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Das Glück der Räder

DAS GLÜCK DER RÄDER

Buch / Fantasy

Die Fahrende Ki und ihr Partner Vandien nehmen einen Passagier an, was sie sonst nicht tun. Doch es mangelt ihnen an Geld, und so verpflichten sie sich, den jungen Gof - mit vollem Namen Gotheris - zu seinem Onkel in die Lehre zu bringen: eine Vierzehntagefahrt, allerdings durch ihnen unbekanntes Gebiet. Ki und Vandien mußten das ihnen vertraute Land verlassen, weil es dort Ärger mit Wettermagiern gab. In Loveran, wohin es sie verschlagen hat, gehen ihre Geschäfte nicht gut, und so sind sie über die Verdienstmöglichkeit eigentlich froh.

Allerdings fällt ihnen bald auf, daß die Leute in Gofs Heimatstadt Gof keine Träne nachweinen; im Gegenteil. Fast ebenso rasch bemerken sie, daß der Junge ein unangenehmer Zeitgenosse ist. Er benimmt sich anmaßend und provoziert ständig Ärger. Als das Mädchen Willow zu ihnen stößt, wird alles noch schlimmer: Zwar möchte sie unbedingt zu Kellich, ihrem Geliebten, mitgenommen werden, zugleich aber hegt sie unüberwindbaren Abscheu gegenüber Gof und warnt die beiden Fuhrleute davor, er sei einer, der Träume belauschen, ja beeinflussen könne. Und tatsächlich ereignen sich bald ebenso seltsame wie unangenehme Dinge ... Als die vier die Stadt Tekum erreichen, wo Willow Kellich trifft, löst das keines der Probleme - die Handlung kommt nun erst richtig in Fahrt. Denn Kellich gehört zu den Rebellen, welche den grausamen Herzog von Loveran stürzen wollen, und der Herzog wird zu einem Fest in Tekum erwartet ...
Megan Lindholm entwickelt ihre Geschichte routiniert, spannend und glaubhaft. Der Strudel der Ereignisse, in den Ki und Vandien geraten, wirbelt alle Beteiligten kräftig durcheinander; aber nichts wirkt an den Haaren herbeigezogen. Die Figuren erscheinen realistisch. Unter ihnen gibt es weder "typisch Gute” noch "typisch Böse”; man vermag nicht zu sagen, welcher Seite man denn nun den Sieg gönnt. Selbst der Herzog ist nicht das Schlechteste, was dem Land zustoßen konnte, stellt man am Ende fest. Wenn das Werk die historische Erkenntnis illustrieren soll, daß Umstürzler zumeist keine Lichtgestalten sind und die Bekämpfung des Schlechten oft mit ethisch ebenso fragwürdigen Mitteln betrieben wird, so hat die Autorin diese Absicht voll und ganz umgesetzt. Alle Protagonisten sind schuldbeladene Menschen; einige stellen sich ihren Fehlern, versuchen sie zu bewältigen, während andere tiefer und tiefer hineingeraten. Am unschuldigsten ist vielleicht noch der widerwärtige, rücksichtslose Gof, denn für sein Verhalten kann er eigentlich nichts. Willow dagegen, die zu Anfang als das hübsche, leidenschaftliche und ein wenig bedauernswerte Mädchen erscheint, verstrickt sich immer tiefer in ihre Fehler.

Kein Paukenschlag am Ende der Geschichte: das Land nicht gerettet, die "Bösen” - die im Prinzip auch nicht "böser” als die "Guten” sind - nicht besiegt, die Lage der Haupt”helden” kaum verbessert. Kis und Vandiens Beziehung zueinander ist verändert und zugleich gestärkt; Gof kommt bei seinem Onkel an. Alle anderen sind eher schlechter dran.

Das alles ist gut erzählt, bleibt aber ein typischer Fantasy-Roman ohne große Höhenflüge, wenngleich auch ohne Tiefen. Gut zu lesen, schnell zu lesen; ob man aber ein zweites Mal dazu greifen wird, sei dahingestellt. Immerhin: Eine Geschichte glaubwürdig und spannend zu erzählen ist auch etwas wert; viele Autoren des Genres schaffen das nicht so gekonnt wie Megan Lindholm hier. Dennoch, ihr zweiter großer Fantasy-Roman, "Die Stunde des Fauns” (SX 61) wirkt lebendiger, atemberaubender, origineller, hebt sich deutlich ab von dem, was man sonst so unter dieser Bezeichnung zu lesen bekommt. "Das Glück der Räder” erreicht solche Qualität noch nicht.

Der Eindruck, die Autorin sei schlechter geworden, entsteht allerdings nur dadurch, daß im Deutschen der Erstling drei Jahre später erscheint als der Nachfolger.

Megan Lindholm, The Luck of Wheels, © 1989 by Megan Lindholm Ogden, übersetzt v. Walter Brumm 1998, 380 S., DM 14,90

01. Nov. 2006 - Peter Schünemann

Der Rezensent

Peter Schünemann

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