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![]() Thor![]() ![]() (Originaltitel: Thor) Regie: Kenneth BranaghMarvel Studios DVD/Blu-ray - Fantasy FSK: ab 12, ca. 115 min. EUR 19.99 Als Sir Kenneth Branagh zum Regisseur der Superheldenverfilmung "Thor" ernannt worden ist, ging ein Raunen durch den Blätterwald. Als Regisseur hat Branagh in erster Linie außer "Mary Shelley´s Frankenstein" Dramen inszeniert und keine tricktechnischen Spektakel, wie die Öffentlichkeit es von Thor erwartet hat. Dabei ist der Stoff dieser Heldenverfilmung angesichts der zahlreichen Bezüge auf Shakespeares Dramen wie für den in Irland geborenen Mimen geeignet. Und so liefert Branagh eine geradlinige, tricktechnisch manchmal fast zu verspielte "Coming of Age" Dramaturgie ab, die Thors Hintergrund fragmentarisch erläutert und gleichzeitig die Weichen trotz des auf den ersten Blick eine Serie verhindernden Endes für geplante Fortsetzungen und die Integration des nordischen Gottes in die Riege der "Avengers" ebnet. Hinzu kommt, dass mit dem im Stein "feststeckenden" Hammer und dem martialischen Spruch "Wer auch immer diesen Hammer hält, wenn er seiner würdig ist, möge er die Kraft Thors besitzen" ein Querverweis auf das legendäre Schwert Excalibur zu erkennen ist, das auch nur von Englands wahrem König aus dem Stein gezogen werden kann. Die Drehbuchautoren und Branagh machen sich einen Spaß daraus, diese Legende an einer Stelle des Films amerikanisch überzogen zu karikieren. Wie fast alle Superheldenverfilmungen durchlief "Thor" verschiedene Drehbuchphasen und Variationen. Erst unter Branaghs Anleitung begann man sich auf den Konflikt zwischen Thor und Loki als Söhne des Göttervaters Odin zu konzentrieren. Anstatt die Vorgeschichte von Thors Reifeprozess zu einem stattlichen jungen Mann und Erben des Throns von Asgards zu etablieren, greift das Drehbuch noch weiter in die Vergangenheit. Im Jahre 965 bedrohen die Frostriesen der Eiswelt Jotunheim die Menschen. Sie wollen eine neue Eiszeit herbeiführen. Die vom Göttervater Odin angeführten Asen stellen sich an die Seite der Menschheit und besiegen schließlich die Eisriesen in einer finalen, anscheinend auf der Erde stattfindenden Schlacht. Sie erzwingen einen Waffenstillstand mit dem König der Eisriesen Laufey - Colm Feore -, nehmen ihm aber die Urne als Quelle seiner Macht weg. Als Jahrhunderte später Thor - Chris Hemsworth - zum König und Nachfolger Odins - Anthony Hopkins - gekrönt werden soll, dringen drei Frostriesen und die Waffenkammer ein und versuchen die Quelle zu stehlen. Sie werden vom Wächter der Kammer getötet. Thor fühlt sich aufgrund der Verletzung des Waffenstillstands in seiner Ehre verletzt und will die Frostriesen in ihrem Reich eigenmächtig und ohne die Zustimmung seines an einem Gleichgewicht des Schreckens interessierten Vaters besiegen. Zusammen mit seinem Bruder Loki - Tom Hiddleston-, sowie seinen Freunden Volstagg, Fandral, Hogun und Sif begibt er sich über die Asgards mit anderen Welten verbindende Regenbogenbrücke in die Welt der Eisriesen. Der Kampf endet bis zu einer Bemerkung Laufeys, das es Verräter in Asgard gibt, mit einem Unentschieden. Bevor die Gewalt noch weiter eskaliert, rettet Odin seine Söhne und schickt anschließend den aus seiner Sicht zu hitzköpfigen wie arroganten und unreifen Thor ins Exil auf die Erde. Er nimmt ihm seine für Menschen übernatürlichen Kräfte, schickt ihm aber als griffigen Beweis des erfolgreichen abgeschlossenen Reifeprozesses seinen Hammer hinter her. Auf der Erde - hier schließt sich der erzähltechnische Kreis mit einer dramatischen Auftaktsequenz und einem sehr langen Rückblick - fällt Thor im wahrsten Sinne des Wortes aus einem dunklen, stürmischen Himmel vor den Wagen der Astrophysikerin Jane - Natalie Portman - Foster und ihrem Team. Sie nehmen sich des offensichtlich orientierungslosen jungen Mannes an, während auf Asgard der Verräter seine Intrigen spinnt und