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Aratoxin 6- Der Unlichtplanet

ARATOXIN 6- DER UNLICHTPLANET


Buch / Science Fiction

Heyne
Softcover, 415 Seiten
Heyne- Verlag 2008

Mit „Der Unlichtplanet“ schließt der Exposeredakteur Michael Marcus Thuner den Sechsteiler „Ara- Toxin“ ab. Um es gleich vorwegzunehmen, zusammen mit „Pan-Thau-Ra“ mit seiner verunglückten Paperbackstruktur gehört der jetzt abgeschlossene Zyklus zu den schwächsten Arbeiten der bisherigen Kooperation zwischen dem Heyne- Verlag und der Perry Rhodan Redaktion. Dabei zeigen sich die Schwächen, welche schon in den letzten Jahren immer wieder aufgeflammt sind. Das ambitionierte Team um Klaus N. Frick versucht die Euphorie um die Rhodanserie auf allen Fronten zu melken, ohne dabei auf die Qualität Rücksicht zu nehmen. Zu Beginn der Perry Rhodan Zyklen im Heyne- Verlag hat Klaus Frick die besten Autoren aus der laufenden Serie abgezogen, um die Taschenbücher voranzutreiben. Dabei ging für die Stammleser sehr viel Qualität verloren. In den letzten Jahren wurde Michael Marcus Thuner als relativ neuer, ambitionierter, aber vor allem eher durchschnittlicher Autor an den verschiedensten Fronten eingesetzt. Er hat die Exposes für die inzwischen eingestellte ATLAN Heftromanserie und die jetzt bei Fanpro erscheinenden ATLAN Taschenbücher übernommen, schrieb an der laufenden Serie mit und gehörte zumindest laut den Berichten des Pabel- Verlages zu den Ideengebern der laufenden Serie. Mit Perry Rhodan Action startet der Verlag einen neuen Kurzzyklus im Heftromanformat, integriert hier weitere junge Autoren, aber die Autorendecke reicht für die vielen Projekte nicht mehr aus und herauskommen Schnellschüsse wie der vorliegende Zyklus, in welchem sich das Lektorat des Heyne- Verlages den Vorwurf gefallen lassen muss, schlampig gearbeitet zu haben - sehr viele Schreibfehler und unabhängig vom störenden wienerischen unglücklich formulierte Sätze - und die Perry Rhodan Redaktion sich fragen muss, ob es richtig gewesen ist, einen Zyklus zu veröffentlichen, dessen Ende Michael Marcu Thuner in seinem letzten Band augenscheinlich improvisieren musste. Dazu gibt es im vorliegenden Roman zu viele Widersprüche, zu viele angeblich unüberwindbare Probleme werden auf den letzten fünfzig bis siebzig Seiten aus dem Stehgreif gelöst und der Leser wird unbefriedigt zurückgelassen. Das Michael Marcus Thuner mit den teilweise historischen Figuren sehr brachial umgeht, ist inzwischen bekannt. So denken und haben seine Charaktere nur an Sex bzw. haben ihn. Es ist vielleicht noch akzeptabel, dass Faktor I der „Meister der Insel“ Thetin einen ihrer Untergebenen mit Sex und Erpressung an sich bindet, aber natürlich hat dieser mit seiner Chefin den besten Sex seines Lebens. Wenn sich eine Frau beim Beischlaf mit einem Gestaltwandler über ihre geheimen Wünsche äußert und dabei Sex mit Gucky herauskommt, ist die Grenze der Geschmacklosigkeit allerdings überschritten und solche geistigen Aussetzer des Autoren sollten von einem entschlossenen Lektorat bzw. der Redaktion auch gestrichen werden. Aber wahrscheinlich wollte man in anderen Sphären und kümmerte sich mehr um eigene Projekte bzw. neue Ideen, wie man die Marke Perry Rhodan weiter vermarkten kann. Ob dieser Trend zu Lasten der langjährigen Leser und vor allem der Qualität - auch die letzten beiden Zyklen der fortlaufenden Heftromanserie litten unter unbefriedigenden Ende und vor allem letzten Heften, in denen im Vorbeiflug alles erläutert bzw. im Notfall auf die nächsten einhundert Hefte verschoben worden ist - der Stammserie sich nicht irgendwann rächen wird, sollte in Rastatt einmal ernsthaft von Entscheidungsträgern des Verlages diskutiert werden.

