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Der Hund von Berndt Rieger
Diese Kurzgeschichte ist Teil der Kolumne:
Crossvalley Smith © http://www.crossvalley-design.de Ein weiterer Fall von Voodoo Holmes und Dr. Watson
Wir trafen uns morgens um 6 Uhr in der Möwen-Bar, einem Etablissement, das seinen Namen turmhohen Fenstern mit Fernblick auf die Themse verdankte. Wenn die Scheiben zu Belüftungszwecken leicht gedreht wurden, hörte man Möwengeschrei und roch sogar etwas Kühles, Salziges von Meer, das Watson gern als Angstschweiß der Fische bezeichnete, diesen Geruch an der Küste von abgeriebenen Schuppenteilchen millionenfacher Einzeltiere seit dem Anfang der Zeit. Ich nenne das die Geruchserinnerung an das Alter der Erde.
Ich war völlig verschlafen. Es war am Vortag noch spät geworden, als mich vor einer Stunde ein Bote mit der Nachricht aus dem Bett geworfen hatte, es handle sich um einen Notfall. Vielleicht war es ein Fehler, mich mit dem Hausarzt meines Bruders abzugeben. Ich hatte von den Thukmenen noch nicht gehört, und dachte zuerst, es handle sich dabei um die Klientel seiner Praxis. Dafür hatte Sherlock kein Interesse, was mich nicht weiter verwunderte. Erstaunlicher fand ich da schon, dass sich Dr. Watson so sehr darüber erregte. Ihr Bruder ist sich ja längst zu fein für die Realitäten, behauptete er. Dieser Professor Moriaty, sicherlich hat er eine gewisse Bedeutung, aber er ist doch nicht die Ursache des Übels, das wir tagtäglich auf unseren Straßen erleben. Und das Genie Ihres Bruders, nun, die Schecks, die seine Detektei am Laufen halten, die kommen doch von den Leuten, von den einfachen Fällen.
Ich rührte in meiner Tasse Kaffe und überlegte, wie ich wieder aus dieser Sache herauskommen könnte. Man sollte Ihren Bruder, diesen Müßiggänger, einmal mit den Fakten vertraut machen, mein lieber Voodoo. Man arbeitet sich tagtäglich krank dabei, um Menschen zu helfen, die drauf und dran sind, einen auszurauben. Aber gut, ich will Sie nicht länger mit meinen Suaden langweilen. Wenn ich Ihnen schon die Zeit bis zur Abfahrt des Zuges vertreiben soll, dann zumindest mit Informationen über Lord Hogson.
Welcher Zug? fragte ich, und wer ist Lord Hogson?
Watson zog seine Uhr aus der Tasche. Also, wir müssen los: Hogson ist der Mann, der gerade eine junge Frau erschossen hat. Wir müssen ihm helfen, offensichtlich.
Ich kannte Lord Hogson sogar. Ich war einmal auf Summerston gewesen, jenem Schloss in Sussex mit dem schönen Garten. Hogson war einer jener ehemaligen Kolonialbeamten, die gebrochen und ergraut aus den fernen Weltmeeren zurückgekehrt, auf seinem Stammschloss im Alter eine Art Schattendasein führte. Im Wesentlichen lebte er von den Hinterlassenschaften seiner Vorfahren, darunter der an eine Trutzburg erinnernde Baukomplex und die verpachteten, aber eher kümmerlichen Ländereien wie auch von den Erinnerungsstücken aus aller Welt, die er in regelmäßigen Abständen begutachten ließ, wozu diverse Antiquitätenhändler in Hogson Manor anreisten. Obwohl es sich also um den Ausverkauf eines Lebens handelte, war ein baldiger finanzieller Zusammenbruch noch nicht absehbar. Tatsächlich war es so, dass sich die Vitrinen und Schaukästen immer wieder mit neuen wertvollen oder auch belanglosen Memorabilia füllten aus Speichern, die der Öffentlichkeit nicht zugänglich waren. So wurden mir damals, als ich in einer Reisegruppe von Wanderphilosophen nach der längeren Zugfahrt dort Station machte, von seiner Lordschaft an einem grauen, verregneten Spätsommertag durch die Kammern geführt. Wir stolperten von Glaskasten zu Anrichte, wobei merkwürdigerweise die einzigen Lichtquellen in den Vitrinen angebracht waren, weshalb in Verbindung mit dem über die Fenster laufenden Regen ein aquariumartiger Effekt hervorgerufen wurde. Es lagen da Geschmeide von bedeutendem Wert neben ethnologisch kostbaren Handschnitzereien und Kultgegenständen, aber es gab auch Elefanten aus Elfenbein, Jade oder Ebenholz mit Souvenircharakter, von denen die bis mannshohen Exemplare wohl auch einen gewissen Wert haben mochten. Insgesamt ergab sich der Eindruck einer Beuteschau von über Jahrzehnten zusammengeraffter Schätze, bei denen man sich fragte, wie sie durch den Zoll gekommen und warum sie nicht im Britischen Museum gelandet waren. Quasi als letzte Station unserer Besichtigungstour öffnete Lord Hogson schon damals einen Kellerraum, der aber leer war. Und das ist die Totenkammer, sagte er und lächelte. Danach war die Tour zu Ende, und wir verabschiedeten uns. Wir hatten auf dem Weg an die Küste noch manches kniffliche philologische Problem zu lösen.
