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Hugo

FSK-Freigabe HUGO CABRET

(Originaltitel: Hugo)

Regie: Martin Scorsese

Paramount Pictures Germany
DVD/Blu-ray - Drama
USA 2011
FSK: ab 6, ca. 126 min.



Die Legende sagt, dass Martin Scorseses Frau den Altmeister und Regisseur aufgefordert hat, mal einen Film für seine junge Tochter zu inszenieren, damit sie sehen kann, welchem Beruf ihr Vater nachgeht. Aber noch mehr als für seine Tochter hat Scorsese diese Liebeserklärung an die Phantasie und das Kino für sich selbst inszeniert. Es ist der natürliche Brückenschlag zwischen seinen verschiedenen Dokumentationen über unterschiedliche Aspekte des Kinos zurück zu den Wurzeln und damit zu Georges Melies. Auch der Autor der literarischen Vorlage Brian Selznick ist vom Übergang zwischen dem Variete und dem Kino besessen. Neben „Die Entdeckung des Hugo Cabret“ aus dem Jahre 2008, das er auch illustriert hat, verfasste er mit seinem Erstling „The Houdini Box“ einen Roman über den Entfesselungskünstler und „The Boy with a thousand Faces“ ist natürlich eine Verbeugung vor Lon Chaney Sr. Aber „Die Entdeckung des Hugo Cabret“ und einhergehend Martin Scorseses exzellente 3 D Verfilmung ist viel mehr als eine Verbeugung vor dem Kino. Es ist eine Würdigung der menschlichen Phantasie in jeglicher Form, denn nicht umsonst spielen neben der Hommage an Charles Dickens Bücher – Christopher Lee als Buchhändler demonstriert seine Präsenz, sein Charisma in wenigen, aber ausgesprochen effektiven Szenen – elementare Rollen. Zusätzlich ist es eine Verbeugung vor der kindlichen Naivität, die sich bei den Charakteren zur Sturheit und Dickköpfigkeit entwickelt. Dem Willen gegen alle Hindernisse imaginäre Berge zu versetzen und schließlich mit einem Pyrrhussieg zu triumphieren. Das jeder Umweg schließlich doch wieder in eine Familie zurückführt. Nicht unbedingt die Familie, aus welcher der Protagonist Hugo Cabret aufgebrochen ist, aber eine Art von Familie.
Martin Scorsese beginnt seine phantastische Geschichte mit einem eindrucksvollen Kameraflug durch den Pariser Bahnhof Montparnasse, der im Verlauf der geradlinigen Handlung mehr und mehr zu einer eigenen Persönlichkeit wird. Nur einmal durchbricht der Regisseur diese so lebendige Kulisse, in dem er Hugo Cabret an dieser Stelle des Plots nachvollziehbar von einem auf ihn zu rasenden Zug träumen lässt, während er einen Gegenstand von den Schienen aufheben möchte. In der Irrealität des Traums funktioniert diese Szene ausgezeichnet. Leider macht Scorsese wenige Filmminuten später den Fehler, diese Szene auch in der Realität der Filmhandlung zu wiederholen. Nur macht sie da keinen Sinn mehr. Montparnasse ist ein Sackbahnhof, was auch richtig dargestellt worden ist. Unterstellt man, dass der Lokführer wie im Film suggeriert, wegen Hugo Cabret auf den Schienen bremst, dann müsste er ohne den Jungen auf den Gleisen auf den Kopfgehsteg des Bahnhofs ohne Geschwindigkeitsreduktion zu rasen. Die Distanz zwischen dem Ende der Schienen inklusiv des Prellbocks und dem Jungen beträgt weniger als fünfzig Meter! Scorsese versucht hoffentlich niemandem weiß zu machen, das ein Zug in voller Fahrt auf 50 Meter abzustoppen wäre. So tricktechnisch eindrucksvoll die ganze Sequenz mit einem durch den Bahnhof gleitenden Zug - alleine der Bahnsteigwiderstand hätte den Zug zerdrückt - auch sein mag, an dieser Stelle negiert der Regisseur die behutsam aufgebaute Atmosphäre seines Plottechnisch wichtigen Hintergrundes. Den Montparnasse lebt. Das zeigen die vielen kleinen Episoden, die sich täglich im Bahnhof abspielen. Die mit viel Liebe zum Detail gezeichneten Protagonisten, die sich einer romantischen Komödie folgend schließlich ineinander offen verlieben, nachdem sie sich vorher über Tage, Wochen oder vielleicht Jahre angeschmachtet haben. Das Drehbuch gibt jeder dieser Figur einen Hauch verklärter Individualität mit, so dass der Zuschauer zusammen mit Hugo Cabret in diese moderne Märchenwelt eintritt, die aus einem Film George Melies stammen könnte.

