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Manche Leute schätzt man, aber andere liebt man. Alisha macht eben punktgenau das, worauf ich stehe, und ihr gefällt das, was ich mache.

Interview mit Barbara Büchner, geführt von Tanja Bern am 13. Mar. 2014.


Dieses Interview ist Teil der Kolumne:

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A. Bionda
46 Beiträge / 49 Interviews / 102 Kurzgeschichten / 2 Artikel / 136 Galerie-Bilder vorhanden
Barbara Büchner Barbara Büchner
Barbara Büchner im Interview
Tanja Bern sprach via Mail mit der Bestsellerautorin


T.B.: Hallo Barbara, ich freue mich sehr, dass ich in den Genuss komme, ein Interview mit Dir führen zu dürfen. Du hast ja eine bewegte Karriere hinter Dir und ich habe mich mal mit Deinen einzelnen Stationen ein wenig beschäftigt. Als ich recherchierte, las ich, dass Du als Übersetzerin gearbeitet hast. Was genau hast Du damals übersetzt?
B.B.: Größtenteils grauenvolles Zeug für einen deutschen evangelikalen Verlag: Amerikanische religiöse Frauenromane, in denen New Yorker Sekretärinnen draufkommen, dass sie eigentlich aus einem schottischen Schloss stammen und tiefblaues Blut in ihren Adern fließt, und dann den armen, aber tief gläubigen Tierarzt des Ortes heiraten, der sich natürlich auch als Prinz entpuppt … oder so ähnlich! Manche waren nicht ganz so schlimm, aber im allgemeinen habe ich schon Bauchweh gehabt wenn der Briefträger mit einem Karton ankam, in dem ungefähr zweitausend Seiten religiöser Kitsch auf mich lauerten. Wenn man selber religiös ist, und das bin ich, empfindet man solchen frommen Mist geradezu als Blasphemie.

T.B.: Du warst längere Zeit in England und Irland, und wie hast Du Dich in diesen Ländern gefühlt?
B.B.: An England kommt man als Mystery-Fan ja nicht vorbei, das ist allgegenwärtig, das ist geradezu ein Synonym für den feinen, eleganten Grusel, den ich schätze. Es war sehr interessant, vor allem die Londoner Geschichte. Irland hat mich auf andere Weise fasziniert. Ich habe mich diesem Land mit seiner tragischen Geschichte so verbunden gefühlt, dass ich dann in der Zeitung auch oft darüber geschrieben habe. Wenn man sich selber unterdrückt und unfrei fühlt, dann wird ein solches Land auch zu einem Symbol für die eigene Befindlichkeit.

T.B.: Du warst ja 17 Jahre als Journalistin tätig. Wie kam es, dass Du Dich dann umorientiert hast, um Bücher zu schreiben? War es eher eine berufliche Entscheidung oder geschah es vielmehr aus Leidenschaft zu Geschichten?
B.B.: Umgekehrt! Ich wollte immer schon Schriftstellerin werden und nichts anderes! Ich habe auch immer Schauerromane geschrieben, als Achtjährige mit der Hand und in Blockschrift, bis ich mit 13 meine eigene Schreibmaschine bekam. Ans journalistische Schreiben hatte ich eigentlich nicht gedacht. Aber damals, 1972, war ich kurz in Belfast und habe ich mich über die Situation in Nordirland so aufgeregt, dass ich dachte, das muss auch Österreich erfahren, dass es dort KZ gibt und die Engländer ein Schreckensregiment führen. Ich schrieb also mein Interview mit der Mutter eines politischen Gefangenen auf und marschierte zur Arbeiter-Zeitung. Die haben das wirklich für die Samstagsbeilage genommen, und dann fragten sie, ob ich noch was anderes schreiben könnte. Irgendjemand hatte nämlich das Gerücht ausgestreut ich wäre eine erfahrene Journalistin. Dass das nicht stimmt haben sie bald gemerkt aber sie haben´s mir beigebracht, und bald hab ich jede Woche meine Artikel abgeliefert, meist Wissenschaft, Medizin, Kriminalistik. Meine Spezialität war – hätten Sie´s gedacht? – das Unheimliche. Da hieß es immer in der Konferenz, wenn die Themen verteilt wurden: „Bäh, das ist ja grausig, das macht die Frau Büchner!“ Mir bleibt die Arbeiter-Zeitung unvergesslich. Das war eine Zeitung, die wirklich was zu sagen hatte, kein Pop- und Popo-Blattl wie die Zeitungen heute.

