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Was ich überhaupt nicht schätze, ist Arroganz aller Art.Interview mit Martin Barkawitz, geführt von Alisha Bionda am 12. Okt. 2013.Dieses Interview ist Teil der Kolumne:
A.B.: Zuerst einige persönliche Fragen an Dich, damit Dich die Leser besser kennen lernen: Was gibt es über Dich als Mensch zu sagen? M.B.: Ich wurde in der Metropolregion Hamburg geboren, lebe aber inzwischen in einer kleinen und sehr durchschnittlichen Stadt. Ich führe ein ziemlich normales Leben, das sich kaum von dem meiner meisten Mitmenschen unterscheidet. Das große Drama und die aufregenden Abenteuer spielen sich nur in meinen Romanen ab, aber das ist auch gut so. Als Mensch tauche ich gern in der Masse ab; ich halte mich nicht für etwas Besonderes, nur weil ich zufälligerweise auf eine etwas ungewöhnliche Art meinen Lebensunterhalt verdiene. A.B.: Was zeichnet Dich in Deinen Augen aus? M.B.: Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Arbeitsdisziplin, Beharrlichkeit diese ganze langweiligen Sekundärtugenden eben, die nicht nur in der Literaturbranche von Vorteil sind. A.B.: Was magst Du, und was eher nicht? M.B.: Mir gefällt Humor, Offenherzigkeit, Neugier auf die Welt. Was ich überhaupt nicht schätze, ist Arroganz aller Art. Wenn jemand glaubt, etwas Besseres zu sein, kann er das gerne tun aber er wird niemals mein Freund werden. Es gibt auch noch kleinere Sünden, die mich ärgern, zum Beispiel Unzuverlässigkeit. Aber darüber kann ich notfalls hinwegsehen, wenn jemand in der Grundtendenz freundlich ist. Jeder macht schließlich mal einen Fehler. A.B.: Welche Hobbies hast Du? M.B.: Meine wichtigste Freizeitbeschäftigung ist das Fechten, es nimmt auch immer mehr Platz in meinem Leben ein. Im vorigen Jahr habe ich die Ausbildung als C-Trainer für Leistungssport Fechten abgeschlossen. Neuerdings biete ich gemeinsam mit einer Vereinskollegin Schnupperseminare für Anfänger an, und an Wochenenden fahren wir oft zu Fechtturnieren, teilweise auch ins Ausland. Es macht mir einen Riesenspaß, und es hat ja vor mir schon viele Autoren gegeben, die gerne zur Blankwaffe gegriffen haben. Der bekannteste schreibende Fechter war wohl Cyrano de Bergerac, aber auch Ernest Hemingway konnte beispielsweise mit Degen und Säbel umgehen. A.B.: Wolltest Du schon immer Schriftsteller werden oder war es eher eine Folge Deiner persönlichen Entwicklung? M.B.: Nach dem Studium wollte ich etwas mit Medien machen, wie so viele Germanistik-Absolventen. Ich hatte mich eigentlich eher als Lektor oder als Werbetexter gesehen. Tatsächlich habe ich kurzzeitig in einer Kreativschmiede als Junior-Texter gearbeitet, die bunten Schlipse besitze ich immer noch. Aber da ich meine Magisterarbeit über Geisterjäger John Sinclair geschrieben habe, stand ich dadurch in Verbindung mit dem Bastei-Verlag. Dort gab man mir die Chance, an der Jerry-Cotton-Serie mitzuarbeiten. Und hey, ich habe Cotton schon als Kind geliebt. So bin ich durch Cotton den ich neben anderen Projekten immer noch schreibe in die Literaturszene hineingerutscht. Also, im Grundschulalter habe ich gerne gelesen und von einer Schriftsteller-Karriere geträumt. Aber ich hätte es mir niemals vorstellen können, dass es dann wirklich so kommen würde. A.B.: Wann hast Du zu schreiben begonnen? Und womit? M.B.: Ich hatte schon als Achtzehnjähriger Kurzgeschichten für Literaturzeitschriften verfasst. Von diesen Erstversuchen gibt es