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Sternenfeuer

STERNENFEUER

Buch / Science Fiction

Michael McCollum: "Sternenfeuer"
Roman, Hardcover, 450 Seiten
Heyne-Verlag 2007

Der 1946 geborene Michael McCollum gehört seit den achtziger Jahren zum Stamm der Hard Science Science Fiction Autoren. Daneben hat er als Ingenieur an der Entwicklung zahlreicher ziviler und militärischer Flug- und Raumfahrttypen mitgearbeitet. Nach einer Handvoll von Romanen hat er sich für einige Jahre ganz aus dem Genre zurückgezogen. So blieb seine “Antares” Trilogie über mehr als ein Jahrzehnt unvollendet. Über die Beendigung dieser Serie auf einem leider schwachen Niveau - die drei Bücher liegen als Paperbacksammelband ebenfalls im Heyne Verlag vor - hat er sich schließlich wieder heran geschrieben und präsentiert mit “Gibraltar Earth” - der Originaltitel - den ersten Band einer neuen Trilogie.

Auf ihren Expeditionen in die Tiefen des Alls hat die Menschheit eine Handvoll von unter schwierigen Bedingungen besiedelbaren Planeten gefunden. Bei einer weiteren Expedition im 24. Jahrhundert begegnet der Forschungsraumer Magellan zwei außerirdischen Raumschiffen, die sich ein Gefecht liefern. Dabei wird ein Scoutschiff der Magellan auch vernichtet. Eines der fremden Raumschiffe bleibt als Wrack mit einem Überlebenden zurück. Die Menschen bergen die affenähnliche Kreatur und bringen sie zurück zur Erde. Hier erfahren sie, das quasi in ihrem Vorgarten sich ein gigantisches Sternenreich - die Souveränität - befindet, dessen aggressive Herrscher unzählige fremde Welten unter ihre Gewalt gezwungen haben. Bislang ist es nur einem Zufall zu verdanken, dass die Menschheit noch nicht entdeckt worden ist. Mit den vom Alien übermittelten Informationen macht sich die ganze menschliche Raumflotte - bestehend aus zwölf irdischen Raumern und dem inzwischen geborgenen fremden Raumschiffwrack - auf, das fremde Sternenreich zu erkunden. An Bord befinden sich eine gemischte Gruppe von Menschen und das Alien, das hofft, auf diesem Wege wieder die Heimat erreichen zu können. Aber die große Frage ist, ob man ihm und seinen Informationen auch wirklich trauen kann.