Die handlungstechnische Chronologie durchbricht das Drehbuch, in dem der Zuschauer den ungefähr zwölfjährigen Hugo Cabret kennenlernt, als er beim Stand eines Spielzeugmachers - Ben Kingsley in einer wunderschön nuancierten Rolle, die er nicht nur sichtlich genießt, sondern fast schon auf "Oliver Twist" Niveau unterkühlt britisch angeht - Federn stiehlt. Zur Strafe nimmt ihm der Standbesitzer ein kleines Büchlein mit Aufzeichnungen weg, in das unter anderem ein Maschinenmensch gemalt worden ist. Der Standbesitzer scheint diese Figur zu kennen. Er zwingt, Hugo die Diebstähle bei ihm abzuarbeiten und will erst danach entscheiden, ob er ihm das Büchlein zurückgibt. In einer der Rückblenden erfährt der Zuschauer, das dieses Büchlein wie der Maschinenmensch das Erbe seines Vaters ist. Dieser ist als Museumskurator bei einem Brand ums Leben gekommen. Hugos Onkel hat den Jungen zu sich genommen. Er arbeitet aus einer riesigen Dachgeschosswohnung des Bahnhofs heraus als Techniker für die zahllosen Bahnhofsuhren. Der alkoholkranke Onkel führt Hugo nicht nur in das Labyrinth des Bahnhofs hinter den Mauern ein, er zeigt ihm, wie die Uhren gewartet werden können und müssen. Der technisch begabte Hugo übernimmt nicht schnell dessen Arbeiten, als der notorische Trinker eines Tages spurlos verschwindet, übernimmt er dessen Rolle, ohne dass jemand etwas merkt. Nur an dessen Gehalt kann Hugo nicht rankommen, so dass er sich mit kleineren Diebstählen über Wasser hält. Zusätzlich versucht er den Maschinenmann zu reparieren, da dieser - so hofft er- eine letzte Botschaft seines Vaters enthält. Um ihn aber zum Laufen zu bringen, braucht er zusätzlich einen herzförmigen Schlüssel.
Auf Hugos Seite steht nur die gleichaltrige Isabelle, das Patenkind des Spielwarenladenbetreibers, die ihm auch sagt, dass er Onkel das kleine Büchlein entgegen seiner Behauptung nicht verbrannt, sondern bei sich versteckt hat. Als Hugo um das Hals von Isabelle den herzförmigen Schlüssel entdeckt, muss er sich entscheiden, ob er seine Geheimnisse offenbart.

