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Planet der Riesenfrösche
von Linda Budinger

Mario Moritz Mario Moritz
© http://sf-welten.de/
»Na, Mike, was machst du jetzt? Planst du gerade eine meteorologische Station mit deinen neuen Freunden?«
Der Raumfahrer seufzte und blickte der feixenden Ingenieurin hinterher, die sich gerade über ihn lustig gemacht hatte. So ging das schon die ganze Zeit, seit er bei einer Erkundung auf dem abgelegenen Planeten Zyrun den Erstkontakt hergestellt hatte.
Unruhig rutschte er auf dem harten Sitz umher. Es war nicht sehr bequem hier, auf der Raumfähre. Trotz all der Lästerei der Kollegen, die Bewohner auf Zyrun hatten ihn mit besseren Möbelstücken versorgt. Tatsächlich hatte er sich sehr wohl gefühlt, auch wenn das Äußere der Kreaturen auf den ersten Blick befremdete. Tja, es war schon zu komisch, dass ausgerechnet er den ersten Kontakt zu einer anderen Rasse herstellte, das erste Mal in der Geschichte der raumfahrenden Menschheit. Und das nur, weil sein Schiff in einem Asteroidenfeld beschädigt worden war und der defekte Antrieb ihn weit ab vom üblichen Kurs zur Landung gezwungen hatte.
Tja, früher, da hatte er auch noch an sie geglaubt, an die grünen Männchen vom Mars, mit Antennen auf dem Kopf. Oder grünblütige Obsidianer und dergleichen. So lächerlich das alles nun schien, es war immer noch tröstlicher, als der einsame, unnahbare und kalte Weltraum, der sie tatsächlich nach ihrem Aufbruch zu den Sternen erwartet hatte.
Immerhin ergaben sich für mutige Leute neue Perspektiven. Die Rohstoffe wurden immer knapper auf der guten alten Erde, da konnte man mit etwas Glück geeignete Ersatzmaterialien auf Monden, großen Kometen oder Planetoiden entdecken. So hatte auch er angefangen, als Prospektor. Und irgendwie war er bei dem Geschäft hängen geblieben, auch wenn er längst nur noch rare Luxusgüter zwischen den einzelnen Außenposten hin- und herschipperte.
Doch dann war er ziemlich abseits der gewohnten Routen auf Zyrun gestrandet, und nach einigen Stunden hatten sich ihm tatsächlich einige Bewohner genähert. Vorsichtig waren sie herbeigehüpft, die grünen Gestalten, gigantischen Fröschen nicht unähnlich. Erstaunlicherweise vermochten sie sogar mit ihm zu kommunizieren. Zu seiner großen Freude hatten sie ihm ein Domizil angeboten, bis sein Schiff repariert war, und es gab sogar Nahrungsmittel, die er verwerten konnte. Und sie hatten ihn eingeladen, wiederzukommen, doch nur ihn allein, damit er ihnen etwas über die Menschen und ihre Kultur erzählen konnte.
So war Mike gerade wieder zu ihnen unterwegs. Sorgsam instruiert von militärischen Beratern, offiziellen Stellen und allen anderen, die sich irgendwie befugt fühlten, ihm gute Ratschläge zu erteilen. Seine Kollegen hingegen nahmen ihn nicht ernst. Aber mochten sie nur spötteln, er hatte sich gut gefühlt unter diesen riesigen Fröschen, die eine gewisse Behäbigkeit verbreiteten und ihm das Gefühl des Wohlbefindens vermittelten. Und so konnte er den nächsten Tag kaum abwarten, wenn man ihn mit offiziellen Botschaften und Kommuniqués ausgestattet auf Zyrun absetzen würde.

Als sich das Schott öffnete und er den Boden des Planeten betrat, da traute er seinen Augen kaum. Ein Empfangskomitee war angetreten – doch was erblickte er dort? Humanoide Frauen, blonde und dunkelhaarige Schönheiten, in pastellfarbenen, wehenden Gewändern und manche gar mit einem Krönchen im Haar.
»Wer seid ihr? Wo sind die …«
»Die Riesenfrösche meinst du?« Eine der Frauen lachte mit glockenheller Stimme. »Du kannst uns ja ›Prinzessinnen‹ nennen.«
»Aber, aber ich verstehe nicht!«, stammelte Mike, als sich links und rechts je eine der jungen Frauen bei ihm unterhakte.
»Wir werden es dir erklären, Freund Mike.«
Während sie über die Planetenoberfläche lustwandelten, die sich immer mehr wie eine irdische Parklandschaft erstreckte, erklärten seine Begleiterinnen: »Schon seit langer Zeit haben wir Welten und Kulturen entstehen und vergehen sehen. Bereits einige Male haben wir Kontakt mit ihnen gepflegt, doch schon lange nicht mehr. Euch Menschen bemerkten wir bisher nicht. Du musst wissen, das ist nicht unsere wahre Gestalt.«
Verlegen drehte sie den goldfarbigen Ball in ihrer Hand und warf ihn spielerisch hoch. »Also, unsere Körper kann das menschliche Auge nicht erfassen. Wir leben in einer anderen Dimension. Aber wir können uns durch unsere Gedanken verständigen, auch mit dir. Und so sind wir in der Lage, dir ein Bild über unser Äußeres zu schicken, das du verstehen kannst. Wir haben es uns zur Sitte gemacht, einen Neuankömmling immer mit dem Bild zu begrüßen, das er sich bereits von außerirdischem Leben gemacht hat. Dann ist sein Schreck nicht so groß, sein Kulturschock, wie ihr es nennt. In deinem Gehirn nun gab es kein richtiges Abbild, nur einige Attribute. Aber immer wieder lasen wir darin etwas wie ›graue Männchen‹, ›grüne Haut‹, ›feuchte Oberfläche‹, doch wir konnten das nicht zusammenfügen. Also suchten wir nach der Gestalt aus deinen Erinnerungen, welche eine solche Färbung aufweist. Und schließlich wählten wir die äußere Form, in der du uns zuerst kennengelernt hast. Aber bald schon mussten wir erkennen, dass es nicht das Richtige war. Daher haben wir deine Abwesenheit genutzt, um unser Äußeres deinen Vorstellungen anzugleichen. Denn neben dem Bild des Frosches war gleich das einer Prinzessin gespeichert, und bei genauem Nachforschen fanden wir heraus, dass du diese Form ungleich attraktiver finden würdest. Nun noch einmal, lieber Mike, willkommen auf dem Planeten der Prinzessinnen!«
Und allmählich erhob sich zwischen den Bäumen des Parks ein Schloss mit weißen Mauern und bunten Fahnen.
Nein, langweilig wird es hier gewiss nicht werden, dachte Mike und beschloss dann, so schnell wie möglich mit dem ersten Kulturaustausch zu beginnen.
»Wir sollten eine Wetterstation bauen, genau hier neben dem Schloss …«

09. Dez. 2013 - Linda Budinger

Bereits veröffentlicht in:

DER PERFEKTE FRIEDE
A. Bionda (Hrsg.)
Anthologie - Dark Fiction / Social Fiction / Fantasy Fiction - p.machinery - Jun. 2011

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