den Eisriesen in die Hände zu spielen sucht. Die für die vorliegende Fassung verantwortlichen J. Michael Straczynski – zu dieser Zeit auch erfolgreicher Autor der „Thor“ Comicserie – und Mark Protosevich, der verschiedene Drehbuchentwürfe für den abschließend nicht produzierten „Batman Triumphant“ Streifen geschrieben hat, versuchen verschiedene Ideen in ihrem später zu einem Drehbuch ausgearbeiteten Konzept zu kombinieren. Zum einen den inneren Reifeprozesses eines Gottes, der lernen muss, wie ein „Mensch“ bzw. zumindest menschlich zu denken und zu handeln. Hier wandeln die Autoren auf einem extremen schmalen Grad, denn „Thor“ ist vor allem in den Marvel Comics für seine Impulsivität und seine unorthodoxe Handlungsweise bekannt. In der Verfilmung reagiert er ohne Frage auf einen Angriff der Frostriesen zu impulsiv und bringt sich und seine Getreuen in Lebensgefahr. Auf der anderen Seite fragt Odin als drehbuchtechnische Schwäche auch nicht nach, warum die Eisriesen plötzlich von ihrer Seite den erzwungenen Waffenstillstand zu brechen suchen. Odin zwingt seinem Sohn Thor viel zu schnell eine Lektion in Demut auf, die ohne Frage auch mit seinem Tod auf der Erde hätte enden können. Als nächstes versuchen die Drehbuchautoren plakativ die positiven Seiten eines Königs herauszuarbeiten. Odin war niemals diese Art von König und selbst die erhabene Reife, die Hopkins dieser Rolle angedeihen lässt, widerspricht dem nordischen Götterbild wie einigen Exkursen der Comicserie. Unabhängig von dieser fragwürdigen Prämisse wundert sich der Zuschauer, warum Thor plötzlich zu Beginn des Films ohne Not zum neuen König gekrönt wird, während am Ende des Films davon keine Rede mehr ist. Die Königszeremonie wirkt drehbuchtechnisch überzogen konstruiert, um Thors Frust ob des in greifbarer Nähe befindlichen Zieles – König von Asgard zu sein – expotentiell zu steigern und seine Affekthandlung bzgl. des Gegenangriffs zu begründen. Auf der Erde beim vorfinalen Kampf gegen den von Loki geschickten „Destroyer“ vollendet sich sein Reifeprozess, als er sich willentlich für die unbewaffneten und hilflosen Menschen opfern will. Damit impliziert das in dieser Hinsicht sehr oberflächliche Drehbuch, als wäre Thor nicht nur ein Hitzkopf und arrogant, sondern auch ein Feigling. Natürlich will Thor zu Beginn des Films einen Krieg mit wahrscheinlich tausenden von Toten beginnen, nachdem er angegriffen worden ist. Aber den Frostriesen wird jegliche Kultur abgesprochen. Sie hausen auf ihrer dunklen Welt und warten quasi auf Eindringlinge. Es gibt keine Hinweise auf eine Kultur. Mit dieser schwarzweißen Zeichnung potentieller Feinde macht es sich das Drehbuch genauso einfach wie hinsichtlich Thors Reifeprozess. Auch der Bruderkonflikt wird nicht nur schematisch angelegt, das Ende ist vorhersehbar. Loki als „Zweitgeborener“ erhält noch das Motiv seiner Abstammung aufgebürdet, was seine Handlungen erklärlicher machen soll. Hier folgt das Drehbuch diversen Mittelalterverfilmungen und bleibt erstaunlich schematisch. Rückblickend enttäuscht die als Katalysator dienende Asgardhandlung durch ihre Vorhersehbarkeit, während Thors erstes Abenteuer auf der Erde dank pointierter Dialoge und einer Entblößung der behördlichen Kurzsichtigkeit für Heiterkeit sorgen. Als Fisch außerhalb des Wassers tritt der bislang übermächtige Gott in ausreichend tiefe Fettnäpfchen. Das beginnt im Krankenhaus, wo er sich gegen eine Spritze wehrt über die Konfrontation mit der Technik – ich möchte ein Pferd kaufen – bis zur herzzerreißenden Frustration, das er seinen Hammer im Angesichts der zahlreichen Regierungsagenten nicht vom Boden lösen kann. Alleine die Vorbereitung und Umsetzung dieser dramatisch und dramaturgisch gut eingeleiteten mittleren Actionsequenz ist die Betrachtung des Films wert. Branagh gelingt nicht nur in dieser Szene nach dem viel zu dunkel, nicht ganz befriedigende Computereffekte verdeckenden Auftakt eine gute