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Der Zug der Toten
von Rainer Innreiter

Andrä Martyna Andrä Martyna
© http://www.andrae-martyna.de/
Erst viel später, in den Tagen des Jüngsten Gerichts, erkannten die Menschen, dass sie die Toten gesät und ihre Rache geerntet hatten. Der vergiftete Leib des wundverkrusteten Raumschiffs, das mitsamt seinen Passagieren blind durchs Weltall schlingerte, hatte seine dünne Haut mit glühenden Klingen aufgeschnitten und den Ballast der Vergangenheit ausgespieen.

***



Von alledem wusste und ahnte Viktor nichts, als er über die Wiese rannte, unter den kalten Augen der Sterne am Firmament. Seine Beine brannten von dem Wahnsinn der auf ihn eröffneten Treibjagd, sein Hemd klebte feucht und erstickend am Torso und seine Gedanken waren reduziert auf die elementarste Maxime der Evolution: Überleben.
Überleben, während eine Bestie dem Geruch seines Blutes und seiner Angst folgte.
Wie die untere, verfaulte Zahnreihe eines gewaltigen Kiefers ragten die Bäume vor Viktor auf. Vielleicht, wenn er auf einen der Bäume kletterte und das Monstrum ihm nicht folgen könnte…
Das Monstrum. Spielte es mit ihm wie eine Katze, die der Maus vorgaukelte, sie könnte ihr entkommen, nur, um ihr mit einem Prankenhieb das Gegenteil zu beweisen? Nur noch wenige Meter trennten Viktor von dem Wald. Er gestattete sich keinen flüchtigen Blick zurück über die Schulter um zu sehen, ob es bereits nahe genug war, ihn zu überrumpeln. Wahrscheinlich würde er beim Anblick der Bestie jeglicher Kraft beraubt werden. Seine Beine würden einknicken, er würde zu Boden klatschen und einen schrecklichen Tod sterben.
Ein Baum stand in Reichweite, als wäre er jahrelang nur zu dem Zwecke gewachsen, ihm eines Tages Schutz zu bieten. Der Geruch frischen Harzes lag in der schwülen Mittsommer-Nacht. Sein Leben hing davon ab, ob die Äste stark genug waren, ihn zu tragen. Viktor stemmte seine siebzig Kilo gegen die Gravitation und bekam mit den Händen einen dicken Ast zu fassen, der zwar bedrohlich ächzte, aber hielt. Mit der Geschmeidigkeit einer im Alltag unmöglichen Artistik, zog er seinen Körper hoch und ergriff den nächsten Ast, um das Kunststück zu wiederholen. Er kletterte mehrere Meter, bis er völlig außer Atem war. Dann hielt er inne und schnaufte ein paar Mal durch.
War das Monster ihm gefolgt? Er versuchte durch die Nase zu atmen, um das laute Keuchen zu vermeiden. Seine nackten Oberarme umklammerten die tröstende Borke der Eiche. Vorsichtig spähte er nach allen Seiten unter seinen Füßen. Selbst in der Dunkelheit konnte das dämonische Augenpaar nicht zu übersehen sein.
Nichts. Hatte es vielleicht seine Verfolgung längst aufgegeben, ohne dass er es gemerkt hatte?
„Beruhige dich“, flüsterte er, und der Klang seiner eigenen Stimme schien ihn tatsächlich zu beruhigen. Langsam flachte sein Atem ab und auch sein Herz schien ihm nicht mehr in der Brust explodieren zu wollen. Mit dem Erwachen der Ratio keimten Zweifel an der Realität seines unheimlichen Jägers auf. Hatte er tatsächlich dieses Monster gesehen? Oder hatte ihm sein übermüdeter Verstand einen kecken Streich gespielt? Ausgeschlossen! Er träumte nicht, er halluzinierte nicht, er war nicht betrunken oder stand unter Drogen.