Heute lag in dem Raum tatsächlich die Leiche einer jungen Frau aufgebahrt. Ihr Schädel wies eine Schusswunde auf und sie mochte, wie ich mich mit Blicken überzeugte, erst vor wenigen Stunden gestorben sein. Es machte mich etwas beklommen, neben dem Mann zu stehen, der für diesen Tod verantwortlich zeichnete, auch wenn von amtlicher Seite wohl alles seine Richtigkeit hatte, denn die Behörden waren verständigt. Der Ortsgendarm hatte uns, nachdem wir mit dem Zug in dem Flecken eingetroffen und mit dem leichten Wagen die lange Schlossauffahrt hochkutschiert worden waren, die Türklinke in die Hand gegeben mit dem Hinweis, es handle sich um einen klaren Fall von Notwehr. Er sagte das zu Dr. Watson, der als der Ältere und wegen seines Berufes als Arzt wohl als der erste Ansprechpartner galt. Watson möge sich darum kümmern, dass seine Lordschaft den Anschlag physisch überstehe. Umgeben von einer besorgten Dienerschaft, die samt und sonders exotischer Herkunft zu sein schien und schwarze Uniform trug, fanden wir Lord Hogson aufrecht sitzend im Salon vor. Ein auf den ersten Blick greisenhaft wirkender, unförmiger Mann, dessen gerötetes Gesicht, insbesondere die Knollennase, auf regelmäßigen und heftigen Alkoholgenuss schließen ließ, war gleichwohl ein vitaler, energischer Mann geblieben, wie ich mich augenblicklich überzeugen konnte. Obwohl er nämlich mit nacktem Oberkörper dasaß und mit einem von Blut getränkten Tuch nur notdürftig verhüllt, stand er dann, bevor Dr. Watson ihn überhaupt verarzten konnte, erst einmal auf, um uns Sherry anzubieten. Er sprach ruhig und verhielt sich so, als hätten wir uns zu einem Nachmittagsplausch eingefunden. Ich war an einen Dompteur erinnert, und die Domestiken, die vor ihm auf dem Boden lagen in stummer Ergebenheit, seine Hände streichelten und lautlose Tränen vergossen, wirkten wie possierliche Tierchen, die nach dem Anschlag eines Raubtiers verstört zurückbleiben. Gleichwohl aber hatte sich eine von ihnen, ein Zimmermädchen, nachts in das Zimmer seiner Lordschaft geschlichen und ihn mit einem Krummdolch zu ermorden versucht. Nachdem er sie mit einem Schuss in den Arm entwaffnet hatte, sei sie, wie Ihre Lordschaft uns beiläufig mit dem Sherry-Glas in der Hand schilderte, wie eine Wildkatze nach vorn gesprungen, und als er ihren Mund, der sich an seiner Kehle festzubeißen versuchte, mit einem Schlag abwehren konnte, hätten sich ihre Zähne in seinem Brustmuskel verhakt und ein nussgroßes Stück Fleisch aus dem Brustkorb gerissen. Als ich darauf die Wunde sah, muss ich bleich geworden sein, denn Lord Hogson lacht hohl auf und fragte mich, ob ich wohl zu Dr. Watson gehöre und selbst einmal Arzt werden wolle. Mich beunruhigte aber nicht die Fleischwunde, die jenen Verletzungen glich, die man in Industriebetrieben beobachten kann, wenn Körperteile von Arbeitern in Maschinenöffnungen geraten, sondern von der Kaltblütigkeit des Verletzten und der Tatsache, dass die ihn umlagernden Bedienten harmlos wie Vögelchen wirkten. Während uns ihre Lordschaft von dem Missgeschick, wie er es nannte, berichtete, nämlich, das er vom Anblick der Hautfetzen im Mund der Dienerin die Überzeugung gewann, man müsse sie wie ein tollwütiges Tier erschießen, verarztete Dr. Watson die Fleischwunde. Danach machte sich Lord Hogson erbötig, uns die Anlagen zu zeigen. Er konnte sich offensichlich nicht an meinen Besuch erinnern. Die Führung fand übrigens kaum verändert statt, so wie er es eben gewohnt war. Seinem Parlando entnahm ich dann eine weitere, verstörende Information: Nämlich, dass es sich bei dem Angriff der Dienstbotin um keinen Einzelfall handelte. Insgesamt seien nun schon allein in diesem Sommer drei Hausangestellte vom Virus einer merkwürdigen Erkrankung befallen worden, die offenbar im zerebralen Bereich saß und durch Denervierung von Nervenbahnen Tobsuchtsanfälle hervorrief. Der Erste sei ihm, als er auf seinem Reitpferd von einem Rundritt durch seine Ländereien zurückkehrte, mit der Hellebarde entgegengelaufen in feindlicher Absicht, worauf Lord Hogson sein Pferd herumgeworfen habe und davon galoppiert sei. Bei seiner Rückkehr zwei Stunden später mit dem Ortspolizisten habe er den Betreffenden mit Schaum vor dem Mund auf dem Boden liegend aufgefunden, wobei er knurrende Töne ausgestoßen habe. Kurz darauf sei der Diener verstorben. Der zweite Fall war der des Butlers, der bei Tisch mit einem Mal das Tablett, das er trug, fallen ließ und ihm mit den Händen von hinten, während seine Lordschaft seelenruhig Würstchen im Schlafrock verspeiste, an die Kehle ging.
Das Gefährliche daran ist nicht der Kehlkopf, wie man vermeinen würde, sondern der Druck mit den Daumen auf den Dornfortsatz des siebten Halswirbels, wodurch man bei größerer Gewaltanwendung ein Bersten der Wirbelbänder erzeugen kann mit Abquetschung des Rückenmarks, erklärte Lord Hogson im beiläufigen Tonfall, was Dr. Watson zu dem Ausruf veranlasste: Aber um Himmels willen, Sir, was haben Sie denn da für Personal?
Ein Blick aus seinen halb geschlossenen, trägen Augen brachte ihn augenblicklich zum Schweigen. Das denkbar billigste, Doktor, meinte Lord Hogson, es sind ja letztendlich Leibeigene, nicht wahr? Außerdem werden Sie, wenn Sie die Lebensumstände in den Kolonien berücksichtigen, derartige Vorfälle eher unter den Missliebigkeiten des Alltags einreihen. Allerdings hat mich diese merkwürdige Seuche in diesem Jahr schon drei Leute gekostet. Und Nachschub ist von der Seite ja nicht zu erwarten. Die Thukmenen sind ja, ungeachtet dieser bedauerlichen Vorfälle, pflichtbewusst und treu und folgen ihrem Herrn bis in den Tod. Ganz anders steht es ja mit dem Gelichter, das sich hierzulande in herrschaftlichen Dienst begibt. Da sind Ihre silbernen Löffel nicht nur bald von Grünspan überwuchert, sondern längst nicht mehr sicher.
Und wie gelang es Ihnen nun, den mörderischen Butler kampfunfähig zu machen?
Sein Sauberkeitstrieb wurde ihm zum Verhängnis. Ich sah sein Zerrbild als Spiegelbild in der Karaffe, die vor mir stand. Den Tisch hochgerissen und unter ihn weggeduckt war ein Gedanke. Außerdem müssen Sie wissen, dass ich seit meinem neunzehnten Lebensjahr nie unbewaffnet bin. Lord Hogson zog eine kleine Pistole aus der Brusttasche und zeigte uns, dass sie bereits entsichert war. Nachts kommt die unter mein Kopfkissen. Immer noch das Beste in den Tropen. Besser als Chinin.
Am Nachmittag begann Dr. Watson, nachdem der Pfleger, der ihm bei vergleichbaren Gelegenheiten in St. Marys zur Verfügung stand, in meiner Anwesenheit mit der Obduktion des Dienstmädchens in dem Kellerraum, der zu dem Zweck mit Karbidlampen erhellte wurde. Ich erspare dem Leser dabei die Einzelheiten dieser Aufgabe. Noch schwerer aber wog die Zug für Zug zunehmende Überzeugung, dass die Geschichte seiner Lordschaft in Hinblick auf die Tote wohl sehr einseitig, um nicht zu sagen, falsch sein musste. Es wäre der Würde des Adelsstandes allzu abträglich, wenn meine nun folgenden Ausführungen allzu sehr ins Detail gingen. Jedenfalls hatte die Antwort der Frage, warum sich die Zähne der Toten in die Brust seiner Lordschaft verbissen hatten, wohl am ehesten mit der Länge des Abstandes zwischen ihrem Mund und ihrem Becken und der Brust seiner Lordschaft und seinem entsprechenden Körperteil zu tun. Beide Maße waren, soweit mich mein Einschätzungsvermögen nicht trügt, identisch. Weitere Einzelheiten seien verschwiegen bis auf den Hinweis, dass die Dienstbotin offenbar kurz vor ihrem Tod intimen Kontakt gewalttätiger Natur unterhalten hatte, die mit dem Anfall auf seine Lordschaft jedoch mit aller Wahrscheinlichkeit keinen Zusammenhang aufweisen. Darüber sprach Dr. Watson nicht, aber der aufmerksame Beobachter konnte über die Spuren, die dabei zurückgeblieben waren, nicht hinwegsehen.