"Hugo" muss auf zwei Ebenen Kompromisse eingehen, damit der Film überhaupt funktioniert. Der erste Kompromiss ist eine Beugung der Geschichte. Georges Melies ist weniger von der Zeit überholt worden. Auch ist es falsch, dass der Erste Weltkrieg den Menschen die Lust auf cineastische Träume genommen hat, die der Franzose so expliziert erzählen konnte. Melies hat es versäumt, seine Ideen und sein Wissen zu schützen. Dadurch kopierten ihn zu viele andere Filmemacher während einer Zeit, in welcher auf beiden Seiten des Atlantiks das Kino förmlich explodierte und interessanterweise die Kunst verdrängte, mit welcher der Franzose anfänglich sehr viel Geld verdient hat: die Bühnenshow. Auch wirkt es übertrieben, wenn auch realistisch, dass Melies seine Filme verbrannt bzw. an einen Hersteller von Schuhabsätzen verkauft hat. Unabhängig von dieser Beugung der Geschichte greift Scorsese in einer wunderschönen Szene der Geschichte vor. Am Ende empfängt der phantasievolle Filmemacher den Ruhm, der ihm zusteht. Während ein Drittel von Georges Melies Werk heute dank intensiver Suche vorliegt und teilweise auf DVD veröffentlicht worden ist, impliziert das Drehbuch, das das schon in den dreißiger Jahren der Fall gewesen ist. Es ist ein großer Sprung von angeblich nur einem Film - die berühmte Mondreise, deren Hauptmotiv auch der Maschinenmann schließlich skizziert - zu fast dreißig Werken, die plötzlich zwischen dem Ende des Plots und dem Epilog dank intensiver Suche aufgefunden worden sind, aber es ist eine Verbeugung vor dem Mann, der die Phantasie in das noch junge Medium eingeführt hat. Wenn Kingsley als junger Melies davon spricht, das in seinem gläsernen Studio die Träume und vielleicht auch die Alpträume geschaffen worden sind, dann spricht diese Schlüsselszene des Films nicht den Verstand, sondern das Herz des Zuschauers an. Nicht umsonst sind es zwei Kinder - von denen der Professor mit seiner unsicheren, schüchternen Art immer das Kind bleiben wird, das Melies bei seiner Arbeit im Studio zugesehen hat -, welche dem verbitterten, vorzeitig gealterten Mann die Würde zurück gegeben haben. Im zweiten langen Rückblick klärt Scorsese das wahrscheinlich eher unbedarfte Publikum über die Rolle des Franzosen auf. Der Erfinder der Trickeffekte und der visuellen Verzauberung. Ein Mann, der seine eigenen phantastischen Geschichten entwickelt hat und der mit seiner Kamera in wenigen seltenen Dokudramen auf die Straße gegangen und das Leben gefilmt hat. Der geschickte Aufbau des Films ermöglicht es, Melies erst bei der Arbeit zuzuschauen und später dank einer nahtlosen Integration seiner Filme in "Hugo Cabret" sein Werk auf der ganz großen Leinwand über die Schulter eines geladenen Publikums zu verfolgen. Der Übergang von modern auf klassisch über einhundert Jahre Kinogeschichte hinweg ist technisch unglaublich gut gelungen und entführt eine überwiegend jugendliche Zuschauergeneration in eine nicht unbedingt bessere, aber positiv naivere Zeit, die es insbesondere den Kindern noch ermöglicht hat, in der Dunkelheit des Kinos zu träumen, sich aber auch zu erholen. Unterstrichen wird diese positive Botschaft, die zynisch gesprochen in einem so starken Kontrast zu Scorseses überwiegend realistisch dunklen Werk steht, durch das Date von Hugo und Isabelle, die sich nicht nur ins Kino schleichen, sondern Harold Lloyds weltberühmten Tanz auf der Uhr verfolgen. Auch diese Anspielung ist absichtlich gesetzt. Harold Lloyd ist heute wie Georges Melies fast vergessen. Zusätzlich muss Hugo auf der Flucht vor dem Polizisten des Bahnhofes - ein verbitterter Kriegsveteran mit einer Metallschiene um das verletzte Bein, der wie ein dunkler Zwilling des Maschinenmannes erscheint - ebenfalls am großen Zeiger der Turmuhr Montparnasses verstecken, während draußen der Schnee fällt. Erst rückblickend erkennt der Zuschauer, wie oft Martin Scorsese auf Dopplungen im Verlaufe des Films zurückgegriffen hat.

