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Der erste Kuss
von Kerstin Dirks

Diese Kurzgeschichte ist Teil der Kolumne:

SIEBEN VERLAG
A. Bionda
4 Beiträge / 26 Kurzgeschichten vorhanden
SKY SKY
© http://www.literra.info

Prologstory zur Serie „Lykandras Krieger“ im Sieben Verlag



Endlich war Stille eingekehrt. Wohltuende Stille. Die Feinde der Königin waren in die Flucht geschlagen oder elendig verreckt. Wie eine Schar jaulender Hunde hatten seine Mannen sie vor sich hergetrieben, um einen nach dem anderen niederzustrecken. Dieses elende verräterische Pack. Nichts verdienten sie mehr als einen qualvollen Tod durch den kühlen Stahl seines Schwertes. Für diese Bastarde hatte er kein Mitleid übrig. Ihre Schreie um Gnade, ihr kümmerliches Winseln um ein noch viel kümmerlicheres Leben ließen ihn kalt.
Wichtig war nur eines. Die Burg stand noch immer unter dem Banner Pyrs, der wahren Königin des Reiches. Daran würden auch diese Aufsässigen nichts ändern, die es vorzogen der falschen Herrscherin zu folgen. Sie würden schon sehen, was sie davon hatten, wenn sie Lykandra Loyalität schworen.
Erschöpft schleppte sich Vasterian die steinerne Treppe hinauf, um seiner Herrin Nachricht zu erbringen. Schweiß und Blut befleckten das lederne Oberteil und er stank so bestialisch, dass er sich unter normalen Umständen nicht in diesem Zustand unter ihre Augen gewagt hätte. Aber der Sieg war noch lange nicht der ihre und es bestand trotz ihres glorreichen Kampfes die Gefahr, dass die wenigen, die entkommen waren, mit Verstärkung zurückkehrten. Kräftig klopfte er an die hölzerne Tür, doch erst als er ein "Trete ein" vernahm, öffnete er sie. Knarrend schob sich das schwere Eichentor zur Seite. Er betrat den kalten Raum, der nur vom Licht einer einzelnen Fackel erhellt wurde. Pyr lag in ihrem Bett. Ein helles Gewand umschmiegte ihre zarte Gestalt, dunkle Locken umrahmten die feinen Züge.
Sie war wunderschön.
Vasterian hatte sie immer geliebt. Seit dem Tag, an dem der längst verstorbene König Ancoras ihn beauftragt hatte, sie mit seinem Leben zu schützen.
Er atmete tief durch und kniete neben ihrem Bett nieder. Ihre auffällige Blässe beunruhigte ihn. Sie sah erschöpft aus.
"Meine Königin, es ist uns gelungen, die Angreifer zurückzuschlagen."
Sacht hob sie den Kopf. Ihr Blick wirkte fern. Fast so, als wäre sie mit den Gedanken woanders. "Lieber treuer Vasterian, ich danke dir, dass du zu mir gekommen bist, als hättest du gespürt, dass mein Herz dich sehen will."
Sie schob die Bettdecke zurück und entblößte ihre schlanken Beine.
"Majestät, es steht mir nicht zu Euch so zu sehen", sagte er hastig und senkte den Blick. Ein glockenhelles Lachen erklang. "Ich weiß, was du für mich empfindest und das schon seit langer Zeit."
Er hatte es geahnt. Wie hätte er seine tiefen Gefühle für sie auch jemals ernsthaft verbergen können? Es war nicht möglich. Seine Blicke verrieten sein Begehren. Doch es war eines, das niemals gestillt würde. Sie war eine Königin und er nur ein Untertan.
"Komm zu mir", hauchte sie, flüsterte, verführte.
Vasterian kniff die Augen zusammen und versuchte dem Drängen seiner Lenden zu widerstehen. "Ich sollte besser gehen", sagte er, doch seine Stimme klang nicht fest. Sie zitterte.
Etwas berührte sein Kinn, hob es an, so dass er gezwungen war den Blick zu heben. "Widersprichst du deiner Königin?", neckte sie ihn und fuhr sich mit der Zunge über ihre Lippen.
Ihr Verhalten war ganz und gar absonderlich. Wo war ihre Kühle? Ihre Distanziertheit? Irritiert, verwirrt, aber auch auf seltsame Weise in ihren Bann gezogen näherten sich seine Lippen den ihren und ehe Vasterian überhaupt begriff, was geschah, verschmolzen ihre Münder ineinander. Ihre Hände griffen nach seinen Haaren. Kraftvoll zerrte sie seinen Oberkörper hinauf, bis er schließlich gänzlich in ihrem Bett lag. Vasterian hatte keine Zeit sich darüber zu wundern, woher sie die Kraft nahm, einen schweren Kerl wie ihn einfach zu greifen, wie man eine Puppe griff. Seine Hände lagen plötzlich auf ihren kleinen zarten Brüsten. Was sich bis eben noch falsch angefühlt hatte, erschien ihm nun völlig natürlich. Es war richtig so.
