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Die Herrin der Rosen
| DIE HERRIN DER ROSEN
Buch / Fantasy
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Dion von Moria 1
Dion aus Moria ist 17 Jahre alt und eine Magierin- also ein ungewöhnliches Geschöpf, denn in Moria, ihrer Heimat, oder in Gallia, dem Land ihres Exils, üben Frauen nur den "niedermagischen Beruf der Heilerin aus. Mehr hätte auch Dion, uneheliches Kind einer Magd, nicht erwarten können; aber der Magier Michael erkannte ihr Potential, adoptierte sie und bildete sie aus, um die Theorie zu untersuchen, nach der Frauen für hohe Magie unbegabt seien. Dion ist sich über den Erfolg der Ausbildung nicht sicher: Zwar hat sie alle Prüfungen des Magie-Colleges in Gallia bestanden, und besser als alle männlichen Mitstudenten, aber sie weiß nicht, ob ihre "typisch weiblichen Eigenschaften sie nicht doch fehlleiten werden; laut Michael ist sie oberflächlich und sprunghaft. Dass sie kurz nach seinem Tod Kontakt zu einem Dämon aufnimmt, scheint den Tadel zu bestätigen, denn so etwas gehört zur verbotenen Schwarzen Magie. Und der Dämon fasziniert sie ... Jedoch hat Dion kaum Zeit, sich ihm zu widmen, da sie den Auftrag erhält, Kitten Avignon zu beschützen, des Herzogs Lieblingsmätresse, die ein Schwarzmagier verfolgt. So gerät das Mädchen, völlig unerfahren hinsichtlich Politik und Geschlechtlichkeit, in das Verwirrspiel aus Intrigen und Liebeleien am gallianischen Hof. Da ist das mächtige Reich Aramaya, das den Herzog als Verbündeten gewinnen möchte; da sind Kirchenreformatoren, die den "Verfall der Religion aufhalten wollen; und morianische Flüchtlinge, ins Exil getrieben von den Fanatikern der Kirche des Brennenden Lichts, die "Ungläubige zu Hunderten verbrennen ließ. Leider lebt in Gallia auch der Ex-Großinquisitor dieser Kirche, geschworener Feind aller Magie; nichts fürchten Magier mehr als seine Hexenfesseln, die sie ihrer Macht berauben. Hinzu kommen noch die Anhänger der "Neuen Lehre (der beginnenden modernen Wissenschaft), die von der hochkultivierten Kitten gefördert werden, sowie der attraktive Lord Gregorov, der Dion beharrlich umwirbt. Gefahren sind also vorprogrammiert. Zum Glück ist Dion sehr mächtig - auch wenn sie lange nicht ahnt, wie sehr ...
Wer Interesse an der Entwicklung eines jungen Mädchens, an Liebesgeschichten, Hofintrigen und der gelungenen Schilderung des Lebens in einer Welt ähnlich der Frührenaissance hat, den wird dieses Buch nicht enttäuschen. Der Fantasyfreund dürfte das oft anders sehen: So um Seite 300 zweifelte ich langsam daran, es wirklich mit einem F-Roman zu tun zu haben; zu viel Raum war den eben genannten Themen gewidmet, die Magie schien nur Beiwerk, reduziert auf die Ausführung des Schutzrituals für Kitten, Heilzauber, einen schwarzmagischen Angriff und eine rätselhafte Seuche; dass Dion die mächtigste Magierin weit und breit sein sollte, merkte man kaum. Nun sind Entwicklungsro-mane in der Fantasy nichts Ungewöhnliches; in vielen wichtigen Werken dieses Genres ist die Entwicklung des Haup-tcharakters einer der springenden Punkte, wenn nicht das zentrale Thema - ich denke da an Ursula LeGuins "Erdsee-Trilogie (vor allem Band 1) oder an Tad Williams "Drachenbeinthron-Zyklus. Aber diese Bücher halten einen viel en-geren Kontakt zur Sorcery (oder auch zum Sword), als es hier der Fall ist. Das, worauf ein Fantasy-Fan Wert legt, tritt oft völlig hinter der "Hofgeschichte zurück. Allerdings "kracht es am Ende gewaltig, die letzten 90 Seiten sind so furios und magisch aufgeladen, dass sie für vieles entschädigen, sieht man über ein, zwei Ungereimtheiten hinweg. Eins ist klar: Fesselnd erzählen kann Jane Routley; ich habe diesen Roman trotz aller Kritik nur sehr ungern aus der Hand gelegt. Die Autorin macht Andeutungen, die den Leser auf Lösungen einiger Rätsel bringen, und ein Antrieb zum Weiterschmökern besteht einfach darin, dass man erfahren möchte, ob man richtig liegt. Auch versteht Routley es sehr geschickt, die streckenweise geringen "magischen Anteile effektvoll in Szene zu setzen, was über einige Längen hinweg-tröstet. Beinharte Fantasy-Freaks werden dieses Buch dennoch ablehnen; allen anderen sei es (mit Fragezeichen) emp-fohlen.
Mage Heart, © by B. J. Routley, 1996, a. d. amerik. Englisch übers. v. Michaela u. Hans Link 1998, Tb-Ausgabe 2002, 499 S., DM 16,90
10. Nov. 2006 - Peter Schünemann
Der Rezensent
Peter Schünemann
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