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Der Heizer
von Dave T. Morgan

Crossvalley Smith Crossvalley Smith
© http://www.crossvalley-design.de
Krrrrscht-chhhh!
Das Geräusch einer Stahlschaufel, die in einen Berg Braunkohle fuhr. Luft holen, Luft anhalten, drehen und ins Feuer damit. Hitze schlug ihm entgegen, nahm ihm den Atem. Zurückdrehen, ausatmen, einatmen, nächste Schaufel.
Krrrrscht-chhhh und der Ruf der Flammen hinter seinem Rücken. Kommt ihr Schweißperlen, tanzt mit uns! Hitze und Feuer – zwei durstige Freunde, die ihm den letzten Rest der Feuchtigkeit aus der Haut tranken.
„Mensch, Keith, wie bist du nur in diese Lage geraten?“, fluchte er. „War denn die Spielerei nicht genug? Seit Tranby-Croft weiß doch jeder wie man beim Baccara betrügen kann. Aber du? Du musst es ja besser wissen und den ganzen Handelskontor verspielen. Wenn das nur alles wäre!“
Wütend packte er seine Schaufel und rammte sie wieder in die Kohlen. Krrrrscht-chhhh! Eine Schaufel, Krrrrscht-chhhh eine zweite, drei … neun und zehn! Mit dem Eisenblatt die Tür des Schottenkessels zudrücken und zum Fass mit dem brackigen Wasser wanken.
„Scheiß Baccara!“ Den Kopf hinein, wieder heraus und tief einatmen.
„Ahhhh!“ So warm es war, so sehr verschaffte es doch Erleichterung. Mit beiden Händen schöpfte er sich das Wasser über die breite Brust und den Nacken. Unglaublich wohltuend!
Aber nicht so unglaublich wie der Rausch des Opiums, rief eine kleine hässliche Stimme in seinem Gehirn. Keith presste die Zähne aufeinander.
„Schweig endlich! Bist du immer noch nicht verschwunden? Hast du noch nicht genug? Schweiß, Tränen und Blut! Was habe ich nicht alles gegeben um dich zu vertreiben? Bist du denn niemals satt, du Teufel?“
Keith hieb die Faust gegen das Fass. Schmerz war oft das Einzige, das half die Stimme zum Schweigen zu bringen. Doch diesmal nicht.
Denkst du noch manchmal an Leila? Fühlst du noch wie ihr im Rausch von Lust zu Lust geflogen seid? Wie unglaublich süß die Freuden mit ihr waren? Wie weich ihre Lippen über deine Haut geglitten sind? Wie grausam süß ihre kleine Zunge an deiner Brust …?
„Sie hat mich den Kontor gekostet!“, schrie Keith sein Zerrbild im Fass an. „Sie und das Opium haben mich in die Gosse gezogen und dort gehalten, bis mir nichts mehr blieb! Nichts, als mein ach so guter Name! Keine Freunde, keine Bürgen, nichts mehr!“
Aber ihre …!
„Verschwinde!“, brüllte Keith und schmetterte nun auch seine Rechte gegen das Fass. Ein scharfer Schmerz, etwas knackte. Es war ihm egal, ob es Holz oder Knochen waren. Hauptsache das Blut floss. Kohlen schaufeln, Kohlenstaub atmen und das seit Bombay!
Seinen vom Opium ausgemergelten Körper zu verkaufen, war das Einzige, das ihm geblieben war. Mit all der Wut über sich selbst packte er die Schaufel, hob sie an und …und …
Zitternd schwebte sie einen Moment neben dem Fass. Doch dann rammte er sie mit Wucht in die Kohlen: Krrrrscht-chhhh! Krrrrscht-chhhh! Krrrrscht-chhhh! So erschöpfend das Schippen auch war, so wenig linderte es seinen Zorn. Im Gegenteil, je mehr Kohlen er in den unersättlichen Stahlrachen warf, desto unerträglicher wurde es in dem engen Kesselraum. Feuer und Kohlenstaub – eine unheilige Allianz, die ihn nach Luft ringen ließ. Längst schon hatte der Kapitän das Zeichen für weniger Dampf gegeben. Keith ignorierte es. Er wusste, wenn er nicht aufhörte, würde der Maat nach unten kommen und der hatte schon kurz nach Bombay den Rausch aus ihm herausgeprügelt.
Rrrring! Erneut schnarrte der Zeiger auf „Halbe Kraft“. Keith schippte weiter. Sollte er doch kommen! Längst war Keith nicht mehr das verzogene Adelssöhnchen aus dem Warenkontor. Längst musste er am Ende seiner Schicht nicht mehr vor Anstrengung kotzen. Rrrring!, drohte der Zeiger ein drittes Mal. Keith starrte den Zeiger an. Halb hob er die Schippe, doch dann ließ er sie wieder sinken. Er war vielleicht auf Streit aus, aber sein Körper erinnerte sich doch noch an die Fäuste des Maats. Die SS Lydia III war schon kurz vor London, also wozu noch?
