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Allmächtiges Licht

ALLMÄCHTIGES LICHT

Buch / Fantasy

Irgendwo auf einem fernen Planeten, in einem Kaiserreich, das neun Völker vereint, hat der Orden der Herren des Lichts die Getreidespeicher und den Handel unter seine Kontrolle gebracht, und das auf einer Welt, die oft von Dürre heimgesucht wird. Kaiser Amestatis V. herrscht zwar noch, energisch und intelligent, ist jedoch ein alter, blinder Mann. Sein Enkel und Nachfolger Hilarion gilt als junger Springinsfeld - Quorden, der Hohepriester des Ordens, glaubt, ihn leicht lenken zu können, wenn Amestatis erst einmal tot ist. Für die Zeit nach diesem Tag X hat er ein gnadenloses Genozid-Programm aufgestellt. Er hat kein Gewissen, er weiß, dass seine Lehre Lug und Trug ist, er will nur eins: noch im Untergang die Macht behalten. Schlechte Aussichten also - doch sind Hilarion und Amestatis nicht so wehrlos, wie Quorden sich das vorstellt; viele Menschen wollen die alten Machtverhältnisse und den Glauben an die alten Götter wieder herstellen, die dem verdurstenden Volk schon einmal geholfen haben. Aber acht ihrer neun Tempel wurden zerstört und der Lichtsteine beraubt, geheimnisvoller Gebilde, die den Kontakt zu ihnen knüpfen. Nur der Tempel des Meervolks, im Ozean für den Orden unerreichbar, ist noch erhalten - und der verborgene kaiserliche Schrein, von dem selbst Quorden nichts weiß. Dort verkünden Reliefs die Zukunft: Nur wenn die Lichtbringerin kommt und die Tempel wieder zum Leben erweckt, kann die sterbende Welt gerettet werden.
Diese Lichtbringerin ist Kyria, ein Halbblut (ihre Mutter entstammte dem Wüstenvolk, das die alten Götter ebenfalls insgeheim noch in Ehren hält). Da sie ihren Verwandten väterlicherseits ein Ärgernis ist, soll sie geopfert werden - doch die Lichtsteine, die dem Opfer beigegeben sind, sprengen das Gitter des Gefängnisses und töten den Priester. Die Götter schützen Kyria und senden sie auf ihre Mission - erst einmal allerdings wird vom Orden wegen Priestermords auf eine Sträflingsinsel verbannt. Der Leser weiß, dass sie nicht dort bleiben wird: die Suche der Ausgestoßenen beginnt. Und natürlich geht alles gut aus - es ist halt ein Fantasy-Roman.

Aber ein gut geschriebener, der alles gibt, was man von seinesgleichen verlangt: eine exotische Welt, spannende Abenteuer, seltsame Gestalten, Liebe und Hass, Treue und Verrat, die Queste samt ihrem guten Schluss. Die einzelnen Zutaten sind bekannt, doch Mary Corran hat eine gute Mischung daraus verfertigt und mit einigen eigenen Prisen gewürzt. Die Frage der weltlichen Machtansprüche von Kirchen wird innerhalb der gesamten Handlung heftig diskutiert; Quorden erinnert an gewisse Kirchenoberhäupter und deren diktatorische Herrschaft ... Auch geht es um die Stellung der Frauen: klar contra Patriarchat ausspricht, allerdings nicht pro Matriarchat - Corran favorisiert die Gleichberechtigung der Geschlechter. Und Glaubensfreiheit: Jeder soll zu den Göttern beten dürfen, die er für die einzig wahren hält, keiner wird darin beschränkt, so lange er nicht versucht, die Freiheit anderer zu beschneiden. Die Autorin bleibt konsequent: Nach dem Sieg lässt Hilarion auch den Orden weiter zu, er entzieht ihm nur die weltliche Macht und das Glaubensmonopol. Und wenn auch Quorden sowie einige seiner Handlanger als bösartig dargestellt werden, so gibt es doch auch in den Reihen des Ordens ehrenwerte Männer; Corran verzichtet auf Schwarzweißmalerei.
Mich störte eigentlich nur die Darstellung einer Nebenfigur: Hilarions Kusine Charilla wirkt zunächst wie die reine Liebe, die besorgte Unschuld; die Entdeckung, dass sie durch und durch verderbt ist, kommt sehr überraschend, wird nicht gut vorbereitet - das Ausgangsbild war zu freundlich. In einem anderen Fall, dem von Leys, der die Lichtbringerin verrät, zeigt Corran, wie gut sie auf so etwas hinleiten kann (wenn auch das Inzestthema, ohnehin nur angeschnitten, nicht sein musste). Doch das sind Kleinigkeiten, die dem Roman nichts von seiner Qualität nehmen.

Interessant - und meiner Meinung nach die würzigste Prise in der Mixtur - ist die Darstellung der alten Götter und damit des Kontextes, in dem die ganze Handlung steht. Amestatis, Hilarion und auch Kyria wissen, dass diese Wesen keine Götter sind, sondern sterblich und besiegbar, und dass sie (im All?) gegen einen gnadenlosen Feind kämpfen. Sie brauchen die Kraft der Menschen, die ihnen durch Gebete und mittels der Lichtsteine übertragen wird; dafür geben sie Hilfe und Regen. Was genau nun Kerait, Atophel und die anderen Götter darstellen, erfährt der Leser nicht, ebenso bleibt die Natur ihrer Gegner ungewiss. Doch gerade diese Lösung hat mir gefallen: andeutend, nicht zu viel verratend, mystisch. Es kommt ein gewisses "X-Files”-Moment hinzu: der Einfluss von Aliens auf einen weniger hoch entwickelten Planeten (so deute ich das Ganze). Vor diesem Hintergrund wird die Debatte geführt, was eigentlich ein Gott ist? welche Rolle Götter spielen? ob man den Leuten Wahrheit (was ist Wahrheit?) sagen oder ihnen ihren Glauben lassen sollte? Dieses religionsphilosophische Moment verleiht dem Buch eine ganz eigene Note.

Also: Daumen hoch für dieses Werk einer britischen Autorin!

Imperial Light, © 1994 by Mary Corran, aus dem Englischen übersetzt von Peter Robert, 1996, 556 S., DM 16,90

29. Okt. 2006 - Peter Schünemann

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Peter Schünemann

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