Wie unsicher Michael Marcus Thurner mit seinem Roman gewesen ist, zeigt der billige, aber knallige Auftakt, in welchem Tifflor „erschossen“ wird. Wer sich in der Serie auskennt, weiß, dass es nicht sein Schicksal sein kann und wartet nur auf die umständlichen Erläuterungen, welche der Autor gegen Ende des Buches nachschiebt. Spätestens mit dem Schließen dieses Kreises vom vorweggenommenen Prolog bis zur kompletten Szene sackt das Niveau des Buches noch einmal gehörig ab.

Wie Langzeitpläne wirklich überzeugend funktionieren, haben sowohl K.H. Scheer – dessen langer Schatten bei diesem Zyklus die Perry Rhodan Redaktion förmlich erdrückt – und der Taschenbuch Zyklus „Lemuria“ gezeigt. Wie Langzeitpläne bei einem lustlosen oder wahrscheinlich eher überforderten Exposeredakteur nicht funktionieren, zeigt „Ara- Toxin“ mit entlarvender Offenheit. Das sich hinter dem gesamten Plan ein plötzlich überlebender „Meister der Insel“ versteckt, ist noch akzeptabel. Thurner nimmt sich sehr viel Zeit, dessen Geschichte zu erzählen. Dabei fehlt dem verzweifelt als charismatischen „Schurken“ – dazu später - beschriebenen Meister die Persönlichkeit. Im Vergleich mit den anderen Rückblicken des „Ara- Toxin“ Zyklus, die oft zu den einsamen Höhepunkten durchschnittlicher Romane, hat Thurner den mit Abstand schwächsten geschrieben. Die Begegnungen mit Faktor I sind bis auf den großartigsten Sex noch akzeptabel, auch wenn die Rhodan Redaktion vielleicht endlich aus ihrer spätpubertären Phase aufwachen sollte, aber das der noch lebende MDI im Rahmen seines Langzeitplans nicht nur die Mobys erschaffen hat, sondern für die Evolution der Aras verantwortlicht ist, wirkt unglaubwürdig. Hier fehlen Thurner die Argumente und alleine die Tatsachen in den luftleeren Raum seines Romans zu stellen, ist nicht ausreichend.