T.B.: Horror oder auch die düstere Phantastik liegen Dir ja sehr am Herzen. Wie kam es, dass Du trotzdem so lange im Jugendbuch-Bereich geschrieben hast − und zwar sehr erfolgreich.
B.B.: Für Geld mach ich alles. (lacht) Nein, ganz so war´s nicht! Bei Ueberreuter hatte eine Lektorin einen Zeitungsartikel über Jugendliche von mir gelesen und fragte, ob ich ein Jugendbuch schreiben könnte. Ich hab gesagt: Weiß ich nicht, sind das nicht diese Bücher, in denen pinkfarbene Plastik-Ponys herumhupfen? Wenn´s bezahlt wird, kann ich´s aber probieren. Ich merkte auch rasch, dass Jugendbücher damals in den 1990er Jahren längst nicht mehr dasselbe waren wie in den 1950er Jahren. Da ging es schon auch um ziemlich heftige Themen – Spielsucht, Alkoholismus, Gewalt in der Familie, blödsinnige Mutproben, Sekten und Esoterik. Das hat mich interessiert und das schlug ein. Auf einmal schrieben mich andere Verlage an und wollten auch Bücher. Ich habe sogar Literaturpreise erhalten. Natürlich hört man da nicht auf, obwohl ich immer noch viel lieber Schauerromane geschrieben hätte.

T.B.: Ich weiß, dass Du Alisha Bionda schon sehr viele Jahre kennst und schätzt. Wie habt ihr euch damals kennengelernt?
B.B.: Hmmm … also eines Tages ruft mich eine mir unbekannte Frau an und fragt, ob sie eine Kurzgeschichte von mir abdrucken könnte. Unbezahlt. Dann ruft sie noch einmal an und verlangt, dass ich die Geschichte umschreibe. Und ich schreie ins Telefon: „Himmel, Arsch und Zwirn, das hab ich gern! Erst Geschichten schnorren und dann noch dran rummotzen!“ Aber Alisha haut ja so leicht nichts um, und wir haben dann immer wieder Kontakt gehabt. Mit der Zeit habe ich sie sehr schätzen gelernt.

T.B.: Wie war denn bisher eure Zusammenarbeit? Ich spreche da mal speziell die Reihen im Fabylon-Verlag an, wo Alisha Herausgeberin ist und Du als Autorin vertreten bist.
B.B.: Nach dem etwas unglücklichen Start ging das dann immer sehr gut. Das liegt daran, dass wir beide sehr professionell, sehr zielgerichtet arbeiten und uns gegenseitig respektieren. Man darf ja nicht glauben, dass Herausgeber und Lektoren prinzipiell vor den Schriftstellern auf dem Bauch kriechen, das Gegenteil ist oft der Fall. Ich hab Lektoren erlebt, die mich wie den letzten Dreck behandelt haben – gebe ein Manuskript ins Lektorat und bekomme kommentarlos eins zurück, das ich gar nicht als meines erkannt habe, mit so unsäglichen Ergänzungen wie: „Sie fürchtete, bei seinem Anblick könnten ihre Wangen explodieren.“ „Ihre Seele war so zart wie die Haut an ihrem Handgelenk, aber ihr Geheimnis tief und kalt wie der atlantische Ozean.“ „In der Veranda befand sich niemand außer einigen Stühlen, die wie verrutscht herumstanden.“ „Sein Atem hatte ihren Hals gestriffen.“ Und das bitte nicht von einem Ein-Mann-Popel-Kleinverlag, sondern einem Branchenriesen. Es gibt in der Branche zwar sehr viele tolle Leute, aber auch immer wieder Unfähige und Ungustln. Vor diesem Hintergrund ist es eine wahre Wonne, mit jemand wie Alisha zusammenzuarbeiten. Die tut, was sie kann, und kann, was sie tut. Wir sind zwar literarisch gesehen Totenkopffalter, aber geschäftlich sind wir Ameisen, und ich mag Leute, die effizient arbeiten.

T.B.: Du hast Dich ja jetzt entschlossen, Dich von Alisha über ihre Agentur Ashera vertreten zu lassen. Was hat Dich bewogen, diesen Schritt zu tun? Die AVA, bei der Du vorher warst, ist ja eine sehr große, internationale Agentur und Du warst sehr viele Jahre dort unter Vertrag.
B.B.: Das war keine spontane Entscheidung und auch keine eiskalte geschäftliche Kalkulation, sondern ein immer engeres Zusammenwachsen. Wie in persönlichen Beziehungen: Manche Leute schätzt man, aber andere liebt man. Alisha macht eben punktgenau das, worauf ich stehe, und ihr gefällt das, was ich mache. Da brauche ich nicht überzeugen, nicht werben, nicht erklären, da passt es einfach. Was ich schreibe, ist ja auch ein bisschen ein Minderheitenprogramm, und AVA denkt im Mainstream. AVA hat sehr viel für mich getan, wir haben uns freundschaftlich getrennt; ich bin dort auch weiterhin noch bei hockebooks als Autorin präsent – fünf meiner besten Romane, die „Totenhausromane“, sind eben dort erschienen.




