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Queer as vampires
von Linda Koeberl

Diese Kurzgeschichte ist Teil der Kolumne:

SIEBEN VERLAG
A. Bionda
4 Beiträge / 26 Kurzgeschichten vorhanden
Andrä Martyna Andrä Martyna
© http://www.andrae-martyna.de/
Die untergehende Sonne färbte den Himmel blutrot. Ein zarter Wind strich durch die Bäume und bauschte die Vorhänge des Hotelzimmers. Dorian stand auf dem Balkon und genoss die Düfte der lauen Sommernacht. All seine Sinne waren darauf konzentriert, seine Umgebung gleichermaßen zu sehen, zu hören, zu riechen – ja, sie zu fühlen. Wie ein Tier, das seine Beute witterte, genoss er die Erregung, die ihn durchströmte, während die Menschen – nicht ahnend, in welcher Gefahr sie schwebten – unter ihm vorbeiliefen. Aber woher hätten sie auch wissen sollen, dass Dorian zum Geschlecht der Valusia gehörte und was es damit auf sich hatte?! Vielleicht wäre eine leise Ahnungin ihnen aufgeflackert, wenn sie seine außergewöhnliche Erscheinung näher betrachtet hätten. Die blasse Haut, die an manchen Stellen fast durchsichtig wirkte und die auffallend hellen Augen, die einem das Gefühl gaben, er könne durch sie in jede Seele blicken. Oder aber die spitzeren Eckzähne, die an ein Raubtier erinnerten. Trotz all dieser klaren Merkmale hätten sie ihre Bedenken jedoch als Unsinn verworfen und Dorian weiterhin als das gesehen, was er ihnen vorgaukelte zu sein: Der erfolgreiche PR-Manager, der eine einzigartige Wirkung auf Frauen, aber auch auf Männer ausübte. Keiner dieser Ahnungslosen hätte vermutet, dass er die Menschen manipulierte, bis sie vor Verlangen nach ihm glühten und dass sein Charisma als Lockmittel diente.
Es geht doch nichts über einen erlesenen Jahrgang Menschenblutes, welches – nach Möglichkeit freiwillig – kredenzt wird, dachte Dorian und leckte sich genüsslich die Lippen. Doch mindestens genauso stark wie der Durst nach Blut, war der Wunsch nach einem Gefährten. Auch jetzt verspürte er diese Sehnsucht, die ihm mit eindringlicher Stimme zuflüsterte: Es ist Zeit für den Kuss des Blutes!