Zwei Tage später trafen wir uns ein weiteres Mal in der Möwenbar. Es war elf Uhr morgens, und wir hatten uns gerade in gedämpftem Tonfall über Lord Hogson unterhalten, der den Tod seiner Dienstboten, wie wir uns bei der Lektüre der Morgenzeitung überzeugen hatten können, durchaus weiterhin dem Bewusstsein der Öffentlichkeit enziehen konnte, als ich Gülüy ins Lokal treten sah. Vielen wird der Name nichts sagen, obwohl Gülüy im Werk der englischen Autorin Margaret Booken durchaus zu literarischen Ehren gekommen ist, die sie so beschrieben hat: Ein braunes Mädchen, schlicht gekleidet in dunklen Gewändern, der Rock etwas zu kurz, linkisch und von unklarer Nationalität. Ich fand sie großartig und freute mich sehr, dass sie sich bereit erklärt hatte, uns im Fall der thukmenischen Dienstboten zu helfen. Stolz präsentierte ich sie Dr. Watson mit den Worten, das sei nun meine Geheimwaffe, aber das soll ja nicht viel besagen, lieber Watson, schließlich kann man das doch von jeder Frau behaupten, nicht wahr?
Sie sind ja verliebt wie ein Reiher, Holmes. Oder ein Schuljunge. Sie grienen doch von Ohr zu Ohr, neckte er mich.
Gülüy war damals dreiundzwanzig Jahre alt und verstand nur türkisch, was im vorliegenden Fall ein unbezahlbarer Vorteil war. So konnte Watson seiner Skepsis offenen Ausdruck verleihen, ohne sie wirklich zu verletzen weil sie nämlich kein Wort English verstand. Vor allem aber war Gülüy, die ja optisch genauso gut Spanierein, Zypriotin oder eben Thukmenin sein konnte, ebenso wie die Thukmenen in Lord Hogsons Haushalt, fremd und zum Stummsein geneigt. So konnte sie am Besten dazu dienen, ein Bindeglied zu werden, zwischen dem thukmenischen Stamm, der sich untereinander nur mit Lauten, die an Hundebellen erinnern, unterhalten, und England, der Krönung der europäischen Kultur. Als stumm und dumm könnte sie womöglich sogar eine Weile unter den Thukmenen als eine der ihren gelten und so wertvolle Informationen sammeln, wenn ich auch zugeben musste, dass deren Art, Gefühle verschiedenster Natur mit einem Winseln winziger Abstufungen wiederzugeben, für einen Außenseiter schlichtweg nicht zu erlernen war. Zuneigung und Abneigung, Liebe und Hass sind zwar auch für Europäer unterscheidbar insofern, als sich ein knurrender Laut dem Winseln beimischt, je tiefer diese Emotionen gemeint sind, und da der Hass in der Regel weitaus stärker ausgeprägt zu sein pflegt, kann man auch davon ausgehen, dass ein Knurren immer etwa Hasserfülltes bedeutet. Im Einzelfall ist ein lautes Knurren, dem kaum mehr ein Winseln anhängt, der Ausdruck einer Liebe, die nur durch den Tod zu brechen ist, und antwortet man darauf mit einem Winseln, ist man so verächtlich, dass sich im weiten Umkreis unter den lauschenden Thukmenen ein Geheule und Gebelle erhebt als Ausdruck unendlichen Gelächters. Knurrt und winselt man aber in wohlausgewogener Verteilung, kann das auch etwas so Banales heißen wie Liebling, bringst du noch Scheuermittel mit? Das war nur als kurze Einführung in die Sippen und Gebräuche der Thukmenen vorausgeschickt, ich hatte aber am Vortag weit mehr von einem alten Schulkameraden, dem jungen Brian Goyne, Marquess von Billsbury und Vizekurator des Britischen Museums, erfahren.
Ich habe es unterlassen, von dem Fund zu berichten, den wir nach der Obduktion im Nebenraum des Kellergelasses machten. Als Dr. Watson unseren Gastgeber fragte, was man mit den Überresten des menschlichen Körpers anstellen solle, und ob es unter den Thukmenen ein besonderes Ritual zu beachten gebe, wies dieser uns kurz und unwirsch mit einem Blick auf mehrere Schaufeln, die an der Wand standen, an, die sterblichen Reste gleich nebenan in dem Gelass zu verscharren. Nun ist der Beruf des Totengräbers ein ehrwürdiger, und dem Wesen und den Aufgaben des Arztberufes ebenso fremd wie dem des Seziergehilfen oder Detektiven, doch wir alle schickten uns ins Unvermeidliche beziehungsweise Praktische.
Der Boden in dem Gelass war weich, und es zeichneten sich in ihm zwei Vertiefungen ab, wo das Erdreich nicht zusammengetreten war. Seine Lordschaft bedeutete uns mit unklaren Lauten, diese Stellen zu meiden, dort lägen, wenn ich das richtig verstanden habe, die verstorbenen Diener, deren unbilliges Verhalten er mir zuvor geschildert hatte, ohne zu erwähnen, dass es sie den Kopf gekostet hatte. Ein Schrecken durchfuhr mich im Gedanken an die erbarmungswürdigen Kreaturen, die aus den Tiefen Asiens hierher verschleppt worden und verendet waren. Bevor einer von uns dergleichen Gefühlen Ausdruck verleihen oder gar Einwände vorbringen konnte, hatte Lord Hogson bereits den Raum verlassen. Es roch hier muffig und ob des unwirschen Verhaltens unseres Gastherrn ergriff mich eine gewisse Mulmigkeit sowie der Gedanke an die Eisentür, die in den Keller führte und die einem Eingeschlossenen den sicheren Tod bedeuten würde. Dr. Watson schien es nicht viel anders zu gehen, denn er wies den Pfleger knapp und mit unterdrückter Hysterie an, sich an das Ausheben einer Mulde zu machen, in der man das Fleisch und den Knochenhaufen, zu denen sie die Tote gemacht hatten, verscharren könnte. Der treue, gute Mann machte sich wortlos ans Werk, und auch Dr. Watson legte mit Hand an, wenn auch etwas zögerlich, während ich auf und ab ging und dabei zusah, wie sie gemeinsam zwischen den beiden notdürftigen Gräbern ein drittes anlegten. Ob es nun damit zu tun hatte, dass ich rastlos, ein Beobachter, nur mit meinen Empfindungen beschäftigt und in ängstlicher Erwartung war, oder daran lag, dass die Diskrepanz zwischen den Schlüssen, die Dr. Watson aus der Obduktion der Toten gezogen hatte und der Geschichte unseres Gastgebers zu groß war, muss unklar bleiben. Ich lehnte an der Wand, während die anderen schaufelten. Dann aber sagte ich, laut, und mit offenen Augen, und musste mich nicht mehrmals wiederholen, bevor sie endlich die Spaten weglegten: Dr. Watson, Johnson, hören Sie auf mit dem Graben, wir legen stattdessen die beiden Gräber der anderen frei.