Das riesige Ungetüm, dessen Augen glutrot die Nacht erleuchtet hatten, existierte zweifelsohne. Es war Realität, genau so wie die Rinde des Baumes, die warme Nacht, die von keiner kühlen Brise gemildert wurde. Und wie sein Handy, das, einem von Menschenhand gebauten Schutzengel gleich, in der Hosentasche stecken musste. Zitternd tastete er danach und stieß einen Stoßseufzer der Dankbarkeit aus, dass es ihm beim Laufen nicht hinausgefallen war.
Er schaltete es ein. Das Display blinzelte mit einem Piepston auf. Gut, es funktionierte also. Aber wen sollte er anrufen? Die Polizei? Seine Frau?
Aus der Ferne erklang ein dumpfes Brummen, gefolgt von Licht, das sich durch die Nacht bohrte. Ein Sattelschlepper bahnte sich seinen Weg über die Straße, die von hier oben aus zum Greifen nahe schien, wenn er ein Auge schloss und seine Hand ausstreckte. Der riesige Metall-Koloss erschütterte seine Version von der Realität des Monsters. In einer Welt, wo man sein Handy hielt und Autos die Straße entlang brausten, war kein denkbarer Platz für dämonische Geschöpfe. Erneut stellte er sich die Frage, wen er anrufen sollte.
„Hallo Schatz. Kannst du mich bitte abholen? Ich sitze auf einem Baum und traue mich nicht runter, weil irgendwo da unten eine Bestie auf mich lauern könnte.“
Viktor lächelte bei dem Gedanken daran, wie er seine Frau anrufen und diese Sätze sagen würde.
Tatsächlich hatte er nicht viele Alternativen: Er konnte hier oben übernachten und sich dann im Tageslicht davonschleichen. Oh ja, im Tageslicht, wo es keine bösen Alptraum-Gestalten gab. Konnte er das wirklich? Er war müde und ausgelaugt, und wenn er einschlief, würde er mit Sicherheit vom Ast fallen, oder? Er war schließlich kein Affe, der in den Baumkronen schlief, um vor Feinden sicher zu sein, sondern EDV-Techniker, der wegen seiner Flugangst den Wagen für die weite Strecke nach Hause genommen hatte. Eine knappe Stunde, nur eine beschissene Stunde und er wäre zu Hause gewesen. Doch irgendetwas hatte den Vorderreifen aufgeschlitzt, sodass er den Wagen an den Straßenrand hatte lenken müssen. Und während er das Pannendreieck aus dem Kofferraum genommen hatte um es aufzustellen, war etwas Surreales in sein Leben getreten, auf vier gewaltigen Beinen, die in langen Klauen endeten, deren Klacken auf dem Asphalt wie Messer geklungen hatten.
Als der Baum erzitterte, hätte Viktor beinahe den Halt verloren. Irgendwie hatte er den Ast über sich ergriffen und somit seinen Sturz vermieden. Seine linke Hand umklammerte das Handy krampfhaft. Er schluckte hart und wurde sich gewahr, welches Riesenglück er gehabt hatte, weder das Handy fallen gelassen zu haben, noch wie eine seit 30 Jahren reife Frucht auf den lehmigen Moosboden zu klatschen.
Wieder erbebte der Baumstamm, und diesmal schrie Viktor hell auf. Er wartete einige Sekunden lang ab, ehe er einen Blick nach unten riskierte. Eine Woge aus Fleisch, Muskeln, Sehnen und Knochen umkreiste den Baum wie ein Hai, der geduldig auf das Erschöpfen seiner weidwunden Beute wartete.