Szenentrenner


Das Nachtleben von Toronto war schrill und pulsierend – zumindest in der Gegend, in der die Clubs lagen. Als Dorian die erstbeste Bar betrat, folgten ihm viele Blicke. Die einen interessiert, die anderen lüstern, aber alle voll unverhohlener Anerkennung. Dorian schmunzelte, er wusste, was sie in ihm sahen. Ein Blick aus seinen Augen, die Art, wie er sich bewegte, geschmeidig wie ein Raubtier, oder auch das dunkle Timbre seiner Stimme lösten in Männern wie Frauen gleichermaßen eine gewisse Sehnsucht aus.
Das war Teil seiner Jagdstrategie.
Mit einem lasziven Lächeln lehnte er sich an die Theke und beobachtete aus halb geschlossenen Augenlidern die Tänzerinnen – als er plötzlich einen unvergleichlichen Duft wahrnahm. Suchend hob er seinen Kopf. All seine Sinne konzentrierten sich auf den Ursprung des Wohlgeruchs – bis er schließlich fand, was er begehrte. Ihr hüftlanges rotes Haar fiel wie ein Wasserfall über ihren Rücken und umspielte auf verführerische Weise ihren Körper, der in einem silbernen Hauch von Nichts steckte. Jung und sexy, aber auch unnahbar, verkörperte sie genau den Typ Frau, der Dorians Hunger weckte. Sollte ich mein Ziel so schnell erreicht haben?, durchfuhr es ihn verwundert.
„Lauren, Schätzchen, zeig uns mehr von dir!“
„Ja Lauren, wir wollen deine Titten sehen!“
Dorian stieß einen knurrenden Laut aus, aber Lauren schienen die derben Zurufe der Männer nicht zu stören. Aufreizend bewegte sie sich auf ihn zu, sah ihm dabei tief in die Augen und zerzauste mit ihren Fingerspitzen sein braunes Haar. Als sie ihre Hand zurückziehen wollte, nahm er sie in seine und hielt sie fest. Wie gebannt starrte er auf ihr Handgelenk und meinte, dass Blut in ihren Adern rauschen zu hören. Es schwoll an – es rief nach ihm! Dem Willen ihres Lebenssaftes folgend, legten sich seine Lippen auf ihre weiße Haut. Als sich seine Fangzähne in ihr Fleisch bohrten, zuckte sie flüchtig vor ihm zurück, entzog ihm die Quelle jedoch nicht – zu süß schien der Schmerz zu sein, der sie an ihn fesselte. Zwei … drei Schlucke, dann ließ er von ihr ab, hauchte aber einen letzten heilenden Kuss auf ihre Wunde, die sich augenblicklich schloss. Sichtlich aufgewühlt blickte Lauren ihn an … und lächelte.
Sie ist wie geschaffen, eine Vampirin zu sein, durchfuhr es Dorian. Dennoch musste er sich eingestehen, dass ihr Blut nicht so süß schmeckte, wie er es sich versprochen hatte. Ein schaler Geschmack blieb zurück … und eine Leere, die er sich nicht erklären konnte.
Ein zarter Hauch von Morgenrot zeigte sich bereits über der Stadt, als Lauren die Bar verließ. Dorian folgte ihr mit einigem Abstand – unschlüssig und abwartend. Bereits nach wenigen Metern bog sie in eine belebte Straße ein. Jeder, der sich in der Szene auskannte, wusste, dass hier die Clubs der Homosexuellen lagen. Interessiert blickte sich Dorian um – als ihm der Name Liberty über einem eher unscheinbaren Eingang auffiel. Hin und her gerissen zwischen dem Ansinnen, Lauren zu folgen und dem Reiz, den die Bar auf ihn ausübte, blieb er zögernd stehen. Er konnte sich nicht erklären, was ihn nahezu magisch anzog – gleichzeitig vermochte er sich aber nicht dagegen zu wehren. Nur entfernt nahm er wahr, wie Lauren in der Menge verschwand, während er neugierig das Liberty betrat. Augenblicklich wurde er von heißer Musik umfangen, die ihn unaufhaltsam in das Zentrum zu locken schien. Umgeben von halbnackten Männern, ließ sich Dorian vom Geruch der Lust benebeln, der aus jeder versteckten Nische zu ihm drang. Nie hatte er einen süßeren Duft atmen dürfen. Fasziniert beobachtete er, wie sie sich küssten und mit ihren Zungen erforschten, wie sie sich streichelten und liebten. Ihr Stöhnen erregte ihn. Berauscht schloss er die Augen und ein Seufzen entschlüpfte seinen Lippen. Plötzlich fühlte sich Dorian beobachtet. Suchend ließ er seinen Blick wandern, fieberhaft ergründend, wessen Interesse er geweckt hatte. Dann sah er ihn! Blass und zierlich bildete der Junge einen perfekten Kontrast zu den gebräunten und athletisch gebauten Männern, die ihn umgaben. Seine Gesichtszüge wirkten feminin und das blonde, gelockte Haar ließ ihn beinahe unschuldig aussehen. Gleichzeitig hatte er aber einen Ausdruck in den Augen, der Dorian an einen Rebellen erinnerte und sein Lächeln ließ vermuten, dass er genau um seine Ausstrahlung wusste. Als hätte er seine Gedanken gelesen und wohl um ihn gezielt herauszufordern, legte der Junge noch mehr Erotik in seine Bewegungen. Dorian war wie paralysiert, aber in seinen Lenden schien sich ein nie gekanntes Feuer auszubreiten. Das Bild der rothaarigen Lauren verblasste zusehends und er musste sich eingestehen: Niemals hatte er sich so sehr zu einem Menschen hingezogen gefühlt. Dass es sich dabei um einen Mann handelte, empfand er nicht unbedingt als schockierend. Wenn er ehrlich war, reizte es ihn sogar diesen Körper, der seinem so ähnlich war, zu berühren. Wie würde es sein, ihn mit seinen Händen zu streicheln? Wie würde es sich anfühlen, wenn er mit der Zunge in seinen Mund eindrang? Was würde er empfinden, wenn er ihn schließlich nahm? Die Gefühle, die Dorian bei diesen Gedanken erfuhr, ließen keinen Zweifel: Nicht nur sein Blutdurst, sondern auch seine Männlichkeit war erwacht. Er musste ihn einfach haben! Bemüht gleichgültig beugte er sich zu einer Gruppe von Gästen, die sich scheinbar über den Jungen unterhielten.
„Wie heißt er?“
„Das ist Jason. Lust auf einen jungfräulichen Arsch, hm?!“
Die Typen zwinkerten ihm anzüglich zu, doch Dorian war irritiert.
„Jungfräulich im Liberty? Wie kommt’s?“
„Er ist ein Freund, der heute sein Coming Out feiert“, klärten sie ihn auf, während sie ihn eingehend musterten. „Und wenn wir uns nicht komplett täuschen, bist du genau sein Typ, Süßer.“
Es klang wie eine Aufforderung, der Dorian nur zu gerne nachkommen wollte. So muss es sich anfühlen, wenn sie sich nach mir verzehren, dachte er erstaunt.
Wollte ihm dieses intensive Gefühl verdeutlichen, dass er seinen Gefährten gefunden hatte?! Zielstrebig betrat er die Tanzfläche und bahnte sich seinen Weg. Langsam begann er sich zur Musik zu bewegen und als er Jason erreicht hatte, passte dieser sich sofort seinem Rhythmus an. Erst berührten sich ihre Körper scheinbar zufällig, doch bald geschah es absichtlich und als Jason die Arme um Dorians Nacken legte, presste er seine Lenden verlangend an ihn. Jason schloss die Augen und schien sich seinen Gefühlen hinzugeben, während Dorian mit kühlen Fingern seine Haut streichelte. Dann beugte er sich über ihn und küsste seine weichen Lippen. Drängend verschaffte sich seine Zunge Einlass, um die Feuchte seines Mundes zu erkunden. Die Leidenschaft drohte ihn zu überwältigen, und er konnte sich kaum noch zügeln. Es war Zeit! Mit der Zungenspitze zeichnete er eine heiße Spur über Jasons Hals, bis er das verräterische Pochen des Blutes verspürte. Dann legte er die kalten Lippen an die Kehle des jungen Mannes … Dorian hatte seine Wahl getroffen.

25. Nov. 2009 - Linda Koeberl

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