Während sie mich noch ungläubig anstarrten, nahm ich eine der Schaufeln aus dem Nebenraum und stach damit in einen der Grabhügel. Gleich war da ein weicher Widerstand, und in kürzester Zeit, nach wenigen Aushüben, wurde da etwas Fahles wurde sichtbar, als ich die Erde zur Seite strich. Ganz oberflächlich hatte man die Toten hier verscharrt, nachlässig, als hätte man schleunigst das Weite gesucht, die Ausdünstung aber war kaum unterscheidbar vom alten, modrigen Geruch nach faulen Kartoffeln und Verwesung, den wir von Anfang an wahrgenommen hatten. Lange konnte die Leichen hier nicht gelegen haben, die Gliedmaßen waren noch intakt. Ich hatte zwei der Handschuhe übergestreift, die Dr. Watson und Johnson während der Obduktion getragen hatten und grub mit den Händen weiter. Bleiche Haut, blutleer. Ein Arm, wie am Körper angefroren. Ich wischte mit den Fingern den Brustkorb frei, der einem Mann gehört haben mochte. Dann aber merkte ich, dass der Hals verdickt und so dicht mit Haaren bestanden war, wie man es nur von Tieren kennt.
Ich hörte Watsons erstickten Laut und blickte mich um. Er stand da, erstarrt und bleich. Johnson, ein älterer Mann, hatte offenbar einen Schwächeanfall. Er saß auf der Erde und starrte vor sich hin. Doch ich hatte das Gefühl, dass er längst gesehen hatte, was sich vor uns auftat, und das war fürwahr etwas noch nie Gesehenes, und deshalb auch für das Auge unglaubwürdig. Es kostet mich eine gewisse Überwindung, den Kopf der Leiche von Erde zu befreien, und über die Klumpen bis auf die zottige Oberfläche hinabzustreichen. Es war ein Hundskopf, der da fugenlos aus dem Körper eines Menschen hervorwuchs, und musste doch Folge eines schlechten Scherzes sein. Es konnte nicht der Wahrheit entsprechen, dass innerliche Verbindungen liefen, dass Adern von einem menschlichen Körper in das Gehirn eines Hundes hochzogen, das seinerseits den Körper eines Menschen befehligt haben mochte. Und doch spürte man hinter den geschlossenen Augen des Hundes, dass es so gewesen war, eine geheimnisvolle Kraft schlummerte da. Dann, während wir wie erstarrt über dem Unfassbaren hockten, schlug der Hundekopf die Augen auf, gelb, mit schwarzen Schlitzen für eine Pupille, und ein kalter Hauch wehte vom Boden auf, sodass wir gedankenlos, und ohne einen wirklichen Entschluss zu fassen, die Beine waren einfach schneller als Gedanken, aufsprangen und aus der Totenkammer hetzten.
Die Panik bezog sich dabei einerseits auf den Eindruck, es sei da eine Kraft in der Kammer, die uns im nächsten Augenblick den Atem rauben könnte, andererseits aber erinnerten wir uns der engen, gewundenen, bröckeligen Treppe, die durch ein winziges stählernes Tor in die Höhe, an die Erdoberfläche führte. Dieser Auslass schien sich, während unsere Blicke darauf gerichtet waren, zu verengen, ja, tatsächlich nur mehr einem von uns beiden die Rettung zu verheißen. Kaum aber waren wir mit hastigen Schritten durch die Tür geschlüpft und fanden uns in einem der zwielichtigen Gänge des Schlosses wieder, dessen lange Fenster zerbrochen werden konnten und den Weg ins Freie durch einen beherzten Sprung freigeben würden, schrumpfte diese aberwitzige Vorstellung bereits und ließ uns drei, Watson, den Pfleger und mich, einmal kurz Luft holen, bevor wir die Kellertür zuschmetterten und den Riegel vorlegten. Merkwürdig war nur das Gefühl, einen Teil von uns selbst, vielleicht keinen lebenswichtigen, aber immerhin ein Stück Leben in der Kammer zurückgelassen zu haben. Die Finger zitterten uns, und während der Pfleger: Sir, um Himmels willen, Sir, stammelte, lachte ich unwillkürlich, während Dr. Watson seinem Angestellten zischend befahl: Kein Wort, Johnson, kein Wort zu Niemandem, bevor Sie nicht meine Direktiven haben, ist das klar?
Seine Stimme war merkwürdig hoch und heiser, als könnte sie unter Luftmangel jeden Moment in sich zusammenklappen.
Aber Sir, ich, haben Sie nicht gesehen ...
Kein weiteres Wort mehr, Johnson, ich beschwöre Sie.
Lassen Sie ihn, Watson, er wird nicht reden. Keiner von uns wird darüber sprechen, das wissen Sie selbst.
Wir versuchten uns alle zu sammeln und ich merkte, dass meine Begleiter totenbleich waren und heftig atmeten. Sie wirkten gealtert, und ich nahm sie beide am Arm und zog sie zu einem Erker hin, in dem eine Sitzbank stand, und dort saßen wir drei eine Weile nebeneinander, bis wir wieder einen klaren Gedanken fassen konnten.
Dann schlugen wir einen Keil in den Spalt der Türaufhängung, damit die Tür nicht zufallen und uns im Kartoffelkeller mit den Hundeleichen begraben konnten. Danach stiegen Dr. Watson und ich zurück in den Keller, hoben die von uns begonnene dritte Grube aus, kippten die Schüssel mit den sterblichen Überresten der Toten hinein, drückten mit Schaufelstößen das von Bindegewebe überspannte Skelett hinzu und bedeckte den Hundskopf erneut mit Erde.
An die Erdoberfläche zurückgekehrt, sammelten wir Johnson von der Bank auf und kehrten in die Gemächer Lord Hogsons zurück. Doch wir trafen ihn dort nicht an. Seine Lordschaft ließ mir mitteilen, er habe das Haus wegen einer dringlichen Angelegenheit verlassen. Es war eine schriftliche Mitteilung, die uns einer der Diener überreichte.
Es wird Sie vielleicht nicht allzu sehr erstaunen, Holmes, wenn ich Ihnen sage, dass Johnson schwer erkrankt ist. Die Sache war nichts auf seine alten Tage. Er hat hohes Fieber davon bekommen und ich fürchte das Schlimmste.
Wo gehobelt wird, fallen Späne, erwiderte ich und warf der Türkin einen raschen Blick zu, die das Geschehen aber offensichtlich ignorierte und seelenruhig in ihrem picksüßen Kaffee rührte. Wir schwiegen eine Weile. Dann bestellte ich Gülüy einen weiteren Kaffee.
Am folgenden Morgen hatte sich Johnsons Zustand weiterhin verschlechtert. Ich besuche ihn im Krankenhaus, und es fiel mir dabei eine Wassersucht auf, die laut Watson bislang bei ihm noch nicht bestanden hatte. Der arme Teufel mochte vor Schreck eine akute Herzschwäche entwickelt haben und schwebte dann noch einige Tage zwischen Leben und Tod. All dies und dazu noch eine schlaflose Nacht spannte unsere Nerven wie Drahtseile an.
