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Die Geschichte vom Brandner Kaspar
| DIE GESCHICHTE VOM BRANDNER KASPAR
Hoerbuch / Mystery
Joseph Vilsmaier (Regie Film) & Toni Nirschl (Regie Hörbuch)
Nach der Gschicht vom Brandner Kaspar von Franz von Kobell
der Hörverlag, München/Clasart Filmproduktion/Perathon Film, München, 9/2008
2 CDs im aufklappbaren Pappdisplay mit integriertem Booklet à 7 Seiten, Original-Hörspiel nach dem Kinofilm Die Geschichte vom Brandner Kaspar, Belletristik, Drama, Mystery, 978-3-86717-274-5, Laufzeit: ca. 144 Min., gesehen 11/08 für EUR 19.95
Drehbuch und Drehbuchbearbeitung: Klaus Richter
Sprecher: Gerd Anthoff, Franz Xaver Kroetz, Michael Bully Herbig, Lisa Maria Potthoff, Peter Ketnath, Sebastian Bezzel u. v. m.
Titel- und Fotos im Innenteil aus verschiedenen Quellen
Musik: Christian Heyne
www.hoerverlag.de
www.brandnerkaspar-derfilm.de/
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Der Brandner Kaspar lebt mehr schlecht als recht in einem abgelegenen, bayerischen Dorf. Seine Enkelin Nannerl ist die einzige Freude seiner alten Tage. Eines Nachts klopft der Boanlkramer an seine Tür und will ihn mitnehmen, denn Kaspars Zeit ist um. Der gerissene Alte lädt seinen unerwünschten Gast zu einigen Gläschen Kirschgeist ein. Als der arglose Boanlkramer, zu dem noch niemand freundlich war, betrunken ist, betrügt Kaspar ihn beim Kartenspiel und darf am Leben bleiben.
Im Himmel kommt bald heraus, dass der Boanlkramer seine Aufgabe nicht erfüllt hat. Erneut muss er losziehen und versuchen, den Kaspar umzustimmen. Zunächst ist dieser obenauf, da er glaubt, dass niemand ihm etwas anhaben könne, aber dann schlägt das Schicksal gnadenlos zu, und er verliert alles, was ihm lieb war. Der Boanlkramer nutzt die Gelegenheit, um Kaspar neugierig auf den weißblauen Himmel zu machen, wo seine Familie bereits auf ihn wartet, es Weißwurst und keine Preußen gibt. Er will nur mal schauen
Franz von Kobell lebte im 19. Jahrhundert in München und war Universitätsprofessor. Außerdem schrieb er Erzählungen in bayerischer Mundart. Die Gschicht vom Brandner Kaspar diente als Vorlage für erfolgreiche Bühnenstücke und wurde auch verfilmt, zuletzt unter der Regie von Joseph Vilsmaier, der einige hochkarätige Schauspieler, darunter Michael Bully Herbig, für sein Projekt gewinnen konnte. Der Hörverlag publizierte zeitgleich das Original-Hörspiel zum Film.
Selbst wenn man diesen nicht gesehen hat, wird man als Zuhörer schnell in die Handlung hinein gezogen. Man nimmt Anteil am Leben des Brandner Kaspars und der Menschen seines Umfelds, die alle nachvollziehbare Sorgen und Freuden haben. Bärbeißiger Humor und Tragödie wechseln einander ab. Mal amüsiert man sich über den gewitzten Kaspar, der den gutmütig-naiven Boanlkramer einfach übers Ohr haut, dann wieder trauert man mit ihm, als er allein ist und merkt, dass er eigentlich nichts mehr hat, für dass zu leben es sich noch lohnt. Während auf der Erde die Menschen ihr Schicksal erdulden müssen und immer wieder Leid erfahren, wird im bayerischen Himmel ausgelassen gefeiert - bei Brezel, Weißwurst und Hefeweizen.
Die Geschichte mag früher den Sinn gehabt haben, den Menschen die Angst vor dem Tod zu nehmen ähnliche Motive findet man in vielen Märchen und Sagen - und ihn als etwas zu erklären, das unausweichlich und in vielen Fällen eine Erlösung ist. Ihre Aufgabe erfüllt sie sogar heute noch: Der Boanlkramer ist gar kein schlechter Kerl und der Himmel ein erstrebenswerter Ort, an dem man alles Leid hinter sich lässt.
Obwohl die Handlung das Herz rührt, wird einem nicht viel Zeit gelassen, traurig zu sein, da auf jede Tragödie immer gleich eine heitere Szene folgt. Die Spielfreude der Schauspieler trägt ihren Teil dazu bei, dass man sich dieses Auf und Ab, wie man es aus dem richtigen Leben kennt, gern gefallen lässt. Man fühlt sich durchaus an Serien wie Das königlich-bayerische Amtsgericht oder den Komödienstadl erinnert. Die Dialoge sind auch für Nicht-Bayern verständlich.
Die Geschichte vom Brandner Kaspar ist als Hörspiel ein Spaß für Jung und Alt. Der Titel wendet sich nicht nur an Cineasten und Hörbuch-Freunde, sondern auch an all jene, die sich für literarische Klassiker interessieren.
24. Nov. 2008 - Irene Salzmann
Der Rezensent
Irene Salzmann

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Irene Salzmann, Jahrgang 63, verheiratet, drei Kinder, studierte mehrere Semester Südostasienwissenschaften und Völkerkunde an der LMU München.
Schon seit Jahren schreibt sie phantastische und zeitgenössische Erzählungen, die zunächst in den Publikationen der nicht-kommerziellen Presse erschienen sind. In den vergangenen Jahren w...
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