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Die letzten Tage der Solaren Welten

DIE LETZTEN TAGE DER SOLAREN WELTEN
DIE LETZTEN TAGE DER SOLAREN WELTEN

Alfred Bekker
Roman / Science Fiction

Zaubermond

Sternenfaust - Hardcover: Band 6
Fester Einband, 256 Seiten

Aug. 2007, 1. Auflage, 14.95 EUR
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Im letzten Band „Msssarrr“ hat Alfred Bekker das Szenario sehr gut aufbereitet und sich für den auch mit einem eindrucksvollen Titel ausgestatteten „Die letzten Tage der Solaren Welten“ Band eine solide Basis geschaffen.

Das Solare Imperium kämpft an seinen Grenzen verzweifelt gegen die aggressiven vogelartigen Kridan. Im Sonnensystem hat sich inzwischen nicht nur eine zweite Front, sondern durch den politischen Umsturz eine dritte Front gebildet. Nur wenige Star Corps-Einheiten sind einsatzbereit, um die aus dem Inneren des Sonnensystems erfolgende Invasion der insektoiden Msssarrr abzuwehren. Zahlenmäßig stehen die wenigen Einheiten auf einem verlorenen Posten. Die STERNENFAUST unter Richard J. Leslie leistet verzweifelte Gegenwehr. Gleichzeitig bahnt sich für die Flotte der Solaren Welten bei New Hope eine furchtbare Niederlage gegen die vogelartigen Kridan an, womit der Menschheit die Unterjochung durch gleich zwei außerirdische Mächte droht. Eine Gruppe von Offizieren aus Geheimdienst und Star Corps leitet die letzten Tage der Solaren Welten ein, als sie im Augenblick der höchsten Gefahr die politische zusätzlich zur militärischen Kontrolle übernehmen wollen. Zu ihnen gehört ein ehrgeiziger junger Admiral Gregor Rudenko, der allerdings einer geheimnisvollen einflussreichen Persönlichkeit gehorcht. Anscheinend sind auch die Revolutionäre nur Handlanger in einem von langer Hand geplanten Machtspiel.


Alfred Bekkers letzte „Sternenfaust“ Romane haben unter der ungleichen Aufteilung gelitten. Nach einem spektakulären Anfang und vor einem oft überhasteten Ende hing der Mittelteil seiner Geschichten im Grunde permanent durch. Nicht selten zögerte er wichtige Plotinformationen absichtlich aber unnötig hinaus. „Die letzten Tagen der Solaren Welten“ leiden noch stärker als die Vorgängerbücher unter dieser unglücklichen Strukturierung. Während Bekker zumindest in den ruhigeren, lang gezogenen Mittelpassagen fremde Kulturen einführte und vor allem sehr ausführlich beschrieben hat, konzentriert er sich hier mehr auf die technischen Details der Raumschlacht. Die wenigen verblieben Einheiten der Solaren Heimatflotte kämpfen bis zum letzten Schuss gegen die übermächtige Invasionsflotte. Was dem Buch allerdings fehlt, ist das tragische Pathos dieses aussichtslosen Kampfes. Oft wirkt Bekker mit seinen technischen Beschreibungen, seinen zwar dreidimensionalen Raummanövern und vor allem seinem nicht überzeugenden Heroismus distanziert. Es kommt keine Spannung auf. Der Leser weiß, dass die eingeführten Nebenfiguren nach einem kurzen Kampf dem übermächtigen Feind erlegen sein werden. Zumindest hätte der Autor dieser Verzweifelungsschlacht einige überraschende Wendungen geben müssen, damit das Interesse der Leser erhalten bleibt. Was Bekker von sehr guten Autoren des Subgenres der Military- SF unterscheidet, ist der Mut, das Schicksal des Individuums noch mehr ins Rampenlicht zu stellen und vor allem aufzuzeigen, dass hier Menschen sterben. Zu sehr nähert er sich der Zahlenarithmetik der „Perry Rhodan“ Serie, die mit „Sternenozean“ und „Terranova“ endgültig wieder zu den opulenten Raumschlachten mit zehntausenden von Angreifern und Verteidigern zurückgefunden hat. Hervorzuheben ist allerdings, dass Bekker den Kampf nicht anonymisiert. Er bemüht sich, diese verzweifelte Abwehrschlacht weniger von den Schreibtischen der Strategen, sondern aus den Geschütztürmen der einzelnen Raumschiffe zu beschreiben. Das sich ein Mannschaftsmitglied der „Sternenfaust“ unfreiwillig während seines Urlaubs mitten im Geschehen befindet, erhöht selbstverständlich die Dramatik um ein Vielfaches und gibt dem Leser eine Identifikationsbasis.

