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Daniel Daub - Manchmal erfasst mich das Feuer der Inspiration

Interview mit Daniel Daub, geführt von Alisha Bionda am 25. Aug. 2009.


Daniel Daub Daniel Daub
A.B.: Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Zuerst einige persönliche Fragen: Was gibt es über Dich als Mensch zu sagen?

D.D.: Ich bin dreiunddreißig Jahre alt, einssiebenundachtzig groß und habe kurze, dunkle Haare. Tagsüber gehe ich meinem Büroberuf im öffentlichen Dienst nach, um nach Sonnenuntergang ziemlich abgedrehte Geschichten zu Papier zu bringen. Ich würde mich als Familienmensch bezeichnen, da meine Familie mir das Teuerste auf der Welt ist. Ansonsten lebe ich nach außen hin so normal, dass es schon wieder unnormal ist.

A.B.: Was zeichnet Dich in Deinen Augen aus?

D.D.: Wie sagt man so schön: Nichts ist so schal wie ein Lob, das auf die Stelle zurückstrahlt von der es ausging. Nein, im Ernst, ich habe keine Ahnung. Fest steht, ich habe genauso gute und schlechte Seiten wie fast jeder Mensch in diesem irdischen Jammertal.

A.B.: Was magst Du, und was nicht?

D.D.: Ich mag meine Familie, Bücher, gutes Essen, Katzen, weitgedehnte Grasflächen, Spaziergänge im Wald abseits der Wege. Was ich nicht mag sind Engstirnigkeit, Pedanterie, Selbstverwirklichung auf Kosten anderer, übersteigertes Geltungsbedürfnis, Machtsucht und Pflaumenkuchen.

A.B.: Welche Hobbies hast Du?

D.D.: Meine Familie, Lesen und Schreiben, daneben höre ich auch noch sehr gerne Musik, am liebsten was von Mike Oldfield oder Loreena McKennitt. Manchmal lasse ich es auch mit Blind Guardian oder New Model Army krachen.

A.B.: Wolltest Du immer schon Schriftsteller werden oder war es eher eine Folge Deiner persönlichen Entwicklung?

D.D.: Als Kind wollte ich immer Astronaut werden, aber als damals Mitte der 80er die Raumfähre Challenger explodierte, habe ich mir diesen Vorsatz noch mal gründlich überlegt. Spaß beiseite. Die Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten… Ich drücke es mal so aus. Auch wenn jeder der mich kennt es abstreiten würde, behaupte ich dennoch ein spontaner Mensch zu sein. Viele Gegebenheiten in meinem Leben entstehen aus Launen oder plötzlichen Eingebungen heraus, manchen Impulsen folge ich, anderen wiederum nicht. Vor einigen Jahren – ich weiß nicht mehr genau wann – saß ich da und dachte mir, es wäre schön, sich Geschichten auszudenken und diese zu Papier zu bringen. Seitdem tue ich das ständig mit kleineren Unterbrechungen. Die ersten Gehversuche waren Kurzgeschichten, die Gott sei Dank verschollen sind, dann entwickelte ich allmählich meinen eigenen Stil.

A.B.: Hast Du eine fest strukturierte Methode, wie Du ein Projekt „angehst“?

D.D.: Ich sehe mich als inspirativen Schreiber an, da ich relativ unstrukturiert an die Sache herangehe, was vielleicht am ehesten meinem Naturell entspricht. Ich gehöre nicht zu jenen Leuten, die den Plot minutiös planen, monatelang recherchieren und es dann zu Papier bringen, obwohl eine gewisse Grundrecherche wichtig und unausweichlich ist. Meistens ist da nur eine vage Idee oder ein Stück Dialog im Hinterkopf, was sich während des Schreibens von allein entfaltet. Die Handlung nimmt dann beinahe ein Eigenleben an und führt mich zu seltsamen Orten und Figuren. Und genau das ist das Schöne am Schreiben: Man kann Figuren suchen, doch in der Regel finden sie einen, man kann einen Handlungsfaden auslegen, der sich aus unerklärlichen Gründen verzeigt und einen woanders hinführt als eigentlich beabsichtigt. Das ist eine spannende Angelegenheit und ein beinahe sinnlicher Prozess.

A.B.: Schreibst Du gerne zu einer bestimmten Zeit? Lieber tagsüber, lieber abends/nachts? Wie sieht Dein Tagesablauf aus?

