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Rezepte der Äbte – Von Klöstern, Heiligen und himmlischen Genüssen
| REZEPTE DER ÄBTE – VON KLÖSTERN, HEILIGEN UND HIMMLISCHEN GENÜSSEN
Buch / Kochbuch
Wolfgang Monninghoff
Egmont vgs Verlagsgesellschaft, Köln, 3/2004
HC mit Schutzumschlag, Sachbuch, Essen & Trinken, Bildband, Kulturgeschichte, Religion, 3-8025-1565-X, 144/1990
Titelgestaltung von Metzgerei Strzelecki, Köln unter Verwendung der Fotos von Marc Garanger/CORBIS, Stefan Adam, Getty Images, Mauritius Die Bildagentur
Fotos und Abbildungen im Innenteil aus verschiedenen Quellen
www.vgs.de
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Früher war es Gang und Gäbe, den Speiseplan sowohl an dem zu orientieren, was die Natur anbot, wie auch zu berücksichtigen, was mit den Kirchenfesten zur Tradition geworden war. Beides ging oft Hand in Hand, z. B. die Fastenzeit vor Ostern, wenn die Speisekammern nach dem langen Winter leer waren. Osterlämmer, Martinsgänse, Christstollen und andere Spezialitäten kamen nur zu den entsprechenden Anlässen auf den Tisch.
Die Klöster, die Orte der Kontemplation und Enthaltsamkeit sein sollten, umgingen die strengen Speiseregeln geschickt durch kunstvoll bereitete Gerichte, deren Aussehen oft über den wahren Inhalt hinweg täuschte, und gehaltvolles Bier wurde als zusätzliches Nahrungsmittel in Fastenzeiten gereicht.
Durch Importe, Treibhäuser, Eistruhen usw. ist man inzwischen relativ unabhängig geworden von den Jahreszeiten, und viele Traditionen gerieten in Vergessenheit. Dadurch kennt auch der Speisezettel kaum noch Höhepunkte, denn man kann praktisch alles zu jeder Zeit haben. Dieser Umstand bewegte so manchen zum Umdenken zumal, so schlecht waren die Rezepte von Uroma nun wirklich nicht. Tatsächlich hat sich allerlei in die Gegenwart gerettet, angepasst an die heutigen Ernährungsgewohnheiten.
Auf das Interesse, was man früher zu welchen Festen auftischte, antworten mittlerweile verschiedene Kochbücher, so dass man anhand dieser Anregungen die eigene Küche abwechslungsreicher und wieder etwas mehr im Einklang mit dem Kalender gestalten kann.
Rezepte der Äbte ist nicht nur eine Sammlung reizvoller Rezepte, die sich nach dem Kirchenjahr, das bereits im Dezember beginnt, richtet. Hier werden außerdem zahlreiche Festtage und die mit ihnen verbundenen Bräuche vorgestellt. Auch Klöster, deren Namen untrennbar mit einer kulinarischen Spezialität verbunden sind, fanden Berücksichtigung.
Der Inhalt ist nach Monaten geordnet, doch findet sich ein Verzeichnis, das die Rezepte nach Sachgebiet listet. Dem Anhang kann man Adressen und Informationen zu den Abbildungen entnehmen. Das Buch hat fast schon Bildbandqualität, denn die Texte werden durch zahlreiche Fotos von den Gerichten, Klöstern u. v. m. ergänzt.
Beispielsweise nennt der Januar Neujahr, Dreikönig, sowie die Tage des Antonius und Sebastian. Man erfährt, seit wann diese als Feiertage geehrt werden, wer die Heiligen waren, welche Traditionen überliefert sind. Dazu kommen die Rezepte Neujahrsbrezel, Vollkorn-Dreikönigskuchen, Schweinebraten, Winterlicher Salat mit Datteln und Sprossen, Brezensuppe, Chiemsee Fischwurst, Hering-Kartoffel-Pastete und Forellen in Chablis. Weitere Stichworte, zu denen Erklärungen beigefügt wurden, sind Dreikönigskuchen, Kloster auf Zeit, Fasten, Fisch und Salz. Ähnlich aufgebaut sind die übrigen Monate.
Das macht Rezepte der Äbte zu einem vielseitigen Sachbuch, das kulturhistorisch interessante Informationen, Ausflugstipps und auch schmackhafte Rezepte bietet. Allerdings sind Letztere nicht auf Deutschland bzw. Europa begrenzt. Auch Exotisches hat sich durch die Missionare etablieren können, darunter Schnelles Kimchi, Bulgoki und Kochbananen in Tomaten-Kokossauce.
Sicher lecker und leicht nachzukochen ist die Bayerische Creme, ein April-Rezept, das oft am Weißen Sonntag das Mittagessen abrundete:
Das Mark von _ Vanilleschote mit 4 Bl. Gelatine in etwas kaltem Wasser einweichen. _ l Milch zum Kochen bringen. 4 Eigelb mit 100 g Zucker schaumig schlagen und unter Rühren langsam in die Milch geben. Die Masse bei leichter Hitze und unter Rühren eindicken lassen, aber nicht mehr kochen. Topf vom Herd nehmen und ausgedrückte Gelatine darin auflösen. Creme erkalten lassen und immer wieder umrühren. Wenn die Creme zu erstarren beginnt, 100 g steif geschlagene Sahne unterheben.
Es macht Spaß, in dem schönen Buch zu lesen, die Bilder von malerischen Landschaften zu betrachten und die Rezepte auszuprobieren. Sie sind abwechslungsreich und von unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad, so dass jeder etwas finden kann, was ihm schmeckt.
Rezepte der Äbte eignet sich bestens zum Verschenken und natürlich behält man es selber auch sehr gern.
08. Dez. 2008 - Irene Salzmann
Der Rezensent
Irene Salzmann

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Irene Salzmann, Jahrgang 63, verheiratet, drei Kinder, studierte mehrere Semester Südostasienwissenschaften und Völkerkunde an der LMU München.
Schon seit Jahren schreibt sie phantastische und zeitgenössische Erzählungen, die zunächst in den Publikationen der nicht-kommerziellen Presse erschienen sind. In den vergangenen Jahren w...
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