Zwei Aspirin für meinen Kaffee
Julius Späte gehört zu jenen jungen schreibenden Talenten aus Leipzig, genauer aus dem sicher in einem Täuschungsmanöver entstandenen Engelsdorf, welcher trotz seines noch jugendlichen Daseins, schon auf mehrere Buchveröffentlichungen im Bereich der Lyrik verweisen kann. Und das hat seinen Grund, denn Julius Späte kann schreiben. Nein, nicht im Sinne dessen, dass man ihm vorhalten möchte, er wäre des Abbildens von Buchstaben nicht fähig, sondern eher, dass er in der Lage ist, aus diesen Buchstaben gehaltvolle Lyrik formen zu können.
Das beweißt er auch mit seiner zweiten Veröffentlichung Zwei Aspirin für meinen Kaffee. Und keine sorge, der Leser benötigt nach der Sichtung der Wortejakulationen Spätes, keine Aspirin in seinen Kaffee, denn das gebotene ist gehaltvoll, manchmal kryptisch und doch voller sichtbarer Inhalte, welche Späte aus, seinem, täglichem Leben gegriffen hat. Dazu muss er sich noch nicht einmal bücken oder riesige Luftsprünge machen, um die anvisierten Themen greifen zu können. Denn alles befindet sich direkt in seinem Blickwinkel. So das er nur noch die Hand Ausstrecken und zu greifen muss. Seien es die verblichenen Liebschaften, welche ihn beschäftigen, oder nebelige Tage, deren grauer Dunst so dicht ist, dass man die Worte eigentlich direkt auf diese undurchdringbar scheinende Nebelwand, schreiben könnte. Aber Späte durchbricht diese Wand und lässt hier und da einen Schimmer der Hoffnung, des Glücks, durch diesen uns allen bekannten Nebel, brechen.
Doch davor hat der Autor sich selbst einen schweren Weg ausgesucht. Er zweifelt an dem Verstand und am Verständnis der Menschheit. Möchte mit einem Streichholz der ersten Zigarette am Morgen, nicht nur sein Bett in Flammen sehen, sondern gleich die ganze Welt, die ihn so manchen menschlichen Abgrund offenbart, über den er sich Gedanken machen muss, weil er gar nicht anders kann. Denn Späte gehört zu den denkenden Menschen, dem aufgefallen ist, dass gar nicht mehr so viele Menschen mit dieser Gabe existieren. So greift er die täglichen Dauerschleifen des Lebens auf, die nicht nur dich schleifen, sondern viele. Und er bietet auch Lösungen an, das Videoband des Lebens anzuhalten. Nein kein Standbild will Späte erzeugen, sondern seine ganz individuellen Gedanken, welche, könnte man sie auf mehr als nur Papier projizieren, abgewrackte Fassaden, löchrige Straßen und menschliche Schicksale, aus den tiefen Furchen der Tristes bergen könnten. Dann würden diese Tage des Misstrauens, der Furcht und der alten Lügen sicher etwas liebevoller erscheinen. Denn zwischen den Zeilen kann man die Sehnsucht nach Wärme spüren. Nach Liebe, nach Geborgenheit, nach Vertrauen und nach Verständnis für jedes einzelne Individuum, welches auf dieser Erde wandelt.
Von all diesen Dingen berichtet Julius Späte in seinem Lyrikband, der aufwendig gestaltet mit Fotos von Oliver Baglieri daherkommt, welcher die ausdruckstarke Nina Kresse für die Ewigkeit in angenehm lasziven Positionen festhielt.
Sven Augstein/ Volly Tanner
Fazit:
Ein gutes Buch eines Reisenden im Dschungel der Wörter und Bilder. Irgendwann wird Späte ein richtig Großer sein und dieses Buch wird einen Abschnitt seines Weges beschreiben. Und ein netter Mensch ist der Julius auch noch. Trinkt nicht allzu viel und ist zuvorkommend zu Frauen! Also, seiner Karriere steht eigentlich nichts mehr im Wege.
22. Dez. 2007 - Volly Tanner
Der Rezensent
Volly Tanner

Website: http://www.volly-tanner.de
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1970 auf diese Welt geschickt, um den kulturellen SuperGAU mitvorzubereiten
… Kindergarten Schule Lehre mit Abi
… all das noch zu Zeiten der alten ergrauten Männer in einem heute nicht mehr existenten Land in der Mitte Europas
… erste PUNXkapelle, mit dem fantastischen Namen EINZELHAFT
… permanentes Schreiben ...
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