Zornig packte er trotzdem noch ein paar Extraschaufeln in den Kessel. Nur so. Aus Wut.
„Ach, verfluchte Scheiße noch mal!“ Er knallte die Schaufel auf den Boden, wo sie gegen eine der Kisten stieß und zurückprallte. Die Kisten! Die Kisten mit dem heiligen Tee des Reeders. Der frisch geerntete Tee, der im Laufe der Überfahrt erst trocknen sollte. Die Kisten, die ihm auch noch das letzte bisschen Platz in dieser stinkenden Hölle nahmen! Die Dreckskisten! Es war einfach zu viel: Keith trat mit Wucht gegen eine der Holztruhen, was diese mit einem hohlen Klacke-klack! quittierte. Keith erstarrte.
Klacke-Klack? Tee? Niemals! Keith ging zur obersten Truhe und stemmte Stück für Stück den Deckel auf. Er setzte das Schaufelblatt erst links an, dann in der Mitte, dann rechts. Dann noch mal in der Mitte und Knrrrrrrr da stand sie vor ihm: Das Maul halb geöffnet, mit einer Reihe von spitzen Zähnen. Wie einer dieser Haifische. Ob sie ihn fraß, wenn er hineinlangte? Kurzentschlossen knallte Keith das Schaufelblatt in das Maul, woraufhin der Haifisch erst schiefe Zähne bekam und dann seinen Oberkiefer verlor. Keith trat wieder näher, als sich unverschämterweise der aromatische Duft von Tee in seiner privaten Hölle verbreitete. Schwarz und krümelig stand er bis zum Rand. Klacke-klack und Tee, das passte noch immer nicht zusammen. Langsam schob er die Hand in die warmen Blätter, im Hinterkopf noch immer das Bild des plötzlich zuschnappenden Haifisches.
Nur wenig unter der Oberfläche stießen seine Finger an etwas Hartes, Eingewickeltes. Keith langte daran vorbei und fühlte immer tiefer in die aromatischen Blätter. Aber der Duft, der von ihnen aufstieg, hatte noch eine andere Note. Etwas nach dem sein Blut sofort zu gieren begann. Keith brauchte keine davon zu öffnen, um zu wissen, was sie enthielten, das kochende Blut in seinen Adern schrie nur zu deutlich danach. Die Kiste des Reeders war voll mit Opium!
Keith verstand sofort, was hier gespielt wurde: Zwar war die Verwendung von Opium als Schmerzstiller im Laudanum durchaus legal, aber die langsame Trocknung des Mohnsaftes, um das ungleich potentere Rauchopium herzustellen war strengstens verboten! Ja, mit Opium kannte er sich aus. Keith lachte hysterisch auf und seine Hände begannen zu zittern.
„Hier quäle ich mir Tag für Tag den Dreck aus dem Blut, während irgendein Arschloch mich und die Kesselräume zum Zubereiten und Schmuggeln benützt!“
Keith schnappte erneut nach Luft, als sein Blick über die Menge der Kisten glitt und er etwas anderes verstand.
„Oh Mann, wenn die alle gefüllt sind, liegen hier ungefähr … ein unerhörter Reichtum herum! Das könnte all‘ meine Probleme lösen.“ Genau in diesem Moment hörte Keith hinter sich ein Geräusch. Verdammt, der Maat! Einen Moment lang erstarrte Keith. Nein, das werde ich mir nicht wegnehmen lassen. Niemals! Und wenn ich ihn umbringen muss, durchfuhr es ihn. Er riss die Hände aus dem Tee, packte die Schaufel, wirbelte herum und holte aus.
Aber das Bild, das sich ihm bot passte so gar nicht zu seinen Erwartungen. Er starrte in das erschrockene Gesicht einer Dienerin mit Leilas Gesichtszügen. Sie trug einen schludrig geschlossenen Mantel und darunter lugte ein nur halb verschlossenes Mieder hervor. Ein Busen war zu sehen und reckte ihm keck eine aufgerichtete Brustwarze entgegen: Geschmuggeltes Opium, Mordlust und eine halbnackte Dienerin. Und all der Zorn in ihm! Keith Gefühle rasten wie ein Sturmwind durch sein Blut und er wusste nicht, was seine zitternden Arme als Nächstes tun würden. Opium und all das Geld! Leila und der Rausch der Lust. Die Hitze. Das Feuer! Schweiß trat auf Keiths Stirn, rann ihm in kleinen Rinnsalen über Brust und Rücken. Der Kampf gegen die Sucht! Keith hob die Schaufel und trat nach vorne.

