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Ad Astra 3: Die Hyänen des Alls

AD ASTRA 3: DIE HYÄNEN DES ALLS


Buch / Science Fiction

Mohlberg Verlag
Roman, Softcover, 202 Seiten

Der dritte Sammelband der AD ASTRA Neuauflage umfasst die Romane “Die Hyänen des Alls” (UTOPIA Zukunftsromane 558) aus der Feder J.A. Garretts alias Jürgen Grasmück und “Die gnadenlose Jagd” (UTOPIA Zukunftsroman 560) aus der Feder H. G. Francis. Beide Romane erschienen ebenfalls 1967.

Mit “Die Hyänen des Alls” - UTOPIA Zukunftsroman 558) betritt mit Jürgen Grasmück unter dem Pseudonym J.A. Garrett ein weiterer Autor das “Ad Astra” Universum.

Hinter dem Pseudonym versteckt sich Jürgen Grasmück. 1940 in Hanau geboren und im Jahre 2007 gestorben. Als Siebzehnjähriger veröffentlichte er sein erstes Leihbuch und gehörte vor allem in den fünfziger Jahren zu den produktivsten Leihbuch- als auch in den sechziger Jahren zu den fleißigsten Heftromanautoren, der unter diversen Pseudonymen sowohl an “Mark Powers” als auch “Rex Corda” mitgeschrieben hat. In den siebziger Jahren wechselte er die Pferde und verfasste neben Western auch Kriminalroman. Bekannt und beliebt sind die von ihm kreierten Horror- Fantasy Serie “MAcabros” und dessen Ableger “Larry Brent”, die im Zauberkreisverlag mit knapp zweihundert Heften alleine von ihm geschrieben erschienen sind.

Leider hat er in seinem Roman ein undankbare Aufgabe. Wie in “Das Gefangene des Mare Titow” geht es Schurken darum, die DYNA-CARRIER in ihre Gewalt zu bringen. Nicht wie im Vorgängerroman, um aus dem Sonnensystem zu fliehen und eine neue Existenz in den Weiten des Alls zu beginnen, sondern um das Sonnensystem zu beherrschen. Ein rücksichtsloser Pirat erobert die DYNA-CARRIER in einem Handstreich. Unabhängig davon, dass er für eine Heftromanserie unglücklich ist, zwei derartig ähnliche Prämissen aufeinander folgend zu präsentieren, wirkt Grasmücks Roman in seiner Zusammensetzung sperrig und nicht harmonisch. Es ist erstaunlich, mit welcher Naivität der führende Offizier an Bord der DYNA-CARRIER ein fremdes Raumschiff an sich heran lässt und den um eine Besichtigung bittenden Offizieren Tür und Schott öffnet. Einige Seiten später erfährt der Leser, dass es sich bei dem Schurken um den berüchtigsten Piraten zwischen Pluto und Merkur handelt. Auch in “Der Wasserkönig aus der Zenta-Schlucht” ist ein Passagierraumschiff überfallen, die Besatzung und Passagiere sind getötet worden. Die Vorgehensweise wirkt insbesondere im Kontext mit diesen Tatsachen naiv und plottechnisch wenig einfallsreich. Später tauchen die obligatorischen Verräter auf, die - weil ihre Familien auf der Erde gefangen gehalten werden - logistische Hilfestellung leisten. Ebenfalls befremdend wirkt die Degradierung Chet Morrows nach dieser Aktion zum Fähnrich, weil er angeblich wichtige Informationen nicht weitergeleitet hat. Sowohl Morrow als auch der Leser - er hat diese Szene verfolgt - bestreiten diese Tatsachen. Anscheinend versucht sich ein Vorgesetzter wieder einmal auf dessen Kosten aus seinen eigenen Fehlern zu retten. Diese Idee wird im Verlaufe des Romans allerdings nicht wieder aufgegriffen. Chet Morrow müßte jetzt eigentlich zu den Bodentruppen oder in den Maschinenraum - ebenfalls ein der Seefahrt entnommene Idee, die im All mit der komplizierten Technik und vor allem fehlendem Interesse an Heizern nicht funktionieren kann - versetzt werden. Statt dessen startet er mit Tom Atkins eine waghalsige Aktion und rettet eines der Triebwerke, bevor es in der Sonne verglüht. Um den Chefingenieur von seiner sturen Haltung abzubringen, haben die Piraten ihn in eines der autark agierenden Triebwerke gesperrt und dieses in Richtung Sonne losgeschickt. Auch hier verschließt sich vor dem Leser die höhere Logik, denn erstens hätte ein normaler Pirat den nicht kooperationsbereiten Mann einfach erschossen oder zumindest gefoltert und zweitens sind sie an dem kompletten DYNA-CARRIER interessiert. Immerhin wollen sie mit dem Raumschiff das Sonnensystem beherrschen und selbst nach einer erfolgreichen Aktion hätte die irdische Regierung ein weiteres, leistungsstarkes Schiff gebaut. Darum macht es wenig Sinn, die eigene Beute zu demontieren und die eigene Position derartig zu schwächen.

