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Angriff der Flukes

ANGRIFF DER FLUKES

Buch / Jugendbuch

André Linke
Angriff der Flukes
Crystal Yorkshire Alpha (1 von 5)
Machtwort-Verlag, Dessau, 2. Auflage: 7/2007
TB, Jugendbuch, SF, Satire, 978-3-938371-83-4, 324/1150
Titelgestaltung von josh@noizwyrm.com
Illustrationen von Jinxin Li und Lorenz Hideyoshi Ruwwe
www.machtwortverlag.de
www.andrelinke.de
www.desdemona.de.tc/
www.hideyoshi-ruwwe.net/
www.crystalyorkshire.de

Taxiflieger Dennis Stevens stellt eines unschönen Tages fest, dass immer er es ist, der die undankbaren Routen zu den übelsten Zeiten übernehmen muss und dabei noch nicht einmal den festgelegten Mindestlohn erhält. Über diese Diskriminierung eines Menschen durch einen insektoiden Taxi-Unternehmer will er sich beschweren – doch dazu kommt es nicht:
Sein kleines Raumschiff kollidiert mit einem Raker, und beide müssen auf dem Wuchamond notlanden. Die beiden Insassen des Rakers entpuppen sich als zwei hübsche Mädchen namens Ashley Cathy-Jo Oak und Kessie Freak. Da von dem Taxi nicht mehr viel übrig ist, nehmen die beiden Dennis und seinen Copiloten an Bord und bringen sie nach Crystal Yorkshire, dem Trainingscamp für Geheimagenten.
Zu Dennis’ großer Überraschung möchte ihn Jack Sanders, der Chef der Organisation, anwerben. Zunächst ist Dennis wenig begeistert von diesem Vorschlag, aber letztlich hat er keine große Wahl, und wenigstens sind hier Menschen willkommen. Außerdem wird er von nun an Ashley, die ihm nicht mehr aus dem Kopf geht, häufiger sehen. Allerdings will seine Traumfrau nichts von Dennis wissen, erst recht nicht, nachdem sie von Kessie erfahren hat, dass die beiden miteinander geschlafen haben.
Dennis passt sich schnell dem Alltag eines Agenten-Azubis an und zeigt seinem Ausbilder Erik Johnson schon bald, dass sich Jack bei seiner Wahl nicht geirrt hat. Und schon kann sich Dennis bewähren, denn der „Angriff der Flukes“ trifft Crystal Yorhshire hart und fordert viele Opfer…

„Angriff der Flukes“ ist der erste Band der fünfteiligen „Crystal Yorkshire“-Serie der jungen Autorin André Linke. Schon nach wenigen Seiten fühlt man sich hin und her gerissen, ob man den Roman in erster Linie als SF, als Jugendbuch oder als ‚dt. Light-Novel’ betrachten soll.

Tatsächlich wendet sich die Handlung an ein junges bzw. jung gebliebenes Publikum, das sich eine spritzige Lektüre wünscht, die mit Genre-Traditionen bricht und mit Protagonisten aufwartet, die in ungefähr dem gleichen Alter wie die Autorin selbst und die Zielgruppe sind.
Jugendliche Protagonisten findet man in vielen Büchern, seien es Zauberlehrlinge wie „Harry Potter“, Kadetten an einer Space-Academy wie die „Jedi-Knights“, Knappen wie „Prinz Eisenherz“ oder was auch immer – die unter der Anleitung eines erwachsenen Mentors viel lernen und mit der Hilfe treuer Freunde das Königreich, die ganze Welt oder das Universum vor dem Untergang bewahren.
Noch etwas weiter und bis zum Extrem ausgereizt wird dieses Motiv in Mangas, Animes und Light-Novels. Ist die Schule aus, verwandeln sich die Kids in furchtlose Soldaten, die in gewaltige Rüstungen schlüpfen und eine Schlacht entscheiden wie in „Gundam Wing“, als Special-Police-Agenten tätig werden wie in „Zeroin“, schon in jungen Jahren hohe politische Ämter bekleiden wie in „Prime Minister“ oder nach einer Zeitreise in die Vergangenheit gegen Oni oder andere Dämonen kämpfen wie in „In A Distant Time“. Nach der Logik, wenn in Phantasie-Geschichten Kind-Helden in den Krieg ziehen und die Aufgaben von Erwachsenen erledigen, darf man nicht fragen, schließlich sollen diese Titel unterhalten und Protagonisten offerieren, mit denen sich die jungen Leser identifizieren können – und das klappt mit Teenagern natürlich besser als mit einem erfahrenen, runzligen Großvater.
Um die Zielgruppe zu erreichen, bemühen sich die Autoren überdies um eine angepasste Sprache, die nicht zu kompliziert, aber flott sein soll und zeitgenössischen Jargon beinhalten darf. Humor, der hart an der Grenze zum Klamauk entlang schrammt, wird toleriert.
Diese Elemente, die für moderne Jugendbücher und mehr noch für die aus Japan stammende, nun auch auf den dt. Markt drängende Light-Novel („Guin-Saga“, „Gosick“, „Mein König“ etc.) charakteristisch sind, findet man auch in „Angriff der Flukes“. Der Eindruck, es mit einer dt. Light-Novel zu tun zu haben, wird noch verstärkt durch die Titel- und Innenillustrationen im Manga-Stil.
In Folge möchte man das Buch vor allem einem Publikum empfehlen, das mit Mangas, Animes und Light-Novels vertraut ist, da der Roman auf die entsprechenden Lese-Gewohnheiten und bevorzugten Themen eingeht. Vor allem Leserinnen werden angesprochen, denn die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander, ihre Sorgen und Träume stehen im Mittelpunkt, während der Kampf gegen die Invasoren nebenbei abgehandelt wird.