Szenentrenner


Lady Athlet zerdrückte genüsslich eine Erdbeere zwischen ihren Lippen. Ein keckes „Oh!“ entkam ihr, als der Saft der überreifen Frucht rote Furchen in ihr Gesichtspuder grub. Sie lag auf dem Diwan ihrer Privaträume, gekleidet in indische Seide, die mehr andeuten als verhüllten sollte. Sie spielte mit einer Locke, zog sie langsam über ihre Brüste, versuchte ein Gefühl zu erzeugen, das …verdammt, einfach irgendein Gefühl! Doch es rührte und regte sich nichts, es passierte einfach nichts. Ihr Blick glitt zu ihrer rasierten Scham, wartete auf, nein, erwartete, forderte sogar, die Feuchte der Lust und wieder passierte … nichts.
„Was ist nur los mit dir, Lydia?“, rief sie enttäuscht. „Hast du es einfach übertrieben? Deinen Körper abgegriffen, deine Lust verbraucht? Ist deine Scham dem sandigen Grund einer verwehten Oase gleich?“ Beleidigt fast, starrte sie auf ihre Brustwarzen, die beiden Vorhöfe ihrer nächtlichen Freuden, die ihr früher doch so oft selbige bereitet hatten.
Aber nun ...
„Wie soll es auch bei einem solch ehrbaren Exemplar von Ehemann?! Eine Stellung, Sir George Athlet, eine Stellung und das seit drei langen Ehejahren. Ich bin zu jung um schon zu verdorren!“
Zornig schleuderte sie die Obstschale gegen die Wand. Ein schrilles Splittern, der Ruf nach den Dienern. Scherben und dazwischen rote Striemen. Wie Blut. Reglos stand Lydia vor dem Bild, das an der Wand zerrann. Rote Tupfen von den Erdbeeren, dazwischen eine aufgeplatzte Frucht, eine überreife Aprikose, offengelegt bis zum Kern. Einen Moment lang zumindest offen und bereit, im nächsten herabgefallen, vergangen. Nur ihr Abdruck zeichnete sich an der Wand ab, wie der Nachklang eines unerfüllten Verlangens. Ein Kribbeln schlich sich durch ihren Bauch und überrascht blickte sie an sich herab, sah wie sich ihre Brustwarzen zusammenzogen. Das erregte sie? Zerplatztes Obst? Sie lachte schrill und gleichzeitig wurde ihr klar, dass es aber das Bild war, dass sich ihr aufdrängte: Die Kombination aus Lust, Blut und Zerstörung. Über sich selbst erschrocken, vergaß sie Luft zu holen. Nein. Nein, nein, nein! Das wollte sie nicht, hatte sie nie gewollt. Würde sie nie wollen! Sie wollte nichts Abartiges. Lust, pure reine Lust. Das war es, was sie wollte, wonach es ihr verlangte, und was sich ihr stets entzog.
„Verdammte Ehe!“, murmelte sie noch einmal.
„Ähem!“, machte es hinter ihr und sie drehte sich um. Nigel, ihr Diener stand in der Eingangstür. Erschrocken sah Lydia an sich herab, blickte auf ihren offenen Morgenmantel und ihre verhärteten Brustwarzen. Lydia blickte Nigel an, Nigel blickte auf …
Die Aristokratin raffte ihren Morgenmantel zusammen, zischte ein wütendes „Saubermachen, Nigel!“ und verschwand in ihrem Boudoir.