Viktor schnappte nach Luft. Nun war kein Irrtum mehr möglich. Schon gar nicht, als das Wesen seinen Kopf hob, als wollte es ihn mit seinen widerlich glühenden Augen verhöhnen.
„Verschwinde!“, brüllte Viktor. Das hieß, es blieb beim Versuch zu brüllen, denn was seine Stimmbänder durch die trockene Kehle bliesen, war ein jämmerliches, angstvolles Winseln. Schweigend taxierte ihn das Ungetüm eine wie es dem Menschen schien qualvoll lange Zeit. Dann senkte es sein gräuliches Haupt und zog sich beunruhigend rasch und fast geräuschlos in den Wald zurück. Viktor verrenkte sich den Hals bei dem Versuch, ihm zu folgen. Als es hinter dem nächstgelegenen Baum verschwunden war erkannte er, dass er dem Monster ausgeliefert war. Es existierte, es war hinter ihm her und es stand zu befürchten, dass es schlau genug war um instinktiv zu wissen, dass er nicht ewig hier oben ausharren konnte.
Vielleicht ging seine Intelligenz dermaßen weit abzuwarten, bis die Beute einschlief und mit einem kräftigen, überraschenden Stoß seines mächtigen Leibes vom Baum geholt werden konnte.
Für Viktor waren die Würfel gefallen: Er brauchte Hilfe.
Erneut schaltete er das Handy an und dankte allen Göttern der Technik für ihre Geschenke an die Menschheit. In der Aufregung tippte er eine Ziffer falsch, brach ab und wählte, diesmal korrekt, die Notrufnummer der Polizei. Nach dem dritten Tuten hob die Gegenstelle ab.
„Polizeinotruf Endlingen, wie kann ich Ihnen helfen?“, meldete sich eine weibliche Stimme.
Niemals zuvor hatte eine Stimme in seinen Ohren himmlischer geklungen. Viktor hätte beinahe zu weinen begonnen, leckte über seine trockenen Lippen und sagte: „Ich brauche Hilfe, bitte! Bitte legen Sie nicht auf.“
„Ich werde nicht auflegen. Sagen Sie mir, was ich für Sie tun kann.“
„Man verfolgt mich. Ich brauche Hilfe. Bitte schicken Sie einen Polizeiwagen“, brabbelte Viktor, unsicher, wie er seine Lage schildern könnte.
„Wer verfolgt Sie?“
Gute Frage. Sehr gute Frage sogar.
„Ich weiß nicht … Scheiße, ich weiß nicht, wie ich das erklären soll! Mein Name ist Viktor Müller. Ich bin hier … Kennen Sie die Bundesstraße 12?“
„Was für eine dämliche Frage“, ging es Viktor durch den Kopf.
„Ja. Hatten Sie einen Unfall?“
„Nein. Ich hatte einen Platten und bin an den Straßenrand gefahren. Und dann… Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll.“
„Sagen Sie´s einfach“, meinte die Stimme am anderen Ende so beruhigend, als würde er sich in einer Psychotherapie-Sitzung befinden.
„Da kam ein riesiges Biest auf mich, nachdem ich ausgestiegen war. Ich weiß, wie blöd sich das anhört, aber Sie müssen mir glauben, bitte!“
„Biest?“
Die Tonlage war bedeutend weniger beruhigend.
„Ja, irgend ein Tier. Ich weiß nicht, was es ist. Es ist schwarz wie die Nacht, trägt, glaube ich, kein Fell, läuft auf vier Pfoten und hat riesige Zähne und Klauen und rote Augen, die tot starren und… Gott, wenn Sie dieses Vieh sehen, verlieren Sie den Verstand.“
Viktor legte eine Atempause ein.
„Können Sie dieses Tier näher beschreiben? Ist es vielleicht ein Bär?“
„Nein. Ich bin zwar kein Wissenschaftler, aber ich bezweifle, dass es ein solches Monster überhaupt geben dürfte.“
Er glaubte fast, das Stirnrunzeln seiner Gesprächspartnerin sehen zu können.