Wie einige andere Kurzzyklen der Kooperation mit dem Heyne- Verlag ist das Ausgangsszenario interessant und wirkt auch bedrohlich. Insbesondere die ersten Bände mit dem Elan einer neuen Idee konnten oft überzeugen. Im Verlaufe der Sechsteiler schlichen sich dann immer mehr Füllromane ein. Im vorliegenden Zyklus wiederholt sich das Spiel mit den Tarnexistenzen mehrmals, so dass bald Langeweile aufkommt. Weiterhin macht das Team immer wieder den gleichen Fehler. Die Ideen sind nicht durchdacht und wirken insbesondere gegen Ende des Zyklus mit der heißen Nadel gestrickt. Die Leser lassen sich eine Reihe von Rätseln und falschen Spuren gefallen, sie erwarten aber, dass die Charaktere nicht nur mit einer wirklichen Bedrohung konfrontiert werden, sondern auch außergewöhnliche Lösungsansätze präsentieren. Vorbei sind die Zeiten, in denen K.H. Scheer natürlich oft mittels technischer Superlösungen die Leser verblüffte. Im vorliegenden Band haben Thurner und die Autoren das Ara- Toxin zu einer ultimativen Vernichtungswaffe aufgebaut, mehrere Planeten mit ihren Bewohnern zu Mobys umgewandelt und Tifflor dazu gezwungen, über eine Evakuierung der Erde nachzudenken. Nur Rhodan hat stoisch daran geglaubt, dass es gegen jedes Gift ein Heilmittel gibt. Unterstützung findet Rhodan bei der Redaktion, die aus Verzweifelung aus dem Nichts heraus ein Heilmittel produziert und die ganze Bedrohung löst sich in den Tiefen des Alls auf. Viel schlimmer ist der Umgang mit dem Schurken des Zyklus. Der Bösewicht ist nämlich trotz eines Jahrtausendealten VERNICHTUNGSPLAN einer der Guten. Vergessen sind die Millionen von Toten. Im Zuge eines Neo- Pazifismus wird er auf den letzten Seiten geläutert. Rhodan und der MDI führen tief greifende Gespräche über die Situation. Im vorangegangenen Band wollte Rhodan den Verantwortlichen noch eigenhändig zur Strecke bringen und wurde von Hubert Haensel als Rächer charakterisiert. Alles vergessen bzw. nicht gelesen. Der Leser sollte nicht vergessen, es handelt sich um einen Meister der Insel, der seit Jahrtausenden Völker in Andromeda versklavt hat, einem Todfeind der Menschen. Michael Marcus Thurner sollte noch einmal zur Strafe zusammen mit allen Autoren und vor allem Redaktionskollegen den MDI Zyklus lesen, dann wäre dieser haarsträubende, unlogische und vor allem nicht überzeugende Sinneswandel niemals zustande gekommen. Bei der Historie der MDI erfindet Thurner vorsichtshalber eine neue Geschichte – es gibt Sex !!! -, in der Hoffnung, dass zumindest irgendein Element seines Zyklus in die Perry Rhodan Analen eingehen könnte. Er braucht sich keine Sorgen zu machen, das Niveau von „Ara- Toxin“ mit seinen teilweise lustlos geschriebenen Einzelromanen, einem kaum vorhandenen Expose, einem Lektorat, das nicht vorhanden gewesen ist und einer Grundidee, welche zu Beginn der Schreibphase des Zyklus nicht zu Ende gedacht worden ist, lässt sich schwerlich unterbieten. Es ist schade, dass die faszinierenden Aras unter einer solch lieblosen Behandlung leiden müssen und vor allem das niemand in Rastatt den neu hinzugekommenen Autoren Einhalt gebietet, die wirklich Höhepunkte aus der Frühzeit der Rhodanserie zu verschandeln. Die sechs Romane wirken wie mit einem sehr losen Faden verbunden ohne Endkontrolle – um evtl. Widersprüche oder Brüche in der Charakterisierung zu glätten – unter extremen Zeitdruck niedergeschrieben, um die unkritische Konsumentenschar pünktlich mit neuem, gestreckten Stoff zu versorgen. Was bei „Lemuria“ sehr gut gelungen ist, ist im Falle von „Ara- Toxin“ vollkommen daneben gegangen. Spätestens mit dem ärgerlichen Ende des „Sternenozean“ Zyklus ist das Niveau der Heftromanserie im Einklang mit den Taschenbüchern deutlich gesunken. Die alten Hasen kümmern sich um ihre Pflichtaufgaben – siehe Hubert Hänsel, der zumindest exposetechnisch einen der besseren Heyne- Zyklen verfasst hat -, die jungen Autoren wie Thurner haben erhebliche Defizite, welche von Klaus Frick und Co zumindest vor den Augen der Leser nicht korrigiert werden und Handwerker wie Christian Montillon oder Horst Hoffmann versuchen zumindest ihre Pflicht zu tun. Der augenblickliche Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit könnte nicht deutlicher als im vorliegenden Roman und im Grunde im ganzen Zyklus ausgedrückt werden. Claudia E. Krasziewicz hat in ihrer Kurzgeschichte ein real existierendes Kirchenfenster zum Anlass genommen, eine 1428 spielende Geschichte um einen Cheborparner und Thomas von Aquin zu erzählen. Nett geschrieben, im Vergleich zu den anderen Kurzgeschichten einmal eine gänzliche andere Idee und zumindest ein versöhnlicher Abschluss eines enttäuschenden „Unlichtplaneten“.

16. Apr. 2008 - Thomas Harbach

Der Rezensent

Thomas Harbach
Deutschland

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