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Der Totengräber
von Rena Larf

Diese Kurzgeschichte ist Teil der Kolumne:

RENA LARF
A. Bionda
35 Beiträge / 7 Kurzgeschichten / 1 Artikel vorhanden
Gaby Hylla Gaby Hylla
© http://www.3d-grafik-welt.de/
Cúthalion war ein wirklich erbärmlicher Totengräber.
Er wankte im Nebel des Mondes in einem lächerlichen frackartigen Gewand und mit seinem steifen, dreckigen Hut auf dem Kopf über den Friedhof von Sîrfalas. Ständig war er stark angetrunken und zollte den Toten nicht den geringsten Respekt. Auch nicht deren bestürzten Angehörigen, die wie schwarze Krähen am Rande der Gräber standen und um ihre Fassung rangen.
Anstatt den Leichen ihren Frieden zu lassen, sprang Cúthalion oft am Abend noch in die Grube hinterher, bevor er sie zuschüttete, und stahl die Grabbeigaben, nicht selten Gold und Geschmeide. Diese hineinzugeben war seit Anbeginn der Zeit in dem Land hinter den Nebeln üblich, damit es den Toten in der Unterwelt an nichts mangeln würde.
Cúthalion raffte alles gierig zusammen und steckte es in seine Taschen, um es später im Pfandhaus von Sîrfalas zu versetzen und anschließend Whiskey und Zigaretten davon zu kaufen.
Da der Beruf des Totengräbers nicht hoch angesehen war und auch als unehrlich galt, war es Cúthalion egal, was die Bewohner von Sîrfalas über ihn dachten. Der ein oder andere von ihnen würde früher oder später sowieso in seine Hände fallen, wenn er bei der Beisetzung in die Grube fuhr.
Also sah Cúthalion jetzt schon alles, was sie besaßen als sein zukünftiges Eigentum an und verprasste Tag für Tag und Nacht für Nacht Unmengen von Geld in den Wirtshäusern entlang der Küste.

Szenentrenner


Eines Tages jedoch erschien dem charakterlosen Cúthalion eine mysteriöse alte Frau.
Ihr schlohweißes Haar hing ihr wirr ins Gesicht und ihre blutleeren, verwelkten Lippen sangen ihm zur Warnung ein Lied.

„Verdorrte Gebeine
als Zeichen der Zeit
Gevatter Tod ist dann
nicht weit.

Totenruhe Allotria
Die Tiefe ist dir nah
Blut für Blut
Schlag für Schlag.“


Doch Cúthalion verscheuchte die alte Frau und verfiel in ein schauerliches Gelächter.
Er jagte sie mit Schimpf und Schande vom Friedhof und kippte sich keuchend seinen letzten Schluck Whiskey in den Schlund.
Es musste bald wieder einer sterben, damit er das Grab räubern und für Nachschub sorgen konnte.

Szenentrenner


Cúthalion kümmerte sich nicht weiter um den Vorfall. Allerdings verfolgte ihn fortan das merkwürdige Lied, das die Alte gesungen hatte – bis in seine schwarzen Träume.
Tage darauf bei einer Beerdigung schien der seltsame Gesang sogar aus dem Sarg zu kommen.
Aber Cúthalion schüttelte ungläubig den Kopf und kratzte sich an seinem langen Hals.
Als die Trauergemeinde den Friedhof von Sîrfalas verlassen hatte, wollte sich Cúthalion am Abend in gewohnter Manier über die Grabbeigaben hermachen.
Hinter einem dünnen, geisterhaften Nebel war der Mond verheißungsvoll aufgegangen.
Da erklang wieder diese seltsame Melodie.
Als Cúthalion den Sarg öffnete, ….lag die Alte darin.
Plötzlich öffnete sie die Augen – und der niederträchtige Totengräber erschrak sich zu Tode, und fiel kopfüber in den Sarg.
Und drinnen summte es:

„Totenruhe Allotria
Die Tiefe ist dir nah
Blut für Blut
Schlag für Schlag.“

Daraufhin schloss sich der Deckel der Holzkiste und der ehrlose Cúthalion wurde selbst zugeschüttet wie von Geisterhand.
Die schwere Erde fiel dumpf auf das Holz seines Sarges.
Cúthalion konnte den Deckel nicht selbst öffnen, denn man hatte diesen mit geweihtem Wasser getränkt, was zur Folge hatte, dass es immer jemanden geben musste, der ihn wieder von außen öffnete.
Aber wer… wer sollte ihn befreien?
Als ihm klar wurde, dass er das Opfer eines tödlichen, endlosen Schreckens war, versuchte er sich vor einem langsamen, qualvollen Ersticken zu retten.
Aber Cúthalions blutiges, zorniges, verzweifeltes Kratzen am Sargdeckel wurde von der schweren Erde verschlungen…

13. Sep. 2008 - Rena Larf

Bereits veröffentlicht in:

Im Buch: Grusel & Horror, Geschichten Anthologie,Verlag CAM 2008

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