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Tochter des Windes

TOCHTER DES WINDES

Buch / Fantasy

Gut, es ist nicht "das größte Fantasy-Abenteuer seit ‚Der Herr der Ringe’", wie der Klappentext posaunt – wenn diese Bezeichnung einer Saga zukommt, dann heißt diese doch wohl nach wie vor "Drachenbeinthron-Zyklus", und geschrieben hat sie Tad Williams. Aber sehr gute, spannende Fantasy ist Elizabeth Haydon mit diesem ersten Teil ihrer Trilogie schon gelungen. Da es sich um die Geschichte einer Sängerin und "Benennerin" handelt, die mittels Musik Magie wirkt, scheint es angebracht, nach einer 60-seitigen "Ouvertüre" die folgenden 700 Seiten schlicht mit "Erster Satz" zu betiteln. Die nächsten Romane, wie auch dieser hier bereits bei Heyne erschienen, werden wohl "Zweiter Satz" und "Dritter Satz" sein, außerdem darf man auch "Reprise" und "Coda" und dergleichen spekulieren. Wenn es weitergeht wie bisher, dann übrigens sehr gern.

Die Sinfonie beginnt mit einem Paukenschlag: Der mächtige Meridion versetzt per Zeit-Editor den jungen Gwydion in einer andere Weltgegend und etwa 1400 Jahre zurück in die Vergangenheit. Auf der Insel Serendair trifft Gwydion seine Seelengefährtin, das Mädchen Emily; beide verlieben sich sofort ineinander. Am nächsten Tag will Gwydion sich Emilys Eltern vorstellen, doch er kommt nie – Meridion hat ihn wieder zurück versetzt. Beide Liebende erinnern sich jedoch, was ihnen unsagbaren Schmerz bereitet.

Somit hat der Leser bereits, was ihn interessieren sollte: Sehen die beiden sich wieder? Unwahrscheinlich? Immerhin beginnt der "Erste Satz" nur sieben Jahre nach dieser Begegnung. Krieg steht Serendair bevor. Was Gwydion schon wusste: Die Insel wird untergehen; freilich, noch existiert sie. Doch nicht nur Serendair, sondern die ganze Welt ist in Gefahr: Tsoltan, der "Herr der Tausend Augen", ein Feuerdämon, verfolgt nämlich das Ziel seiner Rasse weiter: alles im Feuer untergehen zu lassen. Dabei dient ihm der "Bruder", ein mit magischen und anderen Fähigkeiten begabter Meuchelmörder, den Tsoltan versklaven konnte, weil er seinen wahren Namen kennt. Gemeinsam mit seinem Freund Grunthor, einem exzellenten Kämpfer und Soldaten, versucht der Bruder dem Dämon zu entkommen, in der Tasche einen magischen Schlüssel, der vielleicht ein Tor zur Flucht in eine andere Welt öffnet. In Ostend, einer Hafenstadt Serendairs, stolpern sie über Rhapsody, ehemalige Hure und jetzige Sänger-Magierin, die von einem selbstherrlichen A****loch namens Michael verfolgt wird. Rhapsody braucht Hilfe, bittet sie die zwei, sie zu adoptieren, und präsentiert sie dann den Häschern als Verwandte und Beschützer: den "Bruder" zufällig als ihren Bruder, Achmed die Schlange. Was bewirkt, dass sie – die von ihrer Macht noch nicht viel ahnt – "ganz nebenbei" den wahren Namen des Meuchelmörders geändert hat. Der Dämon verliert die Kontrolle. Achmed und Grunthor nehmen die ihnen anfangs verdächtige, jedoch auch nützliche Rhapsody also mit: auf eine Reise, die nach vielen Mühen und langer Zeit – o ja, sehr langer! – in eine andere Weltgegend führt; so dass der Leser, der die Ouvertüre noch im Kopf hat, wieder hoffen darf. Da in dieser neuen Gegend die Heimat der Bolg liegt, einer trollähnlichen Menschenvolkes, dem Achmed und Grunthor zur Hälfte entstammen, liegt der Gedanke nahe, die verstreuten Bolg zu einen und zu einem Machtfaktor zu machen; denn Achmed hat nicht vergessen, dass Tsoltan ihm immer noch auf den Fersen sein kann, also braucht er diese Macht sehr dringend ...

Es ist schon erstaunlich, wie Autoren es immer wieder schaffen, die mittlerweile so oft gespielten Grundtöne der Fantasy – Magie, Schwertkampf, mittelalterliche anmutende Reiche, Queste und Entwicklung – zu einer neuen Melodie zusammenzufügen, die oft, so auch hier, durchaus Vergnügen bereitet. Haydon zeichnet eine interessante Welt mit vielen Völkern, auch halbmenschlichen, wie etwa den Bolg oder den Lirin, von denen Rhapsody zur Hälfte abstammt und die man am ehesten mit Elfen vergleichen könnte. Das Konzept der Autorin ist naturreligiös und spirituell geprägt, doch existiert als Gegenpol auch die Technologie, derer sich vor allem Achmed bedient, um die Bolg zu vereinen. Elemente wie die versunkene Insel oder die Reiche der Flüchtlinge, Szenen aus der Geschichte der Welt, eine Reise entlang der Welt-Achse, die Schlange am Grunde des Seins, die alles verschlingen könnte, wenn sie denn erwacht, Intrigen und Machtspiele, Schwertkämpfe und Schlachten, dazu mit großer Sympathie gezeichnete Haupt-figuren, die sich jede auf ihre Art und nicht ohne Widersprüche entwickeln, und natürlich Magie – das sind die Pfunde, mit denen Haydon kräftig wuchert. Alles durchaus konventionell? Stimmt. Aber die Mischung macht’s, und die ist sehr gut gelungen.

Die Teile 2 und 3, "Tochter der Erde" und "Tochter des Feuers", erschienen bereits als Großbände; wer die preiswerteren und platzsparenden Taschenbücher abwarten will, muss sich mindestens bis Januar 2006 gedulden. Wer nicht so lange warten und im Web die komplette Trilogie billiger erwerben will, sollte sich um die Heyne-Bücher bemühen, denn eins ist an den neuen Piper-Ausgaben wirklich ärgerlich: Dem Rücken sieht man schon nach einem Mal Lesen eben dieses Lesen überdeutlich an.
Aber ob nun Heyne oder Piper, jetzt oder im nächsten Jahr: Wenn Haydon so weiter erzählt, steht hier wirklich etwas sehr Gutes ins Haus - also lesen!

Rhapsody, ©? 1999 by Elizabeth Haydon, aus dem Amerikanischen übersetzt von Michael Windgassen 2003 (für Heyne), ©? dieser Ausgabe Piper 2004, 766 S., _ 9,95, ISBN 3492285481

31. Okt. 2006 - Peter Schünemann
http://www.solar-x.de

Der Rezensent

Peter Schünemann

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