Ganz geschickt führt McCollum im ersten Drittel des Buches sehr unterschiedliche Handlungsstränge - beeinflusst durch den Fund des fremden Raumschiffes und dem Verlust der Besatzung eines Scoutschiffes - bis zum Beginn der Expedition zusammen. Damit ermöglicht er seinen Lesern einen komplexeren Blick auf seine Zukunftsvision. Das die einzelnen zusammenfließenden Handlungselemente allerdings fokussiert betrachtet, eher statisch und klischeehaft wirken, steht auf einem anderen Blatt. Da gibt es den reichen Erben, der vor drei Jahren seine Eltern und jetzt seine Schwester verloren hat. Neureich, arrogant und innerlich zerrissen. Er akzeptiert die Ausreden der Behörden nicht und macht sich auf, den Tod seiner Schwester selbst zu untersuchen. Das gipfelt im Sturzflug zum zurückgekehrten Raumschiff. Kaum wird ihm vom Kommandanten aufgezeigt, wie sehr die bösen Außerirdischen schuldig sind, wird er zu einem wertvollen Crewmitglied. Der Führer einer Oppositionspartei, welche die Aufgabe der Kolonien und die Nutzung der begrenzten irdischen Resourcen für die eigene Bevölkerung propagiert, lässt sich schließlich als Querdenker für die Expeditionen zu den Sternen anheuern. Als schließlich diese Fähigkeit wirklich verlangt wird, geht er in den martialisch patriotischen, aber leider sehr pathetischen Beschwörungen an die Einzigartigkeit der Menschheit unter. Die Linguistin ist trotz der aufgesetzten und nicht überzeugenden Liebesgeschichte der einzige Charakter, der wirklich dreidimensional und sympathisch erscheint. Der Außerirdische ist die zweite interessante Figur. Über weite Strecken zeichnet McCollum in bewusst unauffällig, lernbegierig, fast devot, um in letzter Sekunde diesem Charakter eine entscheidende Wende zu geben. Diese karte hätte der Autor allerdings deutlich effektiver ausspielen können, es fehlt hier nach der dramatische Auflösung eines Zwischenplots ein weiteres Ansteigen der Spannung. Zu sehr und leider viel zu altbacken konzentriert sich McCollum auf die Fortsetzung seiner Serie und weißt auf die potentiellen Entwicklungen des nächsten Romans hin. Diese sind dem klassischen Military Science Fiction Subgenre entnommen und wirken wie ein Rückgriff auf die SF des Golden Age und der frühen Perry Rhodan Serie. Der Leser muss sich – im Gegensatz zum Autoren, der seine Basis auf den letzten Seiten vollständig aus den Augen verliert – daran erinnern, dass die Menschheit über zwölf unbewaffnete überlichtschnelle Raumschiffe verfügt. Ihnen gegenüber steht ein Sternenreich mit einer Unzahl von unterdrückten Welten, den von ihnen genutzten Sternentoren und vor allem einer riesigen im Raumkampf geschulten Armee. David gegen Goliath wäre für diesen Roman noch untertrieben. Das sich die Menschheit nicht in ihr Sonnensystem zurückziehen will und kann, steht außer Frage. Das sie den Kampf gegen die „Unterdrücker“, die ihnen bis auf das in einem Gefecht aus Versehen vernichtete Scoutschiff nichts getan haben, aufnehmen, wirkt schon unglaubwürdig. Der quasi aus dem Nichts entworfene Angriffsplan erinnert an Größenwahn. Zum Ende des Buches verfällt McCollum wieder in den Trott, welcher den dritten Antares Roman zu einem so schwerfälligen und stellenweise schwachen Buch gemacht hat. Die Pläne sind unrealistisch und im Grunde nicht finanzierbar. Immerhin hat der Autor auf den ersten Seiten des Buches eine wirtschaftlich angeschlagene Erde skizziert, die Jahrhunderte lang über ihre Verhältnisse gelebt hat. Das sich die Erde gegen mögliche Invasoren rüsten muss, wäre noch verständlich, aber mit diesem Plan rückt McCollum zu gefährliche nahe an Autoren wie John Ringo.
Auch die ersten Begegnung mit den fremden Intelligenzen getarnt als Handelsreisende wirkt stellenweise weniger exotisch und vor allem weniger aufregend als gedacht. Insbesondere Perry Rhodan Leser werden sich an die ersten Tage des expandierenden Solaren Imperiums erinnern. Der Weg dahin gehört allerdings zu den besten Passagen des Buches. Sehr minutiös und vor allem detailliert beschreibt McCollum die erste Kontaktaufnahme zwischen den Menschen und Außerirdischen und die verschiedenen politischen Schwierigkeiten. Sein Technikansatz ist sehr bodenständig, das gibt seinem Szenario einen realistischen Hintergrund. McCollum erzählt sehr kompakt und konzentriert, wie ein guter Schachspieler bewegt er seine menschlichen Charaktere gezielt und direkt in die entsprechenden Positionen. Mit der Reise zu den Sternen zeigen sich allerdings auch seine literarischen Grenzen. Wo Exotik und Farbenpracht einen Sense of Wonder bilden sollten und müssten, wirkt sein Roman ausgesprochen trocken bis langweilig. Auch werden den Menschen zu wenige Hindernisse in Hinblick auf die Planung der ersten Expedition in die Wege gelegt, immerhin reisen seine Raumschiff mehr als siebentausend Lichtjahre, eine Strecke, welche die Menschen noch nie zurückgelegt haben. In diesen Passagen verschenkt der Autor zu viele Möglichkeiten, Spannung und Dramatik zu erzeugen.

Alles in allem ist „Sternenfeuer“ ein durchschnittlicher Auftakt einer neuen Hard Science Fiction Reihe. Deutlich besser geschrieben und konzipiert als sein letzter Roman. Der dritte Teil der „Antares“ Trilogie, bei „Lebenssonden“ handelt es sich um ein Buch aus den neunziger Jahren, das jetzt erst in Deutschland veröffentlicht worden ist. Aber wirklich packend mit vielen neuen originellen Ideen sieht anders aus.

11. Jan. 2008 - Thomas Harbach
http://www.sf-radio.net/buchecke/science_fiction/i...

Der Rezensent

Thomas Harbach
Deutschland

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