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Flucht über den Himalaya – Tibets Kinder auf dem Weg ins Exil
| FLUCHT ÜBER DEN HIMALAYA – TIBETS KINDER AUF DEM WEG INS EXIL
Hoerbuch / Belletristik
Maria Blumencron
Gekürzte Lesefassung nach dem gleichnamigen Roman aus dem Piper Verlag, München, 2003
steinbach sprechende bücher, Schwäbisch Hall, 2/2008
4 CDs, Hörbuch, Belletristik, Drama, 978-3-88698-589-0, Laufzeit: ca. 248 Min., ca. EUR 19.99
Vorgetragen von Maria Blumencron
Titelbildgestaltung von steinbach sprechende Bücher unter Verwendung eines Fotos von Jörg Arnold
www.sprechendebuecher.de
http://web.mac.com/mariavonblumencron/Maria_von_Blumencron/mariavonblumencron.html
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Maria Blumencron ist Filmemacherin, Schauspielerin und Schriftstellerin. Ausgezeichnet wurde sie vor allem für ihren Dokumentarfilm Flucht über den Himalaya für das ZDF. Darin schildert sie die Geschichte von sechs tibetischen Kindern, die zusammen mit einem jungen Mönch die Flucht über die unwegsamen Gletscher nach Indien wagten, um im Exil und unter dem Schutz des Dalai Lama eine bessere Zukunft zu finden.
Maria Blumencron selbst begleitete mit ihrem Freund und einem Fernsehteam das gewagte Unternehmen. 2003 legte sie ein Buch nach, das einige Aspekte der abenteuerlichen wie gefährlichen Reise vertiefte. Dieses ist nun endlich auch in ein Hörbuch umgesetzt worden. Die Autorin selbst trägt die gekürzte Lesefassung vor, die eine Laufzeit von ca. 250 Min. hat und auf vier CDs verteilt wurde.
Die Politik in China in Bezug auf die autonome Region Tibet ist durchaus bekannt, aber es bedarf immer wieder kritischer Dokumentationen mutiger Filmemacher und der ernsten Worte des Dalai Lama, um die westliche Welt aufzurütteln. Kaum jemand denkt dabei allerdings an die Kinder, die ähnlich wie ihre Eltern nur ein Leben im Elend zu erwarten haben. Wenn sie höher hinaus wollen, müssen sie dies mit einer Erziehung und Ausbildung fernab der Heimat bezahlen, mit strenger Indoktrinierung und damit auch mit dem Verlust ihrer kulturellen und religiösen Identität.
So ist es kein Wunder, dass die Eltern, die sich so sehr wünschen, dass ihre Kinder es einmal besser haben, zu einem verzweifelten Schritt greifen. Immer wieder schicken sie ihre Söhne und Töchter heimlich über die Grenze nach Nepal und Indien, in der Hoffnung, dass diese im Exil ihren Weg machen und dort das Glück finden, ohne jedoch sich selbst zu verlieren. Nicht wenige sterben bei dem Unterfangen, weil die oftmals sehr gut bezahlten Führer gar nicht die Absicht haben, die Kleinen an ihr Ziel zu bringen, oder weil die Chinesen sie irgendwann aufgreifen.
Dolkar, Pema, Chime, Dhondup, Tamding und Lahkpa sind die jungen Protagonisten der Geschichte. Maria Blumencron beschreibt zunächst die Schicksale, die der Flucht voraus gingen: Pema wird von der Mutter weggeschickt, weil der Vater im Suff gewalttätig gegen das Kind geworden ist und ihm ein Bein gebrochen hat. Andere müssen gehen, weil das Familienoberhaupt das mühsam verdiente Geld der Mutter immer wieder für Huren und am Spieltisch ausgibt, weil er einfach nur der desolaten Situation entgehen will. Oder eine Familie hat mehr Kinder, als staatlich erlaubt, und kann dies nicht länger verbergen. Und nicht zuletzt will die eine oder andere Familie, dass ihr Kind mit den Traditionen Tibets aufwächst und nicht durch chinesischen Einfluss entfremdet wird.
Man erfährt, wie die Kinder zusammen treffen und wer sie aus welchen Gründen führen wird. Der Gruppe schließt sich neben einem jungen Mönch auch ein Mann an, der zwar lange Jahre mit den Chinesen zusammengearbeitet hat, aber nun nicht mehr länger die Augen vor den Gräueln verschließen kann, die seinem Volk angetan werden.
Das alles wird von der Autorin sehr bewegend geschildert. Es ist natürlich klar, wo ihre Sympathien liegen, aber dennoch bemüht sie sich so fair zu bleiben wie es bei einem so heiklen Thema möglich ist.
Sie beschreibt die anrührenden Schicksale der Kinder, ohne dabei übertrieben zu wirken, fängt die Gedanken und Gefühle der beteiligten Menschen ein und widmet sich dann ebenso emotional dem mühsamen Weg durch die Berge, den einige der Kinder nur mit durchgelaufenen Turnschuhen und nicht ausreichender Kleidung bewältigen.
Dabei ist es von Vorteil, dass Maria Blumencron das Buch selbst vorträgt, da sie besser als jeder andere weiß, wie der Charakter der Kinder war und dies auch in ihrer Sprechweise ausdrücken kann. So klingt jedes Kind anders, und umso lebhafter wird ihr Vortrag.
Dabei muss sie nicht einmal dick auftragen; die aufwühlenden Erlebnisse sprechen für sich. Immer wieder wird der Zuhörer mitgerissen, bangt um die Kinder und amüsiert sich über ihre Eskapaden heraus kommt ein Wechselbad der Gefühle, wie es anrührender nicht sein könnte.
Das macht Flucht über den Himalaya zu einem bewegenden Hörbuch, das nicht nur in seinen Bann schlägt, sondern auch emotional mitreißt, gerade wenn man sich ein wenig mehr mit Tibet beschäftigt.
05. Okt. 2008 - Christel Scheja
Der Rezensent
Christel Scheja
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