Szenentrenner


Das Frühstück mit Sir George begann – wie immer bei ihrem Mann – mit einer Beschwerde.
„Der Tee ist zu heiß! Wie oft muss man es Nigel noch sagen? Der Tee gehört unter 90° nach der Celsiusskala aufgebrüht! Unter 90°Celsius! Alles andere verdirbt den Geschmack!“
„Wir haben aber nun mal kein genaues Thermometer“, verteidigte Lady Athlet den Diener. „Sie sind einfach zu schwer zu bekommen.“
„Aber das braucht es doch nicht. Wenn er mit dem Chronometer, genau fünf Minuten abpasst, so wird der Tee knapp unter 90° Celsius haben. Genau fünf Minuten. Unter 90° Celsius zieht das Wasser aus den Teeblättern …“
Lydia seufzte tief. Nun ging es schon wieder los. Hätte sie nur den Mund gehalten. Während sich ihr Mann in den Feinheiten der Teeauszüge erging, flüchtete sich Lydia in Mutmaßungen und Tagträume. Wenn ihr Vater nicht so entsetzliches Pech mit den Behörden erlitten hätte, würde sie nicht hier sitzen und sich das Geschwafel dieses Langweilers anhören müssen und …
Eine fragende Pause in dem Monolog ihres Mannes ließ sie ein pflichtbewusstes „Aber ja, liebster George, genau so muss es sein“ einwerfen. Unzählige Vorgänger dieses Monologes hatten Lydia gelehrt, dass ihr Mann – über das alltägliche hinaus – nur rhetorische Fragen an sie stellte. Sie konnte einfach nicht verstehen, warum er sie unbedingt hatte haben wollen. Denn auch die körperlichen Freuden beschränkten sich ihrerseits auf ein pflichtbewusstes Hinlegen und Stillhalten am Sonntagabend vor dem Einschlafen. Fünf Minuten, nicht mehr und nicht weniger! Nur die 90° Senkrechte wurden nie erreicht. Lydia lächelte freudlos. Was ein Fehler war.
„Was finden Sie an den Kohlenkosten so amüsant, meine Liebe? Sind sie nicht unerhört in die Höhe geschnellt? Verderben sie uns denn nicht die Handelsmargen für den Tee?“
„Doch, doch, Sir George, das ist gewiss so. Ich habe mich nur gefragt, ob diese förmliche Anrede wirklich notwendig ist. Schließlich sind wir …“
„Und was hat das mit den Kohlepreisen zu tun? Nichts, oder?“
„Nein, aber … “
„Und Sie wissen doch, dass eine perfekte Etikette im Angesicht der Dienerschaft vonnöten ist. Nicht wahr?“ Er wartete die Antwort gar nicht ab, sondern nahm seinen Monolog wieder auf. „Was aber nun die Kohlepreise betrifft: Die SS LY III wird heute Abend erwartet und wie ich aus der Depesche vorab erfuhr, sind die Kosten ihrer Überfahrt von Bombay …“
Lydias Herz schlug schneller. Die Lydia III? Heute Abend? Warum hast du das nicht gleich gesagt, alter Trottel? Wenn alles gut gegangen ist, bringt sie mir den Schlüssel zur Freiheit! Drei Jahre Planung, Vorbereitung und äußerst umsichtigen Agierens, werden sich heute Abend auszahlen. Was hatte sie nicht alles riskiert um diese Möglichkeit zu schaffen? Die Kontakte zu den dunklen Brüdern im Hafen, zwei endlos langweilige Reisen mit Sir George nach Indien. Teeplantagen, Teeernte, Teequalitäten, Teetrocknung, tausende von quälenden Details über Tee. Wo doch das Einzige was sie daran interessierte etwas gänzlich Anderes war: Nämlich, dass er in Indien wuchs, wo sich auch andere Pflanzen anbauen und exportieren ließen, wenn man nur wusste wie. Seit dem sie auf das Geheimnis ihres Vaters gestoßen war, wie er wirklich sein Geld verdient hatte und die Ursache seines Missverständnisses mit den Behörden. Es hatte drei lange Jahre gedauert, bis alles wieder aktiviert und aufgebaut war. Drei Jahre und heute war es endlich so weit!
Lydia stand abrupt auf.
„Aber Lady …?“
„Ich fühle mich nicht gut. Vielleicht liegt es ja am Tee. Er ist wirklich etwas fad … äh heiß. Ich werde mich zur Ruhe begeben.“ Sprachs' und war aus dem Zimmer entschwunden, bevor Sir George Zeit gehabt hatte sich zu erheben.
Die Lydia III. Heute Abend. Hah!