zum Glück noch nicht mal mehr Belegexemplare. Ich habe mich selbst damals viel zu ernst genommen, aber das hat sich inzwischen gelegt. A.B.: Hast Du eine fest strukturierte Methode, wie Du ein Projekt umsetzt? M.B.: Ja, ich arbeite niemals ohne Plot bzw. Exposé. Ich habe festgestellt, dass eine gute Vorplanung bei der Umsetzung einer Idee enorm hilfreich ist. Also: erst die Grundidee, dann einen Plot, gerne auch als grafisches Gekritzel. Zum Schluss dann ein möglichst ausführliches Exposé. Natürlich mache ich mir für einen Heftroman von 180.000 Zeichen weniger Arbeit als für ein Buch von 400.000 Zeichen. Aber bei dem Heft ist ja auch der Spannungsbogen logischerweise kürzer. A.B.: Schreibst Du gerne zu einer bestimmten Zeit? Lieber tagsüber, lieber abends/nachts? Wie sieht Dein Tagesablauf aus? M.B.: Ich bin eigentlich ein Morgenmensch, deshalb ist der Vormittag meine kreativste Zeit. Nachmittags habe ich dann meist einen Durchhänger, aber dann ist das Tagespensum meist auch schon geschafft. Nachts habe ich noch nie gearbeitet. A.B.: Bevorzugst Du eine bestimmte Atmosphäre oder benötigst Du besondere Ruhe wenn Du schreibst? M.B.: Ich kann auch im Zug oder im Café schreiben, aber die meisten Seiten entstehen in meinem Arbeitszimmer. Mit Musikhören beim Schreiben habe ich experimentiert, aber bei mir funktioniert das nicht. Wenn ich konzentriert bin, dann werde ich auch durch andere Menschen um mich herum nicht abgelenkt. Wenn ich erst mal mit dem Tippen angefangen habe, dann kann mich so leicht nichts mehr umhauen. A.B.: Schreibst Du an mehreren Projekten gleichzeitig oder trennst Du das strikt? M.B.: Früher habe ich einen Roman nach dem anderen geschrieben, aber inzwischen habe ich dank meiner Agentin so viel zu tun, dass ich an mehreren Projekten parallel arbeite also beispielsweise Exposés und Leseproben für weitere Romane verfasse, während ich einen oder zwei Romane schreibe. A.B.: Welchen Genres ordnest Du Dich zu? Und welches reizt Dich am meisten? M.B.: Vom Volumen her habe ich bisher sehr viele Krimis geschrieben, aber ich mag auch Fantastik in allen Ausformungen, außerdem Romantik, Western, Steampunk es hängt viel von der jeweiligen Story ab. A.B.: Jüngst ist auf LITERRA Deine Krimi-Serie BIG BEN Ermittlungen aus dem Teesalon online gegangen. Schilder uns doch bitte kurz, was den Leser künftig darin erwartet. M.B.: Big Ben handelt von dem Geschwisterpaar Lord Stanley Winter und Lady Nora Winter, die gemeinsam skurrile und geheimnisvolle Kriminalfälle bearbeiten. Es ist eine Krimi-Serie in der Tradition von Butler Parker und ähnlichen Romanen, in denen Slapstick und Situationskomik eine größere Rolle spielen als Action und Gewalt. Big Ben verstehe ich als Alternative zu den bluttriefenden skandinavischen Thrillern, sozusagen. A.B.: Wie kam es zu der Idee zu der Serie? M.B.: Ich wollte schon länger ein Heldenpaar schaffen, das sich von den Charakteren her ergänzt, aber nicht in einer romantischen Beziehung zueinander steht. Lord Stanley und Lady Nora sind grundverschieden, fühlen sich aber durch ihre Blutsverwandtschaft sehr stark miteinander verbunden. Gerade in einer Krimi-Serie ist es für den Leser (und den Autor) viel angenehmer, es mit zwei Protagonisten zu tun zu haben, die bei der Lösung des Falles aufeinander angewiesen sind. Ich habe Big Ben in London angesiedelt, weil ich in der Serie eine Atmosphäre des Merry Old England schaffen möchte, obwohl die Romane in