Balance aus Trickeffekten und Emotionen. Nicht umsonst erinnert Thors unbewaffneter Opfergang an den klassischen Western. Nicht umsonst löst sich Loki schließlich von seinem Bruder und stürzt in die endlos erscheinende Tiefe. Nicht umsonst scheitern die Weggefährten unter Opfern am Destroyer, während Thor in der vielleicht am meisten überzogenen Sequenz eine Windhose erzeugt, um den Destroyer von der Oberfläche der Erde zu saugen. Es sind diese vielen solide voneinander getrennten Szenen, die aus „Thor“ eine visuell sehenswerte Superheldengeschichte machen, die im Grunde von ihrer göttlichen Übertreibung lebt und den Zuschauer im Vergleich zum optisch genauso interessanten „Green Lantern“ mehr befriedigen. Sowohl „Green Lantern“ als auch „Thor“ springen zwischen den fiktiven Kunstwelten und der Erde hin und her. Während in „Green Lantern“ ein Mensch lernen muss, die Kräfte eines Gottes durch einen grünen Ring verliehen zu haben, lernt ein Gott ohne seine Kräfte die Menschen und ihre vielleicht etwas zu künstliche Freundlichkeit kennen. In beiden Filmen können die Kunstwelten mit ihren zahllosen Tricks überzogen, sie wirken aber weniger wie ein Comic sondern als greller „Alptraum“, in dem sich Science Fiction Elemente wie die flimmernde Regenbogenbrücke und archaische Bauwerke sowie überdimensionale Prunksäle nicht widerspruchslos verbinden lassen wollen. Im Vergleich zu „Green Lantern“ verfügt „Thor“ aber über die stärkere Besetzung und vor allem einen Regisseur, der mit Schauspielern umgehen kann. Chris Hemsworth hat für die Rolle Thors seinen Körper ausreichend gestählt. Im Gegensatz zur Comicfigur wirkt er weniger kantig, seine blonde Mähne auch etwas kürzer. In den dramatischen Szenen zu Beginn des Films wirkt seine Arroganz zu aufgesetzt. Man nimmt ihm die Impulsivität nicht gänzlich ab. Auf der Erde als Fremder in einer fremden Welt zeigt sich sein komödiantisches Wesen. Zusammengefasst eine interessante, durchaus nuancierte Darstellung eines nordischen Gottes mit einigen Abstrichen in der B- Note. Vor allem funktioniert die Chemie mit Jane Foster, die von Natalie Portman überzeugend routiniert in einer teilweise vielleicht zu eindimensional angelegten Rolle gespielt wird. Als Wissenschaftlerin beschränkt sie sich auf das Aufzeichnen der verschiedenen Phänomene, das Agieren überlässt sie ihrem Mentor Erik Slevig – gut gespielt von Stellan Skarsgard. Tom Hiddleston hat als Loki die vielleicht undankbarste Aufgabe. Er kann seiner blassen Figur keine Impulse geben. Vor allem wirkt er als König eher überfordert und nach blasser. Seine Motive sind nicht klar nachzuvollziehen, da er erst nach dem ersten Eindringen der Frostriesen seine wahre Herkunft erfahren hat. Anthony Hopkins als Odin hat teilweise in seiner Rolle als zu weiser Gott viel Spaß. Insbesondere in den zweiten signifikanten Actionszenen wirkt sein unverkennbares Charisma belebend. In den wenigen emotionalen Szenen gelingt es ihm, die Balance zwischen strenger, aber doch liebender Vater sowie verantwortungsvoller König mit wenigen Gesten auszudrücken. An seiner Seite agiert Rene Russo strahlend schön für ihr Alter, aber zu wenig aktiv. Idris Elba als Wächter der Regenbogenbrücke wird zwar von seinem Make Up und seiner überdimensionalen Rüstung fast erdrückt. Trotzdem hat er eine Reihe von guten Szenen, in denen seine Odin treuergebene Persönlichkeit durchscheint. Als Agenten des fiktiven, von Samuel Jackson als Nick Fury geleiteten Geheimdienstes haben es Phil Coulson und Jasper Sitwell nicht leicht. Dagegen kann Colm Feore als König der Frostriesen Laufey in einer im wahrsten Sinne des Wortes technisch unterbelichteten Rolle durchaus punkten. Das Drehbuch versucht aus ihm mehr als einen eindimensionalen Antagonisten zu machen. Visuell agiert Kenneth Branagh teilweise insbesondere auf der großen Leinwand zu verspielt. Seine langen Kamerafahrten entlang der vom Weltenbaum Yggdrasil gebildeten