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Die Hüterin des Elfenfeuers

DIE HÜTERIN DES ELFENFEUERS

Buch / Fantasy

Am Ende von „Die Macht des Elfenfeuers” hindert die Nebelelfe Naemy, Hauptheldin der trilogischen „Saga von Thale”, den finsteren An-Rukhbar daran, nach Thale zurückzukehren, indem sie das Dimensionstor schließt. Leider befinden sie und das magische Amulett der Gütigen Göttin sich auf der falschen Seite dieses Tores: in der hauseigenen Dimension des Finsterlings, der das (toröffnende) Amulett haben und Naemy gern tot sehen möchte. Zudem gibt es (wir sind bereits im aktuellen Band) dort drüben keine atembare Luft, so dass Naemy der sichere Tod erwartet. Doch ihre Schöpferin Monika Felten bringt der Nebelelfe genügend Zuneigung entgegen, um sie zu retten: Plötzlich erscheint das berühmte Licht am Ende des langen dunklen Tunnels, und dort erwartet die Gütige Göttin ihre treue Dienerin; freilich mit einem Auftrag. Naemy soll in die Zeit der Eroberung Thales durch An-Rukhbar (Vorgeschichte des ersten Teils der Trilogie) zurückkehren, aus der eroberten Festungsstadt Nimrod eine Gruppe Nebenelfen retten und diese auf die andere Seite des Ylmazur-Gebirges führen - damit von dort dereinst die Rettung vor der Macht des kaum weniger finsteren Meistermagiers Asco-Bahrran kommen kann (wie in Teil zwei geschildert). Belohnung: Naemy darf ihre Schwester Shari (getötet im Prolog zu Teil eins) retten. Problem: Shari und die übrigen geretteten Elfen müssen ganz und gar aus ihrer Gegenwart verschwinden, damit die Geschichte nicht geändert wird; sie dürfen sich nicht in den Gang der Ereignisse einmischen (etwa indem sie das Volk der Nebenelfen vor dem drohenden Angriff warnen) und im Prinzip auch keine Feinde (Cha-Gurrline) töten (wir wissen ja: wenn der Zeitreisende im Juradschungel auf einen Schmetterling tritt ...).
Eine Zeitreisestory an eine Fantasyhandlung zu koppeln birgt einen gewissen Reiz und noch gewissere Risiken, vor allem, wenn die Spielregeln nicht konsequent eingehalten werden. Zum einen töten die Nebelelfen gleich mehrere Feinde. Das soll zwar nicht weiter schlimm sein, weil es nach der Eroberung Nimrods geschieht, aber der ungeneigte Leser wird sich dieser Absolution (durch die Göttin in persona) wohl nicht anschließen. Denn nehmen wir mal an, im ursprünglichen Geschichtsverlauf erschlägt ein Cha-Gurrlin einen anderen, aus Spaß oder im Streit um Beute etc. (soll bei blutdürstigen, brutalen und nicht allzu intelligenten Kriegern schon mal vorkommen). Der Tote wäre ansonsten mit einer Patrouille durch Land geritten und hätte einen Rebellen/die Mutter der Auserwählten/die Auserwählte selbst entdeckt. Das kann er nun nicht mehr, und sein Ersatzmann in der Streife ist bei weitem nicht so misstrauisch und aufmerksam - zum Glück! Doch nun ist der Cha-Gurrlin, der den Misstrauischen erschlagen sollte, von einer Nebelelfe getötet worden, woraufhin es keinen Streit und keinen Toten gibt, woraufhin ... Zum zweiten kann sich ein Gebot, die Zukunft nicht zu verändern, nicht nur auf das Verbot zu töten beschränken. Beispiel: Die geretteten Elfen finden eine niedergemetzelte Abteilung Soldaten und nehmen deren Waffen an sich. Im ursprünglichen Geschichtsverlauf fallen diese Waffen vielleicht ein paar flüchtenden Nimrodern in die Hände, die sich mit ihnen der Cha-Gurrline erwehren können und später die Keimzelle der künftigen Rebellenarmee bilden - ohne diese Waffen aber ... Und schließlich ist auch nicht einzusehen, wieso die Existenz der Kolonie auf der anderen Seite des Gebirges (in Teil zwei) unbedingt Naemys Rettungsaktion braucht, denn die Riesenalpe, auf die es hauptsächlich ankommt, sind auch ohne diese schon dort.
Aber Monika Felten wollte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen (am Ende sind es, leider, sogar drei): Einmal musste sie sich einfallen lassen, wie Naemy aus der finsteren Dimension entkommt, zum anderen hatte sie sich natürlich im ersten Band die Geschichte der Eroberung Thales entgehen lassen. Eine Vorgeschichte „bloß so” zu schreiben aber machte sich offenbar nicht so gut, eine mit der beliebtesten Figur dagegen schon besser. Das Ergebnis ist zwiegestaltig: Während die Geschichte der Eroberung ein guter, spannend und konsequent erzählter Handlungsstrang ist, überzeugt die Zeitreisestory mit all ihren Folgegeschichten nicht. Gewiss wird auch hier Spannung erzeugt, etwa wenn die Nebelelfen zwischen den Cha-Gurrlinen und einem tödlichen Bulsak gefangen sind, aber das kann die Schwäche des Konzepts nicht überdecken.
Andererseits gelingt Felten eine wirklich gute Schilderung der Schlacht um Nimrod und der Gräueltaten der Besatzer. Sie fokussiert dieses Geschehen geschickt in der jungen Paira, die zusammen mit ihrer kleinen Schwester Maite und dem Geschichtenerzähler Yovan aus heiteren und glücklichen Tagen völlig unverhofft in einen Strudel der Grausamkeit gerissen wird. Sehr schätzenswert ist hier, dass der Leser am Ende dieses Handlungsstrangs nicht das bekommt, was gängigen Klischees entspricht, obwohl er es bis zuletzt erwarten mag. Als Plus kann man auch zählen, wie die Autorin hier die bruchstückhaften Hinweise aus Teil eins zu einer ordentlichen Hintergrundgeschichte verspinnt.

