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Die steinerne Armee
| DIE STEINERNE ARMEE
Buch / Fantasy
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Wie dieses Buch beginnt, so bleibt es auch: auf eine starke Hauptfigur zentriert und extrem spannend. Der Prolog erzählt von zwei Begegnungen eines Jungen mit dem legendären König Connavar, genannt Dämonenklinge; bei der zweiten sitzt der Junge auf einem Baum und schaut zu, wie neun Männer Connavar umbringen wollen. "Dann, als die Sonne blutrot unterging, griffen sie an, lautet der letzte Satz. Danach findet der Leser sich in ei-ner anderen Zeit wieder: in der Nacht, als Connavar geboren wird. Sturm tobt. Varaconn, der Vater, geht hinaus, um für den Sohn einen Seelennamen zu finden. Um nicht vom Blitz getroffen zu werden, schleudert er im tiefsten Gewitter sein Schwert von sich. Es bleibt in der Erde stecken, und der Seelenname ist gefunden: Schwert im Sturm.
Programmatisch - Sturm ist Connavars ganzes Leben, und ein Krieger ist er. In seinem Heimatdorf, beim Stamm der Riganten, die zu den Keltoi gehören, könnte er in Ruhe aufwachsen; aber kurz nach seiner Geburt stirbt sein Vater im Kampf, leider mit einer Wunde im Rücken. Varaconn war ein guter Mann, der nur einen schwachen Moment hatte - dieser jedoch bestimmt Connavars ganzes Leben, denn um keinen Preis will er als Feigling gelten. Immerhin ist er stark, gewandt und tapfer, und die Seidh, die magischen Naturwesen, scheinen ihm gewogen. Als er eines Nachts ein Rehkitz aus den Dornen des verbotenen Wunschwaldes freischneidet, las-sen sie ihn nicht nur am Leben, er erhält von ihnen sogar ein magisches Messer. Nur die Morrigú, Säerin der Zwietracht, verfolgt ihn: sie bringt seine Mutter und seinen Pflegevater auseinander, sie hetzt einen Bären auf ihn, sie ... Doch ist der Alte Mann, der Thagda, sein Gönner - er lässt ihn nicht im Stich, als Connavar weit weg von seiner Heimat vor seinen Feinden fliehen muss, rettet ihn und schenkt ihm die legendäre Dämonenklin-ge. Sonst sind die Seidh den Menschen wenig freundlich gesinnt - warum nehmen sie solchen Anteil an diesem? Ist Connavar der Retter, der das Unheil vom Land der Keltoi fernhalten kann - das Unheil, das aus dem Süden naht: die Armee von Stone unter dem unbesiegbaren Herrscher-General Jasaray?
Wer da "Kelten, "Morrigán, "Sidhe, "Dagda, "Rom und "Cäsar gedacht hat, liegt richtig. Gemmell baut seine Welt dicht neben unserer - und füllt sie mit prallem Leben. Ich weiß nicht, wofür ich das Buch mehr schätzen soll: für die interessante, bei aller Zwiespältigkeit sympathische Hauptfigur, an deren Schicksal man mit angehaltenem Atem Anteil nimmt; für die genauen Schilderungen von Land, Leuten und Bräuchen; für die spannende Handlung mit ihren ständigen Umschwüngen; oder für die philosophischen Sentenzen, der Text immer wieder bietet? Dafür, dass Gemmells Menschen auch "einen Unterleib haben? Oder überhaupt für das ganze Ensemble lebendig gestalteter Figuren?
Ich finde: für alles zusammen und für die Hauptfigur am meisten. Connavar geht einem nahe: ein tragischer Held, der großen Erfolge erringt, aber nie glücklich wird; er ist nicht immer gut und handelt nicht immer moralisch; er kann seine Fehler bereuen - und neue machen. Umgeben wird er von Menschen, die wie er sind, mal schlechter handeln und mal besser: keine schwertschwingenden Schemen. Das Ganze denke man sich angereichert mit Druiden und mystischen Wesen, mit Liebe und Tod, Treue und Verrat, Schlachten und Festen - und fertig ist ein Fantasy-Roman der besten Art, der nur einen Fehler hat: Als er nach 521 Seiten endet, geht er erst richtig los, denn die Armee Jasarays setzt an zum Sprung über ein Wasser, das dem Ärmelkanal verdächtig gleicht ...
Ja: ich hole mir die nächsten Bände! Wenn sie die Qualität des ersten aufweisen, dann kündigt sich hier ein Zyklus an, den fan - aller Zyklen-Müdigkeit zum Trotz - nicht verpassen sollte.
Sword in the Storm, © 1998 by David Gemmell, aus dem Amerikanischen übersetzt von Irmhild Seeland 2005, 521 S., _ 8,90, ISBN 3404205065
31. Okt. 2006 - Peter Schünemann
http://www.solar-x.de
Der Rezensent
Peter Schünemann
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