„Bitte, Sie müssen mir glauben! Da ist ein furchtbares Ding, das auf mich lauert.“
„Wo sind Sie jetzt?“
„Auf einem Baum. Etwa sieben Meter über dem Boden. Vor ein paar Minuten hat das Monster versucht, mich vom Baum zu schütteln.“
„Aha. Wissen Sie, dass solche Scherzanrufe strafbar sind?“
„Verdammt, das ist kein Scherz! Ich bin EDV-Techniker, ich bin verheiratet und habe einen Sohn. Glauben Sie, so jemand macht Scherzanrufe?“
„Ja, das glaube ich. Ich will Ihnen mal was sagen: Gerade heute glühen unsere Leitungen, weil jede Menge Leute wie Sie es für unheimlich lustig halten, die Notrufnummern mit ihrem dämlichem Gewäsch zu blockieren. Sie können sich auf eine Anzeige gefasst machen.“
„Nein, hören Sie -“
Aber niemand hörte ihm noch zu.
Er spielte mit dem Gedanken, noch einmal anzurufen, entschied sich dann aber dagegen. Warum sollte man ihm jetzt glauben?
Kühl und logisch schraubte sich ein anderer Gedanke in lichte Geisteshöhen: Er musste Evelyn von seiner Lage überzeugen. Die starke, starke Evelyn würde die Polizei auf Trab bringen. Sie konnte man nicht einfach so abfertigen.
Aus dem Speicher wählte er ihre Handy-Nummer. Er ließ es eine Minute lang läuten, ehe er auflegte. Wahrscheinlich hatte sie das Telefon irgendwo liegen lassen, wo sie es nicht hören konnte. Wen konnte er sonst noch anrufen, der ihm Glauben schenken würde?
Das unverkennbare Geräusch quietschender Reifen riss ihn aus seinen Überlegungen. Verwirrt sah er zur Straße. Zwei Lichtkegel schwebten durch die Luft, von einer Seite auf die andere. Schwach konnte Viktor den Wagen erkennen, der wohl quer zur Fahrbahn liegen geblieben war – die Vorderlichter beleuchteten ein paar Bäume auf der anderen Straßenseite. Ein dunkler Schemen, flüchtig von der Innenbeleuchtung ausgehellt, stieg aus.
„He!“, schrie Viktor und winkte mit dem Arm. „Gehen Sie zurück ins Auto! Hauen Sie ab! He!“
Es war ihm unmöglich zu sehen, ob der Fahrer ihn überhaupt wahrgenommen hatte. Er würde es auch nie erfahren, denn wenige Momente später vernahm Viktor Schmerzensschreie. Irgendetwas Riesiges verschmolz mit der schwachen Silhouette des Fahrers.
„Oh Gott“, flüsterte Viktor. „Das darf doch nicht wahr sein.“
Die Schreie des anderen Menschen steigerten sich zu einem Brüllen, das von einer Sekunde auf die Nächste verstummte.
Viktor wandte seinen Blick ab und starrte auf den Baumstamm. Dieser Baum war sein einziger Beschützer, sein Freund, sein Trost. Er wollte seine Stirn gegen die Rinde lehnen, aber sein rechter Arm, der immer noch den Ast über ihm umklammerte, war zu kurz dafür. Überhaupt begannen die Muskeln des Armes zu protestieren. Viktor warf einen Blick nach unten. Nichts rührte sich. Der Baumstamm fühlte sich wunderbar an, als er ihn mit dem Arm umklammerte. Auch seine Muskeln schienen für den Moment besänftigt.
So unfassbar es angesichts der Situation auch sein mochte: Er war müde. Noch nie in seinem Leben war er derart müde gewesen. Er musste sich entspannen. Wie die Schultern eines starken Freundes, bot sich der Baum ihm dar. Dankbar presste Viktor seine Stirn gegen die Rinde. Weich, sanft, zärtlich. Nur kurz die Augen schließen. Ganz kurz. Eine Minute nur. Das musste doch erlaubt sein.