Sacht massierte er sie, lauschte ihrem erregten Stöhnen. Ihre Hände blieben nicht untätig, sie schoben seine wallenden Haare zurück, kraulten seinen Nacken, spielten an seiner Kehle. Ihre sanften Fingerspitzen lösten ein angenehmes Prickeln in ihm aus. Pyr hob sich ihm entgegen, während er ihre Schenkel spreizte und sich gleichzeitig seines ledernen Schurzes entledigte. Ihre Lippen flossen fordernd, heiß und doch so weich über seinen Adamsapfel, saugten verspielt an ihm, raubten ihm den Atem, während er, der nicht mehr Herr seiner Sinne war, in ihr versank. Ein leises Zischen drang aus ihrer Kehle. Dann saugten sich ihre Lippen ein weiteres Mal fest an seinen Hals. An dieser Stelle spürte er seinen heftig hämmernden Puls. Sein Herz raste. Vor Aufregung, Erregung. Vor Lust.
Und dann geschah es. Ein Zwicken. Ein sanfter Biss. Pyrs Zähne gruben sich in seinen Hals. Im ersten Moment wollte er sie fortstoßen, aber noch ehe er die Hände auch nur gehoben hatte, breitete sich Ekstase in ihm aus. Es war wie ein sinnlicher Rausch. Blut floss. Sein Blut. Aus seinem Hals zwischen ihren weichen Lippen hindurch direkt in ihren Mund. Auch das fühlte sich richtig an. Er wollte es ihr schenken. Alles, was ihm gehörte, sollte ihres sein. Und wenn sie es begehrte, auch sein Leben.
Es brauchte einen Moment, ehe ihm gewahr wurde, dass sie tatsächlich darauf aus war. Sie würde ihn leer trinken, bis auf den letzten Blutstropfen aussaugen. Aber wieso störte es ihn nicht? Er kannte keine Antwort darauf. Und die Frage war schnell vergessen. Er sank nieder, sie legte sich auf ihn. Saugend, schluckend. Die Kräfte verließen ihn. Bald spürte er weder seine Arme noch Beine. Sein Herz bäumte sich wie ein wildes Pferd auf, das zum Endspurt ansetzte, das dann aber vor Erschöpfung zusammenbrach. Jetzt lagen Sekunden zwischen den einzelnen Schlägen. Und diese Schläge waren sehr schwach geworden.
Pyr ließ von ihm ab. In dem Moment, in dem ihre Lippen seinen Hals verließen, verließ ihn auch der magische Bann, der ihn gefangen gehalten hatte und es durchströmte ihn Angst. Angst vor dem Sterben. Was war geschehen? Was hatte ihm die Sinne derart vernebelt? Und was war aus seiner Königin geworden?
"Fürchte dich nicht, mein Liebster", flüsterte sie und strich ihm mit kalten Fingern über die Wange. "Ich lasse nicht zu, dass du von mir gehst. Ich schenke dir den unsterblichen Kuss, der uns auf ewig aneinander binden wird."
Sie öffnete den Mund und zwei Eckzähne lugten wie die Reißzähne eines Löwen heraus. Der Anblick hätte ihn erschrecken, ihn entsetzen müssen, doch selbst dafür war er mittlerweile zu geschwächt.
Kraftvoll zerrissen diese Reißzähne ihre Unterlippe, so dass sich Blut über sie ergoss und ihr weißes Kinn befeuchtete. Was nun geschah war noch verstörender als das, was er zuvor erlebt hatte. Plötzlich spürte er in sich eine ungeahnte, fremde Kraft, die so groß war, dass er alles um sich herum vergaß. Er vergaß wer er war und vor allem, dass sie seine Herrin war. Wie ein ausgehungertes Tier machte er sich über die Blutquelle her. Gierig presste er seine Lippen auf ihren Mund. Trank von ihr. Nährte sich. Und wie durch ein Wunder stärkte ihn ihr Blut, erweckte ihn zu neuem Leben. Aber das genügte ihm nicht. Seine Lippen glitten tiefer, über ihren Hals und seine Zähne bissen zu.
Pyr lachte heiser. "So ist es recht. Trinke, mein Liebster. Trinke und spüre meine Kraft in dir. Während du Lykandras Schergen jagtest, habe ich einen mächtigen Pakt geschlossen, mit dessen Hilfe wir den Sieg über meine Schwester erringen werden. Wir haben noch viel vor uns, schöner Vasterian. Mein Blut wird all meine Untertanen stärken."

26. Okt. 2009 - Kerstin Dirks

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