Es mochte gegen halb neun Uhr abends am nächsten Tag sein, als wir durch eine Seitenpforte das Britische Museum betraten. Als wir dann endlich in den Tiefen dieses riesigen, weißen Bauwerkes in die Gemächer Sir Brians vorgelassen wurden, hatte Big Ben eben die volle Stunde geschlagen. Der stellvertretende Kurator des größten und wichtigsten Museums der Welt bewohnte eine ungewöhnlich kleine, wenn auch exquisit ausgestattete Kammer mit Blick auf den Park und mochte in dem bequemen Sessel, in dem er saß, schon einige Nächte im Funzellicht der Lampe beim Studium schwerer Folianten zugebracht haben. Sir Brian war einer jener Mittzwanzigjährigen, deren Haarausfall schon zu Zeiten der Pubertät einsetzt. Nun, im besten Heiratsalter, war er schon fast kahl geworden, und pflegte die kläglichen Reste einer Frisur noch mit einem Aufwand weiter, der jedem unvoreingenommenen Betrachter zu Mitleid rühren musste. Die mit Hilfe eines Lockenstabs gekräuselten Schläfen unterfassten eine Glatze, die wie ein Mondaufgang imponierte. Sir Brian räusperte sich und erhob sich dann, um in dem kleinen Raum auf und ab zu gehen, was ihn zu häufigen Kehrtwendungen zwang. Die Thukmenen des nordindischen Saphigebirges sind zweifellos, darin sind sich alle Quellen einig, ein eigenes Volk ohne wie immer geartete Verwandtschaftsbeziehungen zu anderen asiatischen oder indogermanischen Stämmen, obwohl sie in ihrer Erbmasse an Perser erinnern. Es mag sich um die Nachkommen versprengter Soldaten handeln, die im Rahmen gescheiterter Heerzüge in dieser Gegend verblieben und mit geraubten Frauen anderer Völker in der Abgeschiedenheit dieser Bergwelt eine neue Kultur errichteten. Diese scheint, und das allein deutet auf eine relativ kurze ethnische Entstehungsgeschichte hin, im Wesentlichen auf Canum canis, den Hund, ausgerichtet zu sein. Allerdings ist dieses Tier nicht das Haustier des Menschen, sondern der Mensch das Haustier des Hundes. Die Thukmenen, was übersetzt Nichthunde bezeichnet, sahen sich als Diener der Hunde an, die sie hielten. Über die Entstehung dieser merkwürdigen Verhältnisse sind Spekulationen erlaubt. Vielleicht stieß man im Rahmen der Besiedlung dieser Bergwelt auf ein Rudel von Hunden, die das dortige Gebiet beherrschten und sich durch Schläue den Menschen überlegen zeigten. Vielleicht war es so, dass sich die Neuansiedler gewisse Hundelaute aneigneten und dadurch mit den Hunden in eine Gemeinsamkeit fanden, die ein Jagen oder Aufspüren von Nahrungsquellen sowie ein Warnsystem vor Feinden ermöglichte. Als sich dann die englische Krone diese Landstriche untertan machte, rekrutierte man aus diesem Volksstamm die treuesten Untertanen, Soldaten wie auch Stubenmädchen, da ihnen jeder begriff der Eigenständigkeit fehlte. Indem sie sich den Schoßhunden der Engländer unterordnete, die ihrerseits ihren Herren hündisch ergeben waren, wurde ihre Treue sprichwörtlich und gehörten sie bald zu den beliebtesten Dienstboten im gesamten Reich. Durch ihre begrenzte Zahl blieben sie freilich Mangelware, und die Information, die Sie mir gaben, Holmes, nämlich, dass Lord Hogson zwischen zwanzig und dreißig dieser Menschen unter seinen Fittichen haben soll, ist schwer zu glauben, wenn Sie berücksichtigen, dass Ihre Majestät die Königin vor einiger Zeit für einen einzigen Thukmenen, der im Dienst des französischen Königs gestanden hatte, 750.000 Pfund auslobte.
In der Tat, pflichtete ich ihm bei, allerdings soll seine Lordschaft in den Kolonien weit herumgekommen und dabei einige Juwelen zwischen seinen Fingern hängen geblieben sein. Es ist gut möglich, dass Lord Hogson zu einem bestimmten Zeitpunkt seines Lebens einer der reichsten Männer Englands war und womöglich mit dem Kauf all dieser Thukmenen in finanzielle Schwierigkeiten geraten ist. Es scheint, als habe er versucht, den Markt zu dominieren, und sich ein Monopol zu verschaffen, indem er einen künstlichen Mangel an Thukmenen hervorrief. Merkwürdig ist nur, dass er nun, wo allerorts von seinem finanziellen Niedergang die Rede ist, nicht den einen oder anderen der Thukmenen veräußert.
Wie auch immer, fuhr Sir Brian fort, ein Thukmene gilt generell als unbezahlbar. Diese Kreaturen sind nicht nur äußerst gelehrig, sondern erschreckend belastbar und völlig bedürfnislos.
Wie steht es nun mit ihrer Beziehung zu Hunden? fragte ich weiter, sie beten demnach ja wohl zu einem Hundegott, nicht wahr?
Ja, das mag sein. Es ist allgemein bekannt, dass sie Hunden gegenüber großen Respekt zollen. Das Erste, was man ihnen beibringen muss, ist, dass der Herr eines Hauses in Bezug auf seine Autorität über seinem Hund steht. Aber das merken sie sehr bald selbst, wenn sie beobachten, dass der Hund ihm folgt und sich ihm unterwirft. Wird ein Hund in der Gegenwart eines Thukmenen geschlagen, ist das beinahe so, als empfinde der Thukmene die Schläge selbst. Er wirft sich zu Boden, jammert und winselt und stößt schließlich Töne aus, die an einen Sterbenden erinnern. Die Eilfertigkeit, die der Thukmene in der Folge im Haushalt entwickelt, liegt darin, dass er alles unternimmt, um eine Strafe für den dort gehaltenen Hund zu vermeiden. Dazu gehört auch, den Herrn für alle Fälle günstig zu stimmen. Und das Interessante für den Dienstherrn liegt darin, dass er sich jede Anweisung an das Personal ersparen kann, von großen Vorgaben abgesehen.
Sprechen die Thukmenen denn unsere Sprache? warf ich ein.
Sie scheinen zu verstehen, was man meint, eben, wie es Hunde tun. Aber sie sind sehr gelehrig. Und wenn sie eine Tätigkeit einmal erlernt haben, beherrschen sie sie auf ewig.
Wie ist das nun mit ihrem Glauben? insistierte ich. Sir Brian seufzte und ging dann zu seinem Schreibtisch zurück, um sich in seinen Sessel fallen zu lassen. Dazu kann ich nichts Eigenes beisteuern, nur die Geschichte einer Journalistin namens Emily Setton, die es nach Kalkutta verschlagen hatte und die das Thema in einem Aufsatz für die Times behandelte. In Nepal hatte sie sich selbst nie aufgehalten, es werden Geschichten gewesen sein, die man in Gesellschaft für Anekdote weitergab. Demzufolge sei es bei den Thukmenen so, dass der Sinn des Lebens darin besehe, Hund zu werden. Es ist eine Form der Erleuchtung, die zugleich das Leben abschließt, eine Verzückung.jamila
Wie kann man diesen Zustand erreichen?
Es ist wohl so, dass es sich um eine Form der Meditation handelt, eine Einstimmung in das Wesen des Hundes. Damit ist allerdings keineswegs das Hündische im Sinne einer Unterwürfigkeit gemeint, sondern das Wilde, Raue, Beherrschende der Urhunde der thukmenischen Heimat.
Und in dem Moment, in dem man diesen Seelenzustand erreicht, fragte ich weiter, stirbt man dann?