Szenentrenner


Einer der üblichen Herrenabende ihres Mannes im Club und ein vorgeschützter später Termin verschaffte Lady Lydia die Freiheit das Notwendige zu tun. Mit der Kutsche vorfahren, hineingehen und zu Agathe „Das Übliche, aber schnell!“ rufen war nur die Sache eines lang geübten Ablaufes. Ungeduldig mit dem Fuß tapsend, wartete sie im Seitenzimmer bis Agathe mit den Kleidern einer höhergestellten Dienerin erschien.
„Lady Athlet? Ist es wieder so weit? War er so unerträglich heute?“, fragte sie, als sie Lydia auskleidete und begann das Mieder aufzuschnüren.“
„Nein, ich meine, ja. Aber das Mieder nicht, ich habe heute keine Zeit.“
„Nun ist es aber schon halb offen ...“
„Lass es einfach wie es ist. Ich habe es eilig. Nur schnell den Mantel darüber und gut schließen, das reicht schon. Heute habe ich andere Geschäfte.“
Agathe zog eine Augenbraue hoch, tat aber wie geheißen. „Andere Geschäfte?“, fragte sie.
„Ja, etwas Neues, Riskantes. Aber wenn es gut geht, werde ich so viel Geld haben, dass ich endlich von hier verschwinden kann.“
„Verschwinden?“
„Es muss sein, Agathe. Ich halte es mit ihm einfach nicht mehr aus. Ich schwöre dir, er langweilt mich zu Tode.“
„Aber … aber wie soll das gehen? Dein Mann wird Himmel und Hölle in Bewegung setzen, wenn du einfach so verschwindest. Es ist unmöglich.“
„Nein, ist es nicht! Die neuen Streamer fahren nun regelmäßig nach Westen in die ehemaligen Kolonien. Sir George hat Feinde, die für genug Geld eine stumme Passage verkaufen würden.“
„Um dich anschließend für noch mehr Geld zu verraten … so, das passt jetzt. Solange du den Mantel nicht ablegst, wird keiner sehen, dass du darunter nur dein Mieder trägst. Aber trotzdem: Nimm dir doch kurz die Zeit …“
„Nein, nein! Steht die Droschke hinten bereit?“
„Ja, wie immer. Aber …?“
„Bis später!“ Sprachs' und war durch eine versteckte Tür verschwunden.
Sie folgte einem langen düsteren Gang bis an das Ende, schob eine unscheinbare Eisentür auf und trat auf eine schlecht beleuchtete Straße in die nächtliche Stadt.
„Wo ist nur der berühmte Nebel Londons, wenn man ihn einmal braucht?“ Lydia stieg in die Kutsche. „Zum Hafen und suche den Anlegeplatz des Streamers Lydia III”, rief sie dem Kutscher zu, während die Droschke schon durch die schlecht gepflasterte Gasse holperte.

