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Startseite > Rezensionen > Armin Möhle > Horror > Das schwarze Haus

Das schwarze Haus

DAS SCHWARZE HAUS

Stephen King, Peter Straub
Roman / Horror

Heyne

Taschenbuch, 832 Seiten
ISBN: 978-345387370-4

Apr. 2004, 1. Auflage, 9.95 EUR
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Ein dicker Band wie DAS SCHWARZE HAUS mit über 800 Seiten wirft die Frage nach dem Sinn einer Taschenbuchausgabe auf – in technischer Hinsicht natürlich nur. Grundsätzlich sind und bleiben Taschenbuchausgaben teurerer Hardcoverbände natürlich zu begrüßen, nicht nur, weil die finanziellen Ressourcen der Leser geschont werden, sondern auch, weil sich ihre Enttäuschung in Grenzen hält, wenn ihnen die Bücher nicht zusagen sollten...
DAS SCHWARZE HAUS ist die zweite Kooperation der US-amerikanischen Horror-Autoren Stephen King und Peter Straub, die bei näherem Hinsehen gar nicht so recht zueinander passen wollen: der Vielschreiber und der Stilist, der deutlicher weniger Romane veröffentlicht hat als sein populärerer Kollege, ihm in inhaltlicher Härte aber nicht nachsteht. Gleichzeitig mit dem Band wurde auch der erste Roman, den King und Straub bereits 1984 (deutsche Erstveröffentlichung 1986) gemeinsam schrieben, DER TALISMAN, neu aufgelegt (Heyne TB 13967). Obwohl beide Romane denselben Protagonisten aufweisen, ist es für das Verständnis von DAS SCHWARZE HAUS nicht nötig, zuvor DER TALISMAN gelesen zu haben.
In DER TALISMAN begab sich der zwölfjährige Jack Sawyer in Parallelwelten, den sogenannten Territorien (dort noch, vermutlich wegen des nicht identischen Übersetzers: Regionen), auf die Suche nach dem im Titel genannten Talisman, der seine Mutter retten soll. In DAS SCHWARZE HAUS ist er Anfang dreißig und hat sich nach einer kurzen, aber spektakulären Karriere bei der Polizei von Los Angeles in French Landing, einer Kleinstadt im US-Bundesstaat Wisconsin, zur Ruhe gesetzt. Als dort drei Kinder einem Serienkiller zum Opfer fallen und ein Jugendlicher entführt wird, kann er sich nicht dagegen wehren, in die Ermittlungen einbezogen zu werden.
King und Straub kreieren eine Ausgangssituation, die für Horror-Romane US-amerikanischer Autoren typisch ist: eine Kleinstadt, die von brutalen Verbrechen (oder anderen unerklärlichen Ereignissen) heimgesucht wird. Die Identität des Täters und sein Versteck werden ebenso schnell wie die Existenz des Schwarzen Hauses enthüllt. Danach verbleiben nur wenige Spannungselemente. Erst nach knapp einem Drittel des Romans wird klar, daß die Ereignisse im Zusammenhang mit den Territorien und Jacks Fähigkeit, zwischen ihnen und unserer Welt zu wechseln, stehen müssen, auch wenn sich die Bedrohung für sämtliche Welten erst nach einem weiteren Drittel des Buches offenbart.
Die Autoren spulen routiniert, mit zahlreichen Protagonisten und mit einem weiten Handlungsbogen, den Plot ihres Romans ab. Ihre Anteile an dem Band sind einfach voneinander zu unterschieden, wenn man die Charakteristiken der Autoren kennt: die Passagen von Straub sind stilistisch komplexer und atmosphärisch dichter und damit reizvoller als die von King, bei dem sich sogar angesichts von wenig gehaltvollen Dialogen und Monologen eine gewisse Motivationslosigkeit vermuten läßt. Freilich: Neues bieten sie nicht. Das gilt nicht nur für den Handlungsort (in unserer Welt), sondern auch für das Parallelweltkonzept und mit weniger als der Bedrohung aller Welten geben sich die Autoren ohnehin nicht zufrieden.
Dazu paßt es auch, daß Jack Sawyer in den Territorien die Frau seines Lebens findet und nach einer tödlichen Verletzung nur noch dort leben kann – kurze Trips in unsere Welt sind aber nicht ausgeschlossen, falls King und Straub nochmals einen Roman gemeinsam schreiben wollen... (Mit Sawyer als Protagonisten. Wenn sich die Autoren damit wieder fast zwei Jahrzehnte Zeit lassen, wäre ihre Figur etwa Anfang fünfzig.) Zwiespältig bis konzeptionslos wirkt es, daß die drei Kindermorde nicht Teil der Aufgabe sind, die der Täter im Auftrag der bösartigen Mächte zu erfüllen hat, sondern sie zur Befriedigung seiner Gelüste beging. Immerhin ist Sawyer nicht allein für die Abwendung jener Bedrohung zuständig.
DAS SCHWARZE HAUS ist kein gutes Beispiel für eine Kooperation zweier (Horror-) Autoren: nur alten Wein in neuen Schläuchen, nur Altbekanntes zwischen neuen Buchdeckeln. Der Vorgängerband, DER TALISMAN, ist reizvoller, weil in ihm die Autoren ausgetretenen inhaltlichen Pfade des Genres noch in einem größeren Maß verließen. Angesichts der wenigen Gemeinsamkeiten zwischen King und Straub ist kaum verwunderlich, daß sich ihre Kooperationen auf die Romane um Jack Sawyer beschränken, von denen der zweite, DAS SCHWARZE HAUS, offenbar nur aus kommerziellen Gründen entstand.. Unter den (Einzel-) Romanen der Autoren finden sich bessere Werke, was nicht nur für Straub, sondern auch für den Vielschreiber King gilt.

14. Jun. 2008 - Armin Möhle
http://www.armin-moehle.de/

Der Rezensent

Armin Möhle
Deutschland

Website: http://www.armin-moehle.de
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Armin Möhle, Jahrgang 1964, tätig im öffentlichen Dienst, ist nicht nur Herausgeber des FANZINE-KURIER (www.fanzine-kurier.de), der Besprechungen über Fanzines, Magazinen und Büchern aus Kleinverlagen enthält, sondern auch Autor von Rezensionen, Artikel und Kurzgeschichten für bundesdeutsche Fanzines und andere Publikationen.



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