich in Deinen Augen aus? F.G.: Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, kann ich ganz schön hartnäckig sein. Mit einem Manuskript bin ich auch erst dann zufrieden, wenn es in meinen Augen nichts mehr zu verbessern gibt. Dieser Hang zum Perfektionismus steht allerdings in einem Widerspruch zu einer manchmal aufkommenden Ungeduld, mit der ich meine Aufgaben erledigt haben möchte, noch bevor ich damit begonnen habe. A.B.: Was magst Du, und was eher nicht? F.G.: Ich mag ein gutes Buch, Musik, ein Glas Wein und Gespräche mit meiner Familie und meinen Freunden. Was mir nicht so liegt sind Menschemengen, Lärm und Hektik. A.B.: Welche Hobbies hast Du? F.G.: Diese Frage kann ein Schriftsteller eigentlich nur mit Lesen beantworten. Für mich gibt es kaum etwas Schöneres, als sich in einer guten Geschichte zu verlieren. Zudem höre ich Musik - natürlich nur wenn sie laut ist und treibe viel Sport. A.B.: Wolltest Du immer schon Schriftsteller werden oder war es eher eine Folge Deiner persönlichen Entwicklung? F.G.: Früher habe ich mir nie Gedanken über eine Veröffentlichung gemacht. Ich habe einfach eine Geschichte erarbeitet und sie in die Schublade gelegt. Schreiben war und ist für mich immer noch eine emotionale Sache, und es fällt mir auch heute noch schwer, einen Text loszulassen. Demnach ist die Schriftstellerei wohl eher die Folge meiner persönlichen Entwicklung A.B.: Wann hast Du zu schreiben begonnen? Und womit? F.G.: Die ersten Texte habe ich als Jugendlicher noch ganz klassisch mit einem Füller zu Papier gebracht. Danach kam eine mechanische Schreibmaschine, auf der ich mir die Finger wund gehämmert habe. Heute schreibe ich natürlich an meinem Laptop. Die Schreibprogramme sind für einen Schriftsteller eine unglaubliche Erleichterung. A.B.: Hast Du eine fest strukturierte Methode, wie Du ein Projekt umsetzt? F.G.: Jein. Meistens gibt es eine Grundidee, zu der ich ein Expose ausarbeite, bevor ich mit dem Schreiben beginne. Manchmal habe ich aber auch nur den Anfang einer Geschichte im Kopf, ohne zu wissen, wohin sie mich führen wird. Wenn ich dann meinen Figuren folge, wird das Schreiben auch für mich zum Abenteuer. Die Figur des Losers hatte sich schnell verselbstständigt und ich musste seine Geschichten nur noch aufschreiben. Das war eine lustige Zeit. A.B.: Schreibst Du gerne zu einer bestimmten Zeit? Lieber tagsüber, lieber abends/nachts? Wie sieht Dein Tagesablauf aus? F.G.: Mein Tagesablauf ist nicht spektakulär. Normalerweise stehe ich recht früh auf und treibe eine Stunde Sport. Danach gehe ich meinem regulären Job nach. Am späten Nachmittag ziehe ich mich für eine Weile zum Schreiben zurück. Der restliche Abend gehört dann meiner Familie. An meinen freien Tagen schreibe ich, wann immer ich Zeit dafür finde. A.B.: Bevorzugst Du eine bestimmte Atmosphäre oder benötigst Du besondere Ruhe wenn Du schreibst? F.G.: Ich brauche meine Ruhe. Nur so kann ich in meinen Geschichten leben. Manchmal höre ich auch Musik, die zur Stimmung der Szene passt, die ich gerade schreibe. Am liebsten ist mir dann Filmmusik, in die ich die Geschichte einbette. A.B.: Schreibst Du an mehreren Projekten gleichzeitig oder trennst Du das strikt? F.G.: Ich trenne meine Projekte, aber nicht strikt. Manchmal arbeite ich auch an zwei Projekten gleichzeitig, wobei der Fokus allerdings ganz klar auf einem Hauptprojekt liegt. Aber gelegentlich kommen mir beim Schreiben des einen Textes Ideen für die andere Geschichte oder für ein ganz