Nun, das ist jener Teil der Geschichte, dem kein Glauben mehr zu schenken ist, seufzte Sir Brian, und zwar heißt es, die sterbliche Hülle bleibe zurück, aus dem Inneren des Nicht-Hundes breche aber dann ein Nachkörper in Hundegestalt hervor, der dann in die Gemeinschaft der Urhunde eintrete.
Das ist allerdings merkwürdig, meinte ich und warf ihm einen Seitenblick zu, um zu überprüfen, ob er das spöttisch meinte, blieb aber dann am Gesicht Gülüys hängen, die blass und blicklos neben uns saß, ohne ein Wort zu verstehen.
Ja, nicht wahr? fragte Sir Brian. Und doch scheint es diesen Mythos auch in jenen Thukmenen zu geben, die fern der Heimat geboren sind und die schon seit Generationen in herrschaftlichem Dienst stehen. Es ist hier übrigens der Moment, Sie auf ein zweites irrationales Element der thukmenischen Lehre aufmerksam zu machen, und das ist das Thema ihrer Fortpflanzung. Eine delikate Angelegenheit, von der ich nur soviel mitteilen möchte, dass offenbar intime Beziehungen zwischen den Männern und Frauen dieser Spezies bestehen, es aber unter ihnen den Irrglauben gibt, nur der Kontakt mit Hunderüden könne eine Schwangerschaft hervorrufen und zwar das von Seiten beider Beteiligten. Genauere Details sind begreiflicherweise nicht bekannt geworden, es ist unausdenkbar. Faktum bleibt allerdings, dass mit dem Verbot dieser Gebräuchlichkeiten in der zivilisierten Welt eine völlige Sterilität die Frauen der Thukmenen auszeichnet, was übrigens oftmals ihre Verwendung in Freudenhäusern bewirkt hat.
Eine Gattung, vom Aussterben bedroht, meinte ich nachdenklich.
Und noch dazu sterben sie ja sehr jung. Ihr durchschnittliches Lebensalter beträgt zwölf Jahre. Das erklärt natürlich auch den hohen Preis, den man für sie auszulegen bereit ist.
Als wir uns später auf die Dachterrasse unseres Apartments in der Baker Street zurückzogen während sich die Türkin unten auf dem Diwan die Zehennägel lackierte und dabei das übliche Musikkauderwelsch ihrer Heimat hörte war es gerade jene letzte Bemerkung Sir Brians, die mich ins Grübeln versetzt hatte. Das Lebensalter der Dienstboten, Watson, begann ich, das ist der Schlüssel. Lord Hogson wurde vor acht Jahren von Seiten des Kolonialamtes in den Ruhestand versetzt. Es ist unwahrscheinlich, dass er sich seither, ob der angespannten Lage am Markt bezüglich Thukmenen, einen neuen, jungen Dienstboten angeschafft haben könnte. Wären die Dienstboten aber steril, dann hätten wir ältliche Thukmenen angetroffen, ergraut, faltig und zittrig, keinesfalls aber diese jungen, und wie Sie sagen, recht wohlansehnlichen Exemplare, die nach unserer Rechnung höchstens vier oder fünf Jahre alt sein können. Demnach stimmen entweder die Informationen nicht, die Sir Brian bezüglich der biologischen Fortpflanzung der Thukmenen vorlagen ...
... oder er hat einen sehr zufriedenen Hund im Haus, beendete Watson den Satz.
Und wie steht es mit Ihrer Beobachtung, dass seine Lordschaft selbst mit einer Thukmenin engen Kontakt unterhalten haben könnte, sie sich aber im letzten Moment mit Leibeskräften dagegen wehrte?
Um dafür mit der Pistole abgeknallt zu werden wie ein Hund, sinnierte er trist.
Vorsicht, Watson, bemerkte ich. Ich hoffe, Sie hegen keine rassistischen Vorwände gegen Thukmenen.
Es regnete so dicht, dass sich das Schloss vom Dachgeschoss des Red Lion aus nur schemenhaft abzeichnete. Die Rasenfläche hinter dem Zaun war so riesig, dass sie gut als Rugbyfeld dienen hätte können, und bei günstigeren Witterungsverhältnissen wäre der Fernrohrblick vom bahnwärtigen Gästezimmer aus ideal. Nun aber legten sich das Zwielicht und die Schleier des Regens auf die ohnehin gedrückte Stimmung, denn wir hatten schon seit drei Tagen kein Wort, noch ein Lebenszeichen von der Türkin erhalten.
Die vorausgegangenen Tage waren eine Abfolge gelungener Ereignisse gewesen. Zuerst war es gelungen, Gülüy in einem Koffer in das Schloss zu schmuggeln. Wir stellten ihn in der Eingangshalle verschlossen ab, und als der Haushund Rex mit zunehmender Unruhe daran zu schnüffeln und zu bellen begann, öffnete die Türkin den Verschluss von innen und fütterte das Tier mit Gänseleberpastete. Durch schmeichelnde Zureden und vollkommene Sättigung gefügig gemacht, ließ sich Rex eine Leine überstreifen und von der Eingedrungenen durch die Gänge führen, wo Gülüy schließlich auf den ersten Thukmenen stieß. Anstatt diesen anzusprechen oder anderweitig zu begrüßen, tat sie dann das Unaussprechliche: Sie setzte sich rittlings auf das gutmütige Tier und starrte dabei den Dienstboten an. So wurde Gülüy zur uneingeschränkten Herrscherin über Hogson Manor. Darauf legte sich der Thukmene auf den Boden und winselte, wobei er mit einem ausgestreckten Bein wiederholt auf den Boden klappte und es wie die Rute eines Hundes wedelnd hin- und herführte. Gülüy hieß ihn aufstehen und vorangehen. Der Thukmene führte sie direkt in die Küche, wo er eilends mit einem fast panischen Bellen alle anderen Dienstboten zusammenrufen ließ. Mittlerweile setzte sich die Türkin erneut auf den Rücken des Hundes, öffnete ihm spielerisch das Maul und streichelte ihn. Dann löste sie die Kette, versetzte dem Tier worauf es zu einem allgemeinen erschrecken Aufschrei kam einen Klaps und wies ihm die Tür. So verlief die Einführung Gülüys in die Welt der Thukmenen, die sie fortan als eine Göttin verehrten.
Unterdessen hatten wir auch beim Schlossherrn noch einmal vorgesprochen. Dieser hatte sich seit unserer letzten Unterredung in merkwürdiger Art und Weise verändert. Seine Nase, die mir bislang nicht als besonders prononciert aufgefallen war, schien weiter nach vorne zu stehen und war zur dominierenden Gesichtspartie geworden. Seine Zähne wirkten größer und spitzer, und ein schwarzer Flaum überzog seine Wangen nicht nur dort, wo man Bartstoppel vermuten würde. Vor allem die Nase aber strotzte vor schwarzen Haaren, ein Faktum, das bei alten Männern mit mangelnden Toilettebestrebungen aber auch wieder nicht ganz ungewöhnlich ist. In seiner Rede erwartete er ein rasches, eindeutiges Ergebnis der von mir durchgeführten Obduktion und zeigte sich ungehalten, als Dr. Watson erwähnte, die Gewebsproben seien als Kulturen in einen Brutschrank gestellt worden, und früheste Resultate seien erst in vierzehn Tagen zu erwarten. Als ich versuchte, seine Lordschaft in ein Gespräch über die Eigentümlichkeiten des thumkmenischen Volksstamms zu verwickeln, stieß der einen unwirschen Laut aus, dem sowohl Belustigung als auch Abwehr zu entnehmen war. Sie werden doch, nahm er mich anschließend fest ins Auge, nicht zu jenen Zeitgenossen gehören, die alberne Vorstellungen über andere Völker verbreiten, nur weil kranke Gehirne Aberglauben, Vorurteile und handfeste nationale Interessen zu abstrusen Verleumdungen verdichten? Ich denke, England ist ein aufgeklärtes Land, das der Wissenschaft und dem einfachen Hausverstand allemal den Vorzug gibt, wenn es darum geht, Mitmenschen in anderen Erdteilen zu beurteilen.