Der zweite Kompromiss ist vielschichtiger und funktioniert in erster Linie aus der Perspektive der beiden Heranwachsenden sowie dank der exzellenten Darsteller wie Ben Kingsley oder Christopher Lee. Sie müssen bedrohlich, teilweise unsympathisch und im Verlaufe der Handlung auch hilfsbedürftig oder nett erscheinen. Die Wandlung ihrer Charaktere darf nicht zu Lasten der Glaubwürdigkeit gehen. Kannst wird in der ersten Hälfte des Plots das klassisch klischeehafte Oliver Twist Szenario mit einem für sein Alter fast zu reifen, zu früh erwachsen gewordenen, überdurchschnittlich intelligenten Jungen betont.
Die jugendlichen Protagonisten Asa Butterfield und Chloe Grace Moretz wirken in ihren Rollen nett und dreidimensional. Auf der anderen Seite leiden sie auf den eigentlichen Plot hinunter gebrochen aber auch unter einer Reihe von Klischees. Der Einbruch in das Schlafzimmer und das Geheimfach des Onkels ist genauso spannend aufgebaut wie Hugos Flucht vor dem Polizisten in die Turmspitze des altertümlichen Bahnhofs und schließlich der Ausstieg auf den großen Zeiger der gigantischen Uhr, die auch das Filmplakat geziert hat. Aber der Dynamik dieser Szenen inklusiv verschiedener Verfolgungsjagden durch den von Menschen nicht unbedingt überfüllten, aber sehr vollen Bahnhof steht die teilweise doch sehr theatralische Mimik und Gestik der beiden jungen Schauspieler gegenüber. Ihre Figuren wirken bis zur schnell erkennbaren Romanze hin stark konstruiert. Trotz der verschiedenen Hindernisse erreichen sie schließlich gegen jede Logik ihr Ziel. Das spricht ein in erster Linie jugendliches Publikum aufgrund der zeitlichen Distanz zwischen der Gegenwart und den dreißiger Jahren weniger an als erhofft. Viel eher dominieren Christopher Lee und natürlich Ben Kingsley den Streifen. Christopher Lee als großväterlicher, anfänglich sehr streng schauender Buchhändler hat nur einige wenige Szenen, aber wenn er Hugo statt seines Enkels die Geschichten von Robin Hood schenkt, aus denen schon Hugos zu früh verstorbener Vater seinem Sohn vorgelesen hat, dann überstrahlt die so einfache und doch wunderschöne Gestik sehr viel Mechanik im Film. Wie Christopher Lee verfügt auch Ben Kingsley mit seinem Spielzeugladen über ein kleines Reich. Im Gegensatz allerdings zu Lees Figur wirkt er zwischen dem ganzen mechanischen Spielzeug - hier schließt sich ein Kreis, denn als Bühnenpersönlichkeit hat er immer wieder neue mechanische Tricks entwickelt, um sein großes wie kleines Publikum zu unterhalten - wie ein Fremdkörper. Als verbitterter, alter Mann ist er eine Inkarnation eines inzwischen allerdings mittellosen Scrooge. Krank, geschwächt und geschlagen tritt er aus dem Hintergrund, als der Professor Melies Frau und damit auch den beiden jugendlichen Protagonisten, aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht gänzlich dem Kinopublikum dessen letzten überlebenden Film zeigt. Ben Kingsley spielt seinen Charakter anfänglich absichtlich unnahbar, hart gegen seine Umwelt und sich selbst. Verbittert und unsympathisch. Es ist das Kunstwerk des Regisseurs und des Schauspielers, das diese Figur nicht nur in doppelter Hinsicht im Verlaufe des Films lebendig wird, sondern sich Hugo und dem Publikum nähert. Das gipfelt zwar in einer etwas pathetischen, fast weihnachtlichen Szene, aber dazwischen erwacht insbesondere in der langen Rückblende ein Georges Melies, wie man ihn von den wenigen Fotos kennt. Ohne großartige digitale Effekte wird der britische Schauspieler zum König des frühen Kinovarietes. Die alten Stummfilmeausschnitte, welche das Original zeigen, blenden nahtlos über zum neuen Material. Und das liegt nicht nur an der natürlichen Ähnlichkeit, sondern der Routine wie auch Begeisterung, mit welcher Ben Kingsley diese Rolle lebt und nicht nur spielt. Dagegen weißt Helen MCrory weniger Ähnlichkeit mit Melies Muse und Frau auf. Beides sind schöne Frauen und strahlen Persönlichkeit aus, aber Frau Melies ist in ihrer Zeit an Hand des vorhandenen Originalmaterials mehr gefangen. Als Hugos Vater trägt Jude Law mit einem Kurzauftritt eher zum Befremden bei. Während Kingsley und Lee in ihren Rollen aufgehen und die jugendlichen Gesichter eher unbekannt sind, verfliegt die Magie des Augenblicks beim Anblick dieses nicht in diese Epoche passenden Schauspielers. Andere Nebenrollen hat Scorsese mit bekannten Gesichtern des französischen Films sehr gut besetzt, so dass die dreißiger Jahre vor allem, aber nicht nur auf der Charakterseite aufblühen.
Scorsese entfacht aber trotz mancher handlungstechnischer Kompromisse aber auch ein inhaltliches Feuerwerk, das Tempo des Films ist für zwei Stunden Laufzeit nicht nur ausgesprochen hoch, sondern erfreulich ansprechend nuanciert und positiv temperiert. Drei große Verfolgungsjagden bilden den Anfang, den interessant strukturierten Mittelteil und schließlich das Finale mit einem aus seiner Lethargie erwachenden George Melies aus. Diese drei großen Sequenzen unterbricht der routinierte Regisseur sogar in sich, um Nebenfiguren mit einem Kameraschwenk zu charakterisieren oder zu verewigen. Durch diese vielschichtige Komposition wird „Hugo“ wie schon eingangs angesprochen zu einem Portrait einer Epoche zwischen den naiven Träumen der ersten Jahre des 20. Jahrhunderts und dem heraufdämmernden Untergang im Chaos des Zweiten Weltkriegs. Mit dem wundersamen Maschinenmann – absichtlich dem legendären Schachroboter des 17. Jahrhunderts nachempfunden – verfügt der Film über ein Spielzeug, das Magie und Mystik, Moderne und Träume miteinander verbindet. Auch wenn ihm nur wenige Szenen vergönnt sind, bleibt er sehr viel länger im Gedächtnis als die jugendlichen Protagonisten. Am Ende fließen die vielen kleinen Geschichten und Geschichtchen in Georges Melies Wohnzimmer buchstäblich zusammen und der Erzähler dieses modernen Märchens gibt sich zu erkennen, in dem sie dafür verantwortlich ist, das sich der Kreis schließt. Dabei wirkt dieses Zusammenfließen wie das „Zusammenleben“ unter dem gigantischen Bahnhofsdach so natürlich, so wenig konstruiert, so lebendig, wie es schon lange nicht mehr in überteuerten amerikanischen Epen der Fall gewesen ist. Viel überraschender ist, das Martin Scorsese einen 3 D Film von nicht geahnter Souveränität präsentiert, der flach genauso gut anzusehen ist. Vielleicht schließt sich auch hier ein Kreis, denn ein Streifen über den ersten Magier des Kinos kann im Grunde nur in diesem modernen und um Effekte buhlenden Format gedreht und ausgestrahlt werden. Es ist aber eher ein visueller Gimmick, der sich nicht in den Mittelpunk t drängt. Viel mehr nutzt Scorsese diese Technik bei seinen Kamerafahrten durch ein CGI Wunderland effektiv und pointiert. Die dritte Dimension dient letztendlich dazu, den Zuschauer in das Geschehen auf Augenhöhe der Protagonisten einzubeziehen und sie nicht zu verblüffen, zu überraschen oder ihnen vor Augen zu halten, das sie nicht durch ein Fenster in eine Nimmerland Vergangenheit schauen, sondern sie zum Teil dieser produzierten Träume zu machen.
„Hugo“ ist ein wunderschöner, immer am Rande des Kitsches entlang balancierender Film mit einer interessanten Handlung, die mit Georges Melies einen Pionier des französischen Kinos im Allgemeinen und den ersten modernen Leinwandmagier im Besonderen aus der Perspektive derjenigen würdigt, die ihn am ehesten brauchten. Die jungen und alten Kinder, für die das Kino nicht selten die einzige zeitlich begrenzte Fluchtmöglichkeit aus der dunklen Realität des Lebens darstellte.