neues Expose. Die setze ich dann natürlich sofort um. .A.B.: Welchen Genres ordnest Du Dich zu? Und welches reizt Dich am meisten? F.G.: Mir gefällt das Denken in Genres nicht sonderlich. Ich mag humorvolle Geschichten wie den Vollidioten oder Fernsehserien wie Stromberg. Bei einem Buch wie dem Loser möchte ich den Leser mit einer humorvollen Darstellung auf unsere Gesellschaft zum Lachen bringen. Zudem lese und schreibe gerne Thriller und Horrorromane. Was mich daran reizt? Bei dem Leser ein Gefühl atemloser Spannung zu erzeugen, die ihn das Buch bis zur letzten Seite nicht mehr aus der Hand legen läßt. A.B.: Aktuell ist Dein Debütroman DER LOSER LOTHAR SERKOWZKI bei Bookshouse erschienen. Verrate uns doch bitte worum es in dem Roman geht F.G.: Lother Serkowzli der Loser ist kein Verlierer im eigentlichen Sinne. Er ist jemand, der einfach keine Beachtung findet und auf dem alle rumtrampeln. Als er endlich beschließt, sein Leben in die eigene Hand zu nehmen, stolpert er von einem Fettnäpfchen ins andere. Irgendwann verliebt er sich dann Hals über Kopf in eine wildfremde Frau. Ob sie allerding eine Bereicherung seiner Lebens ist, wird sich noch zeigen... A.B.: Wie kam es zu der Idee zu LOSER? F.G.: Es gab keine Idee im eigentlichen Sinne. Jeder kennt einen Typen wie den Loser. Es sind Menschen, an denen ihr eigenes Leben wie ein Film vorbeizieht, ohne dass sie selber eine aktive Rolle darin übernehmen. Wenn sie daran etwas ändern wollen, kommt es oft zu Komplikationen mit ihren Mitmenschen, denn sie verhalten sich nicht mehr so, wie es von ihnen erwartet wird. Das kann manchmal ziemlich komisch sein. A.B.: Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit mit Bookshouse? F.G.: Prima. Die Arbeit mit dem Lektorat war sehr konstuktiv. Die Mitarbeiter des Verlages sind immer freundlich und hilfsbereit. Ich fühle mich dort gut aufgehoben. A.B.: Wie gefällt Dir die Aufmachung des Titels? F.G.: Ich mag die Covergestaltung. Der Loser ist zu Beginn des Romans genau der Mensch, der den Kopf in den Sand oder besser Asphalt steckt, bevor er aufsteht und sein Leben in die eigenen Hände nimmt. A.B.: Hast Du ein Vorbild literarisch und/oder allgemein? F.G.: Jein. Ich habe keine Vorbilder. Dennoch gibt es Menschen, deren Leistung ich bewundere. Das müssen aber nicht zwingend Künstler sein. Im Alltagsleben gibt es immer wieder Personen, die über sich hinauswachsen und zu unglaublichen Leistungen fähig sind. A.B.: Schreibst Du lieber alleine oder mit einem Co-Autor? Welcher würde Dich da noch? F.G.: Ich habe bisher noch nie mit einem Co-Autoren gearbeitet. Es wäre aber mit Sicherheit eine reizvolle Erfahrung. Tommy Jaud oder Stephen King wären eine gute Wahl. Kannst Du da etwas vermitteln? A.B.: Liest Du regelmässig? Wenn ja, was bevorzugt? F.G.: Ja, ich lese regelmäßig. Was ich bevorzuge? Schwer zu sagen. Ich mag eine gruselige Horrorgeschichte und einen spanndenden Thriller. Ich amüsiere mich gerne über einen lustigen Roman. Manchmal vertiefe ich mich auch in alte oder zeitgenössische Literatur und lasse mich von der Sprache verzaubern. Je nach Stimmung. A.B.: Wie wichtig ist Dir der Kontakt zu Deinen Lesern? F.G.: Sehr. Was ist ein Schriftsteller ohne seine Leser? Ich versuche immer in einen offenen Dialog mit meinen Lesern zu treten. A.B.: Wie gestaltet sich dieser? F.G.: Über meine Website http://www.florian-gerlach.info/ oder meinen Facebook Auftritt kann mich jeder Leser kontaktieren. Ich bemühe mich immer um eine