Szenentrenner


Vorsichtig schlich sich Lady Athlet die Treppe herab. Das Geräusch, das sie gehört hatte stammte von einem Mann, der sich mit nacktem Oberkörper über eine geöffnete Teekiste beugte. Daneben stand eine Kohlenschaufel, mit der er sie offensichtlich aufgestemmt hatte. Mit den Armen grub er tief im Tee und Lady Athlet konnte das Muskelspiel seiner Arme verfolgen, als er etwas griff und herauszog. Sie wusste nur zu gut was er da in seinen Händen hielt. Obwohl es ihr Ruin sein konnte, ließ sie den Blick weiter über seinen glänzenden Rücken streichen. Kleine glitzernde Perlen liefen von seinem Nacken über die fein ziselierten Muskelpartien die Wirbelsäule hinab. Von dort zogen sie eine schmale Bahn bis zu den beiden Grübchen seines wohlgeformten Hinterns, wo sie am Rand seiner Leinenhosen verschwanden. Lydia spürte ein Kribbeln an ihrer Scham, das sie weiter still verharren ließ. Aber ihr Atem ging schneller, zeugte von der aufkommenden Hitze in ihrem Blut. Der Mann, offensichtlich ein Heizer, beugte sich weiter herab und griff noch einmal tief in den Tee. Dabei spannten sich seine Hinterbacken und ließen erkennen, dass nur das Leinen sie von seinen festen Rundungen trennte. Sie konnte nicht anders, als zwei vorsichtige Schritte nach vorne tun. Die feuchte Haut ihrer Lippen rieb in qualvoller Weise aneinander. Ein leises Keuchen entrang sich ihr. Hitze kroch von ihrer Spalte in den Bauch. Sie tat noch einen lustvollen Schritt.
In diesem Moment wirbelte der Mann herum und trat mit erhobener Schaufel auf sie zu. Erschrocken holte Lady Lydia Luft. Erst zögerte sie, doch dann legte sie den Kopf ein wenig schief und sagte: „Aber, aber, wer wird denn wegen so einem bisschen Opium gleich den Kopf verlieren?“ Mit einem langen Blick setzte sie hinzu: „Besonders dann, wenn er auf einem solchen Körper sitzt?“
Sichtlich verwirrt sah der Heizer sie an. Mit klopfendem Herzen trat sie näher und zog ihm einen fein manikürten Fingernagel über die Brust. „Weißt du mein Prachtstück, all das Zeug muss man auch verkaufen können. Ohne dabei im Tower zu landen.“ Ihr Finger glitt herab über seinen Bauch, weitere Finger kamen dazu und kreisten neckend um seinen Bauchnabel. Lady Lydia sah wie seine Augen größer wurden und sich seine Muskeln spannten. Es war ein Tanz auf dem Drahtseil, doch das Pulsieren des Blutes unter ihren Händen ließ sie fortfahren. Sie beugte sich nach vorne und ließ ihre entblößte Brustwarze über seinen Arm gleiten. Während der Heizer scharf die Luft einsog, sagte ihr ein Ziehen zwischen ihren Beinen, dass sie mehr von ihm spüren wollte. Während ihr Verstand verzweifelte Warnungen schrie, begann ihre Lust sie jede Vorsicht vergessen zu lassen. Sie schob ihre Hand um seine vom Feuer erhitzten Hüften und ertastete den Rand seiner Hosen. Wie von selbst glitten ihre Finger hinein. Rund und hart spannten sich seine Backen unter ihren Händen. Gierig zog sie ihre Nägel darüber. Langsam Lydia!, halte dich zurück, mache es ihm nicht zu leicht! Sie überbrückte die verbleibende Distanz und schob ihr Becken an ihn heran. Die Härte, die sie dort spürte ließ sie beide aufkeuchen. Endlich reagierte er, ließ die Schaufel fallen und griff nach oben. Seine rauen Finger zerrten ungeduldig an den Schnüren ihres Mieders. Dann plötzlich drückten seine Hände ihre Brüste zusammen um am Ende endlich ihre Brustwarzen zu erkunden. Lady Lydia presste den Kopf an seinen Hals und grub die Zähne hinein.
Doch der Heizer schob sie von sich, griff sie an den Hüften und ehe sie sich versah, fühlte sie sich über eine der Kisten gebeugt. Seine Hände rissen ungeduldig ihren Unterrock entzwei und die feine Wäsche darunter fort. Es dauerte nur einen kurzen Moment, bis sie seinen harten Schwengel erst an und dann in sich fühlte. Berauschend dehnte er ihren Schoß und als seine Hüften begannen sie hart und rhythmisch nach vorne zu schieben, verlor sie sich im Rausch ihrer angestauten Leidenschaft.
Später, nach mehreren Stunden der Lust, und einigen Gesprächen, sagte der Heizer im Gehen: „Zerbrich dir nicht deinen hübschen Kopf über deine Ehe. Für deinen Mann habe ich schon eine endgültige Lösung.“
Erschrocken sah ihm Lady Lydia nach.

Szenentrenner


Elf Monate später schlenderte
Lady Lydia in ihrem Seidenmantel zum Frühstückstisch und legte dem Mann die Hand auf die nackte Brust.
„Na, mein Lieber? Wie lange bist du denn schon auf?“
„Hm, eine ganze Weile“, sagte er, in die Morgenzeitung vertieft. „Hast du denn gut geschlafen?“
„Nach dieser Nacht? Ich habe geschlafen wie ein Baby. Nur das Laufen fällt mir etwas schwer.“ Neckend lächelte Lady Lydia ihn von oben her an, nahm sich eine Erdbeere vom Obstteller und betrachtete sie kritisch. „Steht denn etwas über den Prozess in der Zeitung?“
„Das lese ich gerade. Es scheint als würde Opiumschmuggel in London noch härter bestraft, als in Bombay. Hm, lass mich mal sehen … Perfider Fall von Dreistigkeit … Höchststrafe… ah hier ist es: Es wird allgemein erwartet, dass Sir George wegen seiner Uneinsichtigkeit zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe in einem der britischen Straflager verurteil werden wird. Nun, das ist aber wirklich tragisch für den guten Sir George! Und alles nur wegen der Anzeige eines pflichtbewussten Heizers auf der Lydia III. Hm!“ Nachdenklich sah Keith Lady Lydia an. „So, und nun wirst du ein weiteres Mal deine Schuld abtragen müssen!“ Die Angesprochene seufzte lustvoll.

15. Apr. 2013 - Dave T. Morgan

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