Aber Sie werden doch zugeben, Sir, dass es ethnische Unterschiede gibt, nicht wahr?
Das Feststellen bestimmter Verschiedenheiten darf aber nicht dazu dienen, primitive Vorurteile zu bedienen. Ich bin zeit meines Lebens viel gereist, Sir, versetzte Lord Hogson, und ich kann Ihnen versichern, dass sich die Thukmenen vom landläufigen englischen Personal in keiner Art und Weise unterscheiden. Es handelt sich um einen ehemals primitiven Volksstamm, der sich schon vor Generationen nahtlos in das kulturelle Umfeld eingefügt hat und bis auf den Mangel der menschlichen Sprache in jeder Hinsicht unserem Volk gleichzusetzen ist.
Und wie steht es nun mit der Anbetung von Hunden? fragte ich.
Ach, damit? Lassen Sie mich doch in Ruhe mit diesen Weibergeschichten! rief seine Lordschaft aus und kippte seinen Sherry. Nachlässig fasste er mit der Hand nach einem Teller, in dem rohe Leber zu Scheiben aufgeschnitten war. Wir erhoben uns und entschuldigten, denn die Audienz war offenbar beendet. Da richtete sich Lord Hogsons kühle Augen auf Dr. Watson und er bemerkte: Ich kann nicht sagen, Sir, dass Sie besonders guten Umgang pflegen. Ich hoffe, die medizinische Wissenschaft ist Ihnen noch vertraut und Herzensangelegenheit genug, um den Auftrag, den ich Ihnen erteilte, auszuführen. Anderenfalls sähe ich mich gezwungen, die ärztliche Aufsichtsbehörde bezüglich Ihrer Umtriebe zu informieren, Doktor.
Das ist nicht nötig, Eure Lordschaft, versicherte ihm Watson stammelnd. Scientias maleficiorum, etc.
Na denn. Ich verlasse mich darauf. Guten Tag, meine Herren.
Mir war es, als hätte ich draußen im Regen ein Geräusch vernommen, und tatsächlich, kaum war ich aufgesprungen und in den Hof hinabgestürzt, als dass ich schon wenig später die triefendnasse Türkin, gefolgt von ihrem Hund, in den Raum führen konnte. Fast wie ein Kind ließ sie sich willenlos ins Bad bringen, ausziehen und mit Handtüchern abrubbeln, eine Aufgabe, die ich beflissen ausführte, als sei ich der Coach eines Preisboxers. Unterdessen kochte der Tee und ein Süppchen, das wir Gülüy Löffel um Löffel einflößten, worauf sie sehr rasch wieder zu ihren Lebensgeistern zurückfand. Auch der Hund wurde gebadet und saß dann notdürftig abgetrocknet neben der jungen Frau am Feuer, gleich ihr gefüttert und in einen Bademantel eingeschlagen, aber mit dem Unterschied, dass seinen Kopf kein Turban, sondern zwei gespitzt Ohren krönten. Dann begann Gülüy, Bericht zu erstatten, gewissenhaft und detailliert, wie mir scheint. All das blieb mir freilich unverständlich, da ich ebenso wie Dr. Watson des türkischen Idioms nicht mächtig bin. Dass sie relativ bald nach einer Zigarette fragte und alsbald mit uns Sherry trank, erzeugte dann eine vormorgendliche konspirative Stimmung wie in einem Traum, in dem man sich wohlfühlt, auch wenn man nicht alles versteht. Ich war zufrieden, da ich spürte, dass sie mit ihren Ermittlungen sehr weit gekommen war, und vertröstete mich aber dann, als Gülüy mit ihrem Bericht geendet hatte, auf den morgigen Tag mit dem Hinweis auf das Anbrechen des Morgengrauens. Sie lachte und verstand, was ich meinte. Morgen auch gute Tag! rief sie dann, und sie hatte Recht. Wir schliefen, und als wir erwachten, war es Nachmittag geworden. Die Sonne schien, heftiger Wind aber kündigten neuen Sturm an. Es war dann für uns doch beide etwas überraschend, dass Gülüy einfach mit dem Zug abreiste. Der Hund aber, der zurückbleiben musste, lief am Bahndamm solange laut bellend mit, bis er am anderen Ende vom Perron stürzte.
Von der Leere nach diesem Abschied beschlossen wir, einen Spaziergang zu machen. Um mein Schweigen zu brechen, bemerkte Dr. Watson: Dieser Fall gehört zum mysteriösesten, dem wir jemals begegnet sind.
Ich seufzte, und antwortete: Da drüben am Teich, es gibt da recht klares Wasser. Möchten Sie sich vielleicht dort kurz hinbegeben und in das Wasser schauen, Watson?
Er war sichlich erstaunt und verwirrt. Nein, Holmes, gab er zur Antwort.
Machen Sie es doch einfach.
Was?
Gehen Sie ans Wasser und suchen Sie Ihr Spiegelbild darin.
Er tat, wie geheißen. Ich hatte keinen diskreteren Weg gefunden, ihm von seinem merkwürdigen Verhalten Mitteilung zu machen. Die Veränderung hatte schon am vergangenen Abend stattgefunden, während Gülüy uns berichtet hatte. Zuerst hatte ich Watson für betrunken gehalten. Dann aber war mir klar geworden, was in ihm vorging. Jeder Mensch würde nachfühlen können, welches Entsetzen und welche Abscheu dabei hervorgerufen werden, wenn man ein derartiges Widerbild seines Gesichtes im Wasser findet wie es dem armen Watson passierte. Seine Nase war gewachsen und sein Gesicht beinahe vollständig von kurzen, schwarzen Haaren bedeckt! Ein Laut entrang sich ihm, der fast ein Winseln zu nennen war, und ich merkte, während er sich mit den Händen am Ufer des Teiches aufstützte, dass es ihm geradezu unnatürlich erscheinen musste, sich wieder auf seine Hinterpfoten zu erheben Schon schien ihm die Existenz auf vier Beinen mit einem Mal weitaus mehr zu behagen. Er drohte, zum Hunde zu werden!
Als sich Dr. Watson schließlich doch hochgerappelt hatte, fiel er mutlos wieder auf den Boden zurück, stützte das Gesicht in seine Hände deren Stummelfinger an den überaus behaarten Händen ihn sichtlich erschreckten, wobei er allerdings die Berührung der weichen Fingerbeeren zwischen den Krallen als eher angenehm empfand und heulte. Ich legte ihm meine Hand auf die Schulter. Während ich mich neben ihn niederließ, tröstete ich ihn, indem ich Worte wie Gemach, gemach! oder Das wird wieder, Watson, das wird aussprach, Wörter eben, die man benutzt, um Tiere zu beruhigen. Ich blickte ihm in die Augen und schien dabei in den unbeschreiblichsten schwarzen Abgrund zu stürzen, der sich denken lässt.