Negativ wirkt ihre bisweilen allzu große Liebe zu den Nebelelfen; der Schluss ist ein wenig zu sehr nach dem Friede-Freude-Motto gestaltet (die lästige dritte Fliege). Negativ erscheinen auch die zahlreichen sprachlichen Schnitzer. „Wer das höchste Wagnis einging, den lockten auch die höchsten Gewinne” auf S. 251 soll wohl richtiger mit „dem winkten auch die höchsten Gewinne” enden (Kontext beachten!); „die Tatsache, dass es ihm unmöglich war, eine Gefühlsregung in den harten Zügen zu erkennen, ließ ihn äußerste Vorsicht walten” (S. 194 f.) müsste eigentlich „hegen” zum Verbe bekommen (es sei denn, er ließe äußerste Vorsicht walten); Hass hegt man gegen und nicht auf jemanden (S. 195) - et cetera. Auch sind der Hang der Autorin zu sprachlichen Klischees und häufige Griffe in die Kitschkiste zu konstatieren. Das parodiert sich bisweilen unfreiwillig selbst, etwas in der Szene, als Pairas Mutter Abschied nimmt: „Stumm beobachtete sie , wie sich ihre Mutter zu Maite herabbeugte und der kleinen schlafenden Gestalt unter Tränen einen Kuss auf die Wange hauchte, bevor sie sich erhob und mit den Worten >>Ich liebe euch<< die Vorratskammer verließ.” (S. 265). Eben mal so „Ich liebe euch” - und tschüss (für immer - man stelle es sich bitte bildlich vor).

Wirklich ärgerlich finde ich jedoch etwas anderes. Felten ist im Erfinden von Namen und „fremden” Wörtern nicht besonders gut (siehe die Rezension zu Teil zwei). Auch hier kommt es wieder zu „hübschen” Benennungen, etwa wenn Naemys Geliebter, ein Nebelelf, auf „Glamouron” getauft wird - der Eindruck des „TippblindaufeinWortimDuden-Prinzips” drängt sich auf. Nun gut, daran habe ich mich mittlerweile gewöhnt und registriere diese Eskapaden eher belustigt. Aber dann sollte frau es sich bitte verkneifen, in die eigene Elfensprache plötzlich Worte aus dem Sindarin einzubauen: naur für Feuer wird „geborgt”, êl für „Stern”, ebenso fuin für „Nacht” und so weiter; darüber hinaus wird ein ganzes Sindarin-Gedicht (von Dagmar Baur) dem Buch vorangestellt und auch in den Text integriert. Bisher war keine Verwandtschaft oder sonstwie geartete Beziehung zwischen Feltens Nebelelfen und Tolkiens Elben zu erkennen, nun wird plötzlich etwas Derartiges angedeutet - das wirkt angesichts kurioser Namensgebungen wie „Thale” (Stadt im Harz - hier Fantasy-Reich), „Nimrod” (biblische Gestalt - hier Festungsstadt), „Glamouron” (der Betörende??) einfach peinlich. Thale ist kein Nachfolgereich von Mittelerde und Feltens Sprachbrimborium um Gotteswillen kein weiterentwickeltes Sindarin!

Fazit: Licht und Schatten. Das Buch liest sich gut, ist oft sehr spannend, und wenn mensch dazu neigt, Unlogisches zu übersehen, wird er/sie es über weite Strecken genießen können. Sprachlich allerdings gibt es mehr als genug zu bemängeln. Lektorieren, lektorieren und nochmals lektorieren!

Die Hüterin des Elfenfeuers, © Piper Verlag, München 2004, gebunden mit Schutzumschlag, 457 S., € 19,90, ISBN 3492700330

30. Okt. 2006 - Peter Schünemann

Der Rezensent

Peter Schünemann

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