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Eine kurze Geschichte vom Glück
| EINE KURZE GESCHICHTE VOM GLÜCK
Hoerbuch / Belletristik
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Thommie Bayer
Eine kurze Geschichte vom Glück
steinbach sprechende bücher, Schwäbisch Hall, 2/2008
Nach dem gleichnamigen Roman, Piper, 10/2007
Hörbuch, 4 CDs in aufklappbarer Papphülle, Belletristik, 978-3-88698-608, Spieldauer: ca. 277 min., EUR 19.99
Gelesen von Mathias Herrmann
Titelgestaltung von N. N.
www.sprechendebuecher.de
www.thommie-bayer.de
Robert Allmann hat seit Jahren immer den Lottoschein ausgefüllt - mit den Zahlen eines Freundes, von dem er eines unschönen Tages hereingelegt worden war. Nun passiert das Unglaubliche: Robert gewinnt sechs Millionen.
Zunächst ist er fassungslos, doch dann mangelt es ihm nicht an Ideen, was er mit dem Geld anstellen könnte. Für sich möchte er lediglich einen Teil behalten und mit dem Rest Verwandten und Bekannten, selbst Fremden unter die Arme greifen. Doch alles kommt anders:
Wegen einer Kleinigkeit zerstreitet er sich mit seiner Frau Sabine und kommt durch einen Zufall dahinter, dass sie seit einiger Zeit einen Liebhaber hat. Alle Pläne, was sie gemeinsam Schönes unternehmen könnten, zerplatzen wie Seifenblasen. Robert zieht aus und beschließt, sein Leben von Grund auf zu ändern.
Auf den Zorn folgen die Ernüchterung und schließlich der Wunsch, es doch noch einmal gemeinsam zu versuchen, denn er vermisst Sabine, die sich jedoch längst entschieden hat. Und noch weitere Schicksalsschläge kommen auf Robert zu: Der Vater, den zu besuchen er immer wieder vor sich her schob, stirbt, und jemand hat noch eine Rechnung mit Robert zu begleichen
Praktisch jeder träumt davon, eines Tages Lotto-Millionär zu werden und was er dann mit diesem Reichtum anfangen würde. Nur für Wenige erfüllt sich tatsächlich dieser Wunsch und sind sie dann glücklicher als zuvor? Thommie Bayer geht in seinem parabelhaften Roman bzw. Hörbuch dieser Frage nach. Der Protagonist Robert Altmann schildert als Ich-Erzähler einige Tage aus seinem Leben, das mehr als eine unerwartete Wende nimmt. Allerdings ist das viele Geld nicht die Ursache, sondern der Anlass, der vieles ins Rollen bringt.
Robert Altmann ist ein durchschnittlicher Typ, der sich durch kleine Jobs über Wasser hält und nebenbei den Haushalt führt, da seine Frau als Ärztin fast rund um die Uhr mit Arbeit überhäuft wird. Als er von seinem Lotto-Gewinn erfährt, reagiert er wie jeder andere auch. Die Freude kennt keine Grenzen, es werden Pläne geschmiedet, einige Sachen, die man sich bisher nicht leisten konnte, angeschafft und andere sollen an dem Glück teilhaben.
Nach dem überraschenden Höhenflug folgt ebenso schnell der Sturz in die Tiefe, denn persönliche Tragödien verhindern, dass der Protagonist seinen Gewinn und das erhoffte schöne Leben wirklich genießen kann. Er versucht es zwar, scheitert jedoch an seinem Kummer, und dann folgt ein Schlag auf den anderen.
Der Fazit, der sich daraus ziehen lässt, ist offensichtlich: Geld allein macht nicht glücklich. Es erleichtert zwar das Leben, aber alles kaufen oder festhalten, was einem wichtig erscheint, kann man nicht. Selbst die kleinen Dinge, die einem einst Freude bereiteten, verlieren ihren Reiz, wenn man sich nicht mehr anstrengen muss, um sie zu bekommen. Die großen Dinge, die unerreichbar schienen, erweisen sich als kleiner, als erwartet, fallen sie einem nun in den Schoß. Verpasste Chancen können nicht nachgeholt werden. Hinzu kommt das Misstrauen gegenüber anderen. Lieben die Verwandten und Freunde den Menschen oder bloß sein Geld?
Gewissermaßen bekommt der Protagonist auch einen Denkzettel verpasst, denn der unverhoffte Reichtum lässt ihn überheblich und rachsüchtig werden; Fehler sucht er nicht bei sich sondern den anderen. Seine kleinen Triumphe bekommen jedoch regelmäßig einen Dämpfer verpasst, denn die Realität ist anders als seine Wunschvorstellungen, und das Geld erweist sich nicht als Allheilmittel. Was er wirklich möchte, erkennt er erst, als er es verliert und er hatte er schon lange vorher verloren, ohne dass er es merkte.
Eine Aktion hat immer eine Reaktion zur Folge. Man sollte nicht die eigenen Möglichkeiten missbrauchen, sich über andere erheben und kleinlich Vergeltung üben, weil alles seine Konsequenzen hat. Das Rad dreht sich, und was oben ist, ist irgendwann unten nach Glück kommt Pech, nach Freude Trauer.
Wer das Thema und zeitgenössische Geschichten, wie sie das Leben spielt, mag, wird gut unterhalten. Der angenehmen Stimme des Sprechers, die den Zuhörer schnell in die Handlung hinein zieht, lauscht man gern. Es werden viele kleine Botschaften transportiert, und jeder kann für sich selbst die Ereignisse interpretieren und die eine oder andere Lehre, die der Autor mit auf den Weg geben möchte, erkennen.
12. Mar. 2008 - Irene Salzmann
Der Rezensent
Irene Salzmann

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Irene Salzmann, Jahrgang 63, verheiratet, drei Kinder, studierte mehrere Semester Südostasienwissenschaften und Völkerkunde an der LMU München.
Schon seit Jahren schreibt sie phantastische und zeitgenössische Erzählungen, die zunächst in den Publikationen der nicht-kommerziellen Presse erschienen sind. In den vergangenen Jahren w...
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