Ja, Watson, es geschieht auch Ihnen, sagte ich, aber die Rettung ist nah. Wie Sie schon richtig vermutet haben, fand Gülüy im Schlosse Anzeichen einer erschreckenden Verhundung. Der Schlossherr, dessen Transformation zum Köter wir gestern morgen beobachten durften, hielt gestern um Mitternacht im Ballsaal des Schlosses, ganz oben, wo man die vielen erleuchteten Fenster sehen konnte, eine merkwürdige Sitzung ab, an der nach Beobachtung Gülüys an die hundert schwarze Hunde teilnahmen. Manche davon saßen auf Polstersitzen, da sie noch Männerleiber hatten, darunter Lord Hogson. Andere saßen auf dem Boden und klopften mit ihren Ruten ihre Zustimmung. Es war eine Staatsgründung, der Gülüy aus nächster Nähe in die Tanzbühne war ein Souffleurkasten eingelassen, durch den sie aus nächster Nähe die Hauptredner beobachten konnte beiwohnte. Es wurde nur hündisch gesprochen, aber man konnte in großen Zügen den Sinn der Worte nachvollziehen, unter anderem, weil Schautafeln während des Vortrages benutzt wurden, auf denen man in gutem alten Englisch die Hauptpunkte festgehalten hatte. Kurz und gut: Thukmenien ist ein Weltreich, vorerst auf dem Papier, bald aber werden geeignete Maßnahmen getroffen werden, seine Gesetze auf unsere Menschenstaaten anzuwenden, indem Exekutionshunde in die Kammern unsere politischen Lenker geschickt werden, um sie auszuschalten. Es ist ein erschreckender Gedanke, aber besonders Menschen, die in der Gesellschaft etwas darstellen, besitzen Hunde, und im Prinzip sind alle Hunde Thukmenen. So behauptet es zumindest Thuk Al A Mein, ihr großer Führer. Es ist eine völkische Bewegung, in die im Laufe der Zeit alles, Hunde, Wölfe, bis zum kleinsten Schoßhund, aufgenommen werden sollen. Sobald die domestizierten Viecher ihre Loyalität zum Menschen ablegen, wird dieses Weltreich denkbar, dessen Prinzipien Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit unter allen Hunden sind. Unter den Menschen sollen als erster Schritt alle Hundebesitzervereine umgedreht werden, indem alle vorgeblichen menschlichen Hundebesitzer und Vereinsmitglieder für die Sache gewonnen werden mit Wahlsprüchen wie dem, dass die Menschheit ihre Zeit auf dem Planeten hatte, gescheitert ist, und nun gute, ehrliche Hunde an der Rettung der Erde arbeiten sollen auch im Interesse der Menschheit. Zugleich werden Exekutionskommandos klarstellen, dass die neu zu gründende Partei der Hundebesitzer die nächsten Wahlen gewinnt, indem die Losung ausgegeben wird, alle politischen Parteien hätten in einer Nacht-und-Nebel-Aktion beschlossen, ihre Hunde zu ermorden. Der Aufschrei der Empörung garantiert den Wahlsieg, der im Zweifelsfall dann auch durch Hundeaufmärsche und gezielte Sabotageaktionen erzwungen werden kann.
Watson unterbrach mich durch ein ängstliches, gedrängtes Winseln, eine Bitte, ihn aus seiner misslichen Lage zu befreien.
Es ist gut, Watson, sagte ich, indem ich ihm über das Fell strich, eigentlich gefallen Sie mir ganz gut so. Aber ich kann verstehen, dass Ihnen die Rolle, meines Schosshündchens, doch etwas zu limitiert ist, nicht wahr?
Ein weiteres, lauteres Winseln war darauf die Antwort, und als er sich mit eingezogenem Schwanz in ein Gebüsch verziehen wollte wer sollte schließlich den Anblick eines Hundes, der Kleider trug, ertragen? versetzte ich ihm einen scharfen Stich in die Gesäßbacke. Er drehte seinen Kopf herum, um nach meiner Hand zu schnappen, die eine Spritze hielt, deren Inhalt ich in seine Blutbahnen pumpte, während ich ihm gut zusprach. Er schien mir zu diesem Zeitpunkt schon so verhundet, dass er Anstalten machte, mich zu beißen, bevor er die Besinnung verlor
Es mochte einige Tage gedauert haben, bis Dr. Watson wieder bei vollem Verstand war. Die Lösung des Rätsels lag letztendlich, wie ich ihm versicherte, in seinem ersten Besuch im Schloss, noch vor der Obduktion der Dienerin. Ein Thukmene servierte uns dabei ein Getränk, dass er für Tee genommen, das aber offenbar ein gefährliches Gift beinhaltet hatte. Auch mir hatte man Tee gereicht, aber wie ich das immer tue ich hasse Tee! - ich hatte nur zum Schein an der Tasse genippt. Warum man beschloss, uns zu vergiften, ist nicht ganz klar. Ich meine, Lord Hogson hatte den Vorfall der Bisswunde an seiner Brust verheimlichen wollen und uns dabei jenes Gift serviert, mit dem die Thukmenen seit Jahrhunderten in geistiger und seelischer Gefangenschaft gehalten werden. Tatsächlich handelt es sich eher um einen undisziplinierten, freiheitsliebenden Volksstamm, der in den Bergen seiner Heimat eine drogenhaltige Pflanze fand, die von nun an zur Unterdrückung von Untergebenen eingesetzt wird. Es ist ein toxisches Alkaloid, das Halluzinationen hervorruft, die einem das Gefühl eingeben, ein Hund zu sein oder Hunden gehorchen zu müssen. So scheint dort in Thukmenien jene geheimnisvolle Religion entstanden zu sein, die unsere kolonialen Machthaber auszunützen verstanden. Im Prinzip habe ich Gülüy alles zu verdanken, die während ihres Aufenthaltes im Schloss über einen der Thukmenen, der im Banne des Hundes stand, auf den sie sich gesetzt hatte, in das Zimmer des Butlers, Thuk Al A Mein, geführt wurde. Dieser hatte unseren Tee vergiftet, im selben Schrank aber stand auch das Gegengift, das ich dann in die Spritze aufzog.
Eine Woche später suchten wir Lord Hogson in Begleitung von Inspektor Maddox und einigen seiner Männer auf. Er wurde zur Rede gestellt, und während die Männer von Scotland Yard das Schloss durchsuchten, entdeckten sie allerlei Raubgut aus anderen Adelshäusern. Es handelte sich dabei um als gestohlen gemeldete Güter aus Haushalten, die eines gemeinsam hatte: Es befanden sich Thukmenen unter ihren Dienstboten, die insgeheim von Thuk Al A Mein, ihrem Führer, befehligt wurden. Es hatte sich tatsächlich so etwas wie Thukmenien herausgebildet, ein Räuber- und Rauschgiftring unter der obersten Führung Lord Hogsons. Die Aufdeckung dieses Ringes gehört zu den Aufklärungserfolgen, die ich mir persönlich zuschreiben kann.
05. Jun. 2008 - Berndt Rieger
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