der Gegenwart spielen. Aber ich hoffe, dass sie von den Lesern in gewisser Weise als zeitlos angesehen werden. A.B.: Wird es die Serie nur online geben? M.B.: Nein. Nachdem die ersten fünf Episoden des ersten Romans Goldener Skorpion auf LITERRA erschienen sind, wird der gesamte Roman als Ebook 2014 im ARUNYA-Verlag erscheinen. Möglicherweise gibt es auch eine Print-Ausgabe, aber das ist noch nicht entschieden. Auf jeden Fall soll es jedes Jahre einen neuen Big Ben-Roman im ARUNYA-Verlag geben. A.B.: Die Serie wird künstlerisch von Shikomo betreut, wie gefallen Dir das Logo, aber auch die erste Episodengrafik?Treffen sie Deinen Nerv? Siehst Du die Seele der Serie gut umgesetzt? M.B.: Ja, ich bin begeistert. Shikomo ist ein toller Künstler, von dem wir noch viel sehen werden, wie ich hoffe. Ich weiß, wie wichtig eine gute Grafik ist, um die Leser anzusprechen. Neben dem Titel ist das Logo eben der erste Eyecatcher da muss einfach alles stimmen. Ich glaube, Shikomo hat sehr gut verstanden, was für eine Art Serie Big Ben sein soll. A.B.: Du verfasst auch Kurzgeschichten. Was reizt Dich daran? M.B.: In Kurzgeschichten kann ich Ideen verwenden, die sich nicht für eine längere Romanhandlung eignen. Wenn ich keine Kurzgeschichte daraus machen würde, fielen sie komplett unter den Tisch. Und das wäre in vielen Fällen schade, finde ich. Außerdem eignen sich Kurzgeschichten gut dazu, neue Genres auszuprobieren. Ich habe beispielsweise neulich mit Zwingerbrut, die in der Anthologie Animals World (p.machinery) erscheienen wird, die erste Fur Fiction meines Lebens geschrieben. Und das war für mich eine gute Erfahrung. A.B.: Man kann Beiträge von Dir in Anthologien finden (künftig vermehrt). Was ist ausschlaggebend dafür, an welchem Projekt Du Dich beteiligst? Herausgeber? Verlag? Thematik? M.B.: Meine Anthologie-Beiträge werden durch meine Agentur vermittelt, daher verlasse ich mich bei Verlag und Herausgeber auf das Urteil meiner Agentin. Wenn mir zu einer Thematik absolut nichts einfallen will, dann beteilige ich mich auch nicht an einer Anthologie. Aber das kommt zum Glück eher selten vor. A.B.: Hast Du ein Vorbild literarisch und/oder allgemein? M.B.: Meine literarischen Vorbilder sind samt und sonders Vielschreiber: Helmut Rellergerd alias Jason Dark, Karl May, Robert Kraft ein deutscher Phantast, der völlig zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist. Im persönlichen Leben habe ich auch Vorbilder, aber die behalte ich lieber für mich. A.B.: Schreibst Du lieber alleine oder würdest Du auch mit einem Co-Autor arbeiten? Wenn ja, wer würde Dich da reizen? M.B.: Als ich noch im Professor Zamorra-Team war, habe ich einige Romane mit dem leider viel zu früh verstorbenen Werner Kurt Giesa zusammen geschrieben. Das hat Spaß gemacht, obwohl (oder weil) wir völlig unterschiedlich waren. Grundsätzlich würde ich auch wieder mit einem Co-Autor zusammenarbeiten, aber ein konkreter Name fällt mir jetzt nicht ein. Das käme auf das Projekt an. A.B.: Liest Du regelmässig? Wenn ja, was bevorzugt? M.B.: Momentan lese ich Clockwork Spiders von Corina Bomann ein toller deutscher Steampunk-Roman. Ich mag generell gerne Bücher, die nicht langweilig sind. Da ist mir das Genre dann auch relativ egal. Es kann sowohl ein Thriller als auch ein Romantik-Titel sein. Bei den so oft belächelten Liebesromanen wird nämlich gern übersehen, wie schwierig sie zu schreiben sind. A.B.: Wie wichtig ist Dir der