Im Vergleich insbesondere zu H.G. Francis sehr packenden Schreibstil und seiner Dynamik insbesondere in Hinblick auf Actionszenen wirkt “Die Hyänen des Alls” unterkühlt. Ein wenig mehr Humor und vor allem eine interessante, variantenreichere Schilderung der beiden großen Kampfsequenzen - zu Beginn der Handstreich, dem die DYNA-CARRIER zum Opfer fällt und später der Kampf gegen die Piraten auf dem Merkur - hätten dem vorliegenden Buch gut getan. Dabei finden sich in dem nicht originellen Plot einige gute Ideen: die Rakete, die auf direkten Kurs zur Sonne fliegt und die Unfähigkeit der führenden Offiziere. Aus beiden Prämissen hätte ein geschickter Autor unter Ausnutzung anderer Perspektiven deutlich mehr machen können. So unterhält “Die Hyänen des Alls” leidlich. Die Tatsache, das am Ende Chet Morrow trotz seiner bekannten Unschuld und seinem Mut, einen Menschen und zusätzlich das elementare Triebwerk der DYNA-CARRIER zu retten, nicht in seinen ursprünglichen Rang zurückversetzt wird, unterstreicht die Unentschlossenheit von Expose und Roman.

T.R.P. Mielke verfasste mit “Die gnadenlose Jagd” (UTOPIA Zukunftsroman 560 einen ebenso unentschlossenen Roman, dessen Handlung allerdings eher im Agentenmilieu spielt. Weiterhin gibt Mielke allerdings einen tieferen Einblick hinter die Kulissen der nicht immer wirklich optimistischen Zukunft. Er zeigt, mit welchen Schwierigkeiten die Menschen auf der Erde zu kämpfen haben und unter welchen nicht immer glorreichen Verhältnissen sie leben. Da haben es die Astronauten deutlich besser. Chet Morrow als Fähnrich muss sich auch mit der Realität nach seiner Degradierung auseinandersetzen. Auch wenn selbst der Geheimdienst UNO inzwischen seine Bestrafung als Intrige sieht. Pflichtbewusst und übergenau leistet Morrow seinen Dienst ab. Der Zufall will es, dass er Opfer eines Saboteurs wird. Gleichzeitig schleicht sich ein Saboteur in die wichtigen Fabrikhallen der Raumfahrt ein. Natürlich glauben seine Vorgesetzen Morrow nach der Vereitelung einer Katastrophe nicht auf Anhieb. Die UNO stellt ihn schließlich als Sonderkurier. Er soll wichtige, aber inzwischen öffentliche Datensätze zur Archivierung bringen. Anfänglich ein reiner Routineauftrag, bis Morrow erkennt, das ein unbekannter Attentäter es nicht nur auf die Datensätze, sondern auch auf sein Leben abgesehen hat.