***




Erschrocken sog er Luft ein, als ihn das Läuten weckte. Er brauchte ein paar Sekunden um zu begreifen, dass er tatsächlich kurz weggenickt war. Und immer noch auf dem Baum saß.
„Ja“, hauchte er schlaftrunken ins Telefon – und war schlagartig hellwach, als er Evelyns Stimme hörte.
„Bitte hilf uns! Sie kommen gleich durch die Tür! Wir können nicht weg!“
„Was –“
Erst schrie seine Frau auf, dann stimmte ihr Sohn in die Wehklagen der Angst ein.
„Wo seid ihr?“
„Im Keller. Zwei Männer haben uns … kamen ins Haus … Fenster.“
Sie schluchzte wie ein kleines, zu Tode erschrockenes Kind, das sie in diesem Moment wohl auch war. „Sie sehen fürchterlich aus, überall Haut und Fleisch und … dieses andere Ding.“
Viktor wusste nicht, was er sagen sollte. Er überschlug kurz seine Optionen: Selbst wenn das Monster im Wald ihn unbehelligt ließ, musste er den Reifen an seinem Wagen wechseln – es sei denn, der Wagen des anderen Unglücklichen war fahrtüchtig – und würde doch fast eine Stunde nach Hause benötigen.
„Die Tür!“, kreischte Evelyn.
Danach vernahm er nur noch die Schreie seiner Frau und seines Sohnes, berstendes Holz, Klirren, Schaben, Gurgeln. Dann endete der Anruf. Er versuchte das Handy zu erreichen, gelangte jedoch nur zur Mailbox und schaltete ab.
Lange Zeit saß er wie betäubt auf seinem Ast und starrte den Baumstamm an. Erst jetzt fiel ihm auf, dass im Wald Totenstille herrschte. Keine Nachtjäger, die sich durchs Gebüsch wuselten; keine Eulen, die unvorsichtige Mäuse schlugen.
Halbherzig wählte er noch einmal die Nummer des Polizeinotrufs. Kühl und antiseptisch erklärte eine Tonbandstimme, dass im Moment alle Leitungen besetzt seien.
Viktor versuchte es bei der Feuerwehr und eine der anderen Tonbandstimme verblüffend ähnlich klingende erklärte ihm, dass alle Leitungen…
Er ließ das Handy fallen, das dumpf auf dem Boden aufschlug. Er benötigte es nicht mehr.
„Jetzt gibt es nur noch dich und mich“, murmelte er und umschlang den Baumstamm.
„Dich und mich. Dich und mich.“
Der Baum, der Sprache nicht mächtig, antwortete nicht. Aber das war auch nicht nötig: Seine bloße Präsenz genügte Viktor bereits. Der Baum würde nicht von ihm weichen, würde ihn beschützen, ihn nicht mit einer dummen Konservenaufnahme abspeisen.

***



Sein kurzer, traumloser Schlaf wurde von einer Explosion unterbrochen. Viktor rieb sich die Augen und starrte zur der Feuersäule, die sich wie ein flammender Finger Gottes aus der Erde in den Himmel bohrte. Er glaubte sogar, eine Sirene heulen zu hören. Das konnte aber auch Täuschung sein. Viktor quittierte dies mit einem Lächeln und schlief wieder ein.

***



Im Morgengrauen schließlich bebte die Erde unter dem Getrampel der Toten, die wiedergekehrt waren, um sich zu holen, was sie verloren hatten. Menschen und Tiere schritten und liefen, krochen und wirbelten einträchtig umher unter dem blutunterlaufenen Himmel, der sich wie eine erstickende Glasglocke über die Welt gelegt hatte.
So weit Viktors Blick reichte, war der Boden von einer schwarzen Masse aus verfaultem, stinkendem Fleisch erfüllt, das im Schoß der Erde keine Ruhe mehr gefunden hatte und ungeduldig dem Erwachen entgegengefiebert hatte, das nun endlich gekommen war.
In der Dämmerung des Lebens auf Erden fand Viktor keine Kraft mehr, sich noch länger an seine nichtige Existenz zu klammern. Ohne zu klagen stürzte er hinab und fiel weich.
Der Zug der Toten überrollte, entleibte und entseelte ihn mit der Barmherzigkeit eines unentrinnbaren Schicksals.

08. Mai. 2006 - Rainer Innreiter

Bereits veröffentlicht in:

Im Web: http://www.horrorfantasy.net

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