Kontakt zu Deinen Lesern? M.B.: Sehr wichtig, denn wir alle leben ja von den Lesern. Ich freue mich, wenn ich von Leuten höre, dass sie meine Bücher gelesen haben und vielleicht sogar auch noch gut finden. A.B.: Wie gestaltet sich dieser? M.B.: Sowohl in sozialen Netzwerken als auch im real life, wobei ich den persönlichen Kontakt bevorzuge. A.B.: Hältst Du auch Lesungen ab? Oder kann man Dich auf Cons antreffen? Wenn ja, auf welchen? M.B.: Ja, ich mache regelmäßig Lesungen. Auf einem Con war ich noch nicht, aber das kann ja noch werden. A.B.: Gibt es Menschen, die Dich bei Deinem schriftstellerischen Werdegang unterstützt haben? Freunde, Familie, Kollegen? In Deinen Anfängen und jetzt? M.B.: Als blutiger Anfänger habe ich mal einen Schreibkurs bei Krimi-Urgestein Jürgen Alberts gemacht. Von ihm habe ich sehr viel gelernt. Aber auch von der Zusammenarbeit mit dem schon genannten Werner Kurt Giesa konnte ich profitieren. Lektoren, die mich in meiner Entwicklung stark vorangebracht haben, sind Claudia Stieglmayr, Veronika Matoussek, Peter Thannisch, Joachim Honnef und Dr. Florian Marzin. A.B.: Welchen Rat würdest Du Newcomer-Autoren für die Verlagssuche geben? M.B.: Sie sollten sich auf kleinere Verlage konzentrieren, die geben nämlich Newcomern eher eine Chance. Ich selbst habe zwar in einem großen Publikumsverlag angefangen Bastei doch heutzutage ist die Heftroman-Schiene nicht mehr so ausdifferenziert wie noch vor fünfzehn Jahren. Ich weiß nicht, ob es heute so einfach ist, dort noch Fuß zu fassen. A.B.: Worin siehst Du die Vor- und Nachteile in der Klein- und Großverlagsszene? M.B.: Bei Kleinverlagen kriegt man meist keine Vorschüsse, doch sie sind experimentierfreudiger. Großverlage lohnen sich finanziell mehr, doch dort ist man nur ein winziges Rädchen im Getriebe wenn man nicht gerade Dan Brown heißt. Aber sowohl Kleinverlage als auch Großverlage haben ihre Existenzberechtigung. A.B.: Woran arbeitest Du derzeit? Auf was dürfen sich die Leser künftig freuen? M.B.: Momentan schreibe ich eine Dilogie, die aus zwei Mystery Thrillern besteht. Parallel dazu arbeite ich an einem Ostfriesland-Krimi weiter. Und es entstehen außerdem Exposés und Leseproben zu weiteren Projekten, die aber noch nicht spruchreif sind. Auf jeden Fall wird 2014 Goldener Skorpion als erster Roman der Big Ben-Serie erscheinen. A.B.: Zum Abschluss noch die Frage: Du wirst von der Agentur Ashera vertreten. Was hat Dich veranlasst Dich von einem Agenten vertreten zu lassen? M.B.: Ich kenne ja etliche Autorinnen und Autoren. Und diejenigen, die nicht nebenberuflich schreiben und sich mit der Schriftstellerei ihren Lebensunterhalt verdienen, haben fast ausnahmslos einen Agenten. Das sollte einem doch zu denken geben. In den USA haben ja inzwischen praktisch alle Autoren einen Agenten, dort geht es gar nicht mehr ohne. Und im Zuge der Professionalisierung wird sich diese Tendenz sicher auch in Europa verstärken. Ich fühle mich jedenfalls von der Agentur Ashera sehr gut vertreten und hoffe, dass wir gemeinsam noch viele spannende Projekte auf den Weg bringen werden. A.B.: Vielen Dank für das geduldige Beantworten meiner Fragen. Ab jetzt werde ich immer zu neuen Projekten einen weiteren Interview-Teil mit Dir führen. M.B.: Auch ich danke für das große Interesse an meiner Arbeit. Ich freue mich schon auf weitere Interviews. Weitere Interviews mit Martin Barkawitz
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