Zählt man zu den (erwachsenen) Hardcore-SF-Lesern, dann dürfte man etwas ratlos sein beim „Angriff der Flukes“, denn der Roman ist keine SF, wie man sie kennt und sollte auch nicht verglichen werden mit den gängigen Lektüren von Asimov bis Zelazny, die man im Regal stehen hat.
Was man mit SF verbindet, findet man hier nur bedingt bzw. in parodierender Form. Die fremde Welt in einer fernen Zukunft dient als Hintergrund für ein Beziehungsdrama und die Charakter-Entwicklung. Das Auftauchen der Angreifer wird als kleines Spannungselement und als Katalysator für die noch kommenden personenbezogenen Geschehnisse eingesetzt, doch fehlt die ‚richtige’ Action, die eine Space Opera ausmacht, oder die analytische Situationsbeschreibung, wie sie jene Werke bieten, die auf bombastisches Kanonengetöse verzichten.
Die Protagonisten sind zu jugendlich, zu zickig, zu naiv, die Klischees stammen aus dem romantischen Genre: Die Hauptfigur Dennis Stevens entwickelt sich immer mehr zum verkappten Superhelden und Superherzensbrecher. Seine Traumfrau Ashley mimt erst die Amazone, wird dann aber doch schwach in seinen Armen; Erotik ist allerdings Fehlanzeige. Die nervig-forsche Kessie ist Ashleys Rivalin um Dennis’ Gunst, doch erscheinen ihre Intrigen mehr wie die Trotzreaktionen eines beleidigten Kindes und nicht wie die kleinen Gemeinheiten eines Biests. Alle etwas älteren Ausbilder werden von Super-Dennis an die Wand gespielt. Die Invasoren bleiben blasse Randerscheinungen.
Schiebt man all das ‚Unterhaltungsmaterial’ beiseite, erkennt man in dem Roman eine Allegorie auf das aktuelle Gesellschaftssystem. Es werden Themen aufgegriffen wie z. B. der Lohn, der oft geringer ausfällt, weil man Frau/Arbeitsloser/Ausländer ist, die Ausgrenzung, weil man nicht der gesellschaftlichen Norm entspricht, die Sinnlosigkeit von Kriegen, für die ein fadenscheiniger Anlass als Auslöser genügt.
Dass mehr in dem Buch steckt und es sich als Satire versteht, darauf weisen auch die gelegentlichen Unterbrechungen der laufenden Handlung hin, wenn sich der Erzähler zu Wort meldet und von ganz anderen Dingen schwadroniert.
Solche Dinge erkennt das reifere Publikum, weniger die jungen Leser.

Der Autorin gelingt es, einen homogenen Roman zu schaffen. Der saloppe Stil wird bis zum Schluss durchgehalten; es gibt keinerlei Brüche. Die Handlung konzentriert sich auf die Protagonisten, die ihre festgelegten Rollen erfüllen. Es sind Jugendliche, die erst noch Lebenserfahrung sammeln und zu individuellen Charakteren heranreifen müssen. Ihre kleinen Kabbeleien und Wortgefechte sorgen für humorige Einlagen. Die persönlichen Probleme nehmen mehr Raum ein als der im Titel angekündigte „Angriff der Flukes“, der sich erst im letzten Drittel des Buchs ereignet.
Ob ein Wortspiel hinter ‚Flukes’ steht, ist nicht ersichtlich. Bemüht man aufgrund der Anglismen (die Namen der Charaktere) das Englisch-Wörterbuch, so wird man durchaus fündig, aber die Invasoren sehen – gemäß einer Illustration - eher wie Gundams und nicht wie Leberegel aus…

„Angriff der Flukes“ wird in erster Linie Leserinnen ab 14 Jahren ansprechen, die gern Mangas und Light-Novels – aber nicht nur – lesen, phantastische Themen und vor allem Bishonen und romantische Verwicklungen mögen. Für diese Gruppe bietet der Band an der Oberfläche ein unterhaltsames, abgedrehtes Abenteuer.
Das reifere Publikum, das die hintergründigen Details des Romans entdecken kann, wird mit den kindlichen Protagonisten, ihren kleinen Konflikten, die die eigentliche Handlung ausmachen, und den altersgemäßen Dialogen wenig anfangen können. Diese Leser treten an einen SF mit konkreten Erwartungen heran, die die Autorin erfüllen könnte, was sie aber bewusst unterlassen hat.
Vielleicht steht der Roman bei den Jugendbüchern am besten. Die erwachsenen Leser, die aufgeschlossen genug sind, dort nach All-Age-Leküren zu stöbern, werden ihn zweifellos entdecken.

24. Okt. 2007 - Irene Salzmann

Der Rezensent

Irene Salzmann
Deutschland

Total: 1065 Rezensionen
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Irene Salzmann, Jahrgang 63, verheiratet, drei Kinder, studierte mehrere Semester Südostasienwissenschaften und Völkerkunde an der LMU München.
Schon seit Jahren schreibt sie phantastische und zeitgenössische Erzählungen, die zunächst in den Publikationen der nicht-kommerziellen Presse erschienen sind. In den vergangenen Jahren w...

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