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Dai-San
Es zog mich nicht unbedingt zu diesem LustbaderRoman, welcher die RoninTrilogie abschließt, aber was man einmal angefangen hat, soll man auch zu Ende bringen. Also grapschte ich mir aus Herrn Rauschers Bücherkisten dieses Bastei-Bändchen und las es auch pflichtgemäß durch.
Zuerst einmal einige notwendige Korrekturen zu meiner Rezension der ersten beiden Bände des Zyklus. LustbaderFans werden ob soviel Unwissenheit aufgeschrieen haben, aber ich hatte wirklich keine Ahnung davon, daß die Geschichte um Ronin und den Dolman natürlich längst abgeschlossen war, als ich mich damit befaßte. Ein wenig Schuld daran trifft allerdings auch den Heyne-Verlag, denn der druckte "Ronin" und "Dolman" im besagten Doppelband ausdrücklich unter dem Etikett "Der spannende Fantasy-Zyklus des amerikanischen Bestseller-Autors" ab; was Wunder, wenn man glaubt, das sei auch wirklich der ganze Zyklus ... Und nun mal zur Übersicht: Also, der erste Band erschien 1977 unter dem Originaltitel "Sunset Warrior", zu deutsch: "Krieger der Abendsonne" bei Bastei; der zweite, "Shallows of Night" ("Untiefen der Nacht") kam englisch 1978, deutsch unter dem Titel "Der dunkle Weg" heraus, wieder bei Bastei (Jahr dieser beiden deutschen Erstveröffentlichungen leider unbekannt); und ebenfalls 1978 schickte Lustbader "DaiSan" hinterher, an welchem Titel Bastei nichts änderte, als es das Buch 1981 brachte. Meine Bemerkung darüber, daß wir vielleicht einmal den Ausgang der Sache erfahren würden, mag der Leser als gestrichen betrachten; ich bitte den Autor wie auch seine Fans dafür vielmals um Entschuldigung. Dann natürlich gleich auch darum, daß ich mit einigen Dingen nichts anfangen konnte; es klärt sich im letzten Band genau, wozu der Hirsch gut ist und warum Ronin bei dieser schicksalhaften Begegnung nicht getötet wird.
Erinnern wir uns. Auf der Erde sind drei Makkon erschienen, finstere Ungeheuer; manifestiert sich auch noch der vierte, können sie gemneinsam ihren Herren, den Dolman, rufen, um die Kaifeng zu schlagen, die letzte Schlacht gegen die Menschheit, das Ende der Geschichte. Nur Ronin, ein Krieger aus dem unterirdischen "Freibesitz", welcher von dort floh, kann noch Rettung finden, wenn es ihm gelingt, die schriftrolle des Magiers dorSefrith entziffern zu lassen. Am Ende des zweiten Buches macht er sich denn auch auf den Weg zur sagenhaften Insel Amanomori, wo die Bujun leben, welche allein die Schriftrolle noch übersetzen können.
Im dritten Teil des Zyklus geht es ebenso turbulent wie bisher zu. Natürlich wird Ronins Schiff verfolgt, von Zauberschiffen selbstverständlich; nur er und der Steuermann Moichi entkommen dem Gefecht. Das Mädchen Moeru, das Ronin liebt, wird von ihm getrennt (es ist die dritte Frau, die er verliert). Auf einer unbekannten Insel suchen der Krieger und Moichi irgend etwas, und sie finden die drei letzten Überlebenden eines Volkes, dessen Kultur jener der alten Azteken verwandt zu sein scheint. Auf der Tempelpyramide von Xich Chih muß Ronin gegen die Helfer des Gottes Tzcatlipoca kämpfen; dabei er fährt er, daß er eigentlich Atsbilan ist, der Sohn des vertriebenen Schlangengottes Kukulkan (auch: Quetzalcoatl, der große Kulturbringer der Azteken). Sein Vater erscheint natürlich und trägt ihn nach bestandenem Gefecht endelich nach Amanomori; Moichi findet wieder ein Schiff und geht seiner eigenen Wege.
Der Abstecher scheint mir überhaupt nicht zur Handlung zu gehören, denn er hat gar keine Folgen für diese. Weder ist Tzcatlipoca einer der verbündeten des Dolman, noch taucht Kukulkan helfend auf, und die SohnesBeziehung des RoninAtsbilan bleibt ebenfalls ohne Sinn für den Rest. So spannend dieser Ausflug sein mag, er wirkt auf mich nur wie ein Seitenfüller, und der eigentliche rote Faden wird erst wieder aufgenommen, als Ronin Amanomori betritt.
Hier existiert so etwas wie eine postjapanische SamuraiKultur. Viele Kreise schließen sich. Der Krieger findet Moeru wieder, die hier allerdings verheiratet ist. Und ihr mann spielt eine ganz besondere Rolle ... Aber endlich kann ein gewandeltes Wesen, das nun nicht mehr Ronin ist, sondern der "Krieger der Abendsonne", den Heimweg zum Kontinent der Menschen antreten, um zusammen mit den Bujun in die Kaifeng einzugreifen. Und dort, in der Schlacht vor Kamado, sind die vier Makkon endlich beisammen, ist mittlerweile auch der Dolman erschienen. Und erstaunlicherweise auch der Salamander, Ronins Waffenmeister aus dem Freibesitz, welcher seine Schwester gegen ihn ausbildete und Ronin für seinen Ungehorsam töten wollte. Und er spielt plötzlich eine ungeheuer wichtige Rolle in dem ganzen Geschehen, das hin und her wogt.
Man kann es sehen, wie man will: Lustbader schafft es, alle Fäden wieder zusammenlaufen zu lassen. Ob es von vornherein dieses Konzept gab oder es sich erst während des Schreibens so herauskristallisiert hat, kann ich nicht nachvollziehen. Mir kommt es an manchen Stellen brüchig vor; der Salamander am Ende zum Beispiel hat wenig mit dem vom Anfang gemein. Auf alle Fälle jedoch gehören die letzten 80 Seiten dem großen Gefecht, und das ist nichts anderes als ein handfester Kampf, da wird gehauen und gestochen, was das Zeug hält, pausenlos, atemlos. Am Ende geht alles gut aus, wie nicht anders zu erwarten war.
Fazit des gesamten Zyklus: Spannend ist er schon. Aber nicht mehr als eine durchschnittliche FantasyProduktion. Dutzendware.
Wer möchte preisgünstig drei Bände eines ganz ausgezeichneten ... Aber nein, das hab ich mir mit dieser Rezi wohl vermasselt.
02. Nov. 2006 - Peter Schünemann
Der Rezensent
Peter Schünemann
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