Lichtstraßen, seine Verspieltheit bei den Actionszenen sowie die Notwendigkeit, mit schrägen Perspektiven dem Publikum zu zeigen, dass es sich um eine Comicverfilmung handelt, wirkt manchmal ein wenig zu aufdringlich. Vor allem bei den Massenszenen zu Beginn des Films und der Auseinandersetzung mit dem „Destroyer“ in der kleinen amerikanischen Stadt agiert Branagh ein wenig zu schematisch und neigt zu Wiederholungen. Die Tricktechnik ist überwiegend sehr zufriedenstellend und ergänzt die einfallsreichen Sets harmonisch. Branagh bemüht sich, auf klassische Effekte zurückzugreifen und die CGI nur an den notwendigsten Stellen anzusetzen. Dadurch wirkt der Film in den auf der Erde spielenden Abschnitten sehr viel bodenständiger und erinnert wohltuend an Comicverfilmungen aus dem letzten Jahrtausend denn überdrehte technische Spektakel. Wie schon angesprochen ist die Geschichte im Groben stringent erzählt, aber vorhersehbar und teilweise ein wenig zu einfach konzipiert. Sympathisch werden das Drehbuch und damit der Film im Kleinen, wenn humorvoll verschiedene zwischenmenschliche Details beleuchtet und mit pointierten Dialogen kommentiert werden. „Thor“ ist keine schlechte Comicverfilmung. Insbesondere hinsichtlich der Vorlage wird nur wenig für ein Massenpublikum relativiert und über die Tatsache, das Asgard doch nur einen kurzen Flug über die Lichtbrücke weg ist, geht das Drehbuch großzügig hinweg. Das Jane Foster und Erik Selvig ein altertümliches Buchlexikon benötigen, um Thors Identität zumindest in der Theorie zu bestätigen, ist dagegen eine kleine Verbeugung vor der Kraft der Literatur. Patrick Doyles eher unauffälliger Soundtrack lässt alle bombastischen Element vermissen, die zu dieser Art von Erzählung gehören. Dagegen hat Branagh positiv die 3 D Effekte so gezielt eingesetzt, dass auch eine Betrachtung des Films auf DVD in „normaler“ Dimension eine ungetrübte Freude ist. Im Gegensatz zu anderen Filmemachern hat der Regisseur seinen Streifen anscheinend im normalen Format konzipiert und die Effekte als Bonbon hinzugefügt. Dadurch wirken die Actionszenen trotz der farbenfreudigen Hintergrund wie der Regenbogenbrücke sehr viel natürlicher und die Abläufe weniger auf den 3 D Effekt hin ausgerichtet. Der Film ist allerdings keine 110 Minuten lang, sondern nur knapp einhundert Minuten. Wie es sich inzwischen für Marvel Verfilmungen gehört, sollte das Publikum auf den kleinen Gag am Ende des Nachspanns warten. Die DVD ist mit nur wenigen Extras ausgestattet. Von den nicht verwandten Szenen ist nur eine wichtig. In Ihr widerspricht Odins Frau seiner Entscheidung, Thor auf die Erde zu verbannen. Das Feature „Der Weg zu den Rächern“ wirkt wie eine Einladung, auch die anderen Marvel- Verfilmung zu goutieren und bietet Comicfans erstaunlich wenig neue Informationen. Kenneth Branaghs Audiokommentar ist ausgesprochen routiniert und bleibt distanziert oberflächlich. Nicht selten bleibt der Ire an den technischen Details hängen und der Zuschauer kann nur an einigen wenigen Stellen erkennen, dass Branagh sein künstlicheres Image zu Gunsten kommerziell erfolgreicher Projekte relativieren möchte. Paramount hat den Film von der technischen Seite im passenden 2,35:1 Format mit satten Farben und sehr kräftigen Konturen veröffentlicht. Vielleicht wirken die Szenen auf der Eiswelt Jotunheim ein wenig zu dunkel, aber das liegt eher an Branaghs Inszenierung. Als Tonspuren werden neben dem türkischen deutsch und englisch in Dolby Digital 5.1 angeboten. Die Dialoge sind gut zu verstehen. Die deutsche Synchronisation ist zufriedenstellend und geht mit den Comicfiguren auch sehr respektvoll um. Die Hintergrundgeräusche sind gut von der Dialogspur abgesetzt, wobei Patrick Doyles Soundtrack ein wenig kräftiger an entscheidenden Szenen hätte sein können. In dieser Hinsicht ist der Film ein wenig schwach auf der Brust. ![]() CINE TRASH & TREASURY
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