Paramount hat den Film im Format 1.77: 1 wegen der 3 D Effekte veröffentlicht. Dadurch wirken Szenen mit menschlichen Hauptdarstellern vielleicht ein wenig zu gedrängt, während die Kamerafahrten insbesondere durch den gigantischen Bahnhof, aber auch in das schnee bedeckte Paris intimer, vertraulicher erscheinen. Wie es sich für einen derartigen Film gehört, sind die Kontraste auch in den wenigen Nachtszenen überzeugend, das Bild ist gestochen scharf und insbesondere die Farbtöne inklusiv der nicht immer gut zu übertragenden Blauschattierungen kräftig und realistisch. Als Tonspuren werden in Dolby Digital 5.1 sowohl die deutsche als auch die englische Tonspur angeboten. Aufgrund der zahlreichen Akzente -insbesondere Ben Kingsley ist ein Meister der subtilen Zwischentöne - wirkt die Originalspur deutlich authentischer und natürlicher. Aber die sorgfältige deutsche Synchronisation wird einem jugendlichen Publikum einen besseren Zugang in diese Welt eröffnen. Zu den Extras gehört ein kleines Feature über Georges Melies Welt in der Standard DVD bis zu einer mehrscheibigen limitierten Blue Ray Edition, in welcher wirklich alles über den Film und die Vorlage enthalten ist. Bei der Blue Ray ist es eine Wohltat, mit Martin Scorsese einen sehr angenehmen Erzähler zur Verfügung zu haben, der sein fast grenzenloses Wissen insbesondere über das Kino im Allgemeinen und die Kunst des visuellen Erzählens unauffällig ohne zu belehren unter die eindrucksvollen, zeitlosen und märchenhaften Bilder legt.

CINE TRASH & TREASURY
Beitrag Hugo von Thomas Harbach
vom 16. Sep. 2013


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