Eines Greifen Ei
| EINES GREIFEN EI
Buch / Science-Fiction
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Michael Swanwick kannte ich bis dato nur dem Namen nach, aber da das HeyneBüchlein bei der vorletzten Vergabe der ReziExemplare übrigblieb, nahm ich mich seiner an. Es kann ja nie schaden, einmal etwas Neues zu lesen.
Nun, ich hoffe, daß dieses Werk nicht unbedingt kennzeichnend für Swanwick ist; meine Begeisterung hält sich in sehr, sehr engen Grenzen. Ich scheue mich sogar, es wie der Verlag als "Roman" zu bezeichnen, dazu fehlt ihm einiges an Dichte und Tiefe. Eine längere Erzählung, und auch die nicht unbedingt befriedigend mehr verbirgt sich nicht dahinter. Und so erscheint mir trotz der Schwarzweißillustrationen von Peter Gudynas der Preis entschieden zu hoch.
Kurze Inhaltsangabe: Mondkolonie mit z. T. kriegsorientierter Forschung und Produktion drohender Krieg auf der Erde auch einige lunare Verwicklungen neuartiger Kampfstoff setzt den größten Teil der Mondbevölkerung außer Gefecht die wenigen "Unbeeinflußten" übernehmen das Kommando über die Irren aber am Ende klärt sich alles noch einmal gut, die Weltmächte beenden ihren Krieg, die Irren werden geheilt, und auf dem Mond entsteht durch das Gegenmittel langsam eine neue "SuperMenschSpezies".
Nichts, aber auch gar nichts Neues.
Man kann sich nicht in das Geschehen hineinleben. Gunther Weil, der Protagonist, bleibt blaß; ganz zu schweigen von den anderen Figuren, von denen kaum eine schlüssig, stimmig gezeichnet ist. Am kompaktesten wirkt noch der Forscher Krishna, doch das nur, weil er einem Klischee entspricht, dem des begeisterten, die Folgen seiner Arbeit kaum beachtenden "egghead".
Dabei hätte aus der Handlungsskizze durchaus etwas werden können. Swanwick spricht viele Themen an: Verantwortung des Wissenschaftlers, Aussichten bei einem möglichen Krieg, Diktatur, Faschismus, selbst das Problem der frigiden Frau, die ihren Orgasmus per Gehirnelektronik herbeiführen kann ... Zu viel für die paar Seiten. Nichts wird ordentlich ausgeführt, man fällt von einem Thema und einem Extrem ins andere. Spannung kommt so nicht auf, von Tiefgang ganz zu schweigen. Sowohl die plötzliche Einigung der Großmächte und die schnelle Kontrolle über den plötzlich ausgebrochenen Krieg als auch die spontane Entscheidung Gunthers zugunsten des Verstandes gegen das eigene Gefühl kann ich nicht nachvollziehen.
Und wen der Titel interessieren sollte: Er bezieht sich auf ein vor dem Text abgedrucktes Gedicht von Vachel Lindsay (mir nicht bekannt): "Der Mond? Er ist eines Greifen Ei, / ausschlüpfen wird er morgen nacht ..." So beginnt es. Mit den insgesamt acht Versen kann ich ebenfalls nicht allzuviel anfangen. Vielleicht enthält der Bezug zum Fabelwesen Greif ja eine Art Symbolik, die mir entgangen ist, doch ich bezweifle, daß sie den Text noch retten könnte. Tut mir leid. Ich finde diesmal wirklich kein lobenswertes Detail. Nicht eines.
11. Nov. 2006 - Peter Schünemann
Der Rezensent
Peter Schünemann
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