Warum Bekker auf die fremde Kultur verzichtet hat, wird er sich selbst fragen müssen. Es gibt sehr schöne Szenen an Bord des Msssarrrmutterschiffes, aus denen er in früheren „Sternenfaust“- Romanen sehr viel mehr gemacht hätte. Teilweise wirkt seine Vorgehensweise gehemmt und unentschlossen. Die Auflösung dieses Handlungsbogens mit den in letzter Sekunde eintreffen Starr, die wie weiland die Kavallerie den eingeschlossenen „Siedlern“ zur Hilfe kommt, ist ein einzige Enttäuschung. Hier macht es sich der Autor deutlich zu einfach. Die Szenen werden herunter geschrieben präsentiert, als ob der nächste Abgabetermin für einen anderen Roman schon morgen ist.

Die einzigen Passagen, die im vorliegenden Buch kontinuierlich sehr gut funktionieren, gehören Admiral Gregor Rudenko, der den Plot mit seinen Tagebucheintragungen einleitet. Die Verschwörung der Militärs zu einem Zeitpunkt, als es im Grunde keine Erde mehr in absehbarer Zeit geben könnte, ist auf den ersten Blick ein wenig verwundernd. Im Gegensatz zu ähnlichen Verschwörungen gegenüber den gewählten oder diktatorischen Regierungsorganen, die nach der Absetzung der Herrschenden mit den Feinden verhandeln konnten oder wollten, hätte die neue Regierung keine Basis, sowohl mit den Kridan als auch den ihr gänzlich unbekannten Msssarrr zu sprechen. Nicht zuletzt auf diesem Grund impliziert Bekker, dass die Übernahme der Macht durch die willfährigen Militärs nur ein kleiner Teil einer größeren Verschwörung sein kann. Treu seiner bisherigen Maxime, immer eine Information für den folgenden Band aufzusparen bleiben die Hintermänner und ihre Absichten im Dunkeln.

„Die letzte Tage der solaren Welten“ als eigenständiges Werk zu beurteilen fällt schwer. Im Zusammenhang mit den „Sternenfaust Chroniken“ ist es eine durchschnittliche Arbeit. Bekker bemüht sich, die verschiedenen Parallelhandlungen zu befriedigenden Enden bzw. in einem Fall zu einem Zwischenergebnis zu führen. Dieses Vorhaben misslingt ihm gründlich. Augenscheinlich hat er sich zum wiederholten Male selbst in seinem Plot gefangen, zu Beginn zu viel erzählt, im Mittelteil sich mit den Details beschäftigt und am Ende nicht ausreichend Raum, um die Geschichte sinnvoll zu Ende zu erzählen. Einem routinierten Autor wie Alfred Bekker darf so etwas nicht passieren. Schon gar nicht, wenn es sich um keinen Heftroman handelt, sondern um einen Hardcover. Als eigenständiges Buch liest sich die Geschichte flott, aber routiniert mechanisch. Aus den einzelnen Handlungselementen hätte man deutlich mehr machen können. So bleibt die Hoffnung, dass Bekker zumindest den Verschwörungsplot konsequent weiterverfolgt und zu einem überraschenden sowie vor allem originellen Ende führt.
„Die letzten Tage der solaren Welten“ sind hoffentlich nicht die letzten Zeilen dieser umfangreichen Chronik, sondern nur ein Zwischenschritt in der Serie, auf den weitere Höhenflüge folgen könnten und sollten.

13. Okt. 2007 - Thomas Harbach

Der Rezensent

Thomas Harbach
Deutschland

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