T.B.: Weißt Du schon, in welche Richtung die Manuskripte gehen sollen, die Alisha dann für Dich vertreten wird?
B.B.: Wir bieten zurzeit an:

einen klassischen Sherlock Holmes-Roman, in der Art wie „SH und das verschwundene Dorf“ (Meisterdetektive, Fabylon-Verlag),

eine sehr schräge Romance im 19. Jahrhundert, in der es um die Liebe einer jungen Frau zu einem Transgender geht,

eine exotische Romance aus derselben Epoche – ich liebe Geschichten aus dem fin de síecle-

und einen eher schrillen modernen Krimi, in dem es Psycho-Docs an den Kragen geht. Ist ein bisschen persönliche Rachsucht dabei, okay. Aber als Schriftstellerin kann man es nicht einfach auf sich beruhen lassen, wenn man – von einem Facharzt! – für ein Stundenhonorar von 200 Euro den Rat bekommt: „Wenn Ihre Depressionen wiederkommen dann klatschen Sie einfach laut in die Hände und rufen: Lasst mich sofort in Ruhe!“ Das schreit nach literarischer Vergeltung.

T.B.: Welche Bücher findet man denn aktuell von Dir in den Buchläden und im Onlinehandel?
B.B.: Kennst Du die Szene in Don Giovanni, wo Leporello die endlose Liste mit den Eroberungen seines Meisters entfaltet? So sieht´s bei mir auch aus. Ich mach´ ja eigentlich nichts anderes als schreiben. (Wie ein Kollege von mir sagte: „Außer Schreiben weißt und kennst du überhaupt nix“). Google hat letzthin extra Speicherplatz zugekauft, um alles anzeigen zu können, was ich produziere. Im Ernst: Publiziert hab ich bislang ungefähr sechzig Titel, was davon aktuell zu haben ist, verraten Google und Amazon! Das Neueste vom Neuen gibt’s immer auf meiner Website www.bbuechner.at und auf der Website der Agentur Ashera zu finden.

TB: Was liest Du selbst – wenn Du Zeit zum Lesen findest? Haben Dich bestimmte Bücher besonders beeindruckt?
B.B: Ich lese sehr viel mehr Fachliteratur als Belletristik, vor allem Theologie, Medizin und Kriminologie. Daneben lese ich mich die gesamte klassische Gruselliteratur rauf und runter. Sehr beeindruckt und beeinflusst haben mich außer den Gründervätern der Gruselliteratur wie Poe und Lovecraft die chinesischen Kriminalromane von Robert E. Gulik, deren Held der kluge Richter Dee ist – übrigens eine authentische historische Persönlichkeit. Ellis Peters´ mittelalterliche Kriminalromane um den Mönch Cadfael gefallen mir ebenfalls.

T.B. Das Schreiben füllt ja offenbar Deinen ganzen Tag aus. Hast Du eigentlich noch andere Interessen?
B.B.: Meine drei Hunde, die zwei Staffis und ein undefinierbares pelziges Riesentier mit wundervollen Bernsteinaugen. Alle vom Tierschutz. Das sind meine Lebensgefährten, meine Kinder, Bodyguards, Alleinunterhalter, Kontakt-Hersteller und Rückenwärmer. „Wir haben auf deinem Sofa gesessen, wir haben von deinem Tellerchen gegessen, wir haben in deinem Bettchen geschlafen, wir haben auf deinen Teppich“ – na ja kommt manchmal vor. Da sieht man drüber hinweg.

T.B. Gibt es irgendeine Organisation, die Du unterstützt?
B.B.: Ja. Sie passt sogar ausgezeichnet zu einer Horror-Schriftstellerin: die HeroRats. APOPO ist eine Organisation, die Riesenhamsterratten darauf trainiert, in Afrika versteckte Landminen zu finden und in entlegenen Gegenden, wo es keine Laboratorien gibt, TBC-Proben zu untersuchen. Ratten sind so intelligent und haben einen so feinen Geruchssinn, dass sie erschnüffeln können, ob ein Proband krank ist. Demnächst sollen sie auch trainiert werden, Verschüttete nach Erdbeben und Hauseinstürzen zu finden. Für Ratten ist es ja ganz natürlich, durch enge unterirdische Gänge zu flitzen. Übrigens: Bei alledem widerfährt ihnen nichts Böses!
Um 60 Euro im Jahr kann man eine Ratte adoptieren und bekommt dann Briefe von ihr, in denen sie über ihre Arbeit berichtet. Dafür werbe ich auch auf meiner Website.

T.B.: Vielen Dank für das Beantworten meiner Fragen und viel Erfolg mit Deinen künftigen Werken und der Zusammenarbeit mit der Agentur Ashera.

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