Mielkes Roman leidet trotz der dynamischen Anfangs unter einer quälend langsam verlaufenden Handlungen, die sich aus einer Reihe sehr unwahrscheinlicher Versatzstücke zusammensetzt. Das beginnt schon mit der Tatsache, dass eine Agentin von einem Inspektor der Firma General Electrics gezwungen wird, ihre Mission aufzugeben und mit ihm zur nächsten Bahnstation zu fahren, um sich dort rechtmäßig auszuweisen. Schließlich hatte sie verbotene elektronische Geräte an Bord. Auch die Attentate auf Morrow wirken vor allem in Hinblick auf die Person der Attentäter fast leichtsinnig oberflächlich ausgeführt. Das Morrow schließlich nicht nur auf den mehrmals begutachteten Filmen eine wichtige Information erkennt, welche den Spezialisten entgangen ist, überzeugt ebenso wenig wie die Tatsache, dass er sich schließlich auf die Jagd nach seinen potentiellen Mördern im Alleingang macht und die Erde gegen die kaum bekannten Außerirdischen schon durch Zufall zumindest eine defensive “Waffe” entwickelt hat. Das diese dann auch noch gestohlen wird, ohne das die gesamten Streitkräfte informiert werden - zu diesem Zeitpunkt befand sich Morrow an Bord des modernsten Raumschiffs der Erde, dem DYNA- CARRIER ! - grenzt nicht an Fahrlässigkeit, sondern lässt sich nur durch diverse Verschwörungstheorien erklären. Am Ende des Romans wird Morrow nicht nur in Amt und Würden zurückversetzt, die Menschheit macht sich romantechnisch daran, nach den unbekannten Außerirdischen zu suchen, denen Morrow sehr überrascht schon im zweiten Heft “In den Wüsten der Venus” begegnet ist. Auch der Aufstand in “Der Wasserkönig der Zenta- Schlucht” ist auf einen perfiden Plan der Fremden zurückzuführen. Das plötzlich am Ende des vorliegenden Heftromans “Die gnadenlose Jagd” die militärischen Anführer über ein umfangreicheres Wissen verfügen als bislang angenommen worden ist und anscheinend ohne weitere Hintergründe Morrow im Grunde nur zu einem menschlichen Köder degradiert worden ist, wirkt folgerichtig und wird von Thomas R.P. Mielke auch überzeugend dargelegt. Nur im Kontext mit den anderen vorangegangenen Heftromanen ist der Bruch etwas zu stark und das Verhalten der Militärs etwas zu forsch. Auch werden auf diese Art und Weise die vielleicht berechtigten Aufstände auf der Venus - wegen der im Grunde modernen Goldgräbergesellschaft und den schlechten Verkaufsbedingungen ihrer Waren - und auf dem Mars - warum das Wasser in einer derartig hierarchisch organisierten Gesellschaft privatisiert worden ist, entzieht sich dem Kenntnisstand der Leser - auf eine Verschwörung natürlich bösartiger außerirdischer Mächte reduziert. Der Roman selbst erscheint mechanisch geschrieben. Zwar beschreibt Mielke das Eindringen des Saboteurs genauso eindringlich wie den Endkampf zwischen den Attentätern und Morrow, aber Mielkes Schreibstil ist im vorliegenden Band überzogen distanziert. Auch wirkt es unglaubwürdig, dass die Attentäter - vor allem wenn der Leser ihre Natur kennt - mehrmals derartige Fehlleistungen abliefern. Hier hätten sich die Autoren etwas Besseres, Originelleres einfallen lassen sollen und können. Auf die Serie bezogen bekommt “Ad Astra” mehr und mehr ein einprägsameres Gesicht. Der Fokus geht zwar mehr von einer möglichen friedlichen Besiedelung fremder Welten dank der neuen DYNA-CARRIER Technik zu einer Auseinandersetzung mit bösartigen fremden Wesen, deren Vorgehensweise genauso wie ihre Motive noch im Dunkeln liegen. Zu den besten Szenen im vorliegenden Roman gehören die ruhigen Augenblicke, in denen Mielke Chet Morrows Frustration über seine ungerechte Degradierung und vor allem den Verlust seiner Chance, auf einem ersten interstellaren Raumschiffe mit zufliegen, schreibt. Diese Selbstzweifel verschwinden allerdings in dem Moment, in welchem Chet Morrow auf den Datensätzen seine wichtige Entdeckung macht. Das niemand anders über diese Bilder gestolpert ist, erscheint unwahrscheinlich. Sehr viel effektiver wäre es gewesen, Morrow mit dem bekannten Wissen als Ködern und Lockvogel einzusetzen, um die Feinde aus den Verstecken zu locken. So wirkt insbesondere die zweite Hälfte des Romans zu unwahrscheinlich, zu konstruiert und insbesondere in Person Morrows zu vorhersehbar.

Der dritte Sammelband “Die Hyänen des Alls” vereinigt die beiden bislang schwächsten Romane der “Ad Astra” Serie. Plottechnisch sind sie wichtig, da in ihnen der Fokus mehr und mehr auf die außerirdische Bedrohung auf der einen Seite und die fehlende Kooperation zwischen Geheimdienst sowie Militär, oder Untergebener/ Vorgesetzter gelegt wird. Sowohl Grasmück als auch Mielke zeigen nur an einigen wenigen Stellen, das sie spannend und unterhaltsam zu gleich schreiben können. Sicherlich werden sie auch durch die Mechanik der Exposes behindert, in denen Francis vor allem auf bekannte Versatzstücke zurückgreift und der exotische Flair insbesondere der beiden Auftaktromane zu Gunsten aus unzähligen Heftromanen vertrauter und auch Mitte der sechziger Jahre nicht mehr origineller Szenarien zurückgedrängt wird.

03. Jun. 2008 - Thomas Harbach
http://www.sf-radio.net/buchecke/science_fiction/i...

Der Rezensent

Thomas Harbach
Deutschland

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