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Scheiss drauf! Eine Rock’n’Roll-Bio in Bildern, ein Leben gegen den Strich/Rock’n’Roll Tripper

SCHEISS DRAUF! EINE ROCK’N’ROLL-BIO IN BILDERN, EIN LEBEN GEGEN DEN STRICH/ROCK’N’ROLL TRIPPER

Buch / Phantastik

Helmut Wenske/Chris Hyde
Scheiss drauf! Eine Rock’n’Roll-Bio in Bildern, ein Leben gegen den Strich
Berlin: Verlag der Jugendkulturen e.V. in Zusammenarbeit mit dem Verlag Thomas Tilsner 2003 267 S. € 22,–
Chris Hyde
Rock’n’Roll Tripper
Berlin: Verlag der Jugendkulturen e.V. in Zusammenarbeit mit dem Verlag Thomas Tilsner 2003 164 S. € 18,–

Liebhabern der phantastischen Literatur ist Helmut Wenske vor allem als jener Künstler bekannt, der die surrealistischen Umschläge für die Insel-Reihe „Phantastische Wirklichkeit. SF der Welt“ – oft reproduziert, zuletzt einige auf der CD „paintings from inner space“ der fantasyy factoryy – und etliche Einzelveröffentlichungen vorlegte. Die Malerei war aber nur eine vorübergehende Phase in Wenskes Leben, und leider schreibt er, dass ihn das Malen heute langweilt. Mit einigem Stolz zitiert er auch einen Kindermund, einen neunjährigen Knaben, der bei Besichtigung einer von seiner Ausstellungen zu seinem Vater sagte: „Welcher Mörder hat denn diese Bilder gemalt?“ Es passt dazu, dass er jahrelang unter Mordverdacht an einem Mädchen stand und seine Unschuld erst durch einen DNA-Test erwiesen wurde. Wenske hat auch psychedelische Covers für das Schallplattenlabel Bacillus gemacht, darunter viele für die Band „Nektar“. Irgendwann wurde ihm auch das über, er wollte sich nie irgendwelchen Zwängen beugen, und er schmiss den ganzen Krempel hin. Zweifellos hätte Wenske in seinen verschiedenen Inkarnationen als Maler, Gestalter von Buch- und Schallplattencover oder Musiker viel Geld verdienen können, wenn er es darauf angelegt hätte. Das hat ihn aber nie gekümmert. Er war ein wilder Hund, wohnte jahrelang in einer Wohnung zwei Stock über einem Puff im Hanauer Rotlicht-Milieu, trieb sich in allen Hanauer Rock-Schuppen und Bars herum, versuchte es mit Drogen, soff und war in Raufereien verwickelt. Rock’n’Roll Tripper, die Erstauflagen erschienen 1983 und 1988, ist ein authentischer, rotzig, mit origineller Stimme geschriebener Bericht über jene wilden Jahre, der zu so etwas wie einem Underground-Klassiker geworden ist, den manche mit Bukowski verglichen haben, eine Chronik des deutschen Rock’n’Rolls. Inzwischen gibt es auch einen hochinteressanten Film über Shakin all over – Helmut Wenske – ein Leben gegen den Strich, gedreht von Daniel Siebert & Axel Czamecki (amigo productions, 2006), in dem u. a. Tony Sheridan, Martin Compart, Joern Rauser und H.R. Giger zu Wort kommen. Der Umschlagtext der DVD dieses Films fasst auch das Buch so gut zusammen, dass er es wert ist, vollständig zitiert zu werden:

Vom rebellischen Halbstarken zum Kulissenmaler für Striptease Shows und Rock-Clubs, vom innovativen Cover-Designer psychedelischer Bands zum international gefeierten Underground-Maler, vom viel beachteten Illustrator von Science-Fiction-Literatur zum anerkannten Kultautor und literarischen Chronisten der deutschen Rockgeschichte: Helmut Wenske hat viele Gesichter, ist faszinierendes Unikum und schillernder Underdog, ist zugleich einer der bedeutsamsten deutschen Maler der Nachkriegszeit wie der bis dato vielleicht authentischste Rock’n’Roller, den diese Republik zu Gesicht bekam – vor allem aber ist er ein Rebell. Wenske und Konformität sind Antipoden, das Aufbegehren gegen Autoritäten zieht sich wie ein roter Faden durch sein Leben.

Entschieden dürfte diese rebellische Haltung von seiner Mutter ausgelöst worden sein, die absolute Kontrolle über ihren Sohn ausüben wollte, ihm einhämmerte, dass nie etwas aus ihm werden würde und ihn sadistisch bestrafte, wenn er – immer wieder – ihre Erwartungen nicht erfüllte. Eine Konstante aber gibt es in Wenskes Leben, und das ist seine Frau Erika, „Jeanny“, die ihm Halt gab und mehr als einmal das Leben gerettet haben dürfte. In beiden Büchern – und der DVD – findet man eine Fülle faszinierender Aufnahmen, aus der Rocker-Zeit, mit Musikern, Wenske als Reiter, als Weltreisenden. Diese Dokumente zeigen jedenfalls einen faszinierenden Menschen, von dem fast alle wohl nur eine kleine Facette kennen. Wie der Titel „Scheiss drauf!“ ist auch die Widmung des Buches höchst ungewöhnlich: „Für alle, die mich kennen, und besonders für jene, welche mich am besten nie kennengelernt hätten.“

01. Jul. 2008 - Dr. Franz Rottensteiner

Der Rezensent

Dr. Franz Rottensteiner
Österreich

Total: 59 Rezensionen
März 2018: keine Rezensionen

Franz Rottensteiner
wurde am 18.01.1942 in Waidmannsfeld/Niederösterreich geboren.

Studium der Publizistik, Anglistik und Geschichte an der Universität Wien,

1968 Dr. phil.

Rund 15 Jahre Bibliothekar an einem Forschungsinstitut, daneben Tätigkeit für verschiedene Verlage, unter ander...

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