möglichst zeitnahe Antwort! Also, ran an die Tastatur! A.B.: Hältst Du auch Lesungen ab? Oder kann man Dich auf Cons antreffen? Wenn ja, auf welchen? F.G.: Im Moment halte ich keine Lesungen, weil ich an einem neuen Projekt arbeite. Wenn Lesetermine anstehen, werde ich sie rechtzeitig veröffentlichen. Auf Cons bin ich deshalb in diesem Jahr auch nicht anzutreffen. Wenn die Planungen für das nächste Jahr fertig sind, werde ich sie natürlich rechtzeitig bekanntgeben. Ich freue mich jedenfalls schon sehr auf den direkten Austausch mit meinen Lesern. A.B.: Gibt es Menschen, die Dich bei Deinem schriftstellerischen Werdegang unterstützt haben? Freunde, Familie, Kollegen? In Deinen Anfängen und jetzt? F.G.: Ja, die gibt es. Ohne die Unterstützung meiner Familie würde ich keine einzige Zeile schreiben können. Meine Frau räumt immer wieder den Alltag von meinen Schreibtisch schenkt mir so die Zeit zum Schreiben Meine Töchter nehmen Rücksicht, wenn ich mich zum Schreiben zurückziehe. Meine Frau ist auch meine erste Leserin und zudem meine schärfste Kritikerin. In meinem Freundeskreis gibt es zudem einen meiner wichtigsten Testleser. Diese Menschen haben mich von Beginn an unterstützt. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich hoffe, dass sie mich auch weiterhin begleiten werden. A.B.: Welchen Rat würdest Du Newcomer-Autoren für die Verlagssuche geben? F.G.: Jeder Autor sollte sich zunächst über die Verlagsszene informieren und dann für sein Manuskript die richtigen Verlage herausfiltern. Das spart Zeit, denn bis der Kochbuchverlag das Spannungsmanuskript mit dem Hinweis Versuchen Sie es bitte bei einem anderen Verlag zurückschickt, kann einige Zeit vergehen. Zudem sollte man sich von Ablehnungen nicht entmutigen lassen. Ich selber habe sehr gute Erfahrungen mit einer Literaturagentur gemacht, die sich um die Vermittlung meiner Arbeiten kümmert. A.B.: Worin siehst Du die Vor- und Nachteile in der Klein- und Großverlagsszene? F.G.: Die Großverlagsszene hat natürlich den Vorteil einer größeren Auflage. Das Buch liegt auf den Büchertischen der Buchhandlungen, im Idealfall gibt es sogar eine Werbekampagne. Dennoch ist man dort nur ein Autor unter vielen anderen. In der Kleinverlagsszene ist die persönliche Betreuung intensiver und man hat die Chance, sich langfristig als Autor zu etablieren. A.B.: Woran arbeitest Du derzeit? Auf was dürfen sich die Leser künftig freuen? F.G.: Da will ich nicht zu viel verraten. Die Geschichte des Losers ist natürlich noch nicht zu Ende erzählt. Im Moment arbeite ich gerade an einem Spannungsroman, in dem sich zwei Zwillingsschwestern als erbitterte Feindinnen gegenüberstehen. A.B.: Zum Abschluss noch die Frage: Du wirst von der Agentur Ashera vertreten? Was hat Dich dazu bewogen, Dich von einer Agentur vertreten zu lassen? F.G.: Als Schriftsteller reicht es heute nicht mehr, einfach nur Geschichten zu schreiben. Ein Buch bei einem Verlag unterzubringen erfordert viel Zeit und ist wirklich harte Arbeit. Zudem muss man sich in der Szene auskennen und ein gutes Netzwerk haben. Hinzu kommen rechtliche Belange um den Autorenvertrag. Darum bin ich froh, dass mich die Agentur Ashera vertritt und ich mich ganz auf das Schreiben konzentrieren kann. A.B.: Vielen Dank für das geduldige Beantworten meiner Fragen. F.G.: Gern geschehen. Es hat mir großen Spaß gemacht. Ich wünsche Dir noch einen schönen Tag. Weitere Interviews mit Florian Gerlach
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