D.D.: Nun, mein Lebenswandel bringt es mit sich, dass ich fast nur spät abends oder nachts schreiben kann, da ich tagsüber meinem Brotberuf nachgehen muss. Ich stehe morgens um sechs Uhr auf, schleppe mich zur Arbeit, kämpfe mich durch den Tag, um nachmittags wieder zu Hause zu sein. Dann erledige ich dies und das und genieße meine kleine Familie. Irgendwann, lange nach Sonnenuntergang gehen die Kinder ins Bett – nebenbei sei angemerkt, dass die beiden absolute Nachteulen sind – und ich schmeiße den Computer an. Nachts, wenn die nervöse Energie des Tages abgeebbt ist, gehen die Gedanken tiefer. Ich setze mich meistens hin und schreibe noch eine Weile. Oftmals nicht sehr lange, da um sechs Uhr der Wecker rappelt, aber manchmal erfasst mich das Feuer der Inspiration und die Finger fliegen nur so über die Tastatur. Das ist dann schon fast ein meditatives Erlebnis, als tauche man in eine andere Dimension ab und im Nu ist es zwei Uhr nachts und man hat zwanzig Seiten geschrieben.

A.B.: Bevorzugst Du eine bestimmte Atmosphäre oder benötigst Du besondere Ruhe, wenn Du schreibst?

D.D.: Im Grunde kann auch Aktivität um mich herum sein, dadurch wird das Geschriebene nicht unbedingt schlechter, aber ich liebe die Stille der Nacht und auch die Stille des Winters im Kontrast zu der nervösen Energie des Sommers, mit all dem übertriebenen Aktionismus und falscher Fröhlichkeit, dann verliere ich den Faden nicht. Ansonsten ist das Schreiben zu staccatoartig, zu abgehakt.

A.B.: Schreibst Du an mehreren Projekten gleichzeitig oder trennst Du das strikt?

D.D.: Bis jetzt habe ich es so gehandhabt, dass ich erst nachdem ich ein Manuskript vollendet hatte, mit dem nächsten begann.

A.B.: Welchen Genre ordnest Du Dich zu? Und welches reizt Dich am meisten?

D.D.: Ehrlich gesagt, habe ich mir über Genrekonventionen nie viel Gedanken gemacht, was daher kommen mag, dass ich mit den Schubladen nicht sehr vertraut bin. Was ich tue, ist für mich persönlich die natürliche Art des Schreibens. Sicherlich ist alles, was ich bis dato geschrieben habe irgendwie der Phantastik zuzuordnen, ebenso wie mein aktuelles Buch „DER KELTENFÜRST“, das durchaus als Fantasyroman durchgeht. Gleichzeitig enthält das Buch noch ein paar Schauerelemente und hat unverkennbar eine spirituelle Dimension, welche die geistig-seelische Entwicklung der Zentralfigur ausleuchtet.
Am meisten reizt mich die Phantastik, weil ich denke, dass dieses Genre seltsamerweise am besten die Wirklichkeit nachzuzeichnen vermag. Realistische Literatur strebt danach die Wirklichkeit einzufangen, sie einzufrieren und zu konservieren, was nur bewirkt, dass sie abstirbt. Ich halte Fantasy und auch Science-Fiction für lebendiger, da dort alltägliche Dinge wie Not und Elend, Schönheit und Hässlichkeit, Gut und Böse auf die Spitze getrieben werden können.

A.B.: Hast Du ein Vorbild?

D.D.: Falls Du auf ein literarisches Vorbild anspielst, so muss ich die Aussage verneinen. Natürlich gibt es Autoren, die man großartig findet und die einen bewusst oder unbewusst beeinflussen, aber ein Vorbild direkt habe ich nicht.

A.B.: Schreibst Du lieber alleine oder würdest Du auch mit einem Co-Autor arbeiten? Wenn ja, wer würde Dich da reizen?

D.D.: Die Arbeit mit einem anderen Autor stelle ich mir sehr spannend vor und wenn die Chemie stimmt und man sich auf einer Wellenlänge befindet, wäre die Arbeit definitiv als reizvoll anzusehen. Das Problem ist nur, ich bin noch ziemlich neu in dem Geschäft, daher kenne ich keinen anderen Schriftsteller, außer jenem, dem ich jeden Morgen beim rasieren begegne.

A.B.: Im Sieben Verlag erschien Dein Fantasyoman „DER KELTENFÜRST“. Bitte erzähl uns, was die Leser in Deinem Roman zu erwarten haben!

D.D.: Na, ich hoffe doch eine spannende und unterhaltsame Geschichte. Die Story handelt von einem jungen Schriftsteller, der mit seiner Familie in eine Kleinstadt zieht, die irgendwo in der Achselhöhle der Welt liegt. Der Hauptfigur geht es dort gar nicht gut. Schon in der ersten Nacht stellen sich dunkle Träume ein und zu allem Überfluss kommt noch eine Schreibblockade hinzu. Gleichzeitig sind die Bewohner der Stadt alle cholerisch veranlagt. Thomas – so heißt die Hauptfigur – beginnt zu recherchieren und ehe er sich versieht, gerät der arme Mann in einen Strudel erschreckender Verwicklungen, die irgendwie in Verbindung mit einem alten Hügelgrab stehen, wo Archäologen Jahre zuvor die Gebeine eines Keltenfürsten hoben. Mehr von der Handlung sei an dieser Stelle nicht verraten.
Der Roman enthält viele phantastische Elemente, ist also per Definition ein Fantasyroman, geht aber gleichzeitig – vielleicht sogar genau aus diesem Grund – der Frage nach, ob unsere Wirklichkeit nicht doch auf tönernen Füßen steht, ob das Leben nicht doch mehr ist, als simpler Rationalismus, mehr als sich unserem beschränkten Gesichtskreis kundtut.
Damit verbindet sich die Frage, ob unsere ganze Realität, unser modernes Bürgertum, unsere aufgeklärte, neo-liberale Welt und unsere vermeintlich bewiesenen Tatsachen, an die wir uns so verzweifelt klammern, vielleicht doch nicht mehr sind als eine Vorstellung von der Wirklichkeit.
Ein peripheres Element der Handlung ist die Kultur der Kelten, aus Sicht der Zentralfigur, einem Typen wie du und ich, und welchen Einfluss diese Kulturströmung auf uns heute als „moderne“ Menschen noch haben kann. Das ist ein Aspekt, der mich beim Schreiben und bei der Recherche am meisten faszinierte, nämlich die Sichtweisen, wie die alten Waldlandkulturen die Realität betrachteten, was immer wieder in den alten Mythen deutlich durchblickt, jenseits alles lebens- und naturfeindlichen Dogmen. Die keltischen Völker besaßen einen unglaublichen Lebensdurst, diese Menschen erlebten das Wunder, die andersweltlichen Kräfte, sie erlebten Engel und Gottheiten und sprachen über Wiedergeburt und Tatenvergeltung. Egal wo man heutzutage hinblickt, überall sind die Kelten als Unterströmung der abendländischen Geisteskultur zu sehen.

A.B.: Wie kam die Zusammenarbeit mit dem Sieben Verlag zustande?

D.D.: Ich suchte einen Verleger für mein Manuskript. Erst schickte ich ihnen eine Leseprobe und ein Exposé, irgendwann verlangten sie das ganze Manuskript, welches ihnen anscheinend gut gefiel. So nahm das Drama seinen Lauf.

A.B.: Liest Du regelmäßig? Wenn ja, was bevorzugst Du?

D.D.: Ich lese soviel und sooft ich kann. Auf ein bestimmtes Genre bin ich nicht festgelegt, sondern nehme die Bücher wie sie kommen. Im Grunde ist es ein fürchterliches Durcheinander. Das geht von Dean Koontz zu Tad Williams über Isaac Asimow, von wo es weiter geht zu Alexandre Dumas, um irgendwann bei Umberto Eco zu landen. Gerade Ecos Name der Rose hat mich immer sehr beeindruckt. Ich kenne keinen anderen Roman, welcher derart perfekt auf so vielen unterschiedlichen Ebenen funktioniert.
Daneben verschmähe ich auch ein gutes Sachbuch nicht, lese auch philosophische und theosophische Texte, gerade die Mystiker Emanuel Swedenborg und Jakob Lorber haben mich in meinem Denken sehr beeinflusst.

A.B.: Gibt es Menschen, die Dich bei Deinem schriftstellerischen Werdegang unterstützt haben? Freunde, Familie, Kollegen? In Deinen Anfängen und jetzt?

D.D.: Also das Schreiben ist ein recht einsames Geschäft, weshalb ich es vermutlich auch so vielem anderen vorziehe. Natürlich gibt es Unterstützung innerhalb der Familie, doch der eigentliche Punkt ist vielleicht der – ich möchte das jetzt nicht überdramatisieren –, dass ich ohne meine Frau und die Kinder als Schriftsteller wertlos wäre. Oder sagen wir es so, meine Geschichten wären anders, wenn es sie nicht gäbe. Meine Frau und auch meine beiden Kinder geben mir immer wieder Anlass meine Sichtweisen zu revidieren, es ist ein kontinuierlicher Prozess und verleiht einem Schriftsteller eine gewisse geistige Beweglichkeit, die er braucht und die ich hoffentlich einigermaßen brauchbar in mein Geschriebenes einfließen lassen kann.

A.B.: Was haben die Leser künftig zu erwarten? Woran arbeitest Du gerade?

D.D.: 2010 wird ein neuer Roman von mir beim Zaria Prophetia Verlag erscheinen. Es wird eine recht düstere Geschichte um eine englische Kleinstadt in der ein fremder Mann auftaucht, der unglaubliche Wunder wirkt, gleich denen von Jesus Christus im Neuen Testament. Es bricht in der kleinen Stadt eine kollektive Euphorie um diesen Mann aus. Ob er der wiedergekommene Messias oder womöglich ein doch nicht so angenehmer Zeitgenosse ist, sei hier noch nicht verraten.
Aktuell schleife ich noch an einem Roman herum, den ich vor ein paar Jahren geschrieben habe. Es handelt sich um einen bitterbösen Horror-Roman mit übernatürlichen Elementen.

A.B.: Vielen Dank für das Beantworten